Neoklassische Synthese

Neoklassische Synthese

Als Neoklassische Synthese (auch Neoklassisch-keynesianische Synthese) wird eine theoretische Richtung der Volkswirtschaftslehre bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Theorie

Merkmal dieser Theorie sind einerseits die aus der Keynesianischen Theorie abgeleiteten IS-LM-Modelle und die Annahme, dass Preise kurzfristig fix sind (sich nur langsam verändern). Die IS-LM-Modelle konstruieren ein Gleichgewicht zwischen der Gütermarktgleichgewichtsbedingung, der IS-Kurve (Investitionen = Sparen) und dem Geldmarktgleichgewicht, der LM-Kurve (Geldangebot = Geldnachfrage) Kurve. Abhängig vom Schnittpunkt dieser beiden Kurven in einem Volkseinkommen/(Bond-)Zinssatz-Diagramm kann es zum Beispiel zu einer Veränderung der Investitionstätigkeit kommen. Das Modell ist hierdurch fähig die Liquiditätsfalle sowie die Investitionsfalle darzustellen und damit zu einer Analyse von fiskalpolitischen und geldpolitischen Maßnahmen in jenen Rahmen anwendbar.

Andererseits wird dieser Theorie ein neoklassischer Arbeitsmarkt (Nachfrage und Angebot auf dem Arbeitsmarkt abhängig vom Reallohn) und eine neoklassische Produktionsfunktion hinzugefügt. Allerdings existiert in der Theorie auch die keynessche Variante des Arbeitsmarktes, welche einen nach unten fixen Lohnsatz unterstellt, so dass keine völlige Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt herrscht. Somit zeigt das Modell auch Zustände der Unterbeschäftigung auf, die in der neoklasissischen Theorie annahmegemäß nicht auftreten können.

Kritik

Eine grundlegende Kritik übten die Neoklassiker. Durch die Annahme, dass alle Wirtschaftssubjekte das gleiche Modell der Ökonomie haben und sich rational verhalten, leitet diese die strikte Neutralität des Geldes ab. In den neoklassischen Modellen gibt es somit keine Möglichkeit, durch politische Steuerung langfristig die Ökonomie zu beeinflussen. Als infolge der Ölkrise 1973 sowohl Inflationsrate als auch Arbeitslosigkeit stiegen (Stagflation), wurde dies von den Neoklassikern als Bestätigung ihrer Kritik gewertet und die Theorie von der Neoklassischen Synthese verlor an Einfluss in Politik und Lehrmeinung.

Von Seiten der Neokeynesianer wurde kritisiert, dass Spillover-Effekte zwischen Güter- und Arbeitsmarkt nicht berücksichtigt wurden. Zudem fehlt der Theorie eine Mikrofundierung des Haushaltsverhaltens; so wird der Konsum von der Transaktionsgröße des Nationaleinkommens abgeleitet und nicht durch ein neoklassisches Entscheidungskalkül, welches der mathematischen Optimierung entspringt. Außerdem wird kritisiert, dass die Wirtschaftssubjekte zwar sparen, dass aber auftretende Vermögenseffekte vernachlässigt werden.

Weiterhin spielen portfoliotheoretische Überlegungen keine Rolle. Das Vermögen, welches nicht zu Transaktionszwecken verwendet wird, wird einzelwirtschaftlich entweder vollständig in Bonds investiert oder zinslos gelagert. Eine Diversifikation der Risikominimierung wegen findet nicht statt.

Neuere Entwicklungen

Neuere Makroökonomische Theorien sind: Real Business Cycle, Neue Neoklassische Synthese, Neokeynesianismus und Post-Keynesianismus.

Literatur

  • Paul A. Samuelson, William D. Nordhaus: Economics. 19th Edition. International Edition. McGraw-Hill, Boston u. a. MA 2010, ISBN 978-0-07-126383-2, (Deutsch: Volkswirtschaftslehre. Das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie. 3. aktualisierte Auflage. Premiumausgabe. mi-Fachverlag, Landsberg am Lech 2007, ISBN 978-3-636-03113-6, (Premiumausgabe mit CD-Rom; Studienausgabe ohne CD-Rom ISBN 978-3-636-03112-9)).
  • Hans-Werner Wohltmann: Grundzüge der makroökonomischen Theorie. Totalanalyse geschlossener und offener Volkswirtschaften. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg, München u. a. 1996, ISBN 3-486-23512-5, (Wolls Lehr- und Handbücher der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften).

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