- Geschichte von Frankfurt am Main
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Die Geschichte von Frankfurt am Main ist die Geschichte der Entwicklung von einer Kaiserpfalz zur Bankenmetropole Europas. Die Geschichte eines Hügels am Mainufer an einer Furt, der sich zur kleinsten Metropole der Welt (wie die amtierenden Ratsleute sie gerne selbst bezeichnen) entwickelte. Die Spitze des Domturmes markiert die geographische Lage der Stadt bei genau 50° 6' 42,5" Nord und 8° 41' 9,4" Ost; wobei diese exakten Zahlen keinen Aufschluss über die wechselvolle Geschichte jener Stadt geben, die oft im Zentrum deutscher und europäischer Geschichte stand, ohne jemals echte Hauptstadt gewesen zu sein. Dennoch wird Frankfurt am Main oft in deutschen Massenmedien als Hauptstadt bezeichnet: z. B. als Finanzhauptstadt; andere Bezeichnungen sind Bankfurt oder Mainhattan.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Frühgeschichte
- 2 Mittelalter
- 3 Neuzeit
- 4 Jüngere Geschichte
- 5 Einzelnachweise
- 6 Literatur
- 7 Siehe auch
- 8 Weblinks
Frühgeschichte
An der Stelle der heutigen Frankfurter Altstadt war ursprünglich eine sumpfige, von zahlreichen Armen des Mains durchzogene Niederung. Sie wurde deshalb später als die oberhalb liegende Hochebene bebaut. Die Römerstraße, die im Mittelalter so genannte Elisabethenstraße, von Mainz (Mogontiacum) über Heddernheim (Nida) nach Friedberg umging dieses Gebiet. Eine Römerstraße vom römischen Hauptort Nida (civitas Taunensium heute Heddernheim) führte bereits in römischer Zeit über die Mainfurt zum südmainischen Civitas-Hauptort Dieburg und nach Groß-Gerau, wo sich eine wichtige Kreuzung mit Anschluss an die rechtsrheinische Römerstraße befand. Zahlreiche Flurnamen belegen noch heute, dass die Niederung auf beiden Seiten des Flusses mit Wald bedeckt war.
Der älteste Teil der Frankfurter Altstadt ist der Domhügel (einschließlich des heutigen Römerbergs), der als Insel aus den Seitenarmen des Mains und der Sumpflandschaft herausragte. Nur von Westen war er trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer Furt, die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war.
Archäologische Funde auf dem Domhügel reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Nachgewiesen ist eine erste Besiedlung und Bebauung aber erst für die Römerzeit. Man geht davon aus, dass die römische Besiedelung des Domhügels im letzten Viertel des ersten nachchristlichen Jahrhunderts begann; so fand man Überreste eines römischen Bades, das zu einer größeren Anlage, wohl einem Kastell, gehört haben dürfte. Vermutlich wurde die militärische Stellung aber schon im Laufe des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben und durch eine Villa, ein römisches Gutshaus, ersetzt. Archäologisch erschlossen wurden außerdem einige Wirtschaftsgebäude (Hauptartikel: Römische Niederlassung auf dem Frankfurter Domhügel).
Römische Gutshöfe (villae rusticae) befanden sich am Bockenheimer Friedhof, am Portal des Hauptfriedhofs, am Rebstock (Straße „Am Römerhof“), nahe dem Gelände des heutigen Günthersburgparks in Bornheim und möglicherweise im Riederwald nahe dem mittelalterlichen Gutshof Riederhof. Mit der Rücknahme der römischen Grenze auf den Rhein in den Jahren 259/260 scheint die römische Geschichte in Frankfurt beendet.
Mittelalter
Frühmittelalter
Frankfurt wird erst 793 urkundlich genannt, kommt aber schon 794 als namhafter Ort in einem Brief vor, den der Kaiser an den Bischof von Toledo schrieb und in dem er vermerkt: „in loco celebri, qui dicitur Franconofurd“ also an „jenem bekannten (berühmten?) Ort, der Frankfurt genannt wird“.
Offenbar war also das Gebiet des Domhügels auch in merowingischer Zeit (und womöglich schon seit Aufgabe durch die Römer) durchgehend besiedelt. So wurde 1992 bei Ausgrabungen im Dom das reich ausgestattete Grab eines Mädchens gefunden, das in die späte Merowingerzeit des 7. Jahrhunderts datiert wird.
Karl der Große baute sich an der „Franconovurd“ (Furt der Franken) einen Königshof und berief dort 794 die Synode von Frankfurt ein, auf der der Adoptianismus verdammt und der Bilderdienst verworfen wurde. Ludwig der Fromme, sein Sohn, wählte Frankfurt zum Wohnsitz, erweiterte die Pfalz, ließ einen noch größeren Palast erbauen und umgab die Stadt 838 mit Mauern und Gräben.
Nach dem Vertrag von Verdun (843) wurde Frankfurt sozusagen die Hauptstadt des ostfränkischen Reichs und wurde daher auch Principalis sedes regni orientalis genannt. Das häufige Verweilen der Kaiser und Könige in Frankfurt, die wiederholt hier gehaltenen Reichstage und Kirchenversammlungen, die Errichtung eines geistlichen Stifts und zahlreiche Schenkungen an die dortige Kirche förderten das städtische Gemeinwesen nachhaltig. Auch als die deutschen Kaiser keine beständige Residenz mehr hatten, blieb Frankfurt kaiserliches Kammergut und Hauptort von Ostfranken.
Hochmittelalter
Ein gleichzeitig weltliches und kirchliches Ereignis ließ Frankfurt nach einer weniger bedeutenden Stadtepoche unter den salischen und sächsischen Kaisern wieder in den Mittelpunkt rücken. Bernhard von Clairvaux rief 1147 von der Pfalzkapelle (der heutigen Alten Nikolaikirche) in einer aufwühlenden Predigt den Staufer Konrad III. zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug auf. Bevor dieser nach Jerusalem aufbrach, ließ er auf dem Frankfurter Hoftag seinen 10-jährigen Sohn zum Nachfolger wählen, der aber noch vor seinem Vater starb. Deshalb wurde fünf Jahre später abermals in Frankfurt gewählt. Nachdem dann Kaiser Friedrich I. 1152 hier auf den Schild gehoben wurde, wurde die Stadt durch diesen Brauch zur Wahlstadt der deutschen Könige.
Unter den Stauferkaisern erlebte Frankfurt einen Aufschwung und starkes Wachstum. In ihrer Zeit gewann die Stadt Markt, Mauer, Mainbrücke, Münze und Messe. Um 1180 wurde das Stadtgebiet stark erweitert; die neue Grenze bildete die Staufenmauer, die das Gebiet der heutigen Altstadt umgab.
1240 bestätigte Kaiser Friedrich II. das Privileg der Frankfurter Herbstmesse. In dieser ältesten Urkunde für die Messe in Frankfurt, die sich aus einem Jahrmarkt mit landwirtschaftlichen Produkten entwickelt und nun längst die Stadt Mainz als Handelszentrum überflügelt hatte, heißt es :…dass wir alle und jeden einzelnen, die zur Messe in Frankfurt kommen, unter unseren und des Reiches besonderen Schutz stellen. Wir befehlen, dass niemand wage sie beim Kommen und Gehen…zu belästigen oder zu behindern….
1245 wurde Frankfurt unmittelbare Reichsstadt, und 1250 wurde die Burggrafschaft Frankfurt in das Reichsschultheißenamt verwandelt. Das Frankfurter Schöffengericht war der Oberhof (Obergericht) für die ganze Wetterau, die „terra imperii“ war, und die angrenzende Gegend. Anfangs gehörten die meisten Einkünfte der Stadt dem Reich; erst später, besonders unter Heinrich IV. und Friedrich II., wurden diese Einkünfte und sogar die Verwaltung selbst verpfändet oder verkauft.
