- Norbert Bisky
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Norbert Bisky (* 10. Oktober 1970 in Leipzig) ist ein deutscher Maler. Er gilt als einer der wichtigen zeitgenössischen deutschen Künstler und Vertreter eines Neuen Realismus der Postmoderne.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Norbert Bisky ist der Sohn des Linkspartei-Politikers Lothar Bisky und dessen Frau Almuth. Er ist der jüngere Bruder des Journalisten und Schriftstellers Jens Bisky[1]. Sein jüngerer Bruder Stephan Bisky verstarb 2008 im Alter von 23 Jahren.
Norbert Bisky wuchs in der DDR auf. 1990 begann er ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität in Berlin. Drei Jahre später besuchte er die Freie Kunstschule Berlin und entschloss sich zu einem Kunststudium. Er studierte von 1994 bis 1999 an der Hochschule der Künste bei Georg Baselitz, nahm an der Salzburger Sommerakademie in der Klasse von Jim Dine teil und absolvierte bei Baselitz 1999 ein Meisterschülerstudium.
Norbert Bisky lebt in Berlin.
Werk
In seinen Anfangsjahren malte Bisky helle lichte Bilder in Öl. Er selbst bezeichnete sie einmal als „mit Lenor gewaschen“. Er fertigte Werke an, in welchen gleißend hell gemalte junge, schöne, glückliche und vor Kraft strotzende Männer sowie reine unberührte Natur zentrale Motive waren. Der Grand-Guignol-Stil, in dem die Bilder gemalt sind, unterstützt den Blick auf eine nur scheinbar heile Welt: Weiche, schmeichelnde, an Wattebausche erinnernde Formen zeigen Kinder, die gefressen werden und abgerissene Glieder, von denen das Blut tropft – die Idylle trügt. Bereits die Titel der Bilder wie „Übung im Gelände“ (2002), „Lazarett im Paradies“ (2005) oder „Fernzünder“ (2005) legen eine unterschwellige Bedrohung nahe.
In seinen neueren Bildern transformiert Bisky seine eigenen Ikonen. Die hellen Farben weichen dunklen Bildhintergründen und Frauen tauchen auf. Die fröhliche sozialistische Bildwelt der frühen Phase ist vorbei. Kannibalen und Brandstifter lauern, es wird gekotzt und uriniert.[2] Die künstlerischen Verweise von Renaissance bis Pop Art bleiben allerdings bestehen. Der Kunstkritiker Christoph Tannert beobachtet eine Zunahme brutaler Leinwandszenen und ein rasantes Verschleudern von Körperflüssigkeiten. Er konstatiert einen untrüglichen Sinn des Künstlers für Körperkult und Körperkritik. Dabei verzichte Bisky auf einen Leidenschaftssog und jegliche Empfindsamkeit, so Tannert.[3] Neuere Bildtitel lauten „Bukkake Tsunami“ (2007), „Sputum“ (2007), „Solaris“ (2006) und „Torera“ (2006).
