- Albert Andreae de Neufville
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Albert Andreae (* 11. September 1854 in Frankfurt am Main; † 30. Dezember 1940 ebd.) war ein Bankier aus Frankfurt und Erbauer der stadtbildprägenden Villa Andreae in Königstein im Taunus. Zu seinen Vorfahren zählt die Familienchronologie sowohl Johann Valentin Andreae, als auch Jakob Andreae, weswegen die Ornamentik am Villengebäude auf religiös intendierte Rosenkreuzer-Symbolik zurückgeführt werden kann.[1] Zum Villenbau ist noch erwähnenswert, dass dieser in einer Buchveröffentlichung über den Frankfurter Zweig der Familie Andreae aus dem Jahre 1923 als "Herrliches Schloß" bezeichnet wird. Tatsächlich existieren aus alter Zeit hunderte von Ansichtskarten, auf denen dieser Prunkbau abgebildet wurde. Auch der Blick von der Villa wird auf vielen Bildwerken als 'Blick vom Gaisberg' angegeben und entspricht der Ansicht des alten Merian-Stiches auf Burg Königstein.[2]
Inhaltsverzeichnis
Leben und Familie
Albert Andreae stammt aus der Kaufmanns- und Bankiersfamilie Andreae. Sein Großvater Ferdinand Andreae-Hebestreit (* 8. September 1787 in Frankfurt am Main; † 6. Juni 1857 ebenda) war Kaufmann und Mitglied der Ständigen Bürgerrepräsentation der freien Reichststadt Frankfurt. Sein Vater war Philipp Hermann Andreae-Goll (* 17. November 1817 in Frankfurt; † 4. Juli 1891 ebenda), ebenfalls Kaufmann in Frankfurt. Die Mutter, Pauline geborene Goll, war die Tochter des Bankiers Heinrich Goll-Platzmann, dem Inhaber des Bankhauses Joh. Goll & Söhne (1602 gegründet, 1915 liquidiert). Über die Familie Platzmann bestand eine Verwandtschaft zur Familie Thomas und Heinrich Manns.[3]. Der Bankier Fritz Andreae war ein Cousin 2. Grades und der Schwager Walther Rathenaus.
Albert Andreae wurde Teilhaber von Joh. Goll & Söhne. Joh. Goll & Söhne war eines der ältesten Bankhäuser der Stadt. 1660 von Johann Goll gegründet bestand das Bankhaus seit 1721 unter diesem Namen. 1915 büßte die Firma ihre Unabhängigkeit ein.[4] Die Frankfurter Bankiersfamilien waren vielfach untereinander verschwägert. Auch Albert Andreae setzte diese Tradition fort. Seine Ehefrau Teresa (* 5. Februar 1854 in Frankfurt) war eine geborene de Neufville. Sie war die Tochter des Geheimen Kommerzienrates Gustav Adolf de Neufville, ebenfalls ein Frankfurter Privatbankier. Das Bankhaus D & J de Neufville bestand bereits seit 1578. Wie es in der Familie üblich war, setzte Albert Andreae den Namen seiner Frau dem eigenen hintenan und nannte sich Albert Andreae de Neufville.
Die Familie wohnte in Frankfurt im ehemaligen Gollschen Haus Untermainkai 11, Ecke Neue Mainzerstraße 1–3, Ecke Hofstrasse. Albert Andreae ließ sich dieses Haus von seinem Schwiegervater Gustav Adolf de Neufville-Büttner sehr aufwendig umbauen[5]. Albert Andreae de Neufville hatte einen Sohn namens Alfred (*1881), der im Ersten Weltkrieg im Oktober 1914 fiel und seine Witwe Henriette de Neufville-Flersheim und zwei Kinder hinterließ. Die Patenschaft für seinen gleichnamigen Patensohn Alfred Andreae übernahm seine Witwe. Von ihm stammen hochbetagt viele Angaben über die Familie. Hier aus seinen Erinnerungen: „Zur Zeit von Albert Andreaes Eheschliessung mit Therese de Neufville im Jahr 1880 befanden sich die Familien beider Eheleute in schier märchenhaften Verhältnissen. Alberts Vater war in jungen Jahren in den USA, hatte die Chancen des dortigen Eisenbahnbaus erkannt und in diesen gewinnbringend investiert. Vermutlich hatte er größere Anteile am Bankaus Goll & Söhne als seine Schwager. Die Brüder von Therese de Neufville – Otto und Alfred – hatten zusammen mit Friedrich und Carl von Neufville das Bankhaus D. & J. de Neufville. Alfred hatte Anna Mumm von Schwarzenstein, Tochter des damaligen Frankfurter Bürgermeisters (Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein) zur Frau und Otto – Evelyn Mylius – aus sehr begüterter Mailänder Familie. Letztere bewohnten einen sehr stattlichen Besitz am Schaumainkai und im Sommer eine Villa am Comer See von welcher sie ihre Gäste gern von livrierten Gondoliere über den See rudern ließen. (…) Bis ins hohe Alter hatte es Albert Andreae meisterhaft verstanden, sich mit kultiviertem Haushalt und Haushofmeister zu umgeben, (der) mit ihm reiste (…) nach Baden-Baden ins "Stefanie" (heute: Brenner’s Park-Hotel & SpaHotel).“.[6]
Therese Andreae de Neufville trauerte seit dem Tod des Sohnes und richtete im Park der Villa eine Felsennische mit einer Bronzebüste ihres Sohnes ein, vor der sie oft auf einer Bank sitzend verweilte.[7] Die beiden namenstragenden Enkel mussten, wegen ihrer teilweise jüdischen Abstammung ins Ausland.
