- National Public Radio
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Das National Public Radio (NPR) ist eine öffentliche, lose organisierte Zusammenarbeit von Hörfunksendern in den USA. Sie wurde in Folge des Public Broadcasting Act von 1967 ins Leben gerufen und begründete eine Kooperation nichtkommerzieller Hörfunksender. Die Strukturen unterscheiden sich erheblich vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk z. B. in Deutschland und entsprechen eher den Freien Radios. Die angeschlossenen Stationen sind rechtlich und finanziell eigenständig.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
NPR wurde am 24. Februar 1970 mit 90 öffentlichen Hörfunksendern als eingetragene Mitglieder gegründet. Derzeit übernehmen etwa 800 Stationen in den USA Teile oder das gesamte Mantelprogramm von NPR.
Der Hauptsitz befindet sich in der Hauptstadt Washington. Seit Ende 2002 gibt es einen Produktionsstandort in Culver City, Kalifornien, um an der Westküste besser präsent zu sein (NPR West).
NPR bildet einen Gegenpol zu den zahlreichen kommerziellen Nachrichtenanbietern in den USA, die in erster Linie das Format „Talk“ bedienen und überwiegend dem rechten Spektrum zuneigen. Das betrifft nahezu alle gesellschaftlichen Themen.
Das Pendant zu NPR im Fernsehen ist der Public Broadcasting Service (PBS).
Programm
NPR (bzw. seine regionalen Affiliates) bietet seinen Hörern ein informations- und kulturorientiertes Programm, vergleichbar dem Deutschlandfunk, BBC Radio 4 oder RTÉ Radio 1.
Flaggschiffe des Informationsangebotes sind Morning Edition und All Things Considered.
Keine andere Morgensendung erreicht mehr Hörer als Morning Edition – weder im Fernsehen noch im Hörfunk. Das zweistündige Programm wird von 5:00 bis 7:00 Eastern Standard Time (EST, Ostküstenzeit) produziert und mit Aktualisierungen als Feed bis 12:00 EST gesendet. Die meisten Stationen wiederholen eine oder beide Stunden, so dass in vielen Gebieten der USA das Programm von 05:00–09:00 empfangen werden kann (an der Westküste von 05:00–08:00). Einige der vielen regionalen NPR-Stationen bringen auch regionale Anteile (z. B. Minnesota Public Radio), am Wochenende wird in allen Gebieten zwischen 08:00–10:00 Uhr Ortszeit Weekend Edition gesendet (von 08:00 bis 10:00 EST produziert, Feeds werden bis 13:00 EST wiederholt ausgestrahlt), welche Raum für längere Beiträge bietet.[1][2]
All Things Considered,[3] das älteste Informationsprogramm von NPR, bietet eine umfangreiche Analyse der Ereignisse des Tages. Die Sendung wird von 16:00 bis 18:00 EST produziert, aktualisierte Feeds werden bis 22:00 EST gesendet. Die in Washington produzierte Sendung dauert ca. 105 min, die restliche Sendezeit wird mit lokalen und regionalen Nachrichten gefüllt. Am Wochenende gibt es eine einstündige Ausgabe (Weekend All Things Considered).
Das in den USA sehr populäre Talkformat wird insbesondere durch die Sendungen Talk of the Nation,[4] The Diane Rehm Show[5] und On point[6] bedient.
- The Diane Rehm Show wird von WAMU 88.5 FM, der NPR-Station im Raum Washington D. C., wochentags von 10:00 bis 12:00 EST für den Verbund von NPR produziert („syndicated“). Nach Angaben von WAMU 88.5 FM hat Diane Rehm, die seit über 25 Jahren beim Radio tätig ist, jede Woche mehr als 1,7 Millionen Hörer.[7]
- On point wird von WBUR 90.9 FM, der NPR-Station im Raum Boston, wochentags von 10:00 bis 12:00 EST produziert. Ca. 120 Stationen des NPR-Verbundes strahlen das Programm als Übernahme aus.[8]
- Talk of the Nation wird wochentags von NPR News von 14:00 bis 16:00 EST produziert.
