- Rhein-Main-Gebiet
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Das Rhein-Main-Gebiet, auch genannt Frankfurt RheinMain oder Frankfurt/Rhein-Main, ist eine Wirtschaftsregion und ein städtischer Ballungsraum am Zusammenfluss von Main und Rhein. Es liegt im Süden Hessens sowie Teilen der angrenzenden Länder Rheinland-Pfalz (Rheinhessen) und Bayern (Unterfranken). Es ist die je nach Definition zweit- oder drittgrößte der elf offiziellen europäischen Metropolregionen in Deutschland und eine der am stärksten wachsenden (jeweils nach Einwohnern).
Inhaltsverzeichnis
Kernstädte
Die Region stellt einen polyzentrischen Verdichtungsraum dar, dessen wirtschaftlich und politisch wichtigste Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden, Darmstadt und Mainz sind. Funktionaler und geografischer Mittelpunkt ist die Stadt Frankfurt am Main.
Andere städtische Zentren der Region sind Rüsselsheim, Bad Homburg vor der Höhe, Offenbach am Main, Hanau, Aschaffenburg sowie, je nach Definition der Ausdehnung, Marburg, Gießen, Limburg an der Lahn, Fulda und Wetzlar.
Abgrenzung
Die Abgrenzung der Region ist nicht eindeutig definiert. Das IHK-Forum Rhein-Main erstreckt sich zum Beispiel über eine große Fläche. Verwendet man den Bereich der Industrie- und Handelskammern, die in diesem Forum Mitglied sind und der die ganze Wirtschaftsregion umfasst, zur Definition, so erhält man folgende großzügige, der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main entsprechende, Abgrenzung:
- Sieben kreisfreie Städte
- Stadt Frankfurt am Main
- Stadt Offenbach am Main
- Stadt Wiesbaden
- Stadt Mainz
- Stadt Worms
- Stadt Darmstadt
- Stadt Aschaffenburg
Die 18 Landkreise der Region Frankfurt/Rhein-Main sind: Main-Taunus-Kreis, Hochtaunuskreis, Wetteraukreis, Main-Kinzig-Kreis, Landkreis Offenbach, Kreis Groß-Gerau, Landkreis Aschaffenburg, Landkreis Miltenberg, Kreis Darmstadt-Dieburg, Odenwaldkreis, Kreis Bergstraße, Landkreis Alzey-Worms, Landkreis Mainz-Bingen, Rheingau-Taunus-Kreis, Landkreis Limburg-Weilburg, Landkreis Gießen, Vogelsbergkreis und (seit 2004 im IHK-Forum und seit 2008 in der Metropolregion) Landkreis Fulda. Der Lahn-Dill-Kreis ist hier nicht enthalten, weil er nicht Mitglied im IHK-Forum Rhein-Main ist und nicht Teil der europäischen Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main ist, obwohl er historisch zum Rhein-Main-Gebiet gehört und aktuell dazugerechnet werden kann.
Nach dieser Abgrenzung umfasst die Metropolregion 14.800 km² Fläche mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern.
Der Kreis Bergstraße und die Stadt Worms liegen im Überschneidungsbereich zur benachbarten Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Abteilung „Rhein-Mainische Forschung“ (1925–2005 an den Geografischen Instituten der Universität Frankfurt beheimatet) grenzt die Region auf der Basis von Pendlerverflechtungen ähnlich ab – Kernstädte der Region sind hier Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach, Darmstadt und Hanau in Hessen sowie Aschaffenburg in Bayern und Mainz in Rheinland-Pfalz, so dass die Region nach dieser Abgrenzung den Regierungsbezirk Darmstadt, den Landkreis Limburg-Weilburg (Regierungsbezirk Gießen) sowie den Landkreis Aschaffenburg und den Landkreis Miltenberg aus Bayern sowie den Landkreis Mainz-Bingen, die Stadt Worms[1][2] und den Landkreis Alzey-Worms aus Rheinland-Pfalz umfasst, insgesamt etwa 4,9 Millionen Einwohner auf ungefähr 11.000 km² Fläche. Die Erweiterung des IHK-Forums im Norden um die IHK-Bezirke Gießen-Friedberg ist aus Sicht der Wissenschaftler wenig sinnvoll, da sich aus diesen Landkreisen nur wenige Verflechtungen mit dem Kern der Region nachweisen lassen.
