Nikolaos von Damaskos

Nikolaos von Damaskos

Nikolaus von Damaskus (auch Nikolaus Damascenus, * um 64 v. Chr. in Damaskus) war ein griechischer Historiker und Gelehrter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nikolaos war der Sohn des Politikers Antipatros, der in Damaskus offenbar hochangesehen war, und der Stratonike. Über seine Jugend ist wenig sicheres bekannt. Er erhielt eine umfassende Ausbildung und bekannte sich zur peripatetischen Philosophie. Er wurde Lehrer der Kinder der Kleopatra und des Marcus Antonius – ob er diese Aufgabe bereits zu Kleopatras Lebzeiten oder erst nach ihrem Tod 30 v. Chr. übertragen bekam, ist jedoch umstritten. Später (seit spätestens 14 v. Chr.) war er Freund, Ratgeber und Hofgeschichtsschreiber des Königs Herodes. Mehrfach war er als Gesandter des Herodes erfolgreich. Seine wichtigste Mission war die Gesandtschaft in Rom zu Augustus anlässlich der Auseinandersetzung zwischen Herodes und Syllaeus, wo er eine Verurteilung des Herodes verhinderte und die Hinrichtung des Syllaeus erwirkte. Bei dem Verfahren gegen Antipater, den Sohn des Herodes, das 4 v. Chr. mit dessen Hinrichtung endete, trat Nikolaus neben Herodes als Vertreter der Anklage auf.

Sein Bruder Ptolemäus von Damaskus war wichtigster Berater des Herodes in wirtschaftlichen Dingen. Nach dem Tod des Herodes brachte Ptolemäus den Siegelring und das Testament des toten Königs nach Rom zu Augustus. Beide Brüder waren auch bei den familiären Auseinandersetzungen vor dem Thron des Augustus zugegen, der Testamentvollstrecker und Erbe des Herodes war.

Schließlich diente er noch dem Archelaos, dem Nachfolger des Herodes, als Berater.

Er schrieb erläuternd oder paraphrasierend über die Aristotelische Philosophie und verfasste (nach einigen) die sonst dem Aristoteles zugeschriebene Schrift über die Pflanzen. Auch Tragödien werden genannt. Außerdem ist eine panegyrische Biographie des Augustus fast vollständig erhalten.

Werk

Sein bekanntestes Werk war eine Weltgeschichte in 144 Büchern, von der nur noch Fragmente in byzantinischen Exzerpten erhalten sind (v. a. die Bücher 1–7). Sie reichte von den Anfängen der Weltgeschichte bis zum Tod Herodes des Großen 4 v. Chr. Sie war eine der wichtigsten Quellen des Flavius Josephus und wurde auch von Strabon und Athenaios benutzt. Nikolaos stützte sich in seiner Geschichte wohl vor allem auf die Geschichtsschreiber Ktesias, Xanthos, Ephoros und Hellanikos.

Ein weiteres wichtiges Werk des Nikolaos ist eine Biographie des Kaisers Augustus. Die erhaltenen Teile, ebenfalls in byzantinischen Exzerpten überliefert, befassen sich mit der Jugend und dem Aufstieg Oktavians bis zum Jahr 44 v. Chr. Für dieses Werk hatte Nikolaos wahrscheinlich Zugriff auf die 25 v. Chr. erschienene Autobiographie des Augustus, De vita sua, die heute verloren ist. Das Augustusbild des Nikolaos ist äußerst positiv und offensichtlich tendenziös.

Ausgaben

  • Die historischen Fragmente: Felix Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker II A, Berlin 1926 (Nachdr. Leiden 1961), Nr. 90, S. 324–430.
  • Jürgen Malitz: Nikolaos von Damaskus. Leben des Kaisers Augustus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003.
  • Biographie des Augustus: Nicolao di Damasco, Vita di Augusto, introduzione, traduzione e commento storico a cura di B. Scardigli in collaborazione con P. Delbianco, Florenz 1983.
  • Theophilus Roeper, Nicolai Damasceni de Aristotelis philosophia librorum reliquiae, in: Ders., Lectiones Abulpharagianae I, GProgr. Danzig 1844, 35-43.
  • Nicolaus Damascenus, On the philosophy of Aristotle, fragments of the first five books, transl. from the Syriac with introduction and commentary by Hendrik J. Drossaart Lulofs (= Philosophia antiqua 13), Leiden 1965.
  • Nicolai Damasceni de plantis libri duo (lateinischer Text der botanischen Schriften), recensuit E. H. F. Meyer, Leipzig 1841.

Literatur

  • Klaus MeisterNikolaos 3. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 920–922.
  • W. Spoerri: Nikolaos 3. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 109–111.

Weblinks


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