Ferdinand I. (Sizilien)

Ferdinand I. (Sizilien)
Ferdinand I. von Neapel und Sizilien
Ferdinand als König von Neapel und Sizilien im Alter von neun Jahren, 1760
König Ferdinand und seine erste Gemahlin Maria Karolina im Kreise ihrer Kinder; Gemälde von Angelika Kauffmann

Ferdinando Antonio Pasquale Giovanni Nepomuceno Serafino Gennaro Benedetto von Bourbon (* 12. Januar 1751 in Neapel; † 4. Januar 1825 ebenda) war Infant von Spanien und als Ferdinand IV. König von Neapel (1759–1806), als Ferdinand III. König von Sizilien (1759–1815) und als Ferdinand I. König beider Sizilien (1815/16–1825).

Inhaltsverzeichnis

Familie

Ferdinand wurde als dritter Sohn Karls III. von Spanien und der Prinzessin Maria Amalia von Sachsen geboren.

Leben

Als sein Vater 1759 den spanischen Thron bestieg, folgte er ihm nach als König von Neapel und Sizilien. Während seiner Minderjährigkeit übte ein Regentschaftsrat unter dem Vorsitz des Marchese Bernardo Tanucci die Regierung aus. Der Marchese behielt auch, nachdem Ferdinand am 12. Januar 1767 volljährig geworden war, einen entscheidenden Einfluss und regierte im Geiste der Aufklärung.

Am 12. Mai 1768 heiratete Ferdinand in Caserta Maria Karolina von Österreich, eine Tochter von Maria Theresia, die nach Tanuccis Rücktritt 1777 die Regierung übernahm, 1784 Acton zum ersten Minister berief und angesichts der Französischen Revolution ein strenges Polizeiregiment errichtete, den Liberalismus mit scharfen Strafen verfolgte und 1793 der Koalition gegen Frankreich beitrat.

Die Erfolge der republikanischen Armee in Italien zwangen Ferdinand, 1796 mit der Republik Frieden zu schließen. Dennoch verbündete er sich 1798 mit Österreich, Russland und Großbritannien und drang bis Rom vor. Die Folge war das Einrücken eines französischen Heers unter General Championnet in Neapel.

Horatio Nelson erhielt den Auftrag, die königliche Familie, den britischen Botschafter und andere Persönlichkeiten aus der bedrohten Stadt zu schaffen. Etwa 600 Personen schifften sich am 21. Dezember 1798 an Bord der HMS Vanguard und anderer Schiffe ein und verließen am 23. Dezember Neapel. Nach einer stürmischen Überfahrt langten sie am 26. Dezember in Palermo an. Nachdem der König geflohen war, erfolgte die Proklamation der Parthenopeischen Republik am 23. Januar 1799.

Kurz darauf kam es zu royalistischen Aufständen gegen die von Frankreich eingesetzten Regierungen. Neapel fiel am 21. Juni 1799 wieder in die Gewalt des Royalistenheers unter Kardinal Fabrizio Dionigi Ruffo, worauf im Januar 1800 der Hof nach Neapel zurückkehrte und zahlreiche Abtrünnige hinrichten ließ.

Obwohl die Integrität des Königreichs Neapel in einem Vertrag zwischen Spanien und Napoleon festgestellt worden war, musste Ferdinand im Frieden von Florenz mit Frankreich vom 18. März 1801 den Stato dei Presidi abtreten und französische Besatzungen in seinen Staaten zulassen sowie im Neutralitätsvertrag von 1805 versprechen, den Truppen der gegen Frankreich Krieg führenden Mächte die Landung zu verweigern.

Als dennoch im November 1805 ein britisch-russisches Heer in Neapel landete, befahl Napoleon am 27. Dezember 1805 die Absetzung der Dynastie der Bourbonen in Neapel, und Ferdinand musste im Januar 1806 erneut nach Sizilien flüchten. Joseph Bonaparte wurde zum König beider Sizilien erhoben, Ferdinand behauptete sich mit Hilfe der Briten in Sizilien. Am 15. Juli 1808 ernannte Napoleon seinen Schwager Joachim Murat zum König von Neapel. 1811 geriet Ferdinand im britischen Kabinett in die Kritik. Ihm wurde eine brutale, verschwenderische Missregierung vorgeworfen. 1812 überließ er auf Druck Großbritanniens seinem Sohn Franz die Regierung.

