Muttersprachdidaktik

Muttersprachdidaktik

Die Sprachdidaktik beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit dem Erwerb sprachlicher Kommunikationsfähigkeit. Sie befasst sich mit der Lehre vom Lehren und Lernen neuer Sprachformen oder einer Sprache, ferner mit der Vermittlung von schriftlicher und sprachlicher Handlungskompetenz.

Gestützt auf systematische Vorgehensweisen, das heißt klare sprachtheoretische, psychologische und pädagogische Grundlagen, verfolgt die Sprachdidaktik folgendes Ziel: Der Lernende soll Sprachwissen, den normativen und kreativen Sprachgebrauch, das ästhetisch fundierte Sprachempfinden, die stilistische Kompetenz sowie die Sprachreflexion in einer gewünschten Sprache lernen und weiterentwickeln.

Inhaltsverzeichnis

Historische Anfänge

Sprachdidaktik entsteht im Allgemeinen dann, wenn in einer Kultur die Sprache, sowie der Umgang mit fiktionalen Texten zu einer institutionellen Aufgabe werden. Im europäischen Kulturkreis trat diese Entwicklung bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. zur Zeit der Sophisten in Griechenland auf. Zu Beginn der Neuzeit zeichnete sich in Westeuropa das Bestreben ab, auch die eigenen, nationalen Sprachen systematisch zu erfassen, um den „heiligen“ Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch ebenbürtig zu sein.

Aufgabenfelder und Inhaltsbereiche

Sprachdidaktik bezieht sich gleichermaßen auf Schule und Erwachsenenbildung. Der erstmögliche Einfluss der Sprachdidaktik beginnt mit dem Eintritt des Lernenden in die Primarstufe. Sprachliches Handeln und damit die Fähigkeit zur Kommunikation sind Ausgangs- und Zielpunkt des Unterrichts.

Die sprachdidaktischen Aufgaben gliedern sich in

  • mündliches Sprachhandeln
  • schriftliches Sprachhandeln, einschließlich Schreiben und Rechtschreiben
  • Umgang mit Texten und Medien, einschließlich Lesen
  • Untersuchen von Sprache

Mündliches Sprachhandeln ist die Fähigkeit, eine Situation aktiv und gezielt in der beabsichtigten Weise durch sprachliche Äußerungen zu verändern. Es ist ein Medium des Unterrichts, weil in der Mündlichkeit der überwiegende Teil des Unterrichts, insbesondere Erarbeitung und Verständigung, stattfindet.

Im schriftlichen Sprachhandeln sind von Anfang an das Schreiben- und das Rechtschreibenlernen integriert, weil nur dadurch deren Sinnhaftigkeit hergestellt werden kann. In diesem Aufgabenbereich wird die Schreibkompetenz entwickelt, welche sich bis zur Fähigkeit, ein Thema situationsangemessen, zielgerichtet, bewusst und selbstständig in einem kohärenten, übersichtlich gegliederten Text textsortenspezifisch, sprachlich angemessen entfaltet.

Der Umgang mit Texten setzt die bereits erworbene Schreib- und Lesekompetenz voraus. Durch den Umgang und durch die Reflexion von Texten erlangt der Lernende Textkompetenz. Textkompetenz bedeutet die Fähigkeit, durch Textrezeption und Textproduktion gezielt Wissen zu verarbeiten, zu erweitern, zu vertiefen und zu verändern.

Das Untersuchen von Sprache fördert das Sprachbewusstsein und kann somit in den Bereich der Meta-Ebene der sprachlichen Handlungskompetenz eingeordnet werden. Ein elementares Wissen um grammatikalische Begriffe und den daraus folgenden sprachanalytischen Verfahren ermöglichen dem Lernenden den reflexiven und auch experimentellen Umgang mit Sprachhandeln und Sprachsystem.

Alle vier Aufgabenfelder dürfen nicht als autonome Bereiche verstanden werden, sondern bedingen sich gegenseitig. Der Erwerb der aus den Aufgabenbereichen resultierenden Fähigkeiten stellt schließlich das Ziel der Sprachdidaktik dar.

Literatur

  • G. Augst, H. Künkler (1981): Untersuchung zur Sprache von Kindern. In Zabel, H. (Hrsg.), Studienbücher zur Sprach- und Literaturdidaktik. Studienbuch: Einführung in die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur (S. 135ff.). Paderborn, München, Zürich, Wien: Schöningh.
  • H. Glinz (2003): Geschichte der Sprachdidaktik. In Bredel, U., Günther, H., Klotz, P., Ossner, J., Siebert-Ott, G.(Hrsg.), Didaktik der deutschen Sprache. Band 1. (S. 17-29). Paderborn, München, Zürich, Wien: Schöningh.
  • H. Bartnitzky (2000): Sprachunterricht heute. Sprachdidaktik Unterrichtsbeispiele Planungsmodelle. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH&Co.KG.
  • W. Steinig, H.-W. Huneke (2007): Sprachdidaktik Deutsch, 3. Auflage, Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co.
  • J. Ossner (2008): Sprachdidaktik Deutsch. Eine Einführung, 2. Auflage, Paderborn: utb Schöningh.
  • U. Bredel; H. Günther; P. Klotz; J. Ossner & G. Siebert-Ott (Hrsg.) (2003): Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. 2 Bde., Paderborn: utb Schöningh

Weblinks


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