- Music Hall
-
Music Halls im weiteren Sinn waren Unterhaltungsstätten in London (etwa seit 1850) und Paris (seit der Liberalisierung der Theatergesetze 1867) bis in die 1930er Jahre, die ihrem Publikum ein Bühnenspektakel kombiniert mit Restaurant oder Bar anboten, manchmal auch mit der Gelegenheit, zu tanzen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Music Halls gingen aus den Londoner Saloon Bars beziehungsweise den Pariser Cafés chantants oder Cafés-concerts hervor und konnten sich erst entwickeln, als den eigentlichen Theatern die Privilegien für Bühnenveranstaltungen entzogen wurden. Der eingedeutschte, vor allem in Wien verwendete Begriff lautete Singspielhalle.
Im engeren Sinn bezeichnet Music Hall das Unterhaltungsprogramm, das dort stattfand (eine Art Varieté oder Revue mit musikalischen und akrobatischen Einlagen), und bedeutet dann etwa dasselbe wie Vaudeville im Amerikanischen. Music Hall kann mehr einer Zirkusveranstaltung oder mehr einem Konzert gleichen.
Das moderne französische Chanson ist aus dem Music Hall hervorgegangen (Mistinguett, Maurice Chevalier). Eine der berühmtesten noch existierenden Music Halls ist das Pariser Olympia. In London beschäftigte der Impresario Fred Karno die Komiker Stan Laurel und Charlie Chaplin in seiner Music Hall, bevor sie sich dem Film widmeten.
Die Kinotheater, die sich in den 1920er Jahren beträchtlich vermehrten, trugen wesentlich zum Niedergang der Music Halls bei. Die Mehrheit wurde bis spätestens in den 1960er Jahren geschlossen. Vor allem in London gibt es jedoch Bestrebungen, die erhaltenen Gebäude zu renovieren und wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen.
Weitere Bedeutungen
Der Ausdruck „Hall“ kann sich auch auf die besondere Größe einer Konzertlokalität beziehen wie der Radio City Music Hall in New York City. – Als Musikstil dient Music Hall zur Bezeichnung einer eingängigen Melodik zwischen Volkslied und Schlager. Ein klassischer Music-Hall-Song ist das Marschlied It’s a Long Way to Tipperary (1914).
Als Name für Konzertlokalitäten und Clubs wurde der Begriff Music Hall seit den 1970er-Jahren wieder populär, wie die Aladin Music Hall in Bremen oder die Jovel Music Hall in Münster zeigen.
Literatur
- Raymond Mander, Joe Mitchenson: British Music Hall, London: Gentry 1974.
- Jacques Feschotte: Histoire du music-hall, Paris: Presses universitaires 1965.
Weblinks
Wikimedia Foundation.