Niederländische Gemeinde Augsburger Confession

Niederländische Gemeinde Augsburger Confession

Die Niederländische Gemeinde Augsburger Confession (kurz: NGAC) besteht seit 1585. Sie wurde von lutherischen Glaubensflüchtingen aus den spanischen Niederlanden gegründet, die in Frankfurt am Main Aufnahme fanden und dort das Bürgerrecht erwarben. Die Geschichte vieler alter Frankfurter Familien ist mit der der Niederländischen Gemeinde A.C. eng verbunden. Die Niederländische Gemeinde A.C. ist neben der Adeligen Ganerbschaft des Haus Alten Limpurg vielleicht „die letzte beseelte Großfamilie Alt-Frankfurts“ (Alfred Andreae).

Grundlagen der heutigen niederländischen Gemeinde sind die verwandtschaftlichen Beziehungen und die Tradition der in ihr vereinigten Familien und deren Verantwortung für den von ihnen gegründeten Almosenkasten, der über die Jahrhunderte gepflegt und 1998 in eine Stiftung überführt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Die Gemeinde

Die 1585 von Glaubensflüchtlingen aus Antwerpen konstituierte Niederländische Gemeinde Augsburger Confession ist heute eine der ältesten Vereinigungen in Frankfurt am Main. Voraussetzung für ihre Mitgliedschaft sind Geburt oder Heirat im Kreis der Nachkommen der Stifter und der ehemaligen Mitglieder. Gegründet wurde sie nicht als Kirchengemeinde, sondern als mitgliedschaftlich verfasster Almosenkasten. Die im 16. Jahrhundert nach Frankfurt übergesiedelten evangelisch-lutherischen Christen Antwerpens hatten in ihrer Heimat eine eigene Kirchengemeinde gebildet. Die frühneuzeitlichen Kirchenpolitik Frankfurts verwehrte es den niederländischen bzw. belgischen Flüchtlingen, eine rechtlich eigenständige Kirchengemeinde weiterzuführen, obwohl ihnen anderseits unter der Aufsicht des Rates über fast 200 Jahre ein besonderer Gottesdienst gewährt wurde. Beide Institutionen, Almosenkasten und Gottesdienst, gehörten zusammen. Rechtlich unabhängig waren die Niederländer aber lediglich in ihrer Armenpflege. So wurde der Almosenkasten zum Kristallisationspunkt der niederländischen Tradition. Von Anbeginn hatte die Niederländische Gemeinde in erster Linie karitative Aufgaben. Ihre Mitglieder gaben regelmäßig Spenden zum Besten armer Landsleute. Waren die Mitglieder einerseits zu Gaben verpflichtet, so gehörten sie anderseits zu den Berechtigten dieser, wie es in älteren Statuten heißt „obrigkeitlich anerkannte[n], die Rechte einer moralischen Person genießenden Privatgesellschaft von evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen." Das für wohltätige Zwecke gesammelte Vermögen stand bis zum Jahre 1998, als es in die Rechtsform einer Stiftung überführt wurde, allen eingeschriebenen Mitgliedern und deren zur Aufnahme befähigten ehelichen Nachkommen in ungeteilter Gemeinschaft zu. Von ihrer Tradition her ist die Niederländische Gemeinde sowohl eine Solidargenossenschaft, die gemeinsam ein Versorgungsinstitut unterhält, wie auch eine Nachkommen- und Erinnerungsgemeinschaft, welche die familiären Verzweigungen ihrer Angehörigen seit Jahrhunderten in einer Matrikel verzeichnet. Die Zugehörigkeit zur Niederländischen Gemeinde bedeutet nach dem Verständnis der meisten ihrer Angehörigen mehr als die Mitgliedschaft im Sponsorenkreis zeitgenössischer Wohltätigkeitsstiftungen oder die Anwartschaft auf Unterstützungsleistungen im Falle persönlicher Not. Einst aus den Reihen von Flüchtlingen gestiftet, ist die Niederländische Gemeinde heute ein Inbegriff der reichsstädtischen Bürgertradition Frankfurts am Main, denn im Prozess verwandtschaftlicher Verflechtung ergaben sich für die meisten führenden lutherischen Familien Frankfurts Bezüge zur Niederländischen Gemeinde. So ist sie zu einem Sammelpunkt Alt-Frankfurter Bürgertums geworden. Das Wirken als Vorsteher oder Diakon der Niederländischen Gemeinde gehört zum Lebenslauf zahlreicher namhafter Frankfurter Persönlichkeiten.

Die Stiftung

Die 1585 von Glaubensflüchtlingen aus Antwerpen konstituierte Niederländische Gemeinde Augsburger Confession ist eine der ältesten Vereinigungen Frankfurts am Main. Sie war schon von ihrem Ursprung her nicht ausschließlich Kirchengemeinde, sondern auch ein mitgliedschaftlich verfasster Almosenkasten. Seit ihrer Gründung hatte die Niederländische Gemeinde in erster Linie karitative Aufgaben. Was einst aus den Reihen einer Flüchtlingsgemeinde gestiftet wurde, ist heute ein Inbegriff der reichsstädtischen Bürgertradition Frankfurts am Main.

Publikationen

  • Frank Berger (Herausgeber): Glaube Macht Kunst. Antwerpen-Frankfurt um 1600. Historisches Museum Frankfurt, Hessenhuis Antwerpen, 2005, Mörfelden
  • Konrad Bund: 400 Jahre Niederländische Gemeinde Augsburger Konfession zu Frankfurt am Main 1585–1985 (Begleittext zur Ausstellung im Stadtarchiv). Frankfurt am Main 1985
  • Alexander Dietz: Frankfurter Handelsgeschichte. 5 Bände (Band 1, 1910; Band 2 und 3, 1921; Band 4 und 5, 1925)
  • Heike Drummer: Findbuch zum Bestand Niederländische Gemeinde Augsburger Confession 1585-1985. Stadtarchiv Frankfurt am Main, Repertorien Nr. 645, Amt für Wissenschaft und Kunst der Stadt Frankfurt, 1988, Frankfurt am Main
  • Johannes Lehnemann: Historische Nachricht von der vormahls im sechzehenden Jahrhundert berühmten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Antorff und der daraus entstandenen Niederländischen Gemeinde Augsburgischer Confession in Franckfurt am Mayn. 1725
  • Robert van Roosbroeck: Emigranten. Nederlandse Vluchtelingen in Duitsland (1550-1600). Leuven 1968
  • Sabine Wick: Findbuch zum Bestand Niederländische Gemeinde Augsburger Confession II. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Repertoriennr. 915, 2004, Frankfurt am Main

Weblinks


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