Die Gewalt in der Stadt lag zuerst in den Händen königlicher Amtsträger, des Vogts und des Schultheißen. Schon früher wählten sich jedoch die Bürger eigene Bürgermeister mit Beisitzern, denen die Polizeiverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit oblag. Da diese die Gunst des Kaisers genossen, wurde die Würde der Vögte zur Zeit des Interregnums (1257) vollständig beseitigt.
Spätmittelalter
Starkes Wachstum im 14. Jahrhundert
Kaiser Ludwig der Bayer, dem die Bürger die Tore der Stadt öffneten (obwohl Friedrich der Schöne von Österreich schon Sachsenhausen besetzt hatte), gab Frankfurt 1329 die Erlaubnis, alle ihre verpfändeten Einkünfte, Ämter und Rechte einzulösen und bis zur Wiederauslösung seitens des Reichs zu erhalten. Er erweiterte das Messeprivileg der Frankfurter Messe und gestattete die Abhaltung der Frühjahrsmesse (1330). Dazu verbot er die Erbauung neuer Schlösser am Main und die Anlegung neuer Zölle in einem Umkreis von zehn Stunden. Er gewährte der Stadt das Recht, Bündnisse zu schließen, und genehmigte ihr 1333 eine weitere enorme Ausdehnung des ummauerten Stadtgebiets.
Dies tat er nicht ganz uneigennützig, denn Frankfurt stand in Ludwigs Auseinandersetzung mit dem Papst (Johannes XXII.) trotz Bannstrahl und Interdikt (Gottesdienstverbot) zu ihm und tätigte auch finanzielle Zuwendungen. Damit war praktisch der Grundstein für den nun folgenden enormen Aufschwung der Stadt Frankfurt als Handels- und Messestadt gelegt. Mitte des Jahrhunderts zählte die Stadt rund 10.000 Einwohner, ein Höchststand, der erst Anfang des 16. Jahrhunderts wieder übertroffen wurde[1]. In der Folgezeit errichteten die Frankfurter Bürger eine neue Befestigungsanlage, von der heute unter anderem noch der Eschenheimer Turm erhalten ist.
Weit außerhalb dieser Stadtmauer entstand nach der Genehmigung durch König Wenzel (1393) die Frankfurter Landwehr. Diese aus Dornen und Gebüsch bestehende Anlage, deren Bau sich über die nächsten 150 Jahre erstreckte, wurde an den Kreuzungen mit den großen Ausfallstraßen mit Warttürmen versehen. Das Ziel der Landwehr war außer der militärischen Verteidigung auch die optische Abgrenzung des eigenen Gebietes, insbesondere gegenüber den Herren und Grafen von Hanau, mit denen es immer wieder politische Streitigkeiten gab.
Mitte des 14. Jahrhunderts war Frankfurt vor allem das Zentrum des Tuchhandels. Mehr als 300 Mitglieder der Weberzunft lagerten zu Messezeiten ihre Waren in den umliegenden Häusern des Messeplatzes, darunter auch in den Gewölben des heutigen Rathauses, dem nach dem Besitzer benannten Römer. 1405 kaufte die Stadt dieses und einige angrenzende Bürgerhäuser und baute sie zu einem Rathaus um.
Die Goldene Bulle
Auch in Frankfurt wurden die städtischen Ämter allmählich ein Erbteil einzelner alter Familien. Dies gab Anlass zu vielen Streitigkeiten mit den Zünften. Kaiser Karl IV. teilte deswegen den Rat in die drei - je aus 14 Mitgliedern bestehenden - Bänke der Schöffen, der Gemeinde und der Zünfte.
Durch die Goldene Bulle wurde Frankfurt 1356 ständige Wahlstadt der deutschen Könige, mit der Verpflichtung, den Wahlakt zu schirmen. Die Stadt hatte dabei darauf zu achten, dass keiner der Kurfürsten mehr als 250 Leute bei sich hatte, darunter höchstens 50 Bewaffnete. Auch mussten am Wahltag alle Fremden die Stadt verlassen.
Emanzipation von Reich und Umland
Ulrich III. von Hanau verfolgte in dieser Zeit eine königsnahe Politik, die es ihm ermöglichte, seine Rechte rund um Frankfurt zu stärken, insbesondere im Bereich des Amtes Bornheimerberg. Es gelang ihm, den Frankfurter Stadtwald (1360) und in Frankfurt selbst das Amt des Reichsschultheißen (1349) als Pfand durch Kreditvergabe an den Kaiser in die Hand zu bekommen. Damit drohte er Frankfurt von außen einzuschließen und dessen Selbständigkeit von innen heraus auszuhöhlen, zumal sich in Frankfurt der Dauerkonflikt zwischen Patriziern und Handwerkern nicht beruhigte. So wirkte er 1358 als Schiedsmann zwischen den Parteien. Dem mehrfachen Bürgermeister der Stadt, Siegfried zum Paradies, gelang es jedoch 1363, Ulrich III. aus dieser für Frankfurt bedrohlichen Stellung zu drängen, indem er die Kredite Ulrichs III. an den König persönlich ablöste. Damit konnte er diese Ambitionen Ulrichs III. abwehren.
Nun wurde aber Siegfried zum Paradies für die anderen Patrizier zu mächtig. Sie erreichten beim immer in Geldnot befindlichen Kaiser Karl IV. durch hohe Summen – insgesamt flossen 17.600 Gulden –, dass der Kaiser seine Pfänder bei Siegfried zum Paradies wieder auslöste und Schultheißenamt und Stadtwald der Stadt überließ.
Verdienste um Frankfurt erwarb sich der Schwiegervater des Siegfried zum Paradies, Jakob Knoblauch, der bei den Kaisern Ludwig und Karl IV. wichtige Privilegien, wie beispielsweise das Münzrecht, erwirkte. Knoblauch erwarb auch die verfallene kaiserliche Pfalz, den Saalhof mitsamt dessen Dominialgut, und stellte ihn wieder her.
Zudem verpfändete Karl IV. das Judenregal an die Stadt. Dadurch wurden die Juden, die zu den frühesten Bewohnern Frankfurts gehörten, faktisch von Kammerknechten des Kaisers zu solchen der Stadt Frankfurt. Einhundert Jahre später, 1462, zwang der Rat nach einer entsprechenden Intervention des Kaisers alle Juden, die vorher vorwiegend zwischen Bartholomäuskirche und Main gewohnt hatten, zum Umzug in ein abgeschlossenes Ghetto am östlichen Stadtrand, die Judengasse. Dieses Ghetto blieb bis 1796, de jure bis 1811, bestehen.