Der engere Ballungsraum, der in etwa der Ausdehnung des S-Bahn-Netzes entspricht, reicht von der Gegend um Wiesbaden und Mainz im Westen bis Aschaffenburg im Osten sowie von Friedberg und Bad Nauheim im Norden bis Darmstadt im Süden. Dieses Gebiet zählt 3,4 Millionen Einwohner auf 5.500 km² Fläche.
Das Gesetz zur Stärkung der kommunalen Zusammenarbeit und Planung in der Region Rhein-Main (Ballungsraumgesetz) des Landes Hessen definiert hingegen explizit folgende Abmessung:
- die kreisfreien Städte Frankfurt am Main und Offenbach am Main;
- in den Landkreisen Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis und Offenbach alle Städte und Gemeinden;
- im Main-Kinzig-Kreis die Städte Bruchköbel, Hanau, Langenselbold, Maintal, Nidderau und Gemeinden Erlensee, Großkrotzenburg, Hammersbach, Neuberg, Niederdorfelden, Rodenbach, Ronneburg, Schöneck (Hessen);
- im Wetteraukreis die Städte Bad Nauheim, Bad Vilbel, Butzbach, Florstadt, Friedberg (Hessen), Karben, Münzenberg, Niddatal, Reichelsheim (Wetterau), Rosbach vor der Höhe und Gemeinden Ober-Mörlen, Rockenberg, Wölfersheim, Wöllstadt;
- im Landkreis Groß-Gerau die Städte Groß-Gerau, Kelsterbach, Mörfelden-Walldorf, Raunheim, Rüsselsheim und Gemeinden Bischofsheim, Ginsheim-Gustavsburg und Nauheim.
Dieses Gebiet zählt 2,2 Millionen Einwohner auf 2.500 km² Fläche.
Der Einzugsbereich des Rhein-Main-Gebiets ist sehr groß. Etwa 350.000 Einpendler kommen jeden Tag in den Frankfurter Raum, die zum Teil weit mehr als 100 Kilometer von ihrem Arbeitsplatz entfernt wohnen. Der Pendler-Einzugsbereich umfasst den ganzen Odenwald, die Südpfalz, die Rhön, den Taunus, den Westerwald, die Region Marburg/Gießen/Wetzlar und die Kurpfalz. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ist deshalb nicht zufällig der drittgrößte deutsche Verkehrsverbund.
Mit Wirkung vom 1. April 2011 tritt das "Gesetz über die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main" (Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil I - 15. März 2011 - GVBl. I, 2011, S.153 ff). in Kraft. In der Präambel heißt es: "Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main soll als Motor der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit des Landes Hessen im nationalen und internationalen Zusammenhang stärken. Zum Wohle der Region bedarf es in den Bereichen der überörtlichen Daseinsvorsorge und der räumlichen Planung moderner Formen der kommunalen Zusammenarbeit, ohne die garantierte Selbstbestimmung der Kommunen in Frage zu stellen."
Wirtschaft
Die zentrale und verkehrsgünstige Lage in Südwestdeutschland förderte schon Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung der Region. Unternehmen aus vielen Branchen haben hier ihren Sitz und beschäftigen in der Region etwa 1,8 Mio. Arbeitnehmer. In der Frankfurter Innenstadt überwiegen Banken und Investmentgesellschaften. Im weiteren Umfeld haben sich weitere Dienstleistungen etabliert, wobei die Automobilindustrie eine Schlüsselrolle einnimmt. Viele davon haben eine Europa- oder Deutschlandzentrale, oft mit Forschungs- und Designzentren. Auch die Bau- und Immobilien-Wirtschaft zählt mit einem Anteil von 18 Prozent an der regionalen Bruttowertschöpfung zu den wirtschaftlichen Schwergewichten der Region.[3] Als Wissenschaftsstädte hingegen haben sich Darmstadt und Wiesbaden als Sitz von Versicherungsunternehmen und Bundesbehörden etabliert.
