Schlachtensee

Schlachtensee
Schlachtensee

Der Schlachtensee ist ein See im Südwesten Berlins im Bezirk Steglitz-Zehlendorf am Rande des Grunewaldes. Nach dem See ist auch das ihn umgebende Stadtviertel benannt, das entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht eigenständiger Ortsteil, sondern eine Ortslage des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf ist. Seit 1920 gehören See und Stadtviertel zu Berlin. Der See gibt auch einer katholischen und einer evangelischen Gemeinde ihre Namen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Paul-Ernst-Park

Der schlauchförmige Schlachtensee ist der fast südlichste See der Grunewaldseenkette, die geologisch zur Hochfläche Teltow zählt und sich vor rund 15.000 Jahren im Brandenburger Stadium der Weichsel-Eiszeit als Glaziale Rinne herausgebildet hat.

Paul-Ernst-Park und See

Mit etwa 421.000 m² Fläche und einer maximalen Tiefe von etwa 8,5 Metern stellt er einen der größeren Seen des Berliner Stadtgebiets dar; der Umfang beträgt 5,5 Kilometer. Das Seeufer wird intensiv für Spaziergänge genutzt und zählt mit seinem durchgängigen Uferweg zu den beliebtesten Jogging-Strecken in Berlin. Mit seiner guten Wasserqualität und waldreichen Lage ist der Schlachtensee zudem ein beliebtes Baderevier.

Seit 1981 werden jährlich rund drei Millionen m³ Wasser aus dem Großen Wannsee in der Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlage Beelitzhof fast vollständig von Phosphat befreit und dann mit nahezu Trinkwasserqualität am Südwestende des Schlachtensees eingeleitet. Die Qualität des Wassers im See hat sich seitdem wesentlich gebessert. Zunehmende Nutzung, Uferzerstörung und weitere Phosphateinträge (u. a. Hundekot, Bodenerosion, Füttern von Wasservögeln, Aufwirbeln von Sediment) bedrohen allerdings die Qualität des Wassers.

Direkt am gleichnamigen S-Bahnhof Schlachtensee liegt der „Paul-Ernst Park“. Ein dort aufgestellter Gedenkstein erinnert an den Namensgeber, den Schriftsteller Paul Ernst (1866–1933). Die öffentliche Grün- und Erholungsanlage zieht sich den Hang hinab bis zum See und knapp einen Kilometer am Südufer entlang bis zu der markanten Halbinsel unterhalb der Terrassenstraße. Oberhalb des Ufers findet sich die Marinesiedlung. Im Bereich der Halbinsel besteht der Park aus einem dichten Wald, während im oberen Bereich am S-Bahnhof Blumenbeete und – im Sommer stark frequentierte – Liegewiesen angelegt sind. Weitere Liegewiesen bestehen am Nordostufer des Sees, wo der Schlachtensee über einen teils unterirdischen Kanal mit der Krummen Lanke verbunden ist.

An der Ostseite des Sees befindet sich ein Bootsverleih. Angler finden im Schlachtensee und in der benachbarten Krummen Lanke 18 Fischarten vor. Das Nordufer ist als Hundeauslaufbereich ausgewiesen. Über den S-Bahnhof Schlachtensee sind See und Wohnviertel verkehrstechnisch gut angebunden.

Geschichte

„Slatsee“

Lokal „Alte Fischerhütte“

Der Name Schlachtensee geht nicht auf eine „Schlacht“ zurück, sondern auf einen slawischen Begriff und verweist auf die slawische Zeit in der Mark Brandenburg. In einer Urkunde des einflussreichen Klosters Lehnin des Zisterzienserordens findet sich 1242 die einzige Erwähnung als Dorf „Slatdorp“ am „Slatsee“, das sehr wahrscheinlich später wüst gefallen ist:

„villa Slauicali, que Slatdorp digitur, et duobus stagnis Slatse et Tusen“

Nach dieser Urkunde kaufte das Kloster den gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. Zehlendorf und Slatdorp mit zwei Seen und einem Wald für 300 Mark ab. Der zweite See mit dem unklaren Namen „Tusen“ oder „Imtzen“ bezeichnete mit einiger Sicherheit den benachbarten Nikolassee, der über die langgestreckte Niederung der landschaftsgeschützten Rehwiese mit dem Schlachtensee verbunden ist.

Namensableitung und Fischerhütte

Nach älteren Darstellungen, beispielsweise von Richard George im Jahr 1900, soll das slawische „Slat“ von „slaty“ = goldfarben, goldgelb stammen und auf die Färbung des Sees verweisen. Der Namensexperte für den Teltow, Gerhard Schlimpert, hingegen leitet eher aus „slat“ = Pfahlwerk als Uferbefestigung oder „solt“ = Sumpf, Morast ab und erwähnt „golden“ nur am Rande.