Konflikte mit benachbarten Fürsten
Auch andere Fürsten ringsum neideten der Stadt am Main die steigende Prosperität und verwickelten sie in zahlreiche Fehden. 1389 erlitt die Reichsstadt in der Kronberger Fehde gegen die Kronberger Ritter und deren Verbündete die größte militärische Niederlage ihrer Geschichte. Zuvor hatte sich die Stadt entschlossen, im Städtekrieg auf Seiten des Rheinischen Städtebundes gegen Ruprecht von der Pfalz vorzugehen, doch von den mehr als 2000 ausgerückten Bewaffneten und zahlreichen Unbewaffneten fielen bei der Entscheidungs-Schlacht am 14. Mai 1389 40 bis 100. Weitere 600 Gefangene (darunter auch Ratsmitglieder) mußte man mit 73.000 Gulden Lösegeld freikaufen. Die Limburger Chronik vermerkt dazu: „Also schlug der kleine Hauff den großen Hauff nieder. Das war nicht Wunder, denn der große Hauffe flohe und der kleine stritte. O Frankfurt! Frankfurt! Gedenke dieser Schlacht!“.[2]
Fortan verlegte sich die Stadt auf eine effektive Bündnispolitik, indem sie die früheren Gegner mit Geld und über Verträge in ein System von wechselseitigen Abhängigkeiten und Verpflichtungen einbezog. Bis zum Ende des mittelalterlichen Fehdewesens durch Kaiser Maximilians I. ewigen Landfrieden wahrte die Reichsstadt ihre bewaffnete Neutralität, beispielsweise auch in der Mainzer Stiftsfehde 1462. 1495 wurde zur Wahrung des Landfrieden das Reichskammergericht als oberste Rechtsinstanz im Heiligen Römischen Reich geschaffen (später verlegt nach Speyer).
Neuzeit
16. Bis 18. Jahrhundert
Renaissance und Reformation
Ab dem 16. Jahrhundert blühten Künste und Gewerbe auf, die Wissenschaften wurden gepflegt, die Erfindung des Buchdrucks im nahen Mainz förderte auch hier Bildung und Intelligenz. Vom 15. bis 17. Jahrhundert war in Frankfurt die bedeutendste Buchmesse Deutschlands ansässig (erneut seit 1949).
Die Reformation fand 1530 in Frankfurt Eingang. Nach einigem Zögern trat Frankfurt 1536 dem Schmalkaldischen Bund bei, öffnete jedoch im Dezember 1546, nach dem unglücklichen Feldzug der Verbündeten an der Donau, den Kaiserlichen die Tore.
In den Jahren 1531-46 wurden in Frankfurt mehrere Konvente der protestantischen Fürsten abgehalten, wie auch im März 1558 hier auf einem Reichstag der nach der Stadt benannte Frankfurter Rezess. In dieser Übereinkunft zwischen Kurpfalz, Kursachsen, Kurbrandenburg, Hessen, Pfalz-Zweibrücken und Württemberg wurde erklärt, an der Augsburgischen Konfession festhalten zu wollen.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ließen sich in Frankfurt viele niederländische Familien nieder, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden waren. Die meisten von Ihnen bekannten sich zu reformierten Glauben. Sie förderten den Unternehmungsgeist und die Gewerbetätigkeit der Stadt ungemein. Bald, jedoch, kamen Sie in Konflikt mit dem von lutherischen Patriziern kontrollierten Stadtrat. Öffentlicher reformierter Gottesdienst wurde verboten und deswegen entstanden erste reformierte Göttehäuser in Frankfurt erst im Jahr 1787.
Durch die große Bedeutung als Handels- und Messestadt von kontinentaler Bedeutung stellte sich das Problem, dass Währungen zahlloser Staaten in Frankfurt kursierten. Durch das Fehlen festgelegter Wechselkurse kam es häufig zu Betrug und Wucher. Im Jahr 1585 einigten sich die Frankfurter Messekaufleute erstmals auf Wechselkurse für die unterschiedlichen Währungen sowie auf Regeln für deren Handel: die Frankfurter Börse war gegründet.
Fettmilch-Aufstand
Als Kaiser Matthias 1612 die städtischen Privilegien bestätigte, kam es zu erheblichen Ruhestörungen. Ein Teil der Bürgerschaft, vor allem Handwerksgesellen, erhob sich unter Leitung des Bäckers Vinzenz Fettmilch im nach diesem genannten Fettmilch-Aufstand gegen den Rat, und der Pöbel plünderte die Judengasse, das Ghetto der Stadt. Der Kaiser beauftragte Mainz und Hessen-Darmstadt mit der Wiederherstellung der Ordnung. Dies gelang jedoch erst 1616 mit der Festlegung einer neuen Stättigkeit und der Aufhebung des Zunftwesens. Die Juden erlangten vom Kaiser ein Mandatum poenale restitutorium, zogen unter Militärbegleitung wieder in die Stadt ein und machten den Tag der Rückkehr (20. Adar) zu einem jährlichen Festtag, der den Namen Purim Vinz trug.
Dreißigjähriger Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg konnte Frankfurt seine Neutralität behaupten. Der Rat der Stadt hatte es nach den negativen Erfahrungen im Schmalkaldischen Krieg vermieden, sich für eine Seite der Gegner zu entscheiden. Kritisch wurde es zwischen 1631 und 1635, als der schwedische Regent Gustav Adolf in Frankfurt Quartier nahm und für seine Truppen sogar Sold und Proviant forderte. Doch diese Widrigkeiten konnte die Stadt leichter bewältigen als die Kriegsfolgen. Insbesondere wütete in der Stadt, wie in ganz Europa dieser Zeit, die Pest. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde Frankfurt als Freie Reichsstadt bestätigt und gelangte bald zu neuem Wohlstand. 1681 fand hier ein Kongress der deutschen Fürsten statt, um der französischen Willkür entgegenzutreten; doch kam es infolge von Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zu keinem Resultat. Als sich die Bürger wegen der drückenden Abgaben und des willkürlichen Regiments an den Kaiser wandten, gab dieser der städtischen Verfassung durch Einsetzung des Bürgerausschusses eine zeitgemäße Änderung. Über 100 Jahre blieb die Stadt nun von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont.
18. Jahrhundert
1742 wurde Frankfurt gar für drei Jahre Residenzstadt, denn der damalige Kaiser Karl Albrecht von Bayern (Karl VII.) wohnte bis zu seinem Tod 1745 im Palais Barckhaus an der Zeil. Der Beginn der Aufklärung bringt auch der Stadt Frankfurt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Impulse. Die Bürger informieren sich in den Frankfurter Frag- und Anzeigungsnachrichten, politisch Interessierte lasen eher den Frankfurter Mercurius. Georg Philipp Telemann war von 1712 bis 1721 Musikdirektor an der Katharinenkirche; 1749 wurde Goethe geboren; 1763 spielten Mozart und „Nannerl“ an vier Abenden in einem Saal am Liebfrauenberg; 1784 wurde Schillers Kabale und Liebe im Frankfurter Nationaltheater uraufgeführt. Auch die Krönungen Leopold II. 1790 und zwei Jahre später von Franz II. waren herausragende Ereignisse, deren monumentaler Festcharakter in mehreren Berichten dieser Zeit beschrieben wird.
1753 wurde Voltaire mit seinem Sekretär Cosimo Alessandro Collini und schließlich auch einer Nichte Voltaires durch den preußischen Repräsentanten Baron Franz von Freytag über einen Monat lang in der Stadt zunächst unter dem Vorwurf festgehalten dem preußischen König ein lyrisches Manuskript entwendet zu haben und schließlich vor deren Freilassung durch Freytag beraubt, wonach Voltaire wütend dessen Bestrafung zu erreichen suchte. Drei Jahre später während des Siebenjährigen Kriegs wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt und behielt, trotz großen Protestes, die Besatzung bis zum Kriegsende. Dennoch stellte diese Zeit keine Änderungen im Leben der Frankfurter Bürger dar.
