- N. radialis
-
Der Nervus radialis (Abk. N. radialis; dt. Speichennerv) ist ein Nerv des Armnervengeflechts (Plexus brachialis). Seinen Ursprung hat er beim Menschen im Fasciculus posterior des Plexus brachialis und bezieht damit Fasern aus den Rückenmarksegmenten C5–Th1, bei Haussäugetieren von C7–Th1, bei Raubtieren auch aus Th2. Er innerviert die Streckmuskeln des Ellenbogen-, des Handgelenks und der Finger- (bei Tieren Vorderzehen-)gelenke.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
In der Mitte des Oberarms zieht der Nervus radialis zwischen den Köpfen (Caput laterale und Caput mediale) des Musculus triceps brachii und wendet sich, direkt dem Oberarmknochen aufliegend, zusammen mit der Arteria profunda brachii im Radialiskanal nach außen (lateral) und zieht über den Ellenbogen. Dort teilt er sich in einen Ramus superficialis (Hautast) und einen Ramus profundus (Muskelast). Der Ramus profundus durchbricht den Musculus supinator.
Innervierte Muskeln
Der Nervus radialis innerviert am Oberarm folgende Muskeln:
Bei Tieren innerviert der Muskel außerdem den Musculus tensor fasciae antebrachii, bei Huftieren zieht auch ein Ast an den Musculus brachialis.
Am Unterarm versorgt er folgende Muskeln:
- Musculus extensor carpi radialis longus und brevis
- Musculus extensor digitorum (bei Tieren Musculus extensor digitorum communis)
- Musculus extensor digiti minimi (Tiere: Musculus extensor digitorum lateralis)
- Musculus extensor carpi ulnaris
- Musculus extensor indicis
- Musculus abductor pollicis longus
- Musculus extensor pollicis longus und brevis
- Musculus brachioradialis (fehlt bei Huftieren)
- Musculus supinator
- kurze Fingerstrecker
Versorgte Hautgebiete
Der Nervus radialis versorgt sensibel
- den seitlich-hinteren Oberarm
- die Streckseite des Unterarms
- den Rücken der Hand (bei Tieren des Vorderfußes)
Radialislähmung
Eine Radialislähmung tritt vor allem im Bereich des Oberarms auf, wo der Nerv direkt dem Knochen anliegt. Häufige Ursachen bei Mensch und Tier sind Frakturen des Oberarmknochens oder langes Liegen auf der Seite, etwa bei einer Narkose, beim Menschen auch im Alkoholrausch („Parkbanklähmung“, siehe auch Neuropraxie) oder durch chronische Bleivergiftung.
In diesem Fall kommt es zur Lähmung der Handgelenksstrecker und der Strecker der Finger- bzw. bei Tieren Vorderzehengelenke. Durch den relativ höheren Tonus der intakten Beugemuskeln sind die Finger gebeugt und ebenso das Karpalgelenk (Handgelenk). Dies wird beim Menschen als Fallhand oder Kusshand (ähnelt der Haltung beim Handkuss) bezeichnet, bei Tieren als „Überköten“.
Liegt die Schädigung weiter proximal (oben), kommt es zusätzlich zu einer Lähmung des Triceps, und das Ellbogengelenk kann nicht mehr gestreckt werden. Gleichzeitig kommt es zu einem Verlust der Sensibilität in den versorgten Hautgebieten.
Bei einer postoperativen (direkt nach einer Operation auftretenden) Radialislähmung sollte zunächst ein Neurologe konsultiert werden was das weitere Vorgehen betrifft. Denn solange der Nerv nur durch die Neurolyse (Offenlegung eines Nerves) geschädigt ist und nicht durchtrennt, bildet sich die Fallhand in der überwiegenden Zahl der Fälle in einem Zeitraum von etwa drei Monaten zurück. Bei älteren Menschen dauert die Regenerationsphase wesentlich länger.
Ist der Nerv definitiv durchtrennt, besteht die Möglichkeit einen motorischen Ersatz zu legen. Hierzu wird ein Nervenstrang an einer anderen Stelle des Körpers entnommen (Hauptsächlich aus der Wade) und die Durchtrennung damit überbrückt.
Siehe auch
Literatur
- Martin Trepel: Neuroanatomie. Urban & Fischer, 3. Auflage 2003. ISBN 3437412973
- Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Salomon/Geyer/Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke Stuttgart, 2004, S. 464-577. ISBN 3-8304-1007-7
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
Wikimedia Foundation.