Der Logistikbereich ist besonders durch den Flughafen Frankfurt am Main und die zentrale Anbindung an das Autobahn- und Eisenbahnnetz stark begünstigt. Das Frankfurter Kreuz und der Frankfurter Hauptbahnhof sind jeweils die verkehrsreichsten in Europa. Im Umkreis von 6 Stunden Fahrt erreicht man München, Hamburg, die Benelux-Staaten, Paris, die Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen und Berlin. Weitere wichtige Bahnhöfe im Fernverkehr sind Mainz Hbf, Frankfurt Süd und Frankfurt-Flughafen. Über den Frankfurter Flughafen sind viele Flugziele weltweit als Direktflug erreichbar. Die Infrastruktur im Rhein-Main-Gebiet gilt als sehr gut ausgebaut.
Naturraum
Die landschaftliche Attraktivität der Region ergibt sich aus dem Gegensatz zwischen den Ebenen der beiden namensgebenden Flüsse und den die Region begrenzenden Mittelgebirgen.
Die Untermainebene ist der nördliche Ausläufer der Oberrheinischen Tiefebene, die etwa von Basel bis Frankfurt reicht. Die Mainmündung gilt als die Grenze zwischen Ober- und Mittelrhein. Letzterer durchbricht in einem engen, teilweise schluchtartigen Tal das Rheinische Schiefergebirge. Außer den beiden genannten Strömen sind Nidda, Kinzig und Nahe wichtige Flüsse der Region, an ihrem Nordrand außerdem die Lahn.
Fünf Mittelgebirge begrenzen die Region: Taunus, Vogelsberg, Spessart, Odenwald und Hunsrück. Der Südhang des Taunus (Rheingau) und der Westhang des Odenwalds (Bergstraße) gehören klimatisch zu den mildesten Gegenden in Deutschland.
Der Rheingau, das linksrheinische Gebiet Rheinhessen sowie das unterfränkische Maintal sind Weinbaugebiete. Die Landwirtschaft in der Wetterau im Norden der Region verfügt über Böden, die zu den ertragsreichsten in Deutschland zählen. Im dicht besiedelten Kernraum der Region um Frankfurt dienen die Freiflächen mehr der Naherholung als der Landwirtschaft. Typisch für das dortige Landschaftsbild sind Streuobstwiesen, deren Erträge meist zur Produktion des Frankfurter Apfelweins dienen.
Geschichte
Eine bis heute gültige Besonderheit der Region ist, dass es niemals in der Geschichte eine territoriale Einheit des Rhein-Main-Gebiets gab. Der tausendjährigen Kleinstaaterei verdankt die Region ihre kulturelle Vielfalt, aber auch die im Gegensatz zu konkurrierenden Metropolregionen fehlende Kooperation und Koordination.
Antike und Mittelalter
In römischer Zeit lag die Region an der Grenze des Imperiums. Mainz war unter dem Namen Mogontiacum Hauptstadt der Provinz Obergermanien, der Limes schützte die Reichsgrenze und verlief über den Kamm des Taunus und quer durch die Wetterau. Außer Mainz gab es zahlreiche römische Kastelle in der Region (Hofheim, Höchst, Frankfurt, Kleiner Feldberg, Saalburg, u. a.) sowie die (Stadt Nida bei Frankfurt-Heddernheim). Wiesbaden war schon damals ein wichtiger Badeort (Aquae Mattiacorum).
Bereits in der spätrömischen Antike (seit 343) wurde Mainz zu einem Bischofssitz, der im frühen Mittelalter einer der wichtigsten des fränkischen, später Deutschen Reichs wurde. Fränkische Könige (Merowinger, später Karolinger) errichteten Königshöfe, u. a. in Frankfurt und Ingelheim. Das Kloster Lorsch wurde durch Landschenkungen eines der mächtigsten in Deutschland. Durch die günstige Verkehrslage konnte die Region Handelsverkehr an sich ziehen, wichtige Straßen entstanden, so die Via Regia.