Von der Französischen Revolution bis zum Ende der Freien Stadt
Französische Besetzung
Im französischen Revolutionskrieg eroberte General Custine im Oktober 1792 Frankfurt und legte der Stadt Zahlungen von 2 Millionen Gulden auf. Am 2. Dezember des Jahres eroberten die aus der Champagne zurückkehrenden Preußen und Hessen die Stadt zurück. Als Andenken an die Schlacht entstand am Friedberger Tor das Hessendenkmal. 1796 wurde Frankfurt vom österreichischen General von Wartensleben besetzt. Er konnte sich aber gegen die Franzosen unter Jean-Baptiste Kléber nicht halten, der die Stadt am 13. und 14. Juli beschießen ließ. Das Bombardement richtete schwere Schäden in der Stadt an, vor allem in der Judengasse, Für die Juden der Stadt bedeutete die Beschießung de facto das Ende des seit über 300 Jahren bestehenden Ghettozwangs. Für die Stadt war jedoch die abermalige Tributzahlung von 6 Millionen Franken in Geld und 2 Millionen in Lieferungen eine schwere Belastung. Darauf wurde die Stadt 2. Dezember 1796 für neutral erklärt, was der Reichsdeputationsrezess zu Regensburg vom 25. Februar 1803 bestätigte. Während damals fast alle Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verloren, blieb Frankfurt Reichsstadt und erhielt überdies alle in seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen.
Großherzogtum Frankfurt
Im Januar 1806 besetzte General Augereau mit 9.000 Mann die Stadt und erpresste von ihr abermals 4 Millionen Franken. Mit der Stiftung des Rheinbundes verlor Frankfurt seine Selbstständigkeit und wurde den Staaten des Fürsten-Primas Karl Theodor von Dalberg einverleibt. Schon am 6. September 1806 trat dieser die Regierung an, erklärte alle Religionsparteien für fähig zu Staatsämtern und gewährte den Juden bürgerliche Rechte. Er vermochte jedoch nicht der auswärtigen Gewalt Widerstand zu leisten. 1810 wurde Frankfurt formal die Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogtums Frankfurt.
In dieser Zeit erfuhr die Stadt gravierende Veränderungen ihrer städtebaulichen Struktur. Die jahrhundertealten Befestigungsanlagen wurden abgebaut. Neben dem Landgewinn war damit auch die Intention verbunden, dass man ohne Befestigungsmauern auch keine Schäden mehr durch Kanonenbeschuss zu fürchten habe. An ihrer Stelle wurden Gartenanlagen errichtet. Goethes Mutter schreibt am 1. Juli 1808 an ihren Sohn Wolfgang: „Die alten Wälle sind abgetragen, die alten Tore eingerissen, um die ganze Stadt ein Park.“ Durch das heute noch gültige Wallservitut konnten die Wallanlagen bis heute weitgehend vor Bebauung geschützt werden, so dass Frau Goethes Feststellung weiterhin Bestand hat.
Freie Stadt Frankfurt und Deutscher Bund
Am 2. November 1813 zogen die Verbündeten in Frankfurt ein, versprachen der Stadt schon im Dezember Wiederherstellung ihrer alten Rechte und errichteten einstweilen einen Zentralverwaltungsrat unter der Leitung des Freiherrn vom Stein. Die Wiener Kongressakte erklärte Frankfurt zu einer Freien Stadt des Deutschen Bundes, und 1816 wurde es Sitz des Bundestags. Diese Vertretung der Regierungen residierte im Palais Thurn und Taxis. Goethe selbst ermutigte die Ratsherren, als er 1815 zum letzten Mal seine Geburtsstadt besuchte, mit den Worten: „Einer freien Stadt geziemt ein freier Sinn…..Es geziemt Frankfurt von allen Seiten zu glänzen und nach allen Seiten tätig zu sein.“
Die Stadt beherzigte diese Ratschläge. Im Sinne der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Bundesakte gab sie sich auch eine veränderte Verfassung, die Konstitutionsergänzungsakte. Die christlichen Konfessionen wurden als gleichberechtigt betrachtet, und auch die Juden erhielten das Recht, mit Waren zu handeln und Fabriken zu gründen, was insbesondere der Frankfurter Familie Rothschild zu internationalen Geschäftsbeziehungen verhalf. Auch aus dem Bildungsbürgertum wurden nun Mäzene tätig, wie der Kaufmann Johann Friedrich Städel (Städel), die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft (Senckenbergmuseum), oder der vom Nationalökonomen Friedrich List begründete Handels- und Gewerbeverein, der die Beseitigung aller Zölle sowie die Freiheit des Handels zum Ziele hatte. Der damalige Dozent Arthur Schopenhauer zog 1831 von Berlin nach Frankfurt und begründet dies mit den Zeilen: „Gesundes Klima, schöne Gegend, Annehmlichkeiten großer Städte,das naturhistorische Museum, besseres Schauspiel, Oper und Konzerte, mehr Engländer, bessere Kaffeehäuser, kein schlechtes Wasser … und ein besserer Zahnarzt.“
Frankfurter Wachensturm
In der Zeit des auf dem Wiener Kongress beschlossenen Deutschen Bundes war Frankfurt das politische Zentrum Deutschlands. Das strikte Zensursystem allerdings und die Restaurationspolitik, die sich eher am monarchischen Prinzip orientierte, ließ viele nach Einheit und Freiheit strebende politisch Interessierte (siehe auch Hambacher Fest 1832) Umsturzpläne aushecken.
So fand am Karfreitag des Jahres 1833 der Frankfurter Wachensturm (zu dieser Zeit auch Frankfurter Attentat genannt) statt, der gescheiterte Versuch einer Handvoll Studenten, durch einen Überfall auf die Polizeiwachen der Stadt und auf die Bundesversammlung eine nationale und demokratische Revolution in Deutschland auszulösen.
Nach der Hinrichtung der Verantwortlichen bildeten sich in Frankfurt zahlreiche politische Zirkel, auch Montagskränzchen genannt, in denen weitere Reformen diskutiert wurden. Der preußische Gesandte warnte beim Bundestag 1847 den Senat: „Kommunistische und sozialistische Ideen können zum Aufruhr gegen die bestehende Ordnung führen.“
Beginn des Eisenbahnverkehrs in Frankfurt am Main
1839 begann das Zeitalter des Eisenbahnverkehrs in Frankfurt am Main. Es wurde das erste Teilstück der vom Taunusbahnhof ausgehenden Eisenbahn-Strecke der Taunus-Eisenbahn über Höchst, Mainz nach Wiesbaden eröffnet. Die erste von Frankfurt ausgehende Fahrt eines Zuges endete noch in Höchst. Die von einer privaten Bahngesellschaft betriebene Strecke erreichte 1839 Hattersheim und 1840 Wiesbaden.
Märzrevolution und Paulskirchenparlament
Der reaktionäre österreichische Staatskanzler Metternich musste schließlich, gezwungen durch die Märzrevolution, aufgeben, und gerade in Frankfurt wurde dies über alle Maßen gefeiert. Am 30. März 1848 sah man Schwarz-Rot-Goldene Fahnen überall, und die Bevölkerung wurde ermahnt, die Schießerei in die Luft zu unterlassen. Am 18. Mai 1848, ein Tag, der von manchen Historikern als der größte Tag in der Geschichte der Stadt Frankfurt bezeichnet wird, hielt die Nationalversammlung ihre erste und am 31. Mai 1849 ihre letzte Sitzung in der Paulskirche ab. Hier, also am Mittelpunkt des damaligen gesamten politischen Lebens in Deutschland, war das Parteigetriebe und die Aufregung am heftigsten; daher die wiederholten Tumulte, unter denen besonders der im Stadtteil Sachsenhausen 7. und 8. Juli 1848 sowie der vom 18. September mit Waffengewalt unterdrückt wurden. In den Jahren 1848 und 1849 tagten in Frankfurt das Vorparlament und die Deutsche Nationalversammlung. Als das Parlament, dessen Wirken durchaus als Vorläufer der Weimarer Verfassung und des Grundgesetzes angesehen werden kann, in seiner Endphase nach Stuttgart umziehen sollte, meinte ein württembergischer Abgeordneter, dass ein Wegzug von Frankfurt ein Vergehen am deutschen Vaterland sei, zumal die Stadt so glücklich organisiert, wohlhabend und reich sei und kein Fürstenhof auf die Beschlüsse einwirken könne.
