Wolfgang Schuster

Wolfgang Schuster
Wolfgang Schuster (2008)

Wolfgang Schuster (* 5. September 1949 in Ulm) ist seit Januar 1997 Stuttgarter Oberbürgermeister (CDU). Er ist der Amtsnachfolger von Manfred Rommel.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schuster leistete 1968/1969 seinen Wehrdienst beim Gebirgsjägerbataillon 221 in Mittenwald. Er schied aus als Reserveoffiziersanwärter. Danach studierte er von 1969 bis 1973 an der Eberhard Karls Universität Tübingen, in Genf und Freiburg im Breisgau Rechts- und Staatswissenschaften. Während seines Studiums wurde er Mitglied der A.V. Guestfalia Tübingen im CV. Von 1974 bis 1976 verbrachte er seine Referendarzeit in Ulm bis zur Promotion im Zivilrecht. Von 1976 bis 1977 studierte er an der Pariser École nationale d’administration (ENA). Ab 1975 war er für die CDU im Ulmer Gemeinderat. 1985 wurde er persönlicher Referent des Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel. 1986–1993 war er Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, danach bis 1996 Bürgermeister für Kultur, Bildung und Sport der Landeshauptstadt Stuttgart. Schuster ist verheiratet und hat drei Kinder.

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart

Amtszeit I

In der Wahl zum Oberbürgermeister Stuttgarts konnte Schuster sich im zweiten Wahlgang am 10. November 1996 mit 43,1 % gegen den Kandidaten der Grünen, Rezzo Schlauch (39,3 %) durchsetzen.[1]

Amtszeit II

Am 24. Oktober 2004 wurde Schuster im zweiten Wahlgang mit 53,3 % im Amt bestätigt. Seine Mitbewerber waren Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), der seine Kandidatur nach dem ersten Wahlgang zurückzog und sich dann indirekt für Schuster aussprach, sowie Ute Kumpf (SPD) mit 45,2 % im zweiten Wahlgang.

Politische Arbeit

Schuster hat seine politischen Schwerpunkte im Bereich der Bauwirtschaft und Industrieförderung gesetzt. Darüber hinaus gilt seine Migranten- und Integrationspolitik als vorbildlich. So spricht er von der Notwendigkeit einer „wertschätzenden Willkommenskultur“ gegenüber Ausländern und hält gleichzeitig Formalien wie die Staatsangehörigkeit für irrelevant beim urbanen Zusammenleben.[2] Mit der Einrichtung eines Runden Tischs der Religionen setzte er auch für den interreligiösen Dialog in der Landeshauptstadt Zeichen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist das Vorantreiben des umstrittenen Projekts Stuttgart 21, das den Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofes zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof und die Gestaltung des neuen Innenstadtquartiers Rosenstein vorsieht. Schuster ist Befürworter des Projektes Stuttgart 21 und nahm an der 7-wöchigen Schlichtungsrunde unter Heiner Geißler im Herbst 2010 teil.

Mitgliedschaften und Funktionen

Er ist als Vertreter des Städtetags Mitglied des Rundfunkrats des SWR. Im Oktober 2008 wurde er einziges deutsches Mitglied im Rat der Weisen zur Zukunft Europas der EU, welcher bis zum 8. Mai 2010 langfristige Perspektiven für Europa erarbeiten sollte.[3][4]

Schuster ist Vorsitzender zahlreicher internationaler Netzwerke wie Cities for Mobility und Cities for Children, Vizepräsident des kommunalen Weltverbandes „Vereinigte Städte und Lokale Gebietskörperschaften“ (UCLG – CGLU) sowie seit 2010 Präsident des Council of European Municipalities and Regions. Zudem ist er ebenfalls Präsident der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE).[5][6] [7]

Nationale

  • Aufsichtsratsvorsitzender der Stuttgarter Straßenbahnen AG
  • Aufsichtsratsvorsitzender des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart GmbH
  • Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Stuttgart GmbH
  • Vorsitzender des Zweckverbands Landeswasserversorgung
  • Vorsitzender des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung
  • Stellvertretender Vorsitzender der Gewährträgerversammlung und des Verwaltungsrats der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
  • Vorsitzender des Kreditausschusses der LBBW
  • Mitglied im Rundfunkrat des SWR
  • Mitglied in der Verbandsversammlung der Region Stuttgart
  • Mitglied im Vorstand des Städtetages Baden-Württemberg
  • Stellvertretender Präsident des Deutschen Städtetags

