Nevigeser Wallfahrtsdom

Nevigeser Wallfahrtsdom
Wallfahrtsdom von Neviges

Der Nevigeser Wallfahrtsdom ist eine Wallfahrtskirche auf dem Hardenberg im Velberter Ortsteil Neviges. Als Ursprung der Wallfahrt gilt eine Marienerscheinung des Dorstener Franziskaners Antonius Schirley 1676, der beim Beten eine Stimme vernahm, die sagte „Bring mich nach dem Hardenberg, da will ich verehret sein!“.

Als der Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von Fürstenberg, nach schwerer Krankheit unerwartet seine Gesundheit wiedererlangt hatte, unternahm er zum Dank eine Pilgerfahrt nach Neviges und finanzierte auch die Fertigstellung des dort bereits im Bau befindlichen Franziskanerklosters. 1688 wurde die Pilgerfahrt durch den Kölner Generalvikar offiziell genehmigt. Papst Clemens XII. versprach allen Hardenberg-Pilgern völligen Sündenablass.

Besonders in den Krisenzeiten kamen viele Pilger nach Velbert. So wurden vor dem Ersten Weltkrieg jährlich 100.000 Pilger, 1935 340.000 und 1954 300.000 Pilger gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Maria, Königin des Friedens

Wallfahrtsdom von Neviges
Offene, an einen Marktplatz erinnernde Gestaltung des Innenraumes
Emporen
Marienstele mit dem Nevigeser Gnadenbild
Sakramentsstele
Fenster mit Rosenmotiv

Die heutige Kirche, die den Namen „Maria, Königin des Friedens“ trägt, wurde 1968 vom Architekten Gottfried Böhm konzipiert, obwohl dieser bei der seinerzeitigen Ausschreibung zunächst nicht den ersten Platz belegte. Der damalige Kardinal Frings, dessen Sehfähigkeit bereits eingeschränkt war, ließ sich die Modelle vorführen, um sie abzutasten. Dabei sagte ihm der Böhmsche Entwurf derart zu, dass er darum bat, einen zweiten Wettbewerb mit neuen Vorgaben auszuschreiben. Dieser wurde dann zugunsten Böhms entschieden. Böhm selbst hält sich mit einer Deutung der Form zurück. Für ihn bot der Bau die Möglichkeit, eine aufgehängte Betonkonstruktion umzusetzen, bei der die Wand- und Deckenelemente gegenseitig stützend eine Gemeinschaft ergeben.[1] Die Kirche ist mit über 6000 Plätzen nach dem Kölner Dom die zweitgrößte der Erzdiözese.

Der Bau macht in exemplarischer Weise das Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils sichtbar: an die Stelle der festen Burg tritt das Zelt, die Behausung des „wandernden Gottesvolks“; an die Stelle der „geschlossenen Gesellschaft“ tritt die Präsenz auf den „Marktplätzen der Welt“: So gleicht die äußere Form des Gebäudes der eines großen Zeltes. Im Innern aber scheint der Hauptaltar im Zentrum eines weiten Marktplatzes zu stehen, den die Emporen wie fensterreiche Häuser umgeben und zu dem eine breite Straße von außen hinführt. Diese Verbindung zwischen „außen“ und „innen“, also dem Kirchenvorplatz und dem Kircheninnenraum, hat Böhm zusätzlich durch die Raumbildung, die Wahl der Materialien und der Motive unterstrichen: die geschwungene Wegeführung des breiten Kirch- und Prozessionszuganges öffnet und verbreitert sich innen zu dem marktplatzartigen Kirchenraum, auch die Außenpflasterung wird innen weitergeführt, ebenso die freistehenden Straßenlaternen.

Das häufig wiederkehrende Symbol der Innengestaltung ist die Rose, Zeichen der Gottesmutter Maria, dessen großes Format in den Fensterverglasungen den Sichtbetonwänden des Innenraumes die Härte nimmt und dessen rot-weiße Farbfelder bei geeignetem Einfall des Sonnenlichtes die Weihe und Würde des Ortes atmosphärisch unterstreichen. Das ursprüngliche, sehr kleine Gnadenbild ist in eine große Marienstele eingelassen, aus der wie aus einem Lebensbaum Maria mit dem Kind herauswächst und dessen Innenseite und „Rückgrat“ das mit seinen drei Enden sichtbare Kreuz bildet.

Im September 1978 besuchte Karol Wojtyła, ein großer Verehrer der Gottesmutter, mit einer Krakauer Pilgergruppe die Kirche – ganze drei Wochen vor seiner Wahl zum Papst. An diese Begebenheit erinnert eine Gedenktafel nahe der Marienstele.

Orgel

Im Mai 2010 wurde die erste Pfeifenorgel des Doms eingeweiht. Das Instrument geht zurück auf eine Orgel, die 1976 von der Orgelbaufirma Stockmann (Werl) für die Antoniuskirche in Hildesheim erbaut worden war. Dieses Instrument wurde nun von der Orgelbaufirma Seifert (Kevelaer) um eine Auxiliarlade erweitert, deren Register von beiden Manualen und dem Pedal aus angespielt werden können, und fand im Mariendom Aufstellung. Eine völlige Neuintonation hat das Werk auf diesen sehr großen Kirchenraum hin hervorragend ausgerichtet.[2]

I Hauptwerk C–a3
Seraphonprincipal 16′ Aux
Bordun 16′
Seraphonprincipal 8′ Aux
Principal 8′
Spitzflöte 8′
Seraphonoctave 4′ Aux
Octave 4′
Gemshorn 4′
Quinte 22/3
Octave 2′
Mixtur IV 11/3
Tuba 16′ Aux
Trompete 8′ Aux
Horn 8′ Aux
Clarine 4′ Aux
Tremulant
II Schwellwerk C–a3
Seraphonprincipal 16′ Aux
Seraphonprincipal 8′ Aux
Rohrflöte 8′
Gamba 8′
Unda maris 8′
Seraphonoctave 4′ Aux
Principal 4′
Blockflöte 4′
Nazard 22/3
Waldflöte 2′
Terz 13/5
Tuba 16′ Aux
Trompete 8′ Aux
Klarinette (vakant) 8′
Hautbois 8′
Clarine 4′ Aux
Tremulant
Pedal C–f1
Contrabass 32′ [Anm. 1]
Seraphonprincipal 16′ Aux
Subbass 16′
Seraphonprincipal 8′ Aux
Octavbass 8′
Gedacktbass 8′
Seraphonoctave 4′ Aux
Choralbass 4′
Pedalmixtur IV 22/3
Contraposaune 32′ [Anm. 2]
Posaune 16′ Aux
Fagott 16′
Trompete 8′ Aux
Clarine 4′ Aux
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P; Sub I/I, Sub II/I, Sub II/II
  • Anmerkungen:
  1. ab c, C-H akustisch aus Seraphonprinzipal 16´.
  2. ab c; C-H Akustisch aus Posaune 16'.

Einzelnachweise

  1. Interview mit Gottfried Böhm WDR5,2008
  2. Nähere Informationen auf der Website der Erbauerfirma

Literatur

  • Veronika Darius: Der Architekt Gottfried Böhm. Bauten der sechziger Jahre. Düsseldorf: Beton-Verlag 1988 (Baumeisterforum), ISBN 3-7640-0236-0.
  • Gerhard Haun: Mariendom Neviges. Lindenberg: Kunstverlag Josef Fink 1997, ISBN 3-931820-56-4.

Weblinks

 Commons: Maria Königin des Friedens in Neviges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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