Während des folgenden Jahrzehnts und der letzten Zeit seiner Selbstständigkeit zeigte Frankfurt eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der Verfassungsentwicklung und Gesetzgebung. In diese Periode fallen die Verfassungsrevision von 1864, das neue Gewerbegesetz auf der Grundlage vollständiger Gewerbefreiheit und die bereits zehn Jahre früher angebahnte politische Emanzipation der Juden (1864).
Ab August 1863 tagte in Frankfurt der mit der deutschen Bundesreform beschäftigte Fürstentag, außerdem der Deutsche Nationalverein sowie der diesem entgegengesetzte Reformverein. Auch der deutsche Abgeordnetentag hielt hier seine Sitzungen. Da Preußen jedoch nicht erschien, scheiterte die Reform. Der weiter schwelende Konflikt endete schließlich 1866 im Krieg.
Jüngere Geschichte
Deutsches Reich
Preußische Okkupation und der Teilungsrezess
Gegen Ende des Deutschen Krieges wurde die Freie Stadt Frankfurt am 18. Juli 1866 von Preußen besetzt und bald darauf annektiert, weil sie ihrer Stellung als Sitz des Bundestages entsprechend die Partei des Kaisertums Österreich ergriffen hatte. Am 20. Juli 1866 musste die Stadt innerhalb von 24 Stunden 25 Millionen Gulden Kriegskontribution an Preußen zahlen, die Summe wurde später auf 30 Millionen erhöht. Die stolze Stadtrepublik wurde zur Provinzstadt degradiert; die Verwaltungssitze der neu geschaffenen preußischen Verwaltungseinheiten wurden in den ehemaligen Residenzstädten der ebenfalls besetzten Nachbarländer angesiedelt. Frankfurt wurde auf diese Weise Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden innerhalb der Provinz Hessen-Nassau, deren Hauptstadt Kassel wurde. Der bis dahin regierende und in der Bevölkerung beliebte sogenannte Ältere Bürgermeister Karl Konstanz Viktor Fellner beging Selbstmord.
Frankfurt erhielt zwar den Status einer kreisfreien Stadt, doch war die Bevölkerung darüber nicht glücklich, denn mit der freien Stadtluft war es nun vorüber. Der Frankfurter Mundartdichter Friedrich Stoltze, ein kritischer Geist, floh 1866, nachdem er mehrere Male angeklagt und in Abwesenheit verurteilt worden war. Erst nach Bismarcks Rede (siehe unten) kehrte er zurück. Als dann ausgerechnet in der Nacht vor dem ersten Besuch des preußischen Königs Wilhelm I. am 15. August 1867 ein Großfeuer Turm und Dach des Doms zerstörte, wertete man dies als schlechtes Omen. Der Frankfurter Senator Speltz warnte und schrieb in seinen Aufzeichnungen noch einmal Zeilen aus einem alten Versgedicht aus den Anfängen der Frankfurter Geschichte:
- Zu Frankfurt in dem Dom
- Gibt man des Reiches Kron
- Willst du mit List die Krone fahn
- Wird Gott den ganzen Dom zerschlahn.
Die Bürger blieben skeptisch und begaben sich zum Feiern und zur freien Rede lieber nach dem nahen Heddernheim, das sie seit dieser Zeit ob der dort möglichen Freiheiten auch als Klaa Paris bezeichneten.
Die Auseinandersetzungen über die Vermögensteile Preußens und der Stadt am Vermögen der ehemaligen Freien Reichsstadt wurden nach langen Verhandlungen am 26. Februar 1869 mit der Unterzeichnung des Teilungsrezesses in Berlin beendet. Preußen zahlte zwei Millionen Gulden und aus der Privatschatulle König Wilhelms I. kamen eine weitere Million hinzu. An Preußen kamen die Gerichte und Gefängnisse, ebenso wie die Münze und die Finanzverwaltung. Von der Infrastruktur übernahm Preußen den städtischen Eisenbahnbesitz, die Alte Brücke und die bedeutenden Straßen. Die Polizei wurde bis auf die Ordnungspolizei ebenfalls dem preußischen Staat unterstellt.
Frankfurt im Deutschen Kaiserreich
1871 wurde in Frankfurt durch Otto von Bismarck und Jules Favre ein Friedensvertrag geschlossen, der den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 beendete. Der auch als Frankfurter Frieden bezeichnete am 10. Mai 1871 im Hotel zum Schwan im Steinweg beschlossene Vertrag ließ Bismarck bemerken: Ich wünsche von Herzen, dass der Friede von Frankfurt auch den Frieden 'für' Frankfurt und 'mit' Frankfurt bringen werde..
Frankfurt dehnte sich auch mit Hilfe der französischen Reparationszahlungen nach allen Seiten hin aus, und die Frankfurter wandten sich nun kulturellen Themen zu. 1880 finanzierten sie ein neues Opernhaus, das die bisherigen Opernhäuser der Stadt in den Schatten stellt. Bei der Eröffnung am 20. Oktober mit Don Giovanni blieb der eingeladene Kaiser Wilhelm I. am Fuße der Treppe stehen und bemerkte ob des Prunks: „Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben.“ Auch der Palmengarten von 1868 und der Frankfurter Zoo waren rein privat finanziert.
Auch verkehrstechnisch gab es zahlreiche Innovationen. Die am 18. Februar 1884, auf Bestreben eines Offenbacher Konsortiums, bestehend aus dem Kommerzienrat Weintraut, dem Bankier Weymann und dem Bankhaus Merzbach, eröffnete schmalspurige Strecke der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG), von der Alten Brücke in Frankfurt-Sachsenhausen ausgehend, war die erste kommerziell betriebene öffentliche elektrische Straßenbahn in Deutschland. Die Strecke führte zunächst bis zur Buchrainstraße in Oberrad und ab 10. April bis zum Mathildenplatz in Offenbach. Die FOTG verwendete damals noch eine Spurweite von 1000 mm (Meterspur). Vier Jahre später, am 18. August 1888, folgte die Einweihung des Hauptbahnhofs, dem größten Bahnhof Europas.
Zuvor überraschte 1861 der Friedrichsdorfer Philipp Reis in Frankfurt mit der Erfindung des Fernsprechers. Das erste Telefonnetz mit 179 Teilnehmern wurde am 1. Dezember 1881 in Betrieb genommen.
1891 gelang auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung auf dem Areal der ehemaligen Westbahnhöfe die weltweit erste Fernübertragung von hochgespanntem Drehstrom vom 176 km entfernten Lauffen am Neckar und verhalf ihm so zum internationalen Durchbruch gegenüber dem Gleichstrom.
Stadtwachstum in der Gründerzeit
Im ausgehenden 19. Jahrhundert, auch oft als Gründerzeit bezeichnet, ordneten und gestalteten die Frankfurter ihre Stadt neu. Aus Neustadt (1333) und Altstadt (1180) wurde die Innenstadt. In die Außenbezirke außerhalb der Wallanlagen, die noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur dünn besiedelt waren, zogen immer mehr Bürger aus dem Frankfurter Kerngebiet. Radialstraßen und der Alleenring wurden gebaut, um die stark gewachsenen Außenbezirke, die nun Bahnhofsviertel, Westend, Nordend und Ostend hießen, untereinander zu verbinden und Hauptbahnhof sowie die neu eingemeindeten Stadtteile Bornheim (1877) und Bockenheim (1895) anzubinden. Weitere Gebiete wie die ehemalige Galgenwarte und das Gebiet um den Gutleuthof wurden erschlossen und bildeten die Stadtteile Gallusviertel und Gutleutviertel.
