Nierentz

Nierentz

Hans-Jürgen Nierentz (* 15. September 1909 in Posen; † 1945?) war ein deutscher Schriftsteller und Fernsehintendant in der Zeit des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nierentz war der Sohn eines Lehrers. Bereits 1930 gehörte er der NSDAP an (Partei-Nummer 348.118).[1] Nach einer redaktionellen Karriere bei der Berliner NSDAP-Zeitung Der Angriff wechselte Nierentz zum Reichssender Berlin, wo er 1934 Abteilungsleiter der Abteilung Kunst und Weltanschauung wurde.[1] Als Nachfolger von Willi Krause, der als Schriftsteller unter den Namen Peter Hagen bekannt war, übte er von 1936 bis 1937 das Amt des Reichsfilmdramaturgen aus. Nach der 1935 erfolgten Gründung des Berliner Fernsehsenders Paul Nipkow, der zunächst von Curt Boese geleitet wurde, trat Nierentz hier am 22. April 1937 sein Amt als erster Intendant des deutschen Fernsehens an. In dieser Funktion erweiterte er das Personal des bis dahin winzigen Senders und förderte die Produktion von Fernsehspielen, für die er auch selbst Vorlagen schrieb. Überschattet war seine Amtszeit von Spannungen mit seinem direkten Vorgesetzten, dem Reichsrundfunkintendanten Heinrich Glasmeier. Seit Mitte 1939 arbeitete er für das Reichspropagandaministerium.[1]

Als Autor trat Hans-Jürgen Nierentz u. a. mit von nationalsozialistischem Gedankengut getragenen Gedichten sowie dem Drehbuch zu Frank Wysbars mit Sybille Schmitz, Aribert Mog und Peter Voß in den Hauptrollen produzierten Spielfilm Fährmann Maria (1935) in Erscheinung. Seit 1940 textete er auch Soldatenlieder. Angeblich kam er 1944 in Serbien um.[1]

Nach Ernst Klee war Nierentz keineswegs im Krieg umgekommen, sondern betätigte sich nach 1945 als Bühnenarbeiter im Millowitsch-Theater, seit 1947 arbeitete er in der Werbebranche. Seit 1951 war er selbständiger Werbeschriftsteller und starb am 16. Januar 1995 in Düsseldorf.[2]

In der Sowjetischen Besatzungszone wurden seine Schriften Symphonie der Arbeit (1934), Gedichte großer Gegenwart (1936) und Wir bauen eine Straße (1936) sowie ein Buch über ihn von Heinz Wilhelm Leuchter: (Hans Jürgen Nierentz. Deutscher Volksverlag, München 1937) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4][5]

Werke

  • Symphonie der Arbeit, Berlin (Theaterverlag Langen/Müller) 1934 (chorisches Spiel)
  • Gedichte großer Gegenwart, Hamburg (Hanseatische Verlags Anstalt) 1936
  • Wir bauen eine Straße, Hamburg (Hanseatische Verlags Anstalt) 1936 (mit Peter Hagen)
  • Nachwort zu: Peter Hagen, Greta und Ulle, Leipzig (Philipp Reclam) 1937

Literatur

  • Heinz Wilhelm Leuchter, Hans Jürgen Nierentz, München (Deutscher Volksverlag) 1937
  • Ernst Klee: „Hans-Jürgen Nierentz“ Eintrag in ders.: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Ernst Klee: Kulturlexikon, S. 435.
  2. Angaben dieses Absatzes laut Ernst Klees Kulturlexikon, S. 435, mit Bezug auf Walter Klingler: Fernsehen im Dritten Reich, in: Mitteilungen Studienkreis Rundfunk und Geschichte, Nr. 3/1985.
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-n.html
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-h.html
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-l.html

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