Insgesamt erinnern die Arbeiten an den sozialistischen Realismus, an Maler wie Alexander Alexandrowitsch Deineka, an die Ästhetik Leni Riefenstahls[4][5][6][7] aber auch an die Werbebildnisse der 50er und 60er Jahre und an Werke der Pop Art.[8] Seine Protagonisten bieten „Projektionsflächen für explizit schwule und sadistische Praktiken.“[9]
Der Einfluss und die ikonographischen Referenzen bei Francisco de Goya werden insbesondere an Arbeiten wie „Allesfresser“ (2005) oder „Ich war’s nicht“ (2003) deutlich. Aber auch durch die Verwendung von bestimmten Farben verweisen die Werke auf subtile Art auf alte spanische Meister wie Jusepe de Ribera.[10]
Kritik
Die Kritik an seinen Bildwelten, die eine Nähe zu Leni Riefenstahl und zur NS-Kunst konstatiert, weist Bisky vehement von sich. So äußerte er in einem Interview, er habe mit dieser „Nazi-Scheiße (...) nichts zu tun.“[11]
Ausstellungen
2010
- „Maudit“, Galerie Charlotte Moser, Genf
2009
- „Mandelkern“, Kunstverein Dortmund
- „crossing jordaan“, Cokkie Snoei, Rotterdam und Amsterdam
- „Nefasto Máximo“, Galería Espacio Mínimo, Madrid
- „Norbert Bisky: Paintings“, Haifa Museum of Art, Israel
2008
- “cloud cuckoo land”, Galerie Mirchandani + Steinruecke, Mumbai
- „privat“, Galerie Crone, Berlin
- „minimental“, Cokkie Snoei, Rotterdam
2007
- „Ich war’s nicht“, Haus am Waldsee, Berlin
- „what’s wrong with me“, Leo Koenig Inc., New York
- „Behind Innocence“, Gallery Hyundai, Seoul
2006
- „Total Care“, Contemporary Art Center, Vilnius
- „es tut mir so leid“, Galerie Michael Schultz, Berlin
2005
- Studio d´Arte Cannaviello, Milan
- „Déluge“, Galerie Suzanne Tarasiève, Paris
- „Malerei“, Künstlerhaus Bethanien, Berlin
2004
- „The Proud, the Few“, Leo Koenig Inc., NYC
- „Abgesagt“, Mannheimer Kunstverein
- „Opkomst en Verval“ , Cokkie Snoei Gallery, Rotterdam
2003
- „Schlachteplatte“, Galerie Michael Schultz, Berlin
2002
- Museum Junge Kunst, Frankfurt/O.
2001
- „Wir werden siegen“, Galerie Michael Schultz, Berlin
- „Vorkämpfer“, Chelsea Kunstraum, Köln
Öffentliche Sammlungen
- MoMA
- Museum Centre Georges Pompidou, Paris
- Frissirasmuseum, Athen
Literatur
- Kunstwerkstatt Norbert Bisky. Prestel Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7913-3853-8
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Amend: „Diese Biskys“ In: Die Zeit vom 23. September 2004
- ↑ Almut F.Kaspar: Albtraum in der Idylle unter stern.de
- ↑ Christoph Tannert, Kunstwerkstatt Norbert Bisky, Prestel Verlag 2007, S.9.
- ↑ Oliver Koerner Von Gustorf: Moderne Katastrophen unter barockem Himmel: Das Berliner Haus am Waldsee zeigt die neuen Werke Norbert Biskys, Die Welt, 4. November 2007, online unter welt.de
- ↑ Systemkritik mit schönen Jungs - Warum es der Maler Norbert Bisky darauf anlegt, missverstanden zu werden, HR, 11. November 2007, titel, thesen, temperamente
- ↑ vgl. z.B. Tanja Hoffmann: Zeitgenössische Malerei: Auseinandersetzung mit NS-Kunst,19. August 2004, online unter lehrer-online.de
- ↑ Michael Loeckle: Politclowns, Staatsnieten, Kabinettsluschen - Vom Niedergang der politischen Kultur, online unter [1]
- ↑ Max Henry: Norbert Bisky, New York, 2004.
- ↑ Welt.de: Nobert Biskys himmlisch schwule Fantasien, 3. November 2007
- ↑ Mark Gisbourne: “The sacred and the profane”, art.es Nr.23, 2007; Katja Blomberg: Ich war’s nicht, Verlag der Buchhandlung Walther Koenig, 2007.
- ↑ „Meine Bilder sind Fremdkörper“ Interview Spiegel, 29. Oktober 2007, S. 211.
Weblinks
- Literatur von und über Norbert Bisky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webpräsenz Biskys
- Haifa Museum of Art
- "Spuren des Schreckens" Bilderserie "Colaba" und Interview im SZ-Magazin, 30. April 2009
- "Meine Bilder sind Fremdkörper" ausführliches Interview auf Spiegel Online, 29. Oktober 2007
- Zwischentöne, Interview mit Sabine Küchler am 24. Oktober 2010 im Deutschlandfunk, Teil 1 (mp3, 21 min, 9,8MB), Teil2 (mp3, 42 min, 19,1MB)
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