Weitere Sendungen sind u. a.:
- Fresh Air (Interviews), produziert von WHYY-FM, Philadelphia.[9]
- Marketplace (Wirtschaft), produziert von Minnesota Public Radio (Distribution unter dem Markennamen American Public Media).[10]
- Car Talk (Autos und Reparaturen), produziert von WBUR 90.9 FM, Boston.[11]
- A Prairie Home Companion (Live-Musik, insbesondere „American Folk Music“ – Country, Bluegrass, Blues, Gospel), produziert von Minnesota Public Radio (Distribution unter dem Markennamen American Public Media).[12]
- Science Friday ist die freitägliche Ausgabe von Talk of the Nation, finanziert u. a. mit Mitteln der National Science Foundation. Wissenschaftsjournalist Ira Flatow diskutiert in dieser zweistündigen Sendung mit Gästen und Anrufern über aktuelle Ereignisse aus dem Themenbereich Natur, Forschung und Technologie.[13]
- Le Show (Nachrichtensatire und -parodien), produziert von KCRW, Santa Monica.[14]
- Wait Wait… Don’t Tell Me! (Nachrichtenquiz), produziert von WBEZ Chicago Public Radio.[15]
Die genannten Sendungen sind alle „syndicated“.
Die lokalen NPR-Stationen strahlen abends und am Wochenende meist weitere lokale und regionale Sendungen sowie Konzertaufzeichnungen (Klassik, Blues, Jazz) aus; das Nachtprogramm wird überwiegend mit Übernahmen der BBC und der kanadischen CBC bestritten, in den meisten Fällen wird das Programm vom BBC World Service übernommen. Auch werden Sendungen der Deutschen Welle übernommen.[16]
In ihrer Programmgestaltung sind die Stationen sehr frei, z. B. übernehmen eine größere Anzahl The Diane Rehm Show nicht bzw. nicht live. Da On point zeitgleich produziert wird, strahlen ausgewählte Stationen das jeweils andere Programm als Aufzeichnung aus, oft in den Abendstunden und zum Teil auch nur in Ausschnitten.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe musikalischer Sender, die i. d. R. von Universitäten betrieben werden. Meistens handelt es sich um Klassik- oder Jazz-Sender. Diese übernehmen in der Regel nur die stündlichen überregionalen NPR News und bieten zeitweise ergänzend eigenproduzierte Regionalnachrichten, während ihr Programm ansonsten ganz der Musik gewidmet ist. Trotz des fehlenden öffentlich-rechtlichen Hörfunks in den USA ist mithin nahezu flächendeckend eine Versorgung mit Klassik- und Jazz-Sendern gegeben. Die Omnipräsenz von Jazz-Sendern ist ein Spezifikum des US-amerikanischen Hörfunkmarkts, entsprechende Pendants gibt es in den reichlich mit öffentlich-rechtlichen Programmen versorgten europäischen Märkten nicht.
Auch im Wahljahr 2008 konnte NPR seine Einschaltquoten steigern. 23,6 Millionen Hörer schalten im Herbst 2008 das Programm jede Woche ein (+8,7 % gegenüber Herbst 2007). Die Informationsprogramme werden von 20,9 Millionen Hörern genutzt (+9 % gegenüber Herbst 2007) – im Herbst 2000 waren es noch 14,1 Millionen. Mit 7,6 Millionen Hörern hat Morning Edition eine um 60 % höhere Einschaltquote als das quotenstärkste Frühstücksfernsehen (Good Morning America).[17]
Finanzierung
Die Finanzierung von NPR erfolgt nicht über Gebühren (wie in vielen westlichen Ländern), sondern in der Hauptsache über Sponsoring von Firmen und Stiftungen („underwriting spots“), die innerhalb der Programme auch namentlich genannt werden, über Spenden von Hörern an ihre lokale Station sowie über den Verkauf von Merchandising (NPR Shop) und Sendemanuskripten. In geringem Umfang gibt es auch indirekte finanzielle Zuwendungen der Bundesregierung in Washington D. C. – über Stiftungen und nachgeordnete Einrichtungen, welche etwa ein bis zwei Prozent des Jahresbudgets ausmachen.[18]
Die 2008 aufkommende Wirtschaftskrise ging auch an NPR nicht spurlos vorbei. Seit Frühjahr gingen die Einnahmen durch Sponsoring, welches 1/3 des Budgets ausmacht, zurück. Infolge dessen wurden zum Jahresende Einsparungen verkündet. Diesen fielen die Sendungen News & Notes und Day to Day sowie 7 % des Personals zum Opfer. Die meisten der weggefallenen Stellen rühren von der Absetzung der genannten Sendungen her.[19] Hörer in Europa sind ebenso davon betroffen, da sie Day to Day im Programm von NPR Worldwide hören konnten.