Im späten Mittelalter löste Frankfurt Mainz als wichtigste Stadt der Region ab. Frankfurt, Friedberg (Hessen), Wetzlar und Gelnhausen (Letzteres eine Kaiserpfalz der Staufer) waren Freie Reichsstädte. Die Erzbischöfe von Mainz waren Erzkanzler des Reichs und einer der sieben Kurfürsten. Frankfurt verdankte seinen Aufstieg der Rolle als bedeutende Messestadt und als Wahl-, später auch Krönungsstätte der deutschen Kaiser.
19. Jahrhundert
Das Erzbistum Mainz umfasste große Gebiete im Westen und Osten (um Aschaffenburg) des Rhein-Main-Gebietes, als es 1803 aufgelöst wurde. Nach dem Wiener Kongress verteilte sich ab 1816 die Region auf folgende Territorien:
- Großherzogtum Hessen (Hauptstadt Darmstadt), mit den Provinzen Starkenburg (Darmstadt, Offenbach), Rheinhessen (Mainz, Worms, Bingen) und Oberhessen (Gießen, Friedberg).
- Stadt Wetzlar und Kreis Wetzlar, heute Lahn-Dill-Kreis, in der preußischen Rheinprovinz
- Herzogtum Nassau (Hauptstadt Wiesbaden), mit Limburg und Höchst.
- Kurfürstentum Hessen (Hauptstadt Kassel), mit Gelnhausen, Hanau, Bergen und Bockenheim
- Landgrafschaft Hessen-Homburg (Bad Homburg)
- Königreich Bayern (Aschaffenburg)
- Freie Stadt Frankfurt (Stadtstaat)
Nach dem Preußisch-Deutschen Krieg 1866 annektierte Preußen alle genannten Territorien außer dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Bayern, die kleinere Gebietsteile abtreten mussten. Die territoriale Zersplitterung bestand allerdings weiter, da das Großherzogtum Hessen durch das Stadtgebiet Frankfurt und den anschließenden Kreis Hanau in zwei Teile geteilt blieb.
20. Jahrhundert
Die eigentliche Geschichte der „Region Rhein-Main“ oder des „Rhein-Main-Gebietes“ im Wortsinn beginnt gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als zum ersten Mal über einen regionalen Zusammenhang debattiert und der Begriff Rhein-Main-Gebiet geprägt wurde. Damals wie heute blieb die Region als solche jedoch in ihren Grenzen unbestimmt. In den 1920er Jahren gab es erste Versuche, einer regionalen Kooperation den Weg zu ebnen und Funktionen in der Region zu verteilen – Zeugnis dieses Versuches ist der Plan eines „Rhein-Mainischen Städtekranzes“, der vom damaligen Frankfurter OB Ludwig Landmann direkt nach seinem Amtsantritt 1924 vorgestellt wurde. Landmann sah das Rhein-Main-Gebiet mit Frankfurt im Zentrum eines südwestdeutschen Einzugsgebietes, für das im Rahmen der Diskussionen um die sogenannte Reichsreform sogar Frankfurter Planungen für ein eigenes neues Reichsland „Rheinfranken“ lanciert wurden. Die Bedeutung, die der Region in den späten 1920er Jahren beigemessen wurde, zeigt auch die Gründung einer eigenen Forschungsabteilung „Rhein-Mainische Forschung“ am Geografischen Institut der Universität Frankfurt. Mit dem „Rhein-Mainischen Atlas“ legte diese 1929 nicht nur den ersten deutschen Regionalatlas überhaupt vor, sondern definierte erstmals Grenzen der Region: Diese reichte von Kassel im Norden und Aschaffenburg im Osten bis nach Koblenz im Westen und Saarbrücken im Süden.