Es folgte 1900 die Eingemeindung der Gemeinden Seckbach, Oberrad und Niederrad des Landkreises Frankfurt. 1910 wurden die restlichen Gemeinden Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Eschersheim, Ginnheim, Hausen, Heddernheim, Niederursel, Praunheim, Preungesheim und Rödelheim des Landkreises eingemeindet.
Zwischen 1871 und 1914 steigt die Einwohnerzahl von 90.000 auf fast 400.000. In diese Zeit fielen auch der Bau der Börse (1879), der Festhalle (1908), des Osthafens (1912) und der Universität (1912). Als die Universität, für deren Gründung sich Wilhelm Merton nachhaltig eingesetzt hatte, am 26. Oktober 1914 eröffnet wurde, hatte bereits der 1. Weltkrieg begonnen.
Weimarer Republik
1928 wurden die ehemalige Stadt Höchst am Main und Teile des aufgelösten Landkreises Höchst sowie die ehemals zum Landkreis Hanau gehörende Gemeinde Fechenheim eingemeindet, so dass Frankfurt zur flächengrößten Stadt der Republik wurde.
Baustadtrat Ernst May erweiterte die Stadt um große Neubaugebiete mit modernen Wohnungen. Er sprach dabei vom Neuen Frankfurt. Von 1927 bis 1929 schuf er unter anderem die Siedlung Praunheim und die Römerstadt. Auch die Frankfurter Küche war eine Idee von ihm, die Ausführung stammt aber von Margarete Schütte-Lihotzky. Zur gleichen Zeit (1928) entstand am Osthafen Frankfurts neue Großmarkthalle, eines der flächenmäßig größten Gebäude seiner Zeit.
In der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße im Bahnhofsviertel wurde 1930 das Frankfurter Gewerkschaftshaus als erstes Hochhaus der Stadt erbaut. Mit neun Stockwerken erreicht das Gebäude eine Höhe von 31 Metern. 1931 wurde das I.G.-Farben-Haus als weiterer architektonischer Höhepunkt eröffnet. Die I.G. Farben wurde kurz zuvor in Frankfurt gegründet.
Oberbürgermeister Ludwig Landmann gründete 1926 den Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a.M. nach Basel (HaFraBa e.V.), nachdem er von der italienischen Autostrada, einer Straße ausschließlich für Kraftfahrzeuge, erfahren hatte. Er war es auch, der Frankfurt nicht ausschließlich auf sich selbst bezogen sah, sondern im Wirtschaftsdezernat ein Konzept entwickeln ließ, das unter dem Arbeitstitel Der rhein-mainische Städtekranz und seine Zentrale Frankfurt am Main die Stadt als das Zentrum einer ganzen Region sah. Erst 70 Jahre später nahm diese Entwicklung langsam Formen an.
Die Zeit des Nationalsozialismus
Gleichschaltung
Nach der Kommunalwahl vom 12. März 1933, bei der die NSDAP 47,9 % der abgegebenen Stimmen erhielt, wurde der jüdische Oberbürgermeister Ludwig Landmann vom NSDAP-Mitglied Friedrich Krebs abgelöst. Dieser verfügte als Erstes die Entlassung aller Beamten und Angestellten jüdischer Herkunft aus Stadtverwaltung, Magistrat und aus den städtischen Gesellschaften. Eine Versammlung Frankfurter Kaufleute, die über die Boykotte jüdischer Händler beraten wollten, wurde aufgelöst, die Teilnehmer verhaftet und eingeschüchtert. Noch vor dem endgültigen Verbot der KPD wurden Kommunisten und in zunehmendem Maß auch Gewerkschafter und Sozialdemokraten verhaftet. Als das Untersuchungsgefängnis in der Hammelsgasse, das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße und die Strafanstalt Preungesheim nicht mehr ausreichten, wurden „Wilde Konzentrationslager“ errichtet, so in der Mörfelder Landstraße, in der Klinger-Schule, in der Freimaurerloge am Mozartplatz, im Fechenheimer Gaswerk sowie in einer ehemaligen Perlenfabrik in der Ginnheimer Landstraße 40-42. Im Laufe des Jahres 1933 wurden jene, welche die Folterungen in diesen KZs überlebt hatten, in reguläre KZs verbracht, vor allem in das KZ Osthofen bei Worms und in das KZ auf dem Heuberg bei Stuttgart.
Am 23. September wurde mit dem Bau der ersten deutschen Reichsautobahn zwischen Frankfurt-Niederrad und Darmstadt begonnen. Die von den Nationalsozialisten wegen ihres hohen jüdischen Bevölkerungsanteils als Jerusalem am Main geschmähte Stadt bemühte sich um einen propagandatauglichen Ehrentitel und erhielt ihn: Das eigentlich eher in den Bereichen Handel und Verkehr aktive Frankfurt nannte sich nun Stadt des deutschen Handwerks.
Schreckensherrschaft
Dem „wilden“ Terror von SA und SS im Verlauf der Machtergreifung 1933 folgte der Aufbau der Gestapo, die 1939 in eine eigene Zentrale in der Lindenstraße 27 zog, und eines Abschnittes des Geheimdienstes SD mit 12 Außenstellen. Noch 1933 wurde ein Sondergericht geschaffen, bei dessen Eröffnung Roland Freisler die Festrede hielt. Die Abteilung Zeitgenössische Kunst im Städel wurde 1937 geschlossen, die Bilder der Expressionisten beschlagnahmt und im Ausland versteigert. 1938 wurden die Hauptsynagoge in der Börnestraße sowie alle anderen Synagogen der Stadt zerstört. In der Dieselstraße entstand 1937 ein Deportationslager für Roma und Sinti. Der Keller der Frankfurter Großmarkthalle wurde für den Abtransport der Juden in die Konzentrationslager benutzt. Die Frankfurter SPD-Abgeordnete Johanna Tesch wurde verhaftet und starb später im KZ Ravensbrück. Von den Mitte der 1920er Jahren in Frankfurt lebenden etwa 29.000 Juden gab es nach dem Krieg noch gerade mal 140. Etwa 11.500 waren während des Holocaust ermordet worden, etwa 700 davon hatten dem Konzentrationslager den Freitod vorgezogen. An die Opfer des Nationalsozialismus in Frankfurt erinnern zahlreiche Gedenkstätten, u.a. an der Paulskirche, auf dem Hauptfriedhof und an der Mauer des Alten jüdischen Friedhofs.
Bombenkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Bau von Bunkeranlagen begonnen, die noch heute im Stadtbild zu finden sind. Durch zahlreiche Luftangriffe wurden große Teile der Innenstadt zerstört. Am 22. März 1944 vernichtete ein britischer Angriff die gesamte gotische Altstadt Frankfurts, 1001 Menschen starben. Auch der Osthafen - ein wichtiger Umschlagplatz für Massengüter mit eigenem Gleisanschluss - wurde weitgehend zerstört.
Im März 1945 zogen amerikanische Truppen über die heutige Friedensbrücke in die Stadt ein und befreiten sie von der Terrorherrschaft. Die traurige Bilanz: Mehr als 4800 tote Zivilisten, 12700 tote Frankfurter Soldaten, die Hälfte der Wohngebäude (90 000) zerstört. Das US-Hauptquartier wurde von Reims nach Frankfurt verlegt und zog in den Poelzig-Bau (I.G.-Farben-Haus).
