- Mulisch
-
Harry Mulisch (* 29. Juli 1927 in Haarlem) ist ein niederländischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Harry Mulisch ist der Sohn eines ehemaligen österreichischen Offiziers und einer Frankfurter Jüdin. Sein Vater Karl Viktor Kurt Mulisch war während der Zeit der deutschen Besetzung der Niederlande (1940-45) Personaldirektor einer Bank, die konfisziertes jüdisches Eigentum verwaltete. Für diese Tätigkeit musste der Vater nach dem Krieg drei Jahre in ein Internierungslager. Allerdings konnte er durch diese Position seine jüdische Ex-Gattin und den Sohn vor den Nationalsozialisten und der Deportation schützen. 1936 ließen sich seine Eltern scheiden; Harry Mulisch wohnte bei seiner Mutter und wurde großenteils durch die Hausangestellte Frieda Falk erzogen[1].
Diese Bindung Mulischs zwischen Verfolgung wegen seiner jüdischen Herkunft einerseits (über die Mutter) und der Kollaboration mit den nationalsozialistischen deutschen Besatzern andererseits (über den Vater) prägte ganz erheblich sein schriftstellerisches Werk. Mulisch behauptet von sich aufgrund dieser Verbindung, er sei der Zweite Weltkrieg („Ik ben de Tweede wereldoorlog“).
Harry Mulisch war 1961 Berichterstatter beim Eichmann-Prozess in Israel. Daraus entstand seine Reportage Strafsache 40/61, die 1963 mit dem Vijverberg-Prijs ausgezeichnet wurde. Seit 1962 war er mit Hannah Arendt befreundet, die ebenfalls Prozessbeobachterin war und das Werk Eichmann in Jerusalem verfasst hat.
Weltweite Beachtung fanden seine Romane Das Attentat (1982) sowie Die Entdeckung des Himmels (1992), in dem das Verhältnis von Wissenschaft und Religion auf mystische Weise behandelt wird.
In der niederländischen Nachkriegsliteratur ist oft von den „großen Drei“ die Rede – gemeint sind Willem Frederik Hermans, Gerard Reve und Harry Mulisch. Mulisch nannte sich nach dem Tod Hermans' und der fortschreitenden Demenzerkrankung Reves manchmal scherzhaft den „großen Einen“ („de grote Eén“).
Das literarische Schaffen Mulischs umfasst ein weites Spektrum aus journalistischen Arbeiten, Erzählungen, Romanen, Dramen, Lyrik, Opernlibretti und philosophischen Essays. Mulisch wurde in seinem Heimatland mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Staatspreis für Literatur (1977) und 1995 mit dem bedeutendsten Niederländischen Literaturpreis (Prijs der Nederlandse Letteren).
Im Jahr 2002 wurde ihm vom Deutschen Botschafter in Amsterdam das Bundesverdienstkreuz erster Klasse für Das Attentat und Die Entdeckung des Himmels aufgrund der „wichtigen Vermittlerrolle seiner Werke“ verliehen.
Werke
- Siegfried (Siegfried. Eine schwarze Idylle, 2001, Roman) ISBN 3-446-20090-8
- Het Theater, de Brief en de Waarheid (2000, Novelle)
- De Procedure (Die Prozedur, 1999, Roman) ISBN 3-446-19692-7
- De Ontdekking van de Hemel (Die Entdeckung des Himmels, 1992, Roman) ISBN 3-446-17377-3
- De Elementen (Die Elemente, 1988, Roman) ISBN 3-499-13114-5
- De Pupil (Augenstern, 1987, Roman) ISBN 3-446-15396-9
- Hoogste Tijd (Höchste Zeit, 1985, Roman) ISBN 3-499-23334-7
- De Aanslag (Das Attentat, 1982, Roman) ISBN 3-499-22797-5
- Opus Gran (1982, Gedichte)
- Oude Lucht (1977, Erzählungen)
- Kind en Kraai (1975, Gedichte)
- Twee Vrouwen (Zwei Frauen, 1975, Roman) ISBN 3-499-22659-6
- Tegenlicht (1975, Gedichte)
- Mijn Getijdenboek (1975, Autobiographie)
- De vogels (1974, Gedichte)
- Woorden, woorden, woorden (1973, Gedichte)
- Het seksuele bolwerk, Zin en waanzin van Wilhelm Reich (Das sexuelle Bollwerk, Sinn und Wahnsinn von Wilhelm Reich, 1973, Essay) ISBN 3-499-22435-6
- Oidipous Oidipous (1972, Theaterstück)
- De Verteller (1970, Roman)
- Bericht aan de Rattenkoning (1966, Essay)
- De Zaak 40/61 (Strafsache 40/61, 1962, Reportage über den Eichmann-Prozess in Jerusalem) ISBN 3-7466-8016-6
- Zelfportret met Tulband (Selbstportrait mit Turban, 1961, Autobiografischer Roman) ISBN 3-499-13887-5
- Tanchelijn (1960, Theaterstück)
- Het Stenen Bruidsbed (Das steinerne Brautbett, 1959, Roman) ISBN 3-518-22192-2
- Het Zwarte Licht (1956, Roman)
- De Sprong der Paarden en de Zoete Zee (1955, Novelle)
- De Diamant (1952, Roman)
- Archibald Strohalm (1951, Roman)
- Die Säulen des Herkules (Essays) ISBN 3-499-22449-6
Adaptionen
Verfilmungen
- 1977 - Liebe ohne Skrupel (Twee vrouwen) – Regie: George Sluizer
- 1986 - Der Anschlag (De aanslag; nach dem Roman Das Attentat) – Regie: Fons Rademakers. Die Verfilmung erhielt 1987 den Oscar für den besten fremdsprachigen Beitrag.
- 2001 - Die Entdeckung des Himmels (De ontdekking van de hemel) – Regie: Jeroen Krabbé
Hörspiele
- 2005 - Das steinerne Brautbett (Bearbeitung und Regie: Norbert Schaeffer, Produktion: MDR)
Hommage
- 2007 - In Koen Mortiers Verfilmung des Buches Ex Drummer von Herman Brusselmans wurde eine Metal-Band nach Harry Mulisch benannt.
Quellen
Weblinks
- Offizielle Homepage (niederländisch und englisch)
- Literatur von und über Harry Mulisch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Harry Mulisch in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- "Hitler war ein schwarzes Loch" - Günter Kaindlstorfer im Gespräch mit Harry Mulisch erschienen in Der Standard
- Harry Mulisch – eine mehrteilige Würdigung bei Einseitig.info
- [1] Kritische Rezension aus "Schreibheft" über seine Bücher, die den Nationalsozialismus thematisieren
Personendaten NAME Mulisch, Harry KURZBESCHREIBUNG niederländischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 29. Juli 1927 GEBURTSORT Haarlem
Wikimedia Foundation.