Niederschachtofenwerk Calbe (Saale)

Niederschachtofenwerk Calbe (Saale)
Hüttenarbeiter im Bergbau- und Hüttenkombinat Calbe (1953)

Das Niederschachtofenwerk in Calbe war eine Industrieanlage zur Gewinnung von Roheisen aus einheimischen Erzen (Siderit und Hämatit) in Verbindung mit Braunkohlenhochtemperaturkoks. Die Anlage sollte einen wesentlichen Teil des Roheisenbedarfs der DDR decken [1].

Geschichte

1950 begann der erste Aufbau eines Niederschachtofen im Eisenwerke West bei Calbe (Saale), das von einem Forscherkollektiv unter Leitung von Prof. Dr. K. Säuberlich entwickelte Niederschachtofenverfahren erprobt wurde [2]. Ihren Betrieb nahm das Werk im Jahr 1951 unter dem Namen Bergbau- und Hüttenkombinat Calbe auf. Damit war es die erste Anlage dieser Art weltweit. Das dafür benötigte Erz kam aus den Eisenerzgruben Büchenberg, Braune Sumpf, Badeleben sowie der Schwefelkiesgrube Elbingerode. 1953 wurde zur Verwertung des Gichtgases ein Industriekraftwerk erbaut. Das Verfahren ermöglichte es nun, die in der DDR vorkommenden Eisenerze mit geringem Eisengehalt im Niederschachtofen zu verarbeiten, weil diese Eisenerze nicht in normalen Hochöfen verhüttet werden können. 1959 fand die Umbenennung in VEB NOW Niederschachtofenwerk Calbe (Saale) statt. Im Jahr 1964 erfolgte der Zusammenschluss mit den oben genannten Eisenerzgruben unter dem Namen VEB BHK Bergbau- und Hüttenkombinat Calbe (Saale)[3].

In den folgenden Jahren kam man zu der Erkenntnis, dass die Effektivität trotz weiterer Verbesserungen der Niederschachtöfen in Zukunft nicht weiter rentabel werde, da die Verhüttung der eisenarmen Erze (20–25 Prozent Eisenanteil) einen viel zu hohen Verbrauch von Braunkohlenhochtemperaturkoks benötigte. Des Weiteren forderten die 10 Niederschachtofen mit je rund 100 t Tagesproduktion einen hohen Arbeitskräfteeinsatz. Hinzu kam, dass es in Calbe keine weiterverarbeitende Industrie gab. So wurde schließlich 1970 das Werk stillgelegt.[4] Die 2500 Beschäftigten in Calbe und die 1000 Arbeiter in den Erzgruben wurden in neugeschaffenen Metallleichtbaukombinaten untergebracht.

Einzelnachweise

  1. Deutsches Bundesarchiv
  2. Karl Eckart; Die Eisen- und Stahlindustrie; Steiner Verlag Wiesbaden, 1988; ISBN 3515021590
  3. blaues-band.de
  4. blaues-band.de

Weblinks

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