Während des Dritten Reichs wurde die Region kurzzeitig politisch im NS-Gau Hessen-Nassau zusammengefasst – dieser hatte nur kurz Bestand, ist aber die erste politische Institutionalisierung des Rhein-Main-Gebietes. 1945 wurde die Grenze zur später auf Kosten der britischen und amerikanischen Zone eingerichteten Französische Besatzungszone von den Alliierten willkürlich im Rhein festgelegt. Die Besatzungsmächte gründeten in der Folge die noch heute bestehenden Bundesländer jeweils auf ihrem Territorium. Durch die (französische) Gründung des neuen Landes Rheinland-Pfalz wurde Rheinhessen von Hessen abgetrennt, die Region (und sogar das Stadtgebiet von Mainz) wurde erneut administrativ geteilt.
Die ungelöste Rhein-Main-Frage
Mit Aufkommen der Regionalplanung in Deutschland begann auch im Rhein-Main-Gebiet, vor allem in der engeren Stadtregion Frankfurt, eine Phase der Institutionalisierung. Durch starke Suburbanisierung wurde eine Lösung der anstehenden Probleme im regionalen Maßstab immer dringender. Während der 1960er-Jahre wurde lange um Stadtkreis- und Regionalstadtmodelle gerungen, die stets den Wegfall administrativer Ebenen mit sich gebracht hätten. 1975 wurde als Kompromiss der Umlandverband Frankfurt (UVF) per Landesgesetz ins Leben gerufen – dieser war ein sogenannter Mehrzweckpflichtverband und sollte zahlreiche Aufgaben übernehmen: Zum einen sollte er für die 43 Mitgliedskommunen die Flächennutzungsplanung im Rahmen eines gemeinsamen Flächennutzungsplans übernehmen. Dazu kamen zahlreiche Trägerschaftsaufgaben, z. B. der Wasserver- und Abwasserentsorgung, der Abfallentsorgung, regionaler Freizeiteinrichtungen u. a. Der UVF konnte seinen Aufgaben allerdings nicht überall nachkommen, da ihm zahlreiche Einrichtungen nicht wie vorgesehen überlassen wurden.
Der Umlandverband geriet schnell in die Kritik. Diese gipfelte 1995 im sogenannten „Jordan-Papier“ des SPD-Bezirks Hessen-Süd, mit dem eine Neuordnung des Regierungsbezirk Darmstadt durch Regionalkreise vorgeschlagen wurde.
1999 griff die neu gewählte CDU/FDP-Landesregierung unter Roland Koch die Kritik am Umlandverband auf und schuf im Jahr 2000 mit dem Ballungsraumgesetz eine neue Regionalstruktur: Der Umlandverband Frankfurt wurde durch den Planungsverband Ballungsraum Frankfurt Rhein-Main abgelöst, das Aufgabenspektrum auf die Planung reduziert und das Verbandsgebiet (Ballungsraum) von 43 auf 75 Kommunen erweitert. Sämtliche Trägerschaftsaufgaben des UVF sollten sich freiwillig in der Region organisieren und von einem „Rat der Region“, gebildet aus Oberbürgermeistern und Landräten, gelenkt werden. Auf eine demokratische Legitimation dieses Konstruktes wurde verzichtet, das Parlament des Umlandverbandes wurde durch die Verbandskammer des Planungsverbandes ersetzt. Im Vergleich zu anderen Regionalisierungen bleibt die Abgrenzung des Ballungsraumes jedoch deutlich hinter den tatsächlichen wirtschaftlichen Verflechtungen der Kernstädte mit ihrem Umland zurück. Mittlerweile hat die Landesregierung von ihrem Recht, regionale Kooperation zu verordnen zweimal Gebrauch gemacht: Zum einen wurde so die Wirtschaftsförderung Region FrankfurtRheinMain als Gemeinschaftsunternehmen einiger Kernstädte sowie einiger Landkreise gegründet (2005). Diese soll sich um die einheitliche Vermarktung bzw. Präsentation der Region bemühen. Derzeit läuft noch die von der Landesregierung festgelegte Frist zur Bildung eines Kulturzweckverbands – da jedoch einige Kommunen eine Umverteilung von Geldern zu Gunsten der Kernstadt Frankfurt und ihres kulturellen Angebots vermuten, lehnen zahlreiche betroffene Kommunen diesen Verband strikt ab. Die Städte Hanau und Offenbach haben Klagen vor dem hessischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht.
