Myspace

Myspace
Myspace
Offizielles Logo
www.myspace.com
Kommerziell Ja
Beschreibung Kleine-Welt-Netzwerk
Registrierung für die meisten Dienste erforderlich
Sprachen mehrsprachig
Eigentümer Specific Media[1]
Urheber Thomas Anderson, Chris DeWolfe
Logo der Betaversion
Logo bis Oktober 2010 mit Schriftzug „A Place for Friends“

Myspace (von englischmy space“, „mein Raum/Platz“, auch My_____, früher MySpace) ist eine mehrsprachige, werbefinanzierte Website, die ihren Nutzern ermöglicht, kostenlose Benutzerprofile mit Fotos, Videos, Blogs, Gruppen usw. einzurichten. Lange Zeit galt MySpace als der beliebteste Vertreter eines Sozialen Netzwerks (Web 2.0). Seit 2008 jedoch zählt Facebook als einer der Hauptwettbewerber von MySpace mehr Mitglieder. Seitdem hat ein stetiger Rückgang der Mitgliederzahlen eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünglich war MySpace.com ein Anbieter für kostenlose Datenspeicherung im Internet. Erst im Juli 2003 gründete Tom Anderson die Community unter der gleichen Internetadresse. Das Unternehmen wurde im Juli 2005 vom Medienkonzern News Corporation für 580 Millionen US-Dollar gekauft. MySpace verzeichnete zu Beginn ein rasantes Benutzerwachstum von bis zu 230.000 neuen Mitgliedern pro Tag.[2] Die 100-Millionen-Marke wurde am 9. August 2006 durchbrochen, am 19. September 2009 waren es 267.794.915 Mitglieder. Dieses neuartige Entstehen einer globalen Community hat zeitweise sogar den US-amerikanischen Geheimdienst NSA aufmerksam gemacht.[3]

Das Besondere an MySpace war seit Gründung durch Tom Anderson der Schwerpunkt Musik. Anderson nutzte seine Kontakte zu Künstlern und Bands und überzeugte sie davon, sich „ihren MySpace“ einzurichten. Damit wurde es möglich, dass Bands und Fans miteinander in Kontakt treten konnten – und das war zu Beginn der größte Erfolgsfaktor der Website.

Heute werden viele Band-Spaces nicht mehr von den Musikern selbst, sondern von Fanclubs oder dem Management gepflegt. Dies ist natürlich vor allem bei bekannten Künstlern der Fall. Weniger bekannte Künstler pflegen ihren Space weiterhin selbst. Sie informieren über das Erscheinen von neuen Alben und Tourneedaten. Auch bieten die meisten Bands Hörproben einzelner Musikstücke an, manche sogar zum Download. Zusätzlich können sich die Nutzer eigene Seiten individuell einrichten, um damit etwas von sich preiszugeben, ganz getreu dem Motto „Sehen und Gesehen werden“. Für viele zählt, möglichst viele „Freundschaften“ zu schließen.

Durch den Schwerpunkt Musik bildeten sich im Laufe der ansteigenden Popularität auch Szenen in der MySpace-Community. Da Musiker aus verschiedenen Staaten über MySpace miteinander kommunizieren können, ist eine länderübergreifende Szeneentwicklung online möglich. Die Musiker, die ähnliche Musik machen, „freunden“ sich an und werben für den jeweils anderen durch Bulletins, Kommentare oder Blogeinträge.[4] Auch ist durch die Bildung von Szenen eine Möglichkeit für Musiker entstanden, Plattenlabels auf sich aufmerksam zu machen.

Seit dem Kauf der Domain myspace.com durch News Corp. zeichnet sich ein (von Rupert Murdoch auch angekündigter) Trend dahingehend ab, die Website für andere multimediale Inhalte, vor allem für Filme zu öffnen. Während Anderson ursprünglich allerdings vorwiegend kleine, unbekannte Künstler für MySpace gewinnen wollte, zielt Murdochs Strategie auf große, kommerzielle Filmprojekte ab. Inzwischen ist auch eine Compilation-CD erschienen, auf der ausschließlich Künstler zu hören sind, die über MySpace bekannt geworden sind und bei MySpace Records unter Vertrag stehen.

