Mühlhäuser Landgraben

Mühlhäuser Landgraben
Mühlhäuser Landgraben im bunten Herbstlaub
Plan zum Mühlhäuser Landgraben (Standort Eigenrieder Warte)

Der Mühlhäuser Landgraben ist eine als Kulturdenkmal eingetragene Wallanlage im Nordwesten der Kreisstadt und ehemaligen freien Reichsstadt Mühlhausen/Thüringen. Der Mühlhauser Landgraben wurde etwa ab 1350 als Doppel- und Einfachgraben mit Knick angelegt und diente der Grenzbefestigung und dem Schutz des ehemaligen Königsgutsbesitzes um Mühlhausen vor Raubritterüberfällen aus Niedersachsen, Hessen und dem Eichsfeld. Er reicht von der Mühlhäuser Hardt im Norden bis zum Güldenen Holz im Westen und ist 26 km lang. Er schloss die Lücke zwischen der Sondershausen-Schwarzburgischen Landwehr im Norden und der Landwehr der Thüringischen Grafen im Süden. Zu den im Süden und Osten angrenzenden, befreundeten Wettinischen Gebieten waren keine Schutzbauten notwendig. Der Durchgang und Handel erfolgte nur an den Warten, den bewachten Tortürmen, von denen es folgende sechs gab: Eigenrieder Warte, Dörnaer Warte, Lengefelder Warte, Horsmarer Warte, Eigenröder Warte und Sollstedter Warte.

Die Durchfahrten waren mit Schlagbäumen gesichert. Über weitere Warten und Kirchtürme erfolgte die Signalübermittlung zwischen dem Landgraben und der Stadt Mühlhausen. Das Turmsymbol fand Eingang in das Wappen von Lengefeld, das am 20. September 1994 genehmigt wurde. Der stilisierte Turm steht dort für die Lengefelder Warte.

Mühlhäuser Landgraben bei Bickenriede bei Nebel im November

Bis 1808 wurde die Anlage unterhalten. Bis dahin hatten die 19 Dörfer des Königsgutsbezirkes, zu deren Schutz der Mühlhäuser Landgraben errichtet worden war, für Erhaltungsmaßnahmen an Knick und Graben sowie an den Warten an die Stadt Mühlhausen ein Landwehr- und Turmgeld zu zahlen. Danach wuchs der bis heute erhalten gebliebene strukturreiche Hochwald auf, der zu DDR-Zeiten nicht genutzt wurde und auf weiten Strecken einen urwaldartigen Charakter angenommen hat. Selbst nach 1992 wurden nur einzelne, wertvolle Stämme heraus genommen. Der 50 bis 100 m breite Waldstreifen setzt sich v. a. aus alten Rotbuchen und Stieleichen, aber auch aus Esche, Bergahorn, Linden, Feldahorn und anderen Baumarten zusammen. Auch die Elsbeere ist nicht selten. Der Mühlhäuser Landgraben verbindet mehrere größere Waldgebiete miteinander und dient daher der Biotopvernetzung. Entlang des Mühlhäuser Landgrabens wurden zwischen 1667 und 1669 143 Grenzsteine gesetzt, von denen bis heute zahlreiche erhalten geblieben sind. Sie weisen heute noch den Weg mit der Mühlhaue, dem Hoheitszeichen der Freien Reichsstadt Mühlhausen auf der Vorderseite und dem Mainzer Rad des Kurmainzischen Fürstentums Eichsfeld auf der Rückseite.

Lengefelder Warte im März 2003

Über einen Fußpfad ist der Mühlhäuser Landgraben in seiner gesamten Länge zu erwandern. Möglich sind u.a. Tageswanderungen vom Parkplatz an der Eigenrieder Warte bis zur Lengefelder Warte und zurück bzw. von der Lengefelder Warte bis zur Mühlhäuser Hardt und zurück. An der Lengefelder Warte befindet sich auch eine Gaststätte mit Thüringer Speisenangebot. Reizvoll sind Wanderungen Ende April, wenn sich die Frühjahrsblüher zu voller Pracht entfaltet haben und Mitte Oktober, wenn Herbstlaub den Wald in bunte Farben hüllt.

Literatur

  • Rolf Aulepp: Der Mühlhäuser Landgraben, ein kulturgeschichtliches und landschaftlich wertvolles Bodendenkmal. In: Kulturbund der DDR, Kreiskabinett Worbis (Hrsg.): Eichsfelder Heimathefte. Heft 2, Heiligenstadt 1979, S. 110-122.
  • Dierk Röbke: Der Mühlhäuser Landgraben. Das kleine Wanderbuch. 26 S., Mühlhausen 2002 (Thüringen).
  • Hartmut Ulle: Schutz vor Raubrittern. In: Thüringer Allgemeine, S. TCMZ 1 vom 2. Januar 2007.

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