Europäische und Internationale

  • Mitglied im Kongress der Gemeinden und Regionen Europas des Europarats (KGRE), Strassburg
  • Präsident des Rats der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), Deutsche Sektion, Köln
  • Präsident des Rats der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), Brüssel
  • Vize-Präsident und Vorsitzender der Europäischen Sektion des kommunalen Weltverbandes
  • Vorsitzender der UCLG-Kommission für urbane Mobilität
  • Mitglied der Reflexionsgruppe Europa 2020 - 2030 (ernannt durch den Europäischen Rat der 27 Staats- und Regierungschefs)
  • Vorsitzender Cities for Mobility
  • Vorsitzender Cities for Children
  • Vizepräsident des kommunalen Weltverbandes „Vereinigte Städte und Lokale Gebietskörperschaften“ (UCLG - CGLU) sowie
  • seit 2010 Präsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE)[8]

Ehrungen und Auszeichnungen

2004 wurde Schuster von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft als zweitbester Bürgermeister Deutschlands und Stuttgart als reformfreudigste unter 50 deutschen Großstädten ausgezeichnet.[5] Wolfgang Schuster wurde 2005 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen.[9] Er wurde 2008 als Ehrenalumnus in die juristische Vereinigung Phi Delta Phi Richard v. Weizsäcker Inn der Universität Tübingen aufgenommen[10] und erhielt am 5. September 2009 die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold.[5] Wolfgang Schuster erhielt am 2. Juni 2010 den Verdienstorden der Republik Italien für eine vor drei Jahren von ihm gestartete „vorbildliche Initiative, um die Bildungschancen italienischer Schüler zu verbessern“.[11]

Kritik

Schuster wird als Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart von Gegnern des Bahnprojektes Stuttgart 21 stark kritisiert. Trotz eingetretener Kostensteigerung kam es zu keinem Bürgerentscheid über die Beteiligung der Stadt an Stuttgart 21. Schuster rechtfertigte seine Entscheidung damit, dass die Mehrkosten für die Stadt Stuttgart voraussichtlich nur 84 Mio. Euro betragen und er sich mit Boris Palmer einig gewesen sei, dass Mehrkosten „deutlich im dreistelligen Millionenbereich“ gemeint waren.[12]

Schuster war einer der sieben Befürworter des Projekts Stuttgart 21, die bei den von Heiner Geißler moderierten Schlichtungsgesprächen für Stuttgart 21 sprachen und sieben Projektgegnern gegenübersaßen.[13][14]

Weblinks

 Commons: Wolfgang Schuster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Wolfgang Schuster – in den Nachrichten

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Die Wahl von 1996 wird ausführlich dargestellt in: Markus Hoecker: Die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart 1996. Parteipolitik und Wahlkampfstrategie: Die kommunale Persönlichkeitswahl im Spannungsfeld der modernen Parteiendemokratie. Eine Einzelfallstudie. Dissertation. Stuttgart 2005. Digitalisat – abgerufen am 11. Mai 2009
  2. Max Hägler: Der Pass interessiert mich nicht. In: taz, die tageszeitung. 24. Mai 2007.
  3. Stadt Stuttgart: Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster in den „Rat der Weisen“ zur Zukunft der EU gewählt. 16. Oktober 2008, abgerufen am 28. September 2009
  4. euractiv.de: Rat der Weisen: EU droht Irrelevanz. 7. Mai 2010, Zugriff am 27. August 2011
  5. a b c Laudatio (Auszug) zur Verleihung der Staufer-Medaille
  6. Verband RGRE: Schuster neuer Präsident. In: Stuttgarter Zeitung. 7. Dezember 2010.
  7. Europäische Bewegung Deutschland: Neuer Präsident des Rats der Gemeinden und Regionen Europas: Wolfgang Schuster. 7. Dezember 2010.
  8. http://www.wolfgang-schuster.info/item/show/429987
  9. Staatsministerium Baden-Württemberg: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Liste der Ordensträger 1975–2009. S. 51 – abgerufen am 18. Mai 2009
  10. Internetseite des Richard v. Weizsäcker Inns
  11. Stuttgart Journal: OB Schuster erhält Verdienstorden der Republik Italien, Beitrag vom 13. Juni 2010, abgerufen am 13. August 2010
  12. Stuttgart 21 – Frage nach einem Bürgerentscheid: OB Schuster stellt Fakten klar, Pressemitteilung der Stadt Stuttgart vom 23. Juli 2007.
  13. Faktencheck im Rathaus, fr-online, 25. Oktober 2010
  14. die sechs anderen Befürworter waren Bernhard Bauer (Ministerialdirektor), Thomas Bopp (Verband Region Stuttgart), Pfarrer Johannes Bräuchle (Initiative Pro Stuttgart 21), Tanja Gönner (Umweltministerin), Stefan Mappus (Ministerpräsident) und Volker Kefer (DB-Vorstand)

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