- Naditum
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Naditum (sumerisch EREŠ) ist die akkadische Bezeichnung einer einfachen Priesterin und bedeutet die Brachliegende.
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Etymologie
In früheren sumerischen Zeiten wurde hierfür der sumerische Begriff LUKUR oder EREŠ-DIGIR (Gottesbräute) verwendet. Als Gottesbräute lebten die Priesterinnen im Kloster (gagum) und warteten auf ihre Ernennung zur Entu-Priesterin.
Einfache Naditum-Priesterinnen
Nach alter Tradition wurden die Töchter des Königs oder aus wirtschaftlich gut bemessenen Familien dem jeweiligen Gott schon in frühester Kindheit geweiht. Für ihre eventuell später höhere Aufgabe erhielten die Naditum-Töchter eine entsprechende rituelle Ausbildung, um den Ansprüchen der Götter gerecht zu werden. Das in diesem Zusammenhang wichtigste Kloster stellte das Šamaš-Heiligtum Ebabbara in Sippar dar. Die einfachen Naditum-Priesterinnen durften weder die Ehe eingehen noch Kinder bekommen, da sie den Gottheiten geweiht waren.
Babylonische Marduk-Naditum
In babylonischer Zeit wurde das Amt der Marduk-Naditum eingeführt. Diese Priesterinnenklasse genoss das Privileg, heiraten zu dürfen. Es galten jedoch nach dem Ehegesetzbuch strenge Auflagen. Die Naditum selbst durfte keine eigenen Kinder gebären. Das Gesetz wurde dadurch umgangen, dass eine Naditum-Sklavin vom Ehemann geschwängert wurde. Rechtlich wurden die Kinder der Sklavin als leibliche Kinder der Naditum-Priesterin gewertet. Die Sklavin hatte keine rechtliche Erlaubnis auf eigene Kinder.
Ehen mit Marduk-Naditum-Priesterinnen wurden allein aus finanzieller Sicht recht häufig geschlossen, da zum Vermögen zusätzlich das gesellschaftlich gehobene Ansehen Anreize zur Heirat bot. Die vom Vater zugesicherte freie Verfügungsgewalt über die Mitgift und andere Vermögensgegenstände machten die Naditum-Priesterinnen zu den begehrtesten Frauen im Land.
Literatur
- Dietz-Otto Edzard u.a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Bd. 10 - Oannes - Priesterverkleidung -, de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018535-0, S. 633
- Dietz-Otto Edzard u.a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Bd. 2, de Gruyter, Berlin 1978, ISBN 3-11-004450-1, S. 283-284
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