Das Ballungsraumgesetz wurde von Beginn an heftig kritisiert, z. B. aufgrund eines Eingriffsrechts der Landesregierung, mit dem diese regionale Kooperation per Erlass initiieren kann und wegen der fehlenden demokratischen Legitimation. In der Folge wurden zahlreiche Initiativen gestartet, die eine Neuordnung der Region versuchten: So wurde von der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth ein „Stadtkreismodell“ vorgelegt, das den Zusammenschluss von Frankfurt mit seinen Nachbargemeinden in einem Kreis vorsah. Die SPD Hessen legte ein Konzept vor, mit dem Hessen insgesamt in vier Regionalkreise unterteilt werden sollte. Keines der Konzepte konnte sich jedoch bislang durchsetzen, so dass die Region Rhein-Main nach wie vor politisch fragmentiert ist.
Das Ziel einer „vereinten“ Region verfolgen auch zahlreiche Initiativen in der Region: Dazu gehörte z. B. die Metropolitana, hervorgegangen aus einer Artikelserie der Frankfurt Rundschau (2000–2001), die sich als Verein formierte und später mit der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain fusionierte. Auch mit Hilfe einer Bauausstellung – vergleichbar der IBA Emscher Park im Ruhrgebiet – sollte das Regionalbewusstsein in der Region mehrfach befördert werden. Eine IBA wurde bereits in Zusammenhang mit der Metropolitana diskutiert, im Jahr 2004 wurde die Idee aufgegriffen und ein Frankfurter Architektur- und Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die 2005 vorgelegt werden sollte. Zu den Initiativen, die sich um eine (politische) Stärkung der Region bemühen, ist auch das IHK Forum Rhein-Main zu zählen. Problematisch an diesem losen Verbund verschiedener IHKn ist allerdings der voluntative Charakter: Da sich das IHK-Forum in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert hat, ist auch der regionale Bezug zum Rhein-Main mittlerweile verwässert.
Als Bürgerinitiative formierte sich Anfang 2004 die Regionalwerkstatt Rhein-Main. Unter Führung der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain wurden im Rahmen eines Workshops Ideen zu Zukunft der Region gesammelt. Obwohl die Resonanz anfangs groß war, gelang es den Organisatoren nicht, die Begeisterung für die Idee einer Region Rhein-Main weiter zu tragen, so dass die Initiative im Sand verlief.
Kirchliche Zuständigkeiten
Mit Ausnahme des bayerischen Gebietsanteils und des Frankfurter Stadtteils Bergen-Enkheim und des Main-Kinzig-Kreises gehört das Rhein-Main-Gebiet zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Main-Kinzig und Bergen-Enkheim gehören zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Aschaffenburg und Miltenberg gehören zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Wetzlar und große Teile des Lahn-Dill-Kreises gehören zur Evangelischen Kirche im Rheinland.
Bei der katholischen Kirche haben vier Diözesen Anteil an der Region, nämlich Mainz an den früher zu Hessen-Darmstadt gehörenden Gebieten, Limburg an den früher zu Nassau, Frankfurt und Hessen-Homburg gehörenden Gemeinden und Fulda an den früher kurhessischen Orten. In dieser Hinsicht ist die Stadt Frankfurt dreigeteilt. Die beiden bayerischen Landkreise um Aschaffenburg gehören zum Bistum Würzburg.
