Niccolò Piccinni

Niccolò Piccinni
Niccolò Piccinni

Niccolò Vito Piccinni, auch Piccini, eigentlich Nicola Vincenzo Picci(n)ni (* 16. Januar 1728 in Bari; † 7. Mai 1800 in Passy bei Paris) war ein italienischer Komponist der Klassik.

Inhaltsverzeichnis

Jugend in Italien

Er wurde von Leonardo Leo und Francesco Durante am Conservatorio di Sant' Onofrio in Neapel erzogen, wofür er dem Bischof von Bari zu danken hat, da sein Vater, selbst Musiker, seinem Sohn verweigerte, den gleichen Beruf wie er zu ergreifen. Piccinnis erste Oper, Le Donne dispettose, wurde 1755 uraufgeführt, und 1760 komponierte er in Rom das chef d’œuvre seiner frühen Jahre, La Cecchina ossia la buona Figliuola, eine Opera buffa, die in ganz Europa erfolgreich war. Er hatte 1756 seine Schülerin Sibilla Vincenza geheiratet, eine Sängerin, der er danach nie wieder einen Auftritt erlaubte. Nachdem 1771 seine Oper Buona figliuola in Paris großen Erfolg hatte, empfahl ihn der neapolitanische Botschafter dem französischen König. Durch den Tod des Königs zogen sich die Verhandlungen hinaus, so dass Piccinni erst Ende 1776 seine Stelle in Paris antreten konnte.

Piccinnistenstreit in Paris

Auch hier waren seine Arbeiten erfolgreich, bis der Direktor der Pariser Oper die Idee hatte, ihn und Christoph Willibald Gluck absichtlich aufeinander zu hetzen, indem er sie überzeugte, gleichzeitig das gleiche Sujet zu bearbeiten: Iphigénie en Tauride.

Das Pariser Publikum wurde in zwei feindliche Lager gespalten, die unter den Namen Piccinnisten und Gluckisten einen Streit austrugen. Glucks Iphigénie en Tauride, die mit ihrer gesanglichen Behandlung des französischen Textes als Überwindung der klassischen Deklamationsregeln und als Rettung der französischen Oper gerühmt wurde, kam am 18. Mai 1779 zur Aufführung. Piccinnis weniger erfolgreiche Iphigénie folgte am 23. Januar 1781. Der Widerstreit der Parteien ging weiter, auch nachdem Gluck Paris 1780 verlassen hatte, denn man rief anschließend eine neue Rivalität zwischen Piccinni und Antonio Sacchini aus. Piccinni blieb so populär, dass er beim Tod Glucks 1787 vorschlagen konnte, ihm ein Denkmal zu seinen Ehren zu setzen – ein Vorschlag, den die Gluckisten nicht unterstützen wollten.

Nach der Revolution

1784 wurde Piccinni Professor an der königlichen Musikschule, eines jener Institute, aus dem 1794 das Konservatorium gebildet wurde. Beim Ausbruch der Französischen Revolution im Jahre 1789 ging Piccinni nach Neapel zurück, wo er anfangs von König Ferdinand IV. wohlwollend empfangen wurde; als aber seine Tochter einen französischen Demokraten heiratete, fiel er in Ungnade. Die nächsten neun Jahre brachten eine prekäre Existenz in Venedig, Neapel und Rom, 1798 kehrte er nach Paris zurück, wo das Publikum ihn enthusiastisch empfing, er aber kein Einkommen mehr erzielte. Er starb zwei Jahre darauf in Passy bei Paris. In Bari wurde nach seinem Tod an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel angebracht, eine Straße („Via Piccinni“) sowie die Stadtoper nach seinem Namen benannt.

Piccinni war Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Mutterloge war die sog. Philosophenloge Neuf Sœurs in Paris.

Werke (Auszug)

Die vollständigste Liste seiner Arbeiten wurde in Rivista musicale italiana, viii. 75 veröffentlicht. Er schrieb mehr als 80 Opern, aber obwohl seine späteren Werke den Einfluss französischer und deutscher Bühnen zeigen, gehört er zur konventionellen italienischen Schule des 18. Jahrhunderts. Weitere Kompositionen gehören zur Kirchenmusik, darunter sind auch Oratorien zu finden.

  • Le Donne dispettose (1755)
  • Alessandro nell'Indie (1758, nach Pietro Metastasio, Opera seria)
  • La Cecchina, ossia La buona figliuola (1760, Libretto von Carlo Goldoni, Opera buffa)
  • L'Olimpiade (1761, Neufassung 1774, nach P. Metastasio, Opera seria)
  • Catone in Utica (1770, nach P. Metastasio, Opera seria). Wiederaufführung in Mannheim 2007
  • Iphigénie en Tauride (1781, Opera seria)
  • Le donne vendicate (1763, Libretto von Carlo Goldoni, Opera buffa)

Instrumental

  • 1799 Hymne a l’hymen pour la célébration des mariages (Text: Ginguené)
  • Flötenkonzert in D-Dur
  • 2 Andantino für Violine und Klavier
  • Sinfonia in B-Dur
  • 3 Sonaten

Literatur

  • Pierre Louis Ginguené: Notice sur la vie et les ouvrages de Nicolas Picinni. Paris, 1801.
  • Elisabeth Schmierer: Die Tragèdies lyriques Niccolò Piccinnis: Zur Synthese französischer und italienischer Oper im späten 18. Jahrhundert. Laaber-Verlag (1. Auflage), 1999, ISBN 978-3-89007-497-9.
  • Wolfram Ensslin: Niccolò Piccinni: Catone in Utica. ISBN 978-3-63149-810-1.

Weblinks

 Commons: Niccolò Piccinni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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