New Urbanism

New Urbanism
Poundbury in Großbritannien
Jakriborg in Schweden
Jakriborg
Prospect New Town, in Colorado (USA)
Brandevoort, Niederlande

New Urbanism („Neuer Urbanismus“) ist eine Bewegung im Städtebau, die Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre in den USA entstanden ist. Feindbild der Bewegung ist der so genannte sprawl, also die uferlose Ausbreitung der Städte in suburbane Siedlungen. Der New Urbanism kritisiert an dieser Wohnform den zwangsläufig hohen Individualverkehr mit entsprechendem Ressourcenverbrauch, die hohen Kosten für großflächige Infrastruktur (Straßen, Elektrizität, Kanalisation), die Zersiedelung der Landschaft sowie die Anonymität der Nachbarschaften. Ziel des New Urbanism ist folglich eine Reaktivierung der Wohnform der Kleinstadt mit den Vorzügen kurzer Wege, intensiver Nachbarschaft und Anreizen zu gesundem Leben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon seit Anfang der 1980er Jahre wurden eine Reihe von kritischen Stimmen gegen die Zersiedelung des Umlandes amerikanischer Städte laut. 1991 rief die Local Government Commission, eine kalifornische Nichtregierungsorganisation, Fachleute aus dem Bereich der Stadtplanung und Architektur zusammen, um konkrete Praxisempfehlungen für eine veränderte Stadtentwicklung zu formulieren. Die Gruppe veröffentlicht noch im gleichen Jahr die so genannten „Ahwahnee Principles“, in denen die Hauptforderungen des New Urbanism bereits formuliert sind.

Unter dem eigentlichen Namen „New Urbanism“ wurde die Bewegung dann 1993 in Form des Congress for the New Urbanism (CNU) institutionalisiert. Der CNU ist eine Non-Profit-Organisation bestehend aus Stadtplanern, Architekten, Bauträgern und anderweitig Stadtinteressierten. Die Organisation richtet seit der Gründung 1993 einen jährlichen Kongress aus, bei dem es um konzeptionelle Fragen und konkrete Umsetzungspraxis des New Urbanism geht. Auf dem vierten Kongress im Jahre 1996 wurde dann auch die „Charter of the New Urbanism“ formuliert, das Gründungsdokument der Bewegung.

Mit dem Titelzusatz „Congress“ haben die Neuen Urbanisten der ersten Stunde bewusst die Nähe zum Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM) gesucht. Unter diesem Kongresstitel ist eine wichtige Architekturbewegung bekannt, die seit 1928 einer modernistischen, funktionalen Stadtgestaltung Vorschub zu leisten versucht.

Der New Urbanism kann demgegenüber als exakte Gegenbewegung verstanden werden. Statt einer Trennung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen – wie es in der Charta von Athen, einem der programmatischen Dokumente des CIAM gefordert wird – entwirft der New Urbanism in der Charter of the New Urbanism das Ideal einer „Stadt der kurzen Wege“ mit möglichst großer Mischung von Funktionen an einem Ort.

Prinzipien des New Urbanism

Credo der Bewegung des New Urbanism ist es, Städte so zu bauen, dass nachhaltige und lebenswerte Nachbarschaften entstehen. Für die Vertreter des New Urbanism ist dies über die Orientierung an dem Ideal der traditionellen amerikanischen Kleinstadt zu erreichen. Entsprechend wird New Urbanism im Englischen wahlweise auch als „Traditional Neighbourhood Design“ (TND) bezeichnet.

Es geht der Bewegung also nicht um eine bloße Neuorientierung der baulichen Gestalt, sondern – hier wieder analog zu der modernistischen Idee des CIAM – um ein Einwirken auf das konkrete Zusammenlebens der Bewohner. Dichte Bebauung, ein breit gefächertes Angebot an Wohnungen, Mischung von fußgängerfreundlichen Straßen und Plätzen stehen zwar auch auf der Agenda, diese ist aber nur Mittel zum Zweck. Zielvorstellung des New Urbanism ist es, Orte zu bauen, die das Leben bereichern und den Geist inspirieren (“Create places that enrich, uplift, and inspire the human spirit.”[1]). Richtig gebaut, können Orte zum Spazierengehen ermuntern, gegenseitiges Kennenlernen fördern und vor Verbrechen schützen, so die Überzeugung des New Urbanism.

“We recognize that physical solutions by themselves will not solve social and economic problems, but neither can economic vitality, community stability, and environmental health be sustained without a coherent and supportive physical framework.”

„Wir erkennen an, dass physische Lösungen alleine soziale und ökonomische Probleme nicht lösen können, aber genausowenig können ökonomische Vitalität, Stabilität der Gemeinschaft und eine gesunde Umwelt ohne ein kohärentes und stützendes physisches Gerüst dauerhaft erhalten bleiben.“[2]

Eine idealistischere Variante des New Urbanism ist der New Pedestrianism (Neue Fußgängerkultur), gegründet 1999 durch Michael E. Arth, einem amerikanischen Künstler, Stadt-, Haus- und Landschaftsdesigner, Futuristen und Autor.

Beispiele des New Urbanism in den USA

Bekanntestes Beispiel für die Umsetzung der Gedanken des New Urbanism ist die Stadt Seaside in Florida. Architekten waren Andrés Duany und Elizabeth Plater-Zyberk. Seaside bildete auch die Kulisse für den Film Truman Show des Regisseurs Peter Weir. In den 1990er Jahren baute die Disney Company die Stadt Celebration ebenfalls nach den Prinzipien des New Urbanism.

New Urbanism in Deutschland und Europa

In Deutschland werden die Ideen des New Urbanism aus Sicht der Modernisten meist mit einer Architektur der Beschaulichkeit und rückwärtsgewandten Ästhetik gleichgesetzt und überwiegend als „neotraditionalistischer Kulissenzauber“ diskreditiert. Dennoch gibt es mit dem Council for European Urbanism (CEU) eine Initiative, die sich in Europa gegründet hat und sich programmatisch am US-amerikanischen Congress for the New Urbanism orientiert. Der CEU hat auch eine deutsche Sektion, die sporadisch das Online-Magazin Die Neue Stadt veröffentlicht.

Siehe auch

Literatur

  • Ludger Basten: Postmoderner Urbanismus. Gestaltung in der städtischen Peripherie. Münster: LIT, 2005
  • Harald Bodenschatz: Alte Stadt – neu gebaut. Die alte stadt, 25 1998, Nr. 4, 299–317
  • Peter Katz: The New Urbanism: Toward an Architecture of Community. New York u. a. 1994
  • Léon Krier: Architecture of Urban Design 1967–1992. John Wiley and Sons, 1993
  • Robert Steuteville u. a.: New Urbanism: Comprehensive Report & Best Practice Guide. 3. Aufl. New Urban News, Ithaca 2003.

Weblinks

 Commons: New urbanism – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Urbanism Principles. Abgerufen am 23. August 2009 (englisch).
  2. Steuteville u. a. 2001, S. 7

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