Im August 2006 wurde eine Kooperation mit Google vereinbart, die vorsieht, dass die Google-Suche sowie Google AdSense in MySpace integriert wird. MySpace erhielt dafür zwischen 2007 und 2010 mindestens 900 Millionen Dollar.

Die eindeutige Ausrichtung auf den nordamerikanischen bzw. englischsprachigen Raum hat sich bisher jedoch noch nicht sichtbar verändert. Daher war MySpace, die laut Alexa Internet sechst-beliebteste englischsprachige und sechst-beliebteste multilinguale Website, in Kontinentaleuropa weniger bekannt. Ende 2006 startete MySpace eine deutsche Betaversion, die im Januar 2007 bereits 2,5 Millionen Mitglieder hatte. Im Sommer 2007 wurde eine separate Österreich-Version bereitgestellt.[5]

Seitdem MySpace 2008 von seinem Hauptkonkurrenten Facebook in Bezug auf die Mitgliederzahl überholt worden ist, arbeitet das Unternehmen daran, sich stärker von Facebook abzugrenzen. Seitdem liegt der Schwerpunkt weniger auf der Pflege von bestehenden Kontakten, sondern mehr auf dem Schließen neuer Bekanntschaften. Weiterhin soll bei MySpace laut Co-Präsident Mike Jones für die User das kreative Schaffen einer neuen Identität im Vordergrund stehen, da es bei MySpace weniger um das reale Leben geht. Passend dazu soll das multimediale Image des Netzwerks aufrechterhalten und weiter ausgebaut werden. Priorität haben Optionen wie Musik hören, Spiele spielen und Videos schauen.[6] Diese Maßnahmen konnten den einsetzenden Rückgang der Mitgliederzahlen allerdings nicht stoppen.

Im Januar 2011 wurde bekanntgegeben, dass MySpace weltweit 500 Mitarbeiter entlässt. Der deutsche Standort mit 30 Angestellten wird komplett geschlossen. Damit wurde auf die schlechte Bilanz des Jahres 2010 reagiert, der ein deutlicher Mitgliedsverlust vorherging.[7] Allein im Zeitraum von Januar bis März 2011 schrumpften die globalen Mitgliederzahlen von MySpace von 83 auf 63 Millionen Benutzer,[8] bei den Seitenaufrufen in Deutschland verzeichnete die Seite im Vergleich zum März 2010 (51 Millionen Visits) ebenfalls einen dramatischen Absturz von fast 70% auf nur noch 15,73 Millionen Klicks.[9]

Im Juni 2011 wurde bekannt gegeben, dass News Corp. sich von MySpace trennt. Neue Besitzerin ist die Firma Specific Media aus Kalifornien, die laut Berichten von US-Medien dafür einen Betrag von 35 Millionen US-Dollar zahlt, obwohl von News Corp. zunächst noch ein Preis von 100 Millionen US-Dollar angestrebt worden war.[10]

Kritik

Kritik an MySpace gibt es aufgrund verschiedener Probleme mit Barrierefreiheit, Sicherheitslücken, gefälschten Profil-Seiten von Prominenten (Fakes), Verbreitung von Drohungen, Rassismus, Spam-Freundschaftsanfragen zu Werbezwecken und anderem. Ende Februar 2006 gab es Meldungen, dass über 7.000 Account-Daten im Internet kursieren sollten, da eine Sicherheitslücke ausgenutzt wurde und die Zugangsdaten dadurch ausgespäht werden konnten.[11]

In Internet-Marketing-Foren werden MySpace-Profile mit tausenden Kontakten verkauft, um es Spammern zu ermöglichen, kostengünstig sogenannte Bulletins, also Mitteilungen, an alle „Freunde“ zur selben Zeit zu verschicken. Auch sind bereits Programme (umgangssprachlich: Bots) entwickelt worden, um bis zu 500 Freunde pro Tag automatisiert einzuladen.

