Narrenkappe

Narrenkappe
Typische Narrenkappe
Eine der ältesten bekannten Darstellungen der rheinischen Narrenkappe findet sich auf dem Kopf der Schlange an der Abteikirche Maria Laach

Eine Narrenkappe ist eine im Karneval oder der Fastnacht häufig getragene Mütze, die meist die Zugehörigkeit des Menschen zu einem bestimmten Karnevalverein zeigt. Nicht selten läuft die Narrenkappe nach oben hin - einem Hahnenkamm ähnelnd - zickzackförmig aus.

Kulturhistorisch begründet sich die Narrenkappe auf der mittelalterlichen Gugel, einer kapuzenartigen Mütze, die hauptsächlich im ausgehenden Mittelalter um 1500 sehr in Mode war. In mittelalterlichen Psalterillustrationen des 13. Jahrhunderts sieht man den Narren oftmals kahlköpfig oder mit sehr wirren Haaren, später auch mit einer Total- oder Kranztonsur. Erst ab dem 14. Jahrhundert erscheint er mit einer Gugel, die sich grundsätzlich nicht unbedingt von den Kopfbedeckungen normaler Personen unterscheidet. Erst die Gestaltung des Kapuzenzipfels, welcher häufig außerordentlich lang war, gab den Narren der Lächerlichkeit preis bzw. wurde als Provokation empfunden, da diese Art nicht der Mode der Zeit entsprach. Der Narr betritt mit dieser Kleidung erneut den Bereich des gottesfernen Frevlers, der sich mit seiner exzentrischen Gugel bewusst den schlichten Kapuzen der Ordensmönche gegenüberstellt. Eine der ältesten Darstellungen der Narrenkappe findet sich im Paradies der Abteikirche Maria Laach. Eva reitet dort auf einer Schlange, die eine typisch rheinische Narrenkappe trägt[1].

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die einzipfelige Gugel zu einer zweizipfeligen, welche sich später zu einer Kappe mit Eselsohren wandelte. Mit den Eselsohren, die an den Enden zusätzlich noch mit Schellen besetzt war, sah sich der Narr in der Nähe des im Mittelalter nahezu umfassend als negativ bewerteten Esels wieder. Dieser stand neben der Dummheit und Lächerlichkeit auch für eine der Todsünden, der Trägheit.

Erst relativ spät, im 15. Jahrhundert, trat zu den Eselsohren noch ein Hahnenkamm oder -kopf dazu, der auf den Scheitel, also mitten auf der Gugel, angebracht wurde. Anders als der Esel stand der Hahn im Mittelalter je nach Kontext für positive oder negative Dinge. Als Verkörperung eines Lasters bezeichnete der Hahn fast immer nur die sexuelle Begierde des Menschen. Genau in diesem Kontext stand der Narr als der fleischlichen Liebe und Geilheit verfallener Mensch, der sich von der christlichen Nächstenliebe entfernt hat. Auf nicht wenigen Illustrationen wird der Narr gar mit einem vollausgeprägten Penis statt des Hahnes auf der Gugel dargestellt.

Aus diesem Kontext heraus entwickelte sich vor allem im Karneval eine, je nach Karnevalsverein, einheitliche Narrenkappe, die in vielen Eigenschaften an die ausgeprägten Narrenattribute erinnert. Während die Eselsohren im Laufe der Zeit, wohl hauptsächlich aufgrund der Kompliziertheit des Schneiderns und Nähens, bis zum 19. Jahrhundert vollends verschwanden, hat sich der Hahnenkamm vielerorts bis heute fortgesetzt.

Nicht selten steht heute die Narrenkappe für den Karnevalisten oder Fastnachter, manchmal sogar für eine ganz normale Person, die mit ihren Eigenheiten oder Verrücktheiten auffallen. Um diese gewähren zu lassen, wird oft das Sprichwort Jedem Narr sei Kapp (Jeder Narr sollte seine eigene Kappe haben im Sinne von Soll der doch tun, was er für richtig hält, auch wenn diese Tat nicht der Norm entspricht) eingesetzt.

Die älteste noch erhaltene Narrenkappe Deutschlands stammt aus dem Jahre 1840 und wurde in Speyer ausfindig gemacht. Sie ist heute im Deutschen Fastnachtmuseum ausgestellt.

Quellen

  1. Die Eifel - DuMont Kunstreiseführer, Walter Pippke und Ida Leinberger, ISBN 978-3-7701-3926-2

Weblinks

  • Narrenkappe im Fastnachtslexikon des Südwestrundfunks

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  • Narrenkappe — 1. An der Narrenkappe muss jeder sein Theil haben. Die Narrenkappe ist eine an den Zipfeln mit Schellen versehene Kappe, dergleichen ehemals die Hofnarren trugen. »Tragt die Kappe willig, habt nur Muth, ein Narr zu sein; klug zu sein, ist… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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