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Aufstieg zur Metropole Westdeutschlands
Die schwer zerstörte Stadt entschied sich im damaligen Geiste der Stadtplanung zu einem modernen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns unter weitgehender Beibehaltung des alten Straßennetzes.
1946 wurde Frankfurt Teil des neu gegründeten Bundeslandes Hessen. Die ehemalige Stadtrepublik war erst seit 1866 widerwillig Teil eines Flächenstaats und hatte zuvor nie zu Hessen gehört. Konsequenterweise bewarb sich Frankfurt auch nicht um den Sitz der Landesregierung (die dann nach Wiesbaden zog).
Die amerikanischen Streitkräfte, die das vormalige I.G.-Farben-Haus zu ihrem europäischen Hauptquartier gemacht hatten, favorisierten die sich in dieser Zeit auch wieder im Geist der Paulskirche gerierende Stadt (am Jahrestag 18. Mai 1948 wurde eine Gedenkfeier abgehalten) ebenfalls als potentiellen Hauptstadtsitz. Später wurde die Stadt zunächst der Hauptverwaltungssitz der Trizone. Dadurch wurde Frankfurt tatsächlich aussichtsreichste Kandidatin für die Wahl zur Bundeshauptstadt. Man baute sogar schon einen Plenarsaal, der heute als Sendesaal des Hessischen Rundfunks dient. Nach einer äußerst knappen Entscheidung, bei der die SPD-Abgeordneten mehrheitlich für Frankfurt und die CDU-Abgeordneten zum größten Teil für das von Konrad Adenauer favorisierte Bonn stimmten, wurde letztendlich die Stadt am Rhein gewählt. (Siehe dazu auch: Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland). Die Enttäuschung war auch in der Bevölkerung groß, doch der Bürgermeister sah nach vorn und kommentierte schließlich die Niederlage mit den Worten: „Damit wird Frankfurt bald wieder im deutschen und internationalen Wirtschaftsleben seine führende Stellung einnehmen. Die günstige Verkehrslage und der hier vorhandene modernste Flugplatz Europas, der ein Tor zur Welt darstellt, werden zur Erreichung dieses Ziels beitragen.“
Durch den Ausfall des geteilten und von Westdeutschland aus schwer erreichbaren Berlin aus der deutschen Städtekonkurrenz und durch seine zentrale Lage im westdeutschen Teilstaat übernahm Frankfurt zahlreiche Metropolfunktionen, die zuvor in Berlin (und Leipzig) angesiedelt waren, vor allem als Finanzplatz und Unternehmensstandort sowie als Verkehrsknoten. Die Rolle Bonns als Regierungssitz vermochte dem bereits ohnehin dezentral organisierten Großraum Rhein-Ruhr (hierbei vordererst die Städte Köln und Düsseldorf) keinen nennenswerten Zugewinn einer „Hauptstadtsrolle“ im nationalen Städtesystem und insbesondere den Städten Frankfurt, Hamburg und München wurde durch das damals entstandene Raumordnungsgesetz die Möglichkeit gegeben, sich von regionalen Großstädten zu internationalen Metropolen zu entwickeln.
Politik
Internationale Beachtung fanden zwischen 1963 und 1966 die Auschwitzprozesse, die im neuen Bürgergemeinschaftshaus Gallus stattfanden.
John F. Kennedy besuchte 1963 Deutschland und sprach am 25. Juni in der Frankfurter Paulskirche. Seine Worte (mit dem Hintergrund der überstandenen Kubakrise zu betrachten), die in dem Fazit mündeten: „Niemand soll von dieser unserer atlantischen Generation sagen, wir hätten Ideale und Visionen der Vergangenheit, Zielstreben und Entschlossenheit, unseren Gegnern überlassen.“ sind wie die vieler anderer Redner in einem Relief in der Außenmauer verewigt. Er trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein, ebenso wie nach ihm auch Jimmy Carter, der Dalai Lama, Michail Gorbatschow und Jassir Arafat, um nur einige zu nennen.
Die Studentenproteste Mitte bis Ende der 1960er Jahre führten auch in Frankfurt zu vehementen Auseinandersetzungen und Straßenkämpfen. Aus Protest gegen den Vietnamkrieg wurden in der Nacht zum 3. April 1968 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein in der Zeil zwei Kaufhäuser angezündet.
Die multikulturelle Gesellschaft ist in Frankfurt mittlerweile Realität geworden. 200.000 Einwohner, das sind fast ein Drittel der 650.000 Menschen in der Mainstadt, kommen im Jahre 2004 nicht aus Deutschland, sondern aus 180 verschiedenen Ländern der Erde.
Wirtschaft
Die Frankfurter Messe konnte ihren seit Beginn des Jahrhunderts andauernden Niedergang beenden und sich zum wichtigsten Messeplatz in Europa entwickeln. Genauso wie bei der Ansiedlung zahlreicher Verlage und der Pelzindustrie profitierte Frankfurt hier von der teilungsbedingten Ausschaltung Leipzigs.
So fand die deutsche Buchmesse nach dem Krieg nicht mehr in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main statt, die weiterhin ausgerichtete Leipziger Buchmesse konnte erst nach der Wiedervereinigung wieder über Ostdeutschland hinausgehende Bedeutung erlangen. Heute findet die Frankfurter Buchmesse jedes Jahr im Herbst statt, die Leipziger im Frühjahr. Auch die zweijährlich im September abgehaltene Automobilmesse IAA ist eine weltweit bedeutende Ausstellung und Publikumsmagnet.
Die Bank deutscher Länder (1948) und ihre Nachfolgerin, die Deutsche Bundesbank (1957) nahmen ihren Sitz in Frankfurt, in ihrer Folge auch die meisten deutschen Großbanken. Die Frankfurter Wertpapierbörse wird zum zweitwichtigsten Handelsplatz in Europa. 1962 wurde das Zürich-Hochhaus gebaut, der erste richtige Wolkenkratzer der Stadt. Zahlreiche weitere sollten ihm folgen.
Frankfurt wird Sitz des Europäischen Währungsinstituts und 1998 von dessen Nachfolgerin, der Europäischen Zentralbank (EZB). Zurzeit ist man dabei, auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle ein neues Gebäude dieser Bank zu errichten. Für die Kinder der dort beschäftigten Mitarbeiter hat man bereits die Europäische Schule gebaut. Zurzeit (2004) existieren in der oft auch als Bankfurt kolportierten Stadt am Main 337 Kreditinstitute inklusive Wertpapierhandelsbanken, davon allein 199 ausländische Institute, mit insgesamt 76700 Beschäftigten. Auch die Zahl von 3300 Werbeagenturen und 510 PR-Agenturen, sowie über 1800 Unternehmensberatungsfirmen zeugen von der Bedeutung der Finanzhauptstadt Deutschlands.
Verkehr
Um der zunehmenden Verkehrsbelastung aus dem Weg zu gehen, beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau einer U-Bahn, deren erste Strecke am 4. Oktober 1968 in Betrieb ging. Zehn Jahre später nahm die Frankfurter S-Bahn ihren Betrieb auf. Am Hauptbahnhof, der Hauptwache und der Konstablerwache entstehen große unterirdische Schnellbahnknoten. Seit den 80er Jahren immer wieder diskutierte Planungen, den Hauptbahnhof von einem Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen (Projekte wie Querdenken, TU Darmstadt, 80er Jahre oder Frankfurt 21 Ende der 90er) wurden nicht weiterverfolgt. 1972 eröffnete das neue, große Terminal am Flughafen (heute Terminal 1).