Wichtigste Sehenswürdigkeiten
- In Frankfurt: Altstadt mit Kaiserdom, Paulskirche, Römerberg, Goethe-Haus und Mainufer; weitere City mit Alter Oper, Hauptwache, Hochhaus-Skyline, Hauptbahnhof, Messe, Museumsufer, Zoo und Palmengarten; außerdem die erhaltene Höchster Altstadt mit der Justinuskirche und dem Höchster Schloß; der Flughafen Frankfurt am Main.
- In Mainz: Dom, Stephanskirche, Kurfürstliches Schloss, Gutenberg-Museum, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Theodor-Heuss-Brücke, die Römersteine, die Zitadelle mit Drususstein und der Dativius-Victor-Bogen.
- In Wiesbaden: Bowling Green mit Kurhaus und Staatstheater, Kurpark, Wilhelmstraße und Warmer Damm, Hessisches Landesmuseum Wiesbaden, Schloßplatz mit Marktkirche, Altem und Neuem Rathaus sowie dem Stadtschloss (heute Hessischer Landtag), Luisenplatz mit Bonifatiuskirche, Ringstraße (1. Ring) mit Ringkirche, Neroberg mit Nerobergbahn, Schloss Biebrich, Festung Reduit, Theodor-Heuss-Brücke und die „Griechische Kapelle“.
- In Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg: Künstlerkolonie Mathildenhöhe mit Hochzeitsturm, Luisenplatz mit Ludwigsmonument, Residenzschloss, Park Rosenhöhe , Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Fossilienfundstätte Grube Messel (10 km nördlich), Burg Frankenstein
- In Aschaffenburg und Umgebung: Schloss Johannisburg, Pompejanum, Park und Schloss Schönbusch, Schönborner Hof, Stiftsbasilika St. Peter und Alexander, die historische Altstadt auf dem Stiftsberg und das Wasserschloss Mespelbrunn.
- In Offenbach: Deutsches Ledermuseum, Klingspor-Museum, Isenburger Schloss, Büsing Palais, Rumpenheimer Schloss, City Tower, Französisch-Reformierte Kirche, Stadtkirche, Messe Offenbach, Rathaus, Mathildenkirche, Wilhelmsplatz, Marktplatz, Kaiserleibrücke, Waldzoo, Stadthaus, Carl-Ulrich-Brücke, Alt-Bieber, Fahrradhalle, Staustufe Offenbach, Heyne-Fabrik, Dreieich-Park.
- In Rheinhessen: Wormser Dom, Ingelheimer Kaiserpfalz, Oppenheimer Katharinenkirche, Guntersblumer Kellerweg, Binger Drususbrücke
- Im Taunus: Schlösser und Burgen in Bad Homburg, Kronberg, Königstein, Falkenstein und Eppstein; Limes mit Limeskastell Kleiner Feldberg, Saalburg und Braunfels; Großer Feldberg und Altkönig; Arboretum Main-Taunus zwischen Schwalbach und Sulzbach; Kuranlagen in Bad Homburg (Kurpark) und Bad Soden sowie historische Altstädte in Oberursel (Taunus) und Idstein.
- In Hanau und Umgebung: Hanau mit Goldschmiedehaus, Schloss Philippsruhe, Kuranlage Wilhelmsbad und der Altstadt Steinheim, Gelnhausen mit Kaiserpfalz und Marienkirche, Seligenstadt mit Altstadt und Einhard-Basilika.
- An der Bergstraße, im Ried und im Odenwald: Kloster Lorsch, Bensheim mit Fürstenlager und Auerbacher Schloss, Heppenheim mit Starkenburg, Zwingenberg, Erbach (Odenwald) und Michelstadt
- Im Rheingau: Zahlreiche Klöster, u. a. Eberbach und Schloss Johannisberg; Weinorte wie Rüdesheim mit der Drosselgasse, Oestrich-Winkel, Geisenheim und Eltville; Niederwalddenkmal
- In der Wetterau: Altstädte von Friedberg (Burg) und Büdingen (Stadtbefestigung), Jugendstil-Kuranlagen in Bad Nauheim.