Die heutige Siedlung Schlachtensee entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts. Zuvor war um 1750 am Ufer eine Fischerhütte errichtet worden, die dem Lokal „Alte Fischerhütte“ am Nordost-Ufer den Namen gab. Das 2005 restaurierte und erweiterte Lokal ist mit seinen Gartenplätzen ein beliebter Ort zum Verweilen. Die ersten Erwähnungen der Fischerhütte stammen aus dem Jahr 1759

„auf dem sogenannten Schlachtensee […] wegen Erbauung eines Fischer Hauses und den dabey zu liegenden Ackers“

und aus dem Jahr 1767:

„in der Teltoischen Heide die Pertinentzien [= dazugehöriges Land] zum Fischer Hause am Schlachtensee belegen vermessen“

Definition der Ortslage Schlachtensee

Ev. Gemeinde Schlachtensee

Umgangssprachlich ist eine klare Abgrenzung der Ortslage Schlachtensee von den sie einschließenden Ortsteilen Nikolassee und Zehlendorf schwer möglich. Schlachtensee ist in zwei Teile geteilt, in die Ortslage Schlachtensee-West, die zum Ortsteil Nikolassee gehört, und auch von der gleichen Bebauungsgesellschaft wie Nikolassee, der Heimstätten AG erschlossen wurde. Schlachtensee-Ost gehört zum Ortsteil Zehlendorf, und wurde großenteils durch andere Baugesellschaften erschlossen.

Eine sinnvolle Definition der Ortslage Schlachtensee ist möglich, orientiert man sich an den Gemeindegrenzen der evangelischen Kirchengemeinden Schlachtensee und Nikolassee (siehe nebenstehende Karte): Es bilden die Straßen Spanische Allee, Wasgenstraße, Kurstraße sowie Lissabonallee die westliche Grenze der Ortslage Schlachtensee, Wannseebahn und Limastraße die östliche Grenze. Allerdings gehört das Studentendorf Schlachtensee und die Kleingartenkolonie Schlachtensee-Süd bei dieser Definition nicht zur Ortslage, dafür aber das alte Rittergut Düppel (heute Tierklinik): Hier gibt es also eine geringe Abweichung. Einige Bewohner der Siedlung Wonnegauviertel sehen sich auch als Teil der Ortslage Schlachtensee, obwohl sie bauhistorisch und gemeindemäßig zu Nikolassee gehören.

Ehemalige Schlachtensee-Fähre

1896 wurde August Hensel Fischereipächter des Schlachtensees. Damals gab es drei Gaststätten am Schlachtensee (die Alte Fischerhütte, das Schloss Schlachtensee, das 1955 und die Neue Fischerhütte, die 1938 abgerissen wurde. Um 1900 betrieb Hensel eine Motorbootverbindung zwischen der Alten und Neuen Fischerhütte sowie eine Fähre von der Neuen Fischerhütte auf die gegenüberliegende Uferseite. Das Motorboot hieß „Siegfried“. Um 1906 kaufte Hensel ein 16,5 Meter langes, für 77 Personen ausgelegte Boot mit Namen „Anne“, 1920 das Boot „Sidonie“ (14 Meter lang). 1913 wurde das Baden im See verboten, da das Gewässer in Privatbesitz gelangte. 1940 wurde die Fährverbindung mangels Treibstoff eingestellt, im November 1945 wurden die beiden Boote durch eine Brandstiftung zerstört. Hensel nahm trotzdem mit einem Fischerkahn den Fährverkehr zum gegenüberliegenden Ufer wieder auf. 1964 kaufte er ein neues Ponton-Ruderboot. Nach dem Tod Hensels übernahm sein Sohn Günter den Fährbetrieb, den er 1976 wegen zu geringer Nachfrage einstellte.

Gedicht „Schlachtensee“

Die Schriftstellerin Ludovica Hesekiel (1847–1889) dichtete folgende Zeilen mit dem Titel „Schlachtensee“:

Blick über den Schlachtensee

„Die Kiefern neigen sich leise / blau liegt und still der See,
wir lauschen der alten Kunde / von Wendenlust und Weh.

Da kamen die Sachsen gezogen / hinein ins Heveller-Land,
und christliche Tempel erhoben / sich wo ein Götze stand.

Der grimme Bär von Askanien, / der brach der Wenden Macht,
der hat zuerst von allen / der Marken Größe gedacht.

Und endlich sanken die Wenden / besiegt und geschlagen dahin;
es donnert über die Kiefern, / wild heult der Sturm darin.

Der Regen peitscht die Wellen, / die lachende Schar wird stumm,
Am Schlachtensee die Geister / der alten Wenden gehen um.“

Der „grimme Bär von Askanien“ verweist hier auf den Gründer der Mark Brandenburg und ersten Markgrafen Albrecht den Bären, den Ururgroßvater der erwähnten Markgrafen Johann I. und Otto III.

Siehe auch

Literatur

Walter LeistikowAbendstimmung am Schlachtensee (1895)
  • Stephan Warnatsch, Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542, Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Band 12.1, Lukas Verlag Berlin 2000 (Zugleich: Berlin, Freie Universität, Dissertation, 1999). ISBN 3-931836-45-2 Zum Kauf Schlachtensee etc. Seite 239 (Das lateinische Zitat aus Schlimpert, s.u.)
  • … (ebenso), Regestenverzeichnis … Band 12.2 … ISBN 3-931836-46-0 Urkunde Kauf Slatdorp Nr. 81
  • Gerhard Schlimpert, Brandenburgisches Namensbuch, Teil 3, Die Ortsnamen des Teltow , Hermann Böhlaus Nachf., Weimar, 1972, Lateinisches Zitat Kauf 1242 Seite 170; Zitate Fischerhütte Seite 159, Namensableitung Seiten 170, 159f.
  • Ludovica Hesekiel, Schlachtensee, in Hie gut Brandenburg alleweg!, Richard George (Hrsg.), Verlag von W. Pauli's Nachf., Berlin 1900; Seite 49; hier auch als Anmerkung des Hrsg. die Deutung slaty = goldfarben, goldgelb

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