Nauruisch

Nauruisch
Nauru (dorerin Naoero)

Gesprochen in

Nauru
Sprecher 7.500
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Nauru
Sprachcodes
ISO 639-1:

na

ISO 639-2:

nau

ISO 639-3:

nau

Nauruisch (naur. dorerin Naoero) ist eine austronesische Sprache, eine Mischung aus vielen Sprachen des pazifischen Raums. Sie wird lediglich auf Nauru gesprochen. Nauruisch ist eine von der UNO anerkannte Sprache.

Inhaltsverzeichnis

Dialekte

Gemäß einem 1937 in Sydney veröffentlichtem Bericht gab es in Nauru bis 1888, als Deutschland Kolonialmacht wurde, und bis zur Veröffentlichung der ersten in Nauruisch geschriebenen Texte eine Vielzahl an Dialekten. Die Variationen waren teilweise so unterschiedlich, dass Leute aus verschiedenen Distrikten offensichtlich Probleme hatten, sich vollständig zu verstehen. Mit dem zunehmenden Einfluss ausländischer Sprachen und der vermehrten Veröffentlichung von nauruischen Texten vermischten sich die Dialekte zu einer Standardsprache, welche auch durch die Wörterbücher und Übersetzungen von Alois Kayser und Philip Delaporte gefördert wurde.

Heute gibt es praktisch keine Variationen oder Dialekte mehr. Einzig im Distrikt Yaren wird noch ein Dialekt gesprochen, welcher sich jedoch kaum noch unterscheiden lässt; der gleichnamige Dialekt wird in Yaren und nächster Umgebung gesprochen.

Alphabet

In der nauruischen Schriftsprache wurden ursprünglich nur 17 Buchstaben gebraucht:

  • Die fünf Vokale: a, e, i, o, u
  • Zwölf Konsonanten: b, d, g, j, k, m, n, p, q, r, t, w

Die Buchstaben c, f, h, l, s, v, x, y und z wurden nicht miteinbezogen. Mit dem wachsenden Einfluss ausländischer Sprachen (vor allem Deutsch, Pidgin-Englisch (Tok Pisin, Bislama und Kiribati) bürgerten sich allmählich immer mehr Buchstaben in das nauruische Alphabet ein. Hinzu kam die phonetische Differenzierung einiger Vokale, sodass Umlaute und andere ähnlich klingende Laute nun mit einer Tilde versehen wurden.

Reformversuch 1938

1938 gab es durch das nauruische Sprachkomitee um Timothy Detudamo den Versuch, die Sprache für Europäer und Amerikaner besser verständlich zu machen. Es war vorgesehen, dass man für die verschiedenen Vokallaute soviel diakritische Zeichen wie möglich einführt, um die Vielfalt der nauruischen Sprache schriftlich darzulegen. Schließlich wurde aber entschieden, nur ein diakritisches Zeichen, einen Akzent, an Stelle der bisherigen Tilde einzuführen, sodass die Umlauteõundũdurchòundùersetzt wurden. Dasãwurde demegleichgesetzt.

Weiter wurde die Einführung desybeschlossen, um von Wörter mit dem englischenj“ (z. B. puji) zu unterscheiden. So änderte sich z. B. ijeiji zu iyeyi. Dasñwurde durchngersetzt, um vom spanischen Ñ zu unterscheiden. Auch wurden die Doppelkonsonantenbuundqudurchbwundkwersetzt. Dazu wurde das bisher üblichets“, welches wie das englischejauszusprechen ist, durch eben diesesjersetzt; beispielsweise änderte sich Baiti in Beiji. Auch wurde das an Wortenden geschriebenewentfernt.

Diese Reformen konnten sich nur teilweise bis gar nicht durchsetzen: die Umlauteõundũwerden noch immer mit Tilden geschrieben. Jedoch werden heute die Buchstabenãundñnur noch selten benutzt und durcheundngersetzt werden, wie es die Reform vorschrieb. Ebenfalls durchgesetzt hat sich die Schreibung der Doppelkonsonantenbwundkw“. Umstritten ist dasj“, welches an Stelle vontstrat, sowie dasy“. So werden z. B. die Distrikte Baiti und Ijuw (gemäß Reform Beiji und Iyu) noch immer nach alter Schreibweise geschrieben. Dasykonnte sich jedoch weitgehend reformgemäß durchsetzen.

Somit werden heute folgende 28 lateinische Buchstaben verwendet.

  • Vokale: a, ã, e, i, o, õ, u, ũ
  • Semivokal: j
  • Konsonanten: b, c, d, f, g, h, j, k, l, m, n, ñ, p, q, r, s, t, w, y, z

Bis heute nicht verwendet werden die Buchstaben v und x.