Die Grabstätte von Albert Andreae auf dem Frankfurter Hauptfriedhof Gewann A Nr. 290/291 ist – wegen hoher Nacherwerbskosten – nicht mehr erhalten. Als sie aufgegeben wurde, wurden dorthin die Gebeine des nach Holland emigrierten Oberbürgermeisters Landmann und seiner Gattin umgebettet. Ein Glasbild mit dem Portrait Johann Valentin Andreaes aus einem Fenster des Andreaeschen Hauses in Frankfurt, wurde auf Veranlassung eines Famililienmitgliedes ausgebaut und im Besitz in Neu-Isenburg eingebaut.
Besuch von Kaiserin Friedrich
Es ist überliefert, dass Kaiserin Friedrich einmal in der Villa Andreae zu Besuch war, nachdem an sie oft der Wunsch herangetragen worden war, doch einmal als Gast in der Villa zu verweilen. Nur hatte sie sich für diesen Besuch zwar kurzfristig angekündigt - doch ihr Brief wurde beiseite gelegt und erst am Nachmittag gefunden, nachdem die Hausherrin vom Mittagsschlaf aufgestanden war. Sie konnte gerade noch Anweisungen geben, da wurde schon vom Pförtnerhaus telefoniert, dass die Kaiserin gerade den Berg hochfahre. Tee fand dann statt, man entschuldigte sich und erklärte, dass Personal den Brief hingelegt hatte ohne der Herrschaft Meldung zu machen. [8]
Villa Andreae
In Königstein im Taunus wurde Grundbesitz Anfang der 1890er Jahre erworben. Im Jahre 1891 ließ Andreae de Neufville, der im Vorstand der niederländischen Gemeinde Niederländische Gemeinde Augsburger Confession in Frankfurt aktiv war, die schlossartige „Villa Andreae“ als Sommersitz erbauen und mit Elementen von Frankfurter Wahrzeichen versehen.[9] Architekt der Villa war Franz von Hoven, welcher auch 1900–1904 zusammen mit Ludwig Neher, den damaligen Rathaus Neubaukomplex Paulsplatz/Braubachstrasse errichtete. Der Turm der Villa Andreae ähnelt auffallend dem Rententurm in Frankfurt. Benachbart waren die Grundstücke der Eltern von L. Albert Hahn und des Sanatoriums von Dr. Oskar Kohnstamm. [10]
Literatur
- Alexander Dietz: Geschichte der Familie Andreae – Frankfurter Zweig. Frankfurt am Main 1923, Seiten 187–189, 192, auf den Folgeseiten befinden sich Lichtbilder der Familie
- Walther Amelung: Es sei wie es wolle, es war doch so schön – Lebenserinnerungen als Zeitgeschichte. Königstein im Taunus 1984.
Weblinks
- Buch über Albert Andreae von Alexander Dietz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Villa Andreae mit Nahansichten und Details
- Die Villa Andreae und andere Kulturdenkmäler in Königstein
- Die Cousine Albert Andreaes - Auguste Johanne Maria Schiele, geb. Andreae - in der gleichen genealogischen Aufstellung wie Egon Schiele
Einzelnachweise
- ↑ Alexander Dietz: Geschichte der Familie Andreae – Frankfurter Zweig. Frankfurt am Main 1923, Seiten 3 -19
- ↑ http://www.rhein-main-wiki.de/index.php?title=Bild:Steinerehaus.jpeg
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Kohnstamm#Familie_und_Verwandtschaft_mit_den_Familien_Mann.2C_Andreae.2C_Rathenau_und_Hahn
- ↑ Erich Achtenberg: Der Finanzplatz Frankfurt, 1955, Seite 133
- ↑ Stadtarchiv Königstein im Taunus - Brief von Alfred Andreae aus dem Jahre 2010
- ↑ Das Stadtarchiv Königstein im Taunus - Brief von Alfred Andreae aus dem Jahre 2010
- ↑ Das Stadtarchiv Königstein im Taunus - Brief von Alfred Andreae aus dem Jahre 2010
- ↑ Stadtarchiv Königstein im Taunus - Brief von Alfred Andreae aus dem Jahre 2010
- ↑ Das Stadtarchiv Königstein im Taunus in einer Festschrift aus dem Jahre 2001, '150 Jahre Kur in Königstein'
- ↑ alemannia-judaica.de
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