Verbreitung
In den USA sind die 797 NPR-Stationen nahezu flächendeckend anzutreffen und erreichen 99 % der Bevölkerung. Abonnenten von Sirius XM Satellite Radio empfangen zusätzlich die speziellen Programme NPR Now (Nachrichten und Unterhaltung) und NPR Talk 123.
Eine internationale Verbreitung erfolgt direkt über NPR Worldwide (Satellit) und indirekt über American Forces Network (AFN) und World Radio Network (WRN). Europaweit, in Nordafrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten ist NPR Worldwide seit 2001 digital über den Satelliten Hotbird zu empfangen.[20] Zuvor wurde das Programm analog auf dem Astra-Satelliten 19.2° Ost verbreitet (1995–2001).
Eine direkte internationale Verbreitung begann 1995 mit dem Programm America One, einer Kooperation mit Public Radio International (PRI) und der Corporation for Public Broadcasting (CPB). Nach mehr als zwei Jahren wurde das von Ericsson gesponserte „Experiment“ zum 31. März 1998 beendet.[21] Ohne Unterbrechung wurde die Verbreitung von NPR allein fortgesetzt – dies war die Geburtsstunde von NPR Worldwide.[22]
In Afrika, Südasien und Südeuropa ist NPR auch über das Worldspace-Satellitensystem mit mobilen Empfängern hörbar, dazu ist allerdings ein kostenpflichtiges Abonnement erforderlich (gilt nicht für den Nord-Beam vom Worldspace-AfriStar-Satelliten).
In Berlin betreibt National Public Radio seit April 2006 mit NPR Berlin einen eigenen Sender auf der Frequenz 104,1 MHz. Sponsor ist T-Systems, im Programm gibt es regelmäßig „underwriting spots“, die darauf hinweisen.
Über die Internetseite gibt es die Möglichkeit, ein spezielles Programm (NPR News) zu hören. Außerdem gibt es umfangreiche Podcast-Angebote.[23]
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- ↑ Weekend Edition® Saturday
- ↑ Weekend Edition® Sunday
- ↑ All Things Considered
- ↑ Talk of the Nation
- ↑ The Diane Rehm Show
- ↑ On point
- ↑ About The Diane Rehm Show
- ↑ On point: About the Show
- ↑ Fresh Air®
- ↑ Marketplace
- ↑ Car Talk
- ↑ A Prairie Home Companion
- ↑ Science Friday®
- ↑ Le Show
- ↑ Wait Wait… Don’t Tell Me!
- ↑ Programs by source: Deutsche Welle
- ↑ Good News for NPR: Its Most Listeners Ever
- ↑ Finanzierung von NPR
- ↑ NPR Announces Layoffs, Show Cancellations
- ↑ New Digital Satellite Channel Adds to NPR’s Strong Global Presence
- ↑ America One International Project To Sign Off
- ↑ National Public Radio Launches NPR Worldwide European Channel
- ↑ NPR Podcast Directory
38.9021-77.0209Koordinaten: 38° 54′ 7,6″ N, 77° 1′ 15,2″ W
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