Arnes Nachlaß

Arnes Nachlaß

Arnes Nachlaß ist ein Roman von Siegfried Lenz. Das Buch erschien 1999 im Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg.

Handlung

Arne Hellmer hat im Alter von zwölf Jahren als einziger den Suizid seiner Familie überlebt und wird als Pflegekind von der Familie eines Freundes seines Vaters aufgenommen, der in Hamburg eine Abwrackwerft betreibt.

Arne erweist sich als ein scheuer, in sich gekehrter Junge, der kaum die üblichen Interessen seines Alters zeigt, dafür aber eine erstaunliche Intelligenz, sprachliche Hochbegabung (Arne lernt autodidaktisch Finnisch) sowie ein fotografisches Gedächtnis besitzt. Er ist psychisch jedoch kaum belastbar und neigt zu Halluzinationen.

Der fünf Jahre ältere Hans teilt sein Zimmer zwei Jahre lang mit Arne, den er von Anfang an gern hat. Zwischen diesen beiden Jungen wächst eine Freundschaft, doch Hans’ jüngere Geschwister Lars und Wiebke sowie deren Freunde begegnen dem in ihren Augen fremdartigen Arne mit Ablehnung und schikanieren ihn teilweise sogar offen, was für Arne um so schmerzhafter ist, als er sich zu Wiebke stark hingezogen fühlt.

Obwohl Arne gute Pläne für sein Leben hat, trifft ihn insbesondere Wiebkes Ablehnung so stark, dass sein Weiterkommen darunter leidet. Seine anfangs herausragenden schulischen Leistungen sinken unter den Durchschnitt. Immer wieder versucht er, die Akzeptanz der Gruppe um Wiebke und Lars zu erringen, scheitert jedoch stets an seiner sozialen Naivität und Verletzbarkeit.

Als diese Gruppe ihn eines Tages überraschend doch in ihren Kreis aufnimmt, bemerkt Arne zu spät, dass er lediglich für einen geplanten Diebstahl im Unternehmen seines Pflegevaters ausgenutzt wird. Dieser begegnet am Tag nach der Tat dem zerknirschten Arne, der alles gesteht, zwar wohlwollend, aber gleich darauf muss Arne erfahren, dass die ersehnten Freunde ihm nun vollends den Rücken kehren. Jäh entschlossen setzt er sich in ein Boot und rudert auf die Elbe hinaus. Hans, der ihm wenig später, Böses ahnend, folgt, findet nur das leere Boot. Arne ist und bleibt spurlos verschwunden.

In der Rahmenhandlung packt Hans, der Ich-Erzähler des Romans, einen Monat nach Arnes Weggang dessen Habseligkeiten zusammen. Jedes Stück weckt dabei in ihm eine neue Erinnerung an Arnes vielschichtige, rätselhafte Persönlichkeit und an gemeinsam Erlebtes. Diese Erinnerungen, jeweils in imaginärem Dialog mit Arne besprochen, bilden sowohl Hans’ Trauerarbeit als auch die eigentliche Romanhandlung.

Am Schluss des Buches bricht endlich auch in Lars eine späte Reue durch: Er packt Arnes Nachlass, den Hans gerade fertig zusammengeräumt hat, wieder aus und stellt die Dinge zurück an ihren Platz, als wohne Arne immer noch im Zimmer. Hans lässt ihn gewähren. Das Buch endet mit der dumpfen Erkenntnis, „... daß wir beide ihn uns zurückwünschten, in der vollkommenen Stille, die uns jetzt umgab.“

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