- Nahfeld und Fernfeld (HF-Feld)
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Nahfeld und Fernfeld sind zwei Begriffe aus der Physik und beschreiben dort den Bereich um eine Quelle einer elektromagnetischen Welle, in dem Entfernungs- bzw. Laufzeitunterschiede zwischen den unterschiedlichen Ortspunkten des Quellbereichs eine kohärente Summation der Signale entweder verhindern (Nahfeld) oder mit ausreichender Genauigkeit zulassen (Fernfeld).
In den beiden Entfernungsbereichen der Signalquelle werden unterschiedliche Näherungsfälle der exakten Feldgleichungen zur Berechnung des Feldes und der Wellenausbreitung verwendet. Die Eigenschaften der Welle werden im Nahfeld mit dem Abstand r von Polynomen r-n hoher Ordnung n beschrieben. Im Fernfeld bei großem Abstand vereinfacht sich die Beschreibung, da die erste Ordnung (n = 1, 1/r-Abhängigkeit) alle anderen Terme dominiert.
Inhaltsverzeichnis
Nahfeld
Ein Nahfeld ist vorhanden, sobald die Ausdehnung einer Quelle die Größenordnung der Wellenlänge oder darüber erreicht. Der nur theoretisch existierende isotrope Kugelstrahler kann demzufolge kein Nahfeld aufweisen. Mathematisch begründen lässt sich der Begriff Nahfeld dann, wenn für die Beschreibung des gesamten elektromagnetischen Feldes Terme mit unterschiedlichen Exponenten über der Entfernung r auftreten; beispielsweise ist das r-2 und r-4. Als Nahfeld bezeichnet man dann diejenigen Terme, die mit wachsender Entfernung schneller abnehmen. Im Beispiel ist das der Term mit r-4. Die Nahfeld-Terme können meistens vernachlässigt werden, wenn die Wirkung des Feldes auf weit entfernte Objekte beschrieben werden soll. Das Nahfeld wird manchmal auch als Fresnel-Gebiet bezeichnet.
Fernfeld
Das Fernfeld (Fraunhofer-Bereich) überwiegt bei Antennen, die geometrisch klein gegenüber der Wellenlänge sind, ab einem Abstand rfern, der größer als etwa die doppelte Wellenlänge λ ist:
- (1) rfern ≈ 2 · λ
Für Antennen mit großer Abmessung L gegenüber der Wellenlänge vergrößert sich rfern, bei welchem das Nahfeld in das Fernfeld übergeht:
- (2) rfern ≈ 2 · L2 / λ
Innerhalb der sogenannten Rayleigh- Zone von der Antenne bis zur Entfernung von L2/(2 · λ) strahlt die Antenne nicht nur, sondern nimmt auch wieder Energie aus der Umgebung auf. Der Energieaustausch lässt sich als Blindleistung auffassen. Im Fernfeld fließt die Energie nur weg von der Sendeantenne.
Der Abstrahlwinkel α eines Aperturstrahlers hängt von der Ausdehnung der Antenne ab:
- (3) α ≈ λ / L
Eine Rechteckapertur erzeugt eine Strahlungskeule, die in Richtung der langen Rechteckseite weniger, in Richtung der kurzen stärker divergiert. Das Strahlprofil ähnelt dem Beugungsbild einer Rechteckblende.
Das Bild zeigt die Draufsicht auf eine Antennengruppe aus vier Einzelstrahlern, die gleichphasig gespeist werden. Erst ab einer bestimmten Entfernung beginnen die vier Einzelfelder sich zu einer Wellenfront zu vereinigen. Obwohl das Bild schon sehr groß gezeichnet wurde, ist hier alles noch als Nahfeld definiert. Um ein Fernfeld zu zeigen, müsste das Bild im gleichen Maßstab vier mal so breit gezeichnet werden. Erst dann liegen die Einzelfelder übereinander und summieren sich zu einem einheitlichen Feld, welches als ebene Welle bezeichnet werden kann.
Beispiel Licht
Die Alltagserfahrung scheint dem Sachverhalt zunächst zu widersprechen. Wenn paralleles Licht ein rechteckiges Loch von einigen Zentimetern Größe bestrahlt, sieht man auch in größerem Abstand einen Lichtfleck mit gleicher Größenrelation zu den Rechteckseiten. Ein Blick auf (2) zeigt aber, dass das Nahfeld von Licht bei einer 10 cm großen Blende eine Ausdehnung von mehr als 10 km hat (Das dazugehörige Fernfeld siehe Beugung an einer Kreisblende).
Literatur
- Jürgen Detlefsen, Uwe Siart: Grundlagen der Hochfrequenztechnik. 2. Auflage, Oldenbourg Verlag, München Wien 2006, ISBN 3-486-57866-9
- Curt Rint: Handbuch für Hochfrequenz- und Elektro- Techniker Band 2. 13. Auflage, Hüthing und Pflaum Verlag GmbH, Heidelberg 1981, ISBN 3-7785-0699-4
Siehe auch
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