Aussprache der Vokale

Die Vokale mit Tilden bezeichnen generell Umlaute, d. h. das ã wird wie ein ä, das õ wie ein ö und das ũ wie ein ü ausgesprochen. Der Buchstabe U mit Tilde (Ũ) wird, soweit bekannt ist, nur in der nauruischen Schriftsprache verwendet.

  • Der Vokal a hat fünf verschiedene Klänge:
    • wie im englischen Wortfather“. Beispiel: abab („töten“)
    • wie im französischen Wortmadame“. Beispiel: e man („er ist gestorben“)
    • wie im englischen Wortquantity“. Beispiel: ouwak („breit, groß“)
    • wie im französischen Wortlâche“. Beispiel: eokwan („die Sonne“)
    • wie im deutschen WortMähne“ (ã). Beispiel: imuinãn („die Neuigkeiten“)
  • Der Vokal e hat drei verschiedene Klänge:
    • wie im englischen Wortpet“ . Beispiel: emedena („die Straße“)
    • wie im englischen Wortpain“. Beispiel: innen („seine Mutter“)
    • wie im französischen Wortépée“. Beispiel: bebe („leicht, nicht schwer“)
  • Der Vokal i hat zwei verschiedene Klänge:
    • wie im deutschen WortSinn“. Beispiel: imin („Ding, Sache“)
    • ein Mischklang ausüundi“, welcher auch manchmal im Schweizerdeutsch vorkommt. Beispiel: ninenin („fest ziehen“)
  • Der Vokal o hat drei verschiedene Klänge:
    • wie im englischen Wortroll“. Beispiel: bobo („riechen“)
    • wie im englischen Wortson“. Beispiel:ekom“ („gerichtliche Anfrage“)
    • wie im deutschen WortMöhreoder im französischen Wortfeu“ (õ). Beispiel: ebõg („Süßwasser“)
  • Der Vokal u hat vier verschiedene Klänge:
    • wie im englischen Worttook“. Beispiel: dudu („wässern“)
    • wie im deutschen WortMühe“ (ũ). Beispiel: ibũgibũgi („Gras“)
    • ein tieferer Klang als das ü inMühe“. Beispiel: iju („Fisch“)
    • ein Mischklang ausuundü“. Beispiel: ewadudu („Hügel“)

Aussprache der Konsonanten

Der Buchstabe N mit Tilde (Ñ) steht für den Laut ng. Obwohl nauruische Wörter mitñheute mitnggeschrieben werden sollten, wird das veralteteñdennoch häufig benutzt. Beispiel: Der Distrikt Meneng heißt auf Nauruisch sowohl Meneñ als auch Meneng.

Textbeispiel

Folgendes Textbeispiel stammt aus der Bibel (Genesis, 1.11.8):

1Ñaga ã eitsiõk õrig imim, Gott õrig ianweron me eb. 2Me eitsiõk erig imin ñana bain eat eb, me eko õañan, mi itũr emek animwet ijited, ma Anin Gott õmakamakur animwet ebõk. 3Me Gott ũge, Enim eaõ, me eaõen. 4Me Gott ãt iaõ bwo omo, me Gott õekae iaõ mi itũr. 5Me Gott eij eget iaõ bwa Aran, me E ij eget itũr bwa Anũbũmin. Ma antsiemerin ma antsioran ar eken ũrõr adamonit ibũm. 6Me Gott ũge, Enim tsinime firmament inimaget ebõk, me enim ekae ebõk atsin eat ebõk. 7Me Gott eririñ firmament, õ ekae ebõk ñea ijõñin firmament atsin eat ebõk ñea itũgain firmament, ũgan. 8Me Gott eij egen firmament bwe Ianweron. Ma antsiemerin ma antsioran ar eke ũrõr karabũmit ibũm.

Auffallend ist, dass im nauruischen Wortschatz einige deutsche Lehnwörter enthalten sind (Gott, Firmament), was auf den starken Einfluss von deutschen Missionaren zurückzuführen ist. Aber auch lateinische Lehnwörter wieõrig“ (von lat. origoUrsprung“ (Original)) sind auszumachen.

Einige Wörter

Nauruisch Deutsch
Anubumin Nacht
Aran Tag
Bagadugu Vorfahren
(E)kamawir Omo Mit freundlichen Grüßen
Ebok Wasser
Firmament Gewölbe; Firmament
Gott Gott
Ianweron Himmel
Iao Licht
Iow Frieden
Itur Finsternis, Dunkelheit
orig Anfang, Beginn
Tarawong (ka) Tschüss; Bis bald

Literatur

  • Nauru Grammar, von Alois Kayser verfasst (1936); durch die deutsche Botschaft 1993 herausgegeben, ISBN 064612854X
  • Ergebnisse der Südsee-Expedition 19081910, L. Friederichsen, Hamburg, von Thilenius (Georg) und Reche (Otto)

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Nauruisch
Wiktionary Wiktionary auf Nauruisch – ein freies Wörterbuch

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