Stadt und Region
Planungen für eine nach Berliner Vorbild in Stadtbezirke gegliederte Regionalstadt Frankfurt mit knapp 2 Millionen Einwohnern scheiterten am Widerstand der Umlandgemeinden und der Unentschlossenheit der Landesregierung. Zur Lösung gemeinsamer Aufgaben von Stadt und Vorortgemeinden entstand stattdessen 1975 der Umlandverband Frankfurt (UVF), dem 43 Gemeinden angehörten. Bei der Hessischen Gebietsreform 1972-77 wuchs Frankfurt nur geringfügig, vier Dörfer und eine Kleinstadt im Nordosten der Stadt werden eingemeindet. Wie in allen Stadtregionen der westlichen Welt verlagern sich auch in Frankfurt seit den 60er Jahren Wohnfunktion und wirtschaftliche Aktivitäten immer mehr in Umlandgemeinden.
Durch das Hessische Ballungsraumgesetz wurde der Umlandverband 2001 aufgelöst und durch einen auf reine Planungstätigkeit reduzierten Planungsverband ersetzt.
Kultur
Wie in der Gründerzeit sind es in Frankfurt weniger der Magistrat mit seiner Kulturabteilung, als wieder Mäzene, Bürger und inzwischen Bürgerinitiativen, die für die Kultur in Frankfurt verantwortlich zeigen und zahlreiche Projekte durch finanzielle Mittel unterstützten oder aber erst durch Spendensammlungen ermöglichten. Die Deutsche Bibliothek, heute Teil der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), wurde 1947 in Frankfurt angesiedelt und 1952 auch mit Mitteln des Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Stiftung etabliert. Der international bedeutende Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 jährlich, anlässlich der Frankfurter Buchmesse von jenem Verein in der Paulskirche an Persönlichkeiten verliehen.
Am Sachsenhäuser Mainufer entstand in den 80er Jahren neben dem bestehenden Städel und dem Liebieghaus eine Folge bedeutender Museen (Museumsufer); international bekannt ist zum Beispiel das Deutsche Architekturmuseum (DAM), das Filmmuseum, das Museum für Kunsthandwerk, das Museum der Weltkulturen, das Museum für angewandte Kunst und das Museum für Kommunikation. Die Ausstellungshalle Schirn und der neue Portikus kamen in jüngster Zeit hinzu. Anstelle des nur geringfügig kriegszerstörten Schauspielhauses entstand Anfang der 60er Jahre eine moderne Theaterdoppelanlage für Oper und Schauspiel. Die Ruine der Alten Oper wurde nach Intervention einer Bürgerinitiative wiederaufgebaut, die durch Spendensammlungen die von Bürgermeister Rudi Arndt (Beiname Dynamitrudi) angeregte Sprengung der Ruine verhinderte; seit der Eröffnung 1982 dient sie als Konzerthaus. Das 2004 geschlossene Theater am Turm gehörte zu den bekanntesten Avantgarde-Bühnen in Deutschland. Das Varietee Tigerpalast und die Entwicklung der Techno-Kultur entstanden in Privatinitiative. (Siehe auch den Artikel: Kultur in Frankfurt am Main)
Finanzmetropole
Frankfurt war in den vergangenen 50 Jahren der wichtigste Finanzplatz in Deutschland und nach London der zweite in Europa. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts wird die Zukunft des Finanzplatzes auch mit Sorge gesehen; wichtige Akteure gelten als Übernahme- oder Fusionskandidaten (etwa die Deutsche Börse AG oder die Commerzbank AG) oder wurden, wie die Dresdner Bank AG, bereits durch auswärtige Konzerne übernommen.
Kriminalität
Innerhalb Deutschlands gilt die Mainmetropole als Hauptstadt des Verbrechens, als Kriminalitätskapitale. Tatsache ist: Frankfurt liegt statistisch mit 18.117 Straftaten (2004) pro 100.000 Einwohner vor Berlin (15928) und Bremen (15781) und hat diesen fragwürdigen ersten Platz auch schon länger inne. Allerdings, darauf weist der Polizeipräsident Frankfurts hin, seien in dieser Statistik weder die täglichen 300.000 Pendler, die in die Innenstadt strömen, noch die täglich bis zu 180.000 Flugreisenden berücksichtigt, die zusammen ein hohes Maß Anteil an den Straftaten haben. Außerdem gehe der hohe Anteil an Kriminalität auf die durch vermehrte Kontrollen in den öffentlichen Verkehrsbetrieben ertappten Schwarzfahrer zurück und deshalb könne man den Big Ebbel, wie die Stadt auch in Anlehnung an New York unter Berücksichtigung des Hessischen Nationalgetränks bezeichnet wird, höchstens als Hauptstadt der Kleinkriminalität bezeichnen.
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen im Artikel Einwohnerentwicklung von Frankfurt am Main
- ↑ Die Limburger Chronik des Tilemann Elhen von Wolfhagen. Hrsg. von Arthur Wyss. Monumenta Germaniae Historica. Deutsche Chroniken 4,1. Berlin 1883, unveränderter Nachdruck München 1993. S. 80, Nr. 147. Online-Edition
Literatur
- Ludwig Börne: Juden in der freien Stadt Frankfurt, 1820, Sämtliche Schriften, Bd. II, Düsseldorf 1964
- Lothar Gall (Hg.): FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt, Sigmaringen 1994 (Katalog zur 1200-Jahrfeier 1994 mit wissenschaftlichen Aufsätzen)
- Waldemar Kramer (Hg.): Frankfurt Chronik, Frankfurt am Main 1964
- Walter Gerteis: Das unbekannte Frankfurt, 3 Bde. Frankfurt am Main 1960-1963 (populäre, essayistisch-anektodische Stadtgeschichte)
- Ernst Mack: Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Die frühe Geschichte von Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1994
- Armin Schmidt: Frankfurt im Feuersturm. Die Geschichte der Stadt im Zweiten Weltkrieg, Frankfurt am Main 1984
- Frankfurter Historische Kommission (Hrsg.): Frankfurt am Main – Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4158-6 (Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission 17).
- Hilde Kathrein und Laura Krüger: Liebe zu Frankfurt. Die Stadt im Urteil von Dichtern, Denkern, Diplomaten. Frankfurt 1990
- Wolfgang Klötzer: Frankfurt ehemals, gestern und heute und Wahrlich eine schöne und lebendige Stadt Stuttgart 1979 und FFM 1985
- Günther Mick: Den Frieden gewinnen. Das Beispiel Frankfurt. und Die Paulskirche. FFM 1985 und 1988.
- Hessisches Städtebuch; Band IV 1. Teilband aus Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart 1957
- Hans-Otto Schembs: Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0530-X
- Lechtaler/Mick: Frankfurt am Main, Herzstück Europas, Frankfurt Societätsdruckerei 1993
- Barbara M. Henke, Thomas Kirn, Ruth Rieger: Edition Die deutschen Städte - Frankfurt. Verlag C. J. Bucher, München 1994, ISBN 3-7658-0873-3
- Elisabeth Ehrhorn, Carmen Sorgler, Renate Schildheuer: (S)Turmspitzen, Societätsverlag, ISBN 3-7973-0618-0
- Christian Setzepfandt: Geheimnisvolles Frankfurt am Main. Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1347-4
Siehe auch
- Institut für Stadtgeschichte
- Frankfurter Historische Kommission
- Politik, Kultur
- Wirtschaftsgeschichte
- Verkehrsgeschichte
Weblinks
- Institut für Stadtgeschichte
- Frankfurt 1933-1945 - Informationen zur Nazizeit
- Frankfurt - Dokumentation zur Nachkriegszeit
- Chronologie der Frankfurter Stadtgeschichte (PDF) (2,93 MB)
Dieser Artikel wurde am 15. Juli 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Wikipedia:Lesenswert
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