Métro Léger de Charleroi

Métro Léger de Charleroi
Triebwagen 7504 im unterirdischen Bahnhof Parc

Die Métro Léger de Charleroi ist eine Stadtbahn, die den Großraum Charleroi erschließt. Das Netz erstreckt sich über eine Länge von 25 km und verfügt über neun unterirdische Stationen. Der Betreiber der Metro Charleroi ist die TEC Charleroi, ein Tochterunternehmen der Transport en Commun (TEC).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ausgangslage

Schematische Darstellung des Streckennetzes
Straßenbahn- und Metro-Netz zwischen 1976 und 2005

Zum Ende der 1960er Jahre ist der Großraum Charleroi von zwei verschiedenen Straßenbahn-Betreibern erschlossen. Im Westen des Stadtzentrums durch das Überlandnetz der staatlichen SNCV und im Osten durch die Linien des städtischen Betriebes STIC (Société des transports intercommunax de Charleroi). Beide Netze sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit: das Wagenmaterial ist veraltet und die Strecken verlaufen meist ungünstig trassiert in eingleisiger Seitenlage.

Entscheidung zum Bau der Metro

Zur Verbesserung des ÖPNV wurde daher beschlossen, das Netz schrittweise durch den Bau neuer, vom Individualverkehr getrennter Trassen in eine Metro umzuwandeln. Die Planung umfasst einen Innenstadtring sowie acht Äste in die Außenbezirke. Die vollständige Inbetriebnahme war für 1992 vorgesehen.

Der Bau der Metro-Strecken begann am Ende der 1960er Jahre, das erste Teilstück wurde 1976 in Betrieb genommen. Mit der Inbetriebnahme neuer Strecken wurden die bisher parallel verlaufenden Straßenbahnstrecken stillgelegt und die dort verkehrenden Linien auf die neue Metro-Strecke verlegt.

Krise in den 1980er Jahren

Unvollendeter Bahnhof Sart Culpart im Jahre 2005

Konterkariert wurde das Projekt der Metro durch die in den 1980er Jahren immer schneller voranschreitende Stilllegung der SNCV-Strecken. Dies führte dazu, dass die neu erstellte Metro-Infrastruktur von immer weniger Linien genutzt wurde.

Außerdem machten sich die Unterfinanzierung des Betriebs, der Kompetenzenstreit zwischen SNCV und STIC sowie die betrieblich ungünstige Lage der neuen Strecken negativ bemerkbar. Dies führte zu der erstaunlichen Tatsache, dass komplett fertiggestellte Strecken jahrelang nicht eröffnet wurden. Auch an im Rohbau befindlichen Streckenteilen wurden die Bauarbeiten eingestellt.

Heutige Situation

Nach der Vereinigung von SNCV und STIC zur TEC kommt es zur Eröffnung eines Teils der bereits seit Jahren fertiggestellten Strecken. Die betriebsfertige Strecke Waterloo–Centenaire ist allerdings bis heute nicht in Betrieb genommen worden und verfällt in zunehmendem Maße. Laut einem Bericht des belgischen Radiosenders RTBF wird jedoch derzeit eine Inbetriebnahme der Strecke geprüft, was etwa fünf Millionen Euro kosten würde. Die Gleise und die Oberleitungen sind noch funktionsfähig, die Ausbildung neuer Fahrer wird seit einiger Zeit auf der Strecke Waterloo–Chet durchgeführt.

Zukünftige Entwicklung

Es ist nicht damit zu rechnen, dass die ursprüngliche Metro-Planung in vollem Umfang wieder aufgenommen wird.

Folgende kleinere Erweiterungen sind in Bau und werden ab 2012 eröffnet:

  • Vervollständigung des Innenstadtrings durch eine Neubaustrecke Parc–Sud. Diese wird aber nicht wie ursprünglich geplant als Hochbahn, sondern als Straßenbahn entstehen.
  • Fertigstellung der im Rohbau fertigen Strecke Gilly–Soleilmont.
  • Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnstrecke nach Jumet und Gosselies, die zurzeit lediglich als Betriebsstrecke zum Depot dient.

Infrastruktur

Strecken

Folgende Strecken werden zurzeit betrieben:

  • Innenstadtring, 7 Bahnhöfe
  • Strecken nach Pétria, 11 Bahnhöfe: diese Strecke ist als einzige der ursprünglich geplanten Metro-Strecken vollständig fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Ab Pétria verläuft sie auf der ehemaligen SNCV-Strecke als Straßenbahn bis nach Anderlues.
  • Strecke nach Gilly, 3 Bahnhöfe


Die Entwicklung der Gleisinfrastruktur wird in den folgenden Plänen veranschaulicht:

Eröffnungsdaten

Jahr Ast nach Strecke Anzahl neuer Bahnhöfe
1976 Innenstadtring Sud–Ouest 3
1980 Pétria Ouest–Piges 1
1982 Pétria Moulin–Paradis 3
1983 Innenstadtring Ouest/Piges–Beaux-Arts 1
1983 Pétria Piges–Providence 1
1986 Pétria Paradis–Pétria 2
1992 Pétria Providence–Moulin 3
1992 Innenstadtring Beaux-Arts–Waterloo 1
1992 Gilly Waterloo–Gilly 3
1996 Innenstadtring Waterloo–Parc 2

Liniennetz

Das Netz wird zurzeit von folgenden Linien befahren (Stand: 2011).

  • Linie 54: Sud–Beaux-Arts–Waterloo–Gilly
  • Linie 55: Gilly–Waterloo–Parc
  • Linie 84: Fontaine–Gilly (nur in der Hauptverkehrszeit)
  • Linie 88: Parc–Waterloo–Beaux-Arts–Anderlues
  • Linie 89: Sud–Beaux-Arts–Anderlues

Literatur

  • Helmut Roggenkamp, Aktuelles von der SNCV im Hennegau/Belgien, Der Stadtverkehr 1/1985, Seite 25-29
  • R. Jünger, SNCV-Überlandbahn im Hennegau vor dem Ende?, Stadtverkehr 1/1989, Seite 20-23
  • Raimund Jünger, Charleroi - Die Metro im Dornröschenschlaf, Stadtverkehr 4/1989, Seite 18-23
  • Hans Ahlbrecht, Fortschritte bei der Métro léger in Charleroi, Stadtverkehr 1/1992, Seite 37-38
  • Hans Ahlbrecht, Ost-West-Achse der Métro Charleroi eröffnet, Stadtverkehr 1/1993, Seite 18-21
  • Raimund Jünger, Belgien: Busse ersetzen Stadtbahnwagen nach La Louvière, Stadtverkehr 11-12/1993, Seite 52

Weblinks

"Die Métro Phantôme von Charleroi" - Begehung der Strecke, die nie in Betrieb ging


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