Durch den Wiener Kongress wurde Ferdinand jedoch kurz darauf wieder in sämtliche Rechte eingesetzt. Noch 1812 hob er die zugestandene sizilianische Verfassung auf und zog nach Joachim Murats Flucht am 17. Juni 1815 wieder in Neapel ein. Am 13. Oktober 1815 wurde Joachim Murat standrechtlich erschossen. Ferdinand vereinigte dann durch Dekret vom 8. Dezember 1816 Sizilien und den Festlandsteil seines Reiches in ein Königreich beider Sizilien und nannte sich von da an Ferdinand I.

Er schloss am 16. Februar 1818 ein Konkordat mit dem römischen Stuhl. Infolge der Revolution von 1820 musste er die spanische Konstitution von 1812 beschwören, erwirkte jedoch 1821 auf dem Laibacher Kongress die bewaffnete Hilfe Österreichs gegen die von ihm eingesetzte Regierung. Harte Strafen gegen die Liberalen folgten.

Ferdinand starb am 4. Januar 1825. Seine Nachfolge trat sein Sohn Franz I. an. Seine Gemahlin war am 8. September 1814 gestorben; am 27. November des gleichen Jahres hatte er sich in Palermo morganatisch mit Lucia Migliaccio, der verwitweten Prinzessin von Partana vermählt, die er 1815 zur Herzogin von Floridia erhob. Ferdinand I. wurde in der Kirche Santa Chiara begraben.

Nachkommen

Ferdinand hatte mit Maria Karolina von Österreich folgende Kinder:

  • Maria Theresa (* 6. Juni 1772; † 13. April 1807), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien ∞ Kaiser Franz II.
  • Maria Luisa Amelia Teresa (* 27. Juli 1773; † 19. September 1802), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien ∞ Großherzog Ferdinand III. von Toskana
  • Carlo Tito (* 4. Januar 1775; † 17. Dezember 1778), Prinz von Spanien und beider Sizilien, Herzog von Kalabrien
  • Maria Anna (* 23. November 1775; † 22. Februar 1780), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien
  • Francesco I. Gennaro (* 20. August 1777; † 8. November 1830), König beider Sizilien
  • Maria Amelie (* 17. Januar 1779; † 26. Februar 1783), Prinzessin von Spanien
  • Maria Cristina Teresa (* 17. Januar 1779; † 12. März 1849), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien ∞ König Carlo Felice I. von Piemont-Sardinien
  • Carlo Gennaro (* 12. April 1780; † 1. Januar 1789), Prinz von Spanien und beider Sizilien
  • Giuseppe Carlo (* 18. Juni 1781; † 19. Februar 1783), Prinz von Spanien und beider Sizilien
  • Maria Amalia Theresa (* 26. April 1782; † 24. März 1866), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien ∞ Ludwig Philipp von Frankreich
  • Maria Cristina, (*/† 19. Juli 1783), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien
  • Maria Antonietta (* 14. Dezember 1784; † 21. Mai 1806), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien ∞ König Ferdinand VII. von Spanien
  • Maria Clothilda (* 18. Februar 1786; † 10. September 1792), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien
  • Maria Henrietta (* 31. Juli 1787; † 20. September 1792), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien
  • Carlo Gennaro (* 26. August 1788; † 1. Februar 1789), Prinz von Spanien und beider Sizilien
  • Leopoldo (* 2. Juli 1790; † 10. März 1851), Prinz von Spanien und beider Sizilien, Herzog von Salerno
  • Alberto Maria (* 2. Mai 1792; † 26. Dezember 1798), Prinz von Spanien und beider Sizilien
  • Maria Isabella (* 2. Dezember 1793; † 23. April 1801), Prinzessin von Spanien und beider Sizilien
Vorgänger Amt Nachfolger

Karl IV.
Parthenopäische Republik
Joachim Murat
König von Neapel
1759–1799
1799–1806
1815–1816

Parthenopäische Republik
Joseph Bonaparte
aufgegangen im Königreich beider Sizilien
Karl IV. König von Sizilien
1759–1816
aufgegangen im Königreich beider Sizilien
aus den Königreichen Neapel
und Sizilien hervorgegangen
König beider Sizilien
1816–1825
Franz I.

Weblinks

 Commons: Ferdinand I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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