Ende März 2006 wurden rund 200.000 Benutzerseiten aufgrund allzu freizügiger Darstellungen und anderer Gründe gelöscht. Kritik äußerte sich nach einem Fall von sexuellem Missbrauch nach Kontaktanbahnung über das Portal, so wurde MySpace als ein „Jagdgrund für Pädophile“ bezeichnet. Aber auch von potenziellen jugendlichen Amokläufern, die zum Beispiel ihr Waffenarsenal präsentierten, sowie von Drohungen gegen Lehrer, Mitschüler und Schulen wurde berichtet.[12]

Anfang Dezember 2006 wurden alle vorhandenen Profile mit einer amerikanischen Sexualstraftäter-Datenbank abgeglichen. Als Grund für dieses Vorgehen wurde genannt, die Benutzer vor Belästigung zu beschützen. Dieses Vorgehen hat Kritik bei Datenschützern hervorgerufen.[13]

Ende Januar 2008 gelang es Unbekannten des Online-Forums TribalWar.com durch eine Sicherheitslücke bei MySpace Fotos herunterzuladen, die von den jeweiligen Benutzern eigentlich als privat deklariert wurden und nur von befreundeten Profilen aus zugänglich sein sollten. Über ein Programm wurden rund 44.000 Profile durchlaufen und etwa 500.000 private Bilder heruntergeladen, welche dann später als 17 Gigabyte große BitTorrent-Datei im Internet angeboten wurden.

Bei Löschungen von Accounts wird in der Regel lediglich eine Standard-E-Mail verschickt und den Benutzern kein konkreter Grund genannt, weshalb dem Unternehmen vorgeworfen wird, willkürlich oder aus weltanschaulichen Gründen Accounts zu löschen.[14] Auch ein Forum zum Austausch von betroffenen Nutzern wurde inzwischen von MySpace entfernt.[15] Beispielsweise wurde die religionskritische Atheist and Agnostic Group, die zu einer der größten Nutzergruppen bei MySpace im weltanschaulichen Bereich angewachsen war, plötzlich und ohne Vorwarnung entfernt. Zehntausende Benutzer waren betroffen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heise Online: MySpace hat einen neuen Besitzer, 30. Juni 2011
  2. CNN: MySpace cowboys, 29. August 2006
  3. Spiegel Online: Datenmine der Geheimdienste?, 9. Juni 2006
  4. http://www.simplewelt.com/2008/01/myspace-szenen/
  5. Spiegel Online: Spiegel-Gespräch: "Jetzt geht's erst richtig los", 12. Januar 2007
  6. http://www.faz.net/s/Rub2F3F4B59BC1F4E6F8AD8A246962CEBCD/Doc~E1A574BE2E40A44E8ACC3AD0EF29564EE~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  7. http://www.golem.de/1101/80676.html
  8. MySpace schrumpft monatlich um 10 Mio. Benutzer, 27. März 2011
  9. IVW: Neue Tiefpunkte für MySpace & VZ-Trio, 27. März 2011
  10. Zeit Online: Soziale Netzwerke: News Corp. trennt sich von MySpace, 30. Juni 2011
  11. heise online: Myspace-Account-Daten kursieren im Web, 21. Februar 2006
  12. Financial Times: MySpace acts to calm teen safety fears (englisch), 30. März 2006
  13. Myspace gleicht Nutzerprofile mit Sexualtäter-Datenbank ab, 12. Dezember 2006
  14. Peter Mühlbauer: "Bart Simpson Child Fucker". In: Telepolis. Heise, 10. März 2007 (HTML, abgerufen am 10. März 2007).
  15. http://www.myspace.com/myspaceprofiledeletions (Zugriff über Google-Cache möglich)

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