Neue Gemeinschaft

Neue Gemeinschaft

Die Neue Gemeinschaft war eine zwischen 1900 und 1903 unter anderen von den Brüdern Julius Hart, Heinrich Hart und von Gustav Landauer im Berliner Stadtteil Schlachtensee betriebene anarchistisch-kommunistische Kommune, an der vor allem politisch aktive Lebensreformer, Anarchisten und Künstler teilnahmen.

Die „Neue Gemeinschaft“ entstand aus dem Friedrichshagener Dichterkreis heraus, der ab 1890 am östlichen Rande Berlins entstanden war. Dort hatten sich sowohl politische Dissidenten als auch einige der führenden Autoren des Naturalismus wie Gerhart Hauptmann zumindest zeitweise niedergelassen. Als die Gruppe sich zunehmend zerstritt und zu zerfallen begann, gründeten die Brüder Hart 1902 eine neue Kolonie, die freireligiöse und anarchistische Neue Gemeinschaft an der anderen, westlichen Seite des Berliner Stadtrandes in Schlachtensee.

Angeregt wurde die Neue Gemeinschaft durch die englische Gartenstadt-Bewegung, die sich, beflügelt von den Ideen von William Morris, vom Moloch der Großstadt und der Industrialisierung emanzipieren und in einer quasi urkommunistischen Gemeinschaft zusammen leben wollte.

Zu der kurzlebigen, aber wirkungsreichen Gemeinschaft gehörten unter anderen der Maler Fidus d.i. Hugo Höppener, Peter Hille, Bernhard Kampffmeyer, Gustav Landauer, Martin Buber, Else Lasker-Schüler, Willy Pastor und Erich Mühsam. Die Neue Gemeinschaft wurde zu einem der wesentlichen Anregern der alternativen Lebensgemeinschaften, die sich nahe Ascona am Monte Verità entwickelten.

Literatur

  • Karin Bruns: Die neue Gemeinschaft [Berlin-Schlachtensee]. In: Wulf Wülfig / Karin Bruns / Rolf Parr (Hgg.): Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825-1933. Stuttgart / Weimar: Metzler 1998 (Repertorien zur Deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Raabe, Bd. 18), S. 358-371.
  • Albert Weidner (Hrsg.), Die Neue Gemeinschaft. Mitteilungen fuer Mitglieder und Gleichgesinnte. Ein Reprintdruck in zwei Bänden, herausgegeben und kommentiert von R. F. Lang. Edition Friedrichshagen 12, Kulturhistorischer Verein Friedrichhagen e.V. Ortwig 2011.

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