Heinrich Glasmeier

Heinrich Glasmeier

Heinrich Glasmeier (* 5. März 1892 in Dorsten; † vermutlich 1945) war ein deutscher Rundfunkintendant und Funktionär des NS-Rundfunkwesens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Glasmeier studierte in Münster und München ab 1911 Germanistik, Geschichte, Philosophie und Archivwissenschaft. Er wurde Mitglied der Katholischen Studentenvereine Cimbria Münster und Saxonia München im KV. Glasmeier war seit 1913 Archivar in Münster bei der Familie der Grafen von Merveldt. 1920 übernahm er in Dülmen das Archiv der Herzöge von Croÿ und wurde dann 1922 bis 1933 Archivar des Gesamtarchivs der Grafen von Landsberg in Velen. Seit 1923 war er zusätzlich Archivdirektor der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive und seit 1927 nebenberuflich als Leiter der Archivberatungsstelle der Provinz Westfalen tätig.

Glasmeier war überzeugter Nationalsozialist und glaubte blind an Hitler. Seit 1932 war er Geschäftsführer des NSDAP-Gaus Westfalen-Nord und Gaukulturwart, er wurde auch Mitglied der SS. Bei der Gleichschaltung der Studentenverbände und somit auch des KV wurde Glasmeier Beisitzer des sog. Führungsrats des KV, er war nämlich der einzige KVer mit einem höheren Parteiamt in der NSDAP. Die Mitgliedschaft in der NSDAP sollte aufgrund eines Beschlusses des KV an sich nicht möglich sein.

Auf Veranlassung des Propagandaministers Joseph Goebbels wurde Glasmeier 1933 zum Intendanten des Westdeutschen Rundfunks in Köln ernannt. 1937 wurde er Reichsintendant des deutschen Rundfunks und Direktor der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Außerdem war er Generaldirektor der Reichs-Rundfunk-GmbH.

Im Sommer 1942 zog er nach Linz an der Donau in das von den Nazis aufgelöste Stift Sankt Florian der Augustinerchorherren, um dort eine Produktionsstätte des „großdeutschen und europäischen Rundfunks“ aufzubauen. Diese Idee fand die Unterstützung von Hitler. Glasmeier konnte aufgrund großzügiger Geldzuwendungen das Kloster renovieren und im Andenken an Anton Bruckner, der Organist an St. Florian gewesen war und dort auch begraben ist, ein Brucknerorchester mit Chor gründen, das mehr als 100 Mitglieder zählte. Die Konzerte dieses Orchesters wurden von Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Karl Böhm und Eugen Jochum dirigiert. Im November 1943 war Glasmeier als Bevollmächtigter des Reichspropagandaministers Goebbels im besetzten Frankreich.[1]

Seit 30. Januar 1943 war Glasmeier Inhaber des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP.[2]

Am 4. Mai 1945 flüchtete Glasmeier vor den anrückenden US-Truppen und ist seitdem verschollen. Abweichend von dieser Darstellung gibt Ernst Klee den 31. Januar 1945 als Todesdatum an.[1]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 185.
  2. Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934-1944, Studien der Geschichte der Auszeichnungen Band 4, Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S.69

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Glasmeier — ist der Familienname folgender Personen: Heinrich Glasmeier (1892−1945), deutscher Rundfunkintendant und Funktionär des NS Rundfunkwesens Michael Glasmeier (* 1951), deutscher Professor für Kunstwissenschaft an der Hochschule für Künste Bremen,… …   Deutsch Wikipedia

  • Michael Glasmeier — (* 1951 in Bochum) ist Professor für Kunstwissenschaft an der Hochschule für Künste Bremen, Essayist, Publizist und Ausstellungskurator. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die vielfältigen Beziehungen der bildenden Kunst zu Musik, Sprache, Film,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Gl — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Deuten — Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Merveldt (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Merveldt Merveldt (auch Meerveldt oder Merfeld) ist der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts, welches dem Uradel angehört. Die Herren von Merveldt gehören zu den ältesten Geschlechtern im Münsterland. Merfeld, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Raskin — (* 17. November 1900 in Köln; † 8. November 1940 bei einem Flugzeugabsturz nahe Brauna, Kamenz) war Musikwissenschaftler, Journalist (Kultur und Feuilleton) und in der NS Zeit ein deutscher Rundfunkpionier. Er war der erste Intendant des… …   Deutsch Wikipedia

  • Augustiner Chorherren in St. Florian — Das Stift Sankt Florian ist das größte und bekannteste Barockkloster Oberösterreichs. Es liegt in der gleichnamigen Ortschaft nahe Linz. Seit dem Jahr 1071 besteht hier eine Gemeinschaft der Augustiner Chorherren. Die prachtvollen, nahezu… …   Deutsch Wikipedia

  • Augustiner Chorherrenstift St. Florian — Das Stift Sankt Florian ist das größte und bekannteste Barockkloster Oberösterreichs. Es liegt in der gleichnamigen Ortschaft nahe Linz. Seit dem Jahr 1071 besteht hier eine Gemeinschaft der Augustiner Chorherren. Die prachtvollen, nahezu… …   Deutsch Wikipedia

  • Sankt Florian (Stift) — Das Stift Sankt Florian ist das größte und bekannteste Barockkloster Oberösterreichs. Es liegt in der gleichnamigen Ortschaft nahe Linz. Seit dem Jahr 1071 besteht hier eine Gemeinschaft der Augustiner Chorherren. Die prachtvollen, nahezu… …   Deutsch Wikipedia

  • St. Florian (Stift) — Das Stift Sankt Florian ist das größte und bekannteste Barockkloster Oberösterreichs. Es liegt in der gleichnamigen Ortschaft nahe Linz. Seit dem Jahr 1071 besteht hier eine Gemeinschaft der Augustiner Chorherren. Die prachtvollen, nahezu… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”