- In Rüsselsheim: Rüsselsheimer Festung mit preisgekröntem Industriemuseum, Kunst- und Ausstellungszentrum Opel-Villen, der Verna-Park (ein denkmalgeschützter englischer Landschaftsgarten aus der ausgehenden Spätromantik)
- In Wetzlar: Dom, Altstadt, Goethe-Stätten, Museen und Grube Fortuna.
- In Limburg: Dom, die Staurothek und die historische Altstadt
- In Heusenstamm: Schloss Heusenstamm (Schloss Schönborn), Torbau, Altstadt, Hoher Berg (Hessen).
- Ein neues Konzept wird mit der Kulturregion Frankfurt Rhein-Main eröffnet. Darin sollen Industriebauwerke auf den 160 Kilometern zwischen Miltenberg und Bingen am Rhein zu einer Erlebnisroute über das Industriezeitalter in Süddeutschland verknüpft werden.[4] Bereits 700 Bauwerke sind dafür wissenschaftlich erfasst worden.
Siehe auch
Literatur
- Oliver M. Piecha: Der Traum von Groß-Frankfurt. Visionen zu Rhein-Main aus den Zwanziger Jahren, in: Forschung Frankfurt 1, 2005, S. 41–44.
- Laurenz Pries et al.: Gefährdung der Wälder im Rhein-Main-Gebiet. Konzepte zur Walderhaltung und Waldstabilisierung. (Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung, Band 35.) Herausgegeben vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten. Sauerländer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-89051-222-4
- Institut für Kulturgeografie, Stadt- und Regionalforschung: Regionalatlas Rhein-Main. Natur – Gesellschaft – Wirtschaft. = H. 120 der Reihe Rhein-Mainische-Forschungen, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-923184-26-3
- Jens Peter Scheller (1998): Rhein-Main. Eine Region auf dem Weg zur politischen Existenz. = Materialien des Instituts für Kulturgeografie, Stadt- und Regionalforschung, H. 25, ISBN 3-923218-18-4
- Klaus Wolf, Franz Schymik (Hrsg.) (2000): 75 Jahre Rhein-Mainische Forschung. 1925-2000. = H. 119 der Reihe Rhein-Mainische Forschung, ISBN 3-923184-25-5
- Walter Behrmann, Otto Maull: Rhein-Mainischer Atlas für Wirtschaft, Verwaltung und Unterricht, 1929
- C. Langhagen-Rohrbach: Aktuelle Regionalisierungsprozesse in der Region Rhein-Main. In: Raumforschung und Raumordnung, H. 1/2004, S. 58–66, Hannover 2004.
- Holger Zinn: Das Rhein-Main-Gebiet im Spiegel der amtlichen Statistik 1871 bis 1960, in: Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Wiesbaden 2005, S. 491–514.
- Anja Zeller: RadRheinMain - Die 22 schönsten Touren rund um Frankfurt, Hanau, Wiesbaden & Mainz, Hanau 2011, 978-3863142018, 192 S., Spiralbindung
Referenzen
- ↑ Website der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main als pdf-Datei
- ↑ Website der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main als pdf-Datei
- ↑ Bau- und Immobilienstudie des IHK-Forum Rhein-Main
- ↑ Neue Wege zur alten Industriekultur. FR vom 27. Nov. 2006
Weblinks
- Portal:Frankfurt Rhein-Main – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Frankfurt Rhein-Main
- Rhein-Mainische Forschung
- Kulturinitiative Rhein-Main
- Wirtschaftsförderung Frankfurt (u. a. Wirtschaftsreport)
Metropolregion Rhein-MainKreisfreie Städte:
Aschaffenburg | Darmstadt | Frankfurt am Main | Mainz | Offenbach am Main | Wiesbaden | WormsLandkreise:
Alzey-Worms | Aschaffenburg | Bergstraße | Darmstadt-Dieburg | Fulda | Gießen | Groß-Gerau | Hochtaunus | Limburg-Weilburg | Mainz-Bingen | Main-Kinzig | Main-Taunus | Miltenberg | Odenwald | Offenbach | Rheingau-Taunus | Vogelsberg | Wetterau
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