Norbert Schwefel

Norbert Schwefel
Schwefel
aktuelles Band-Lineup, von links nach rechts: Norbert Schwefel, Thomas Hinkel, Thomas Nelliste
aktuelles Band-Lineup, von links nach rechts: Norbert Schwefel, Thomas Hinkel, Thomas Nelliste
Gründung 1984
Genre Independent,
Glam Rock,
Alternative (Musik)
Website http://www.sulphursonic.de/
Gründungsmitglieder
Norbert Schwefel
Aktuelle Besetzung
Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard, Percussion, Klavier, Synthesizer, Sitar, Komposition Norbert Schwefel
Keyboard, Bass Thomas Hinkel (seit 1995)
Schlagzeug Thomas Nelliste (seit 2004)
Ehemalige Mitglieder
Gesang Charles Lemming (1984-1986)[1]
Saxophon Martin Buchholz (aka Horacz Bluminth) (1986-1989)
Saxophon, Bass Christian „Christl“ Marley (1988–1992)
Gitarre Axel Steuerwald (1989)
Schlagzeug, Drumcomputer Ralf Laubscher (1989–1992)
Gitarre Mark Born (1990-1992)[2]
Keyboard Eddy Ziegler (aka Leroy Hartmann) (1999–2003)
Bass Hans Santisi (2001)
Schlagzeug Thomas Zander (2003)
Gesang Verona Davies (2003)[3]

Schwefel ist eine 1984 gegründete Band um den Mannheimer Musiker und Produzenten Norbert Schwefel (* 22. August 1960 in Lampertheim)[4].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ab 1984 nahm der Musiker und Produzent von vor allem Mannheimer Bands Norbert Schwefel einige Tapes und Schallplatten auf, auf denen er zunächst noch sämtliche Instrumente selbst spielte. Später wurden Gastmusiker hinzugezogen und es bildete sich langsam eine ständige (allerdings durch hohe Fluktuation gekennzeichnete) Besetzung[5] heraus.

Die ersten Veröffentlichungen wurden von der Presse sehr wohlwollend aufgenommen und fanden zahlreiche Hörer in der Club- und Independent-Szene (siehe Kapitel Hype der 80er Jahre), obwohl sich Schwefel ohne Anbindung an ein Major-Label an die Öffentlichkeit wagten. Nach der Veröffentlichung von drei Alben und diverser EPs durch verschiedene unabhängige Plattenfirmen blieb der nachhaltige große Erfolg mit der Zeit aus. Es kam zu einer Veröffentlichungspause in den Jahren 1992 bis 1999, in der die Band keinen Plattenvertrag hatte, Norbert Schwefel sich aus der Öffentlichkeit zurück zog und sich dem Weinbau und der Kelterei widmete[6].

Ende der 1990er Jahre wurde die Band reformiert und die Karriere mit einem Best Of Album wieder aufgenommen. Beachtung in der Presse fand vor allem das fünfte Album Edge City, ein düster klingendes an der Industrial Musik orientiertes Konzeptalbum über Schwefels Heimatstadt Mannheim, und das darauf folgende Mystifier ein weiteres, diesmal betont „lichtes“ Konzeptalbum[7],dessen 22 Stücke sich an den 22 Trümpfen des Tarot[8] orientieren.

Neben eigener musikalischer Tätigkeit produziert Norbert Schwefel verschiedene Musiker und organisiert seit 2003 das jährlich stattfindende Sulphur Sonic Open Air Festival, auf dem lokale und überregionale Musiker auftreten. Er betreibt eine eigene Plattenfirma, die Sulphur Sonic Records (sulphur = engl. für Schwefel).

Seit etwa 2007 wurden ferner mehrere Multimedia Projekte, Vertonungen von historischem Filmmaterial und eine Oper aufgeführt (Näheres dazu siehe Diskografie).

Hype der 80er Jahre

Nach den ersten Plattenveröffentlichungen bekam Schwefel in der deutschen Presse, insbesondere in der Fanzine-Szene, für einen Independent Musiker ungewöhnlich euphorische Reaktionen.[9] 1987 wurde Schwefel von den Lesern des Magazins Spex zum Newcomer des Jahres gewählt. Das Straight-Magazin bezeichnete Frog In The Opera als besten Pop Song 1988[10]. Ungewöhnlich für einen Independent-Künstler war auch die Erwähnung in dem Jugendmagazin Bravo, welches Schwefel als „Kometen des Underground“ bezeichnete[11]. Das Berliner Stadtmagazin zitty schrieb: „Der immer geforderte Welt-Standard, hier ist er! (…) Seit Hot In Hongkong heißt die Zukunft des Rock’N’Roll auch Schwefel.“[12] Hot In Hongkong wurde von mehreren Musikmagazinen als Album des Jahres 1988 bezeichnet[13]. Als Folge hielt es sich zusammen mit dem Debut Schizophrenic Party über mehrere Wochen in den Top-Ten der deutschen Independent Charts[14].

Stil

Schwefel sind der sogenannten Independent oder Alternative Musik zuzurechnen. Der prägendste Einfluss auf ihren Stil ist auch nach Norbert Schwefels eigener Aussage der Glam Rock der 1970er Jahre[15]. Dazu kommen aber immer wieder sehr unterschiedliche stilistische Einflüsse. Das Album Luna Messalina ist beispielsweise stark von der Electronic Body Music beeinflusst, Motor Psycho nähert sich dem Heavy Metal an[16], Edge City dem Industrial. Als weitere Einflüsse sind z. B. New Wave und Psychedelic Rock zu nennen. Das Album Mystifier löst sich endgültig von einem festen Stil und besteht aus 22 Stücken, von denen jedes quasi eine eigene Musikrichtung vertritt, darunter so unterschiedliche wie Balladen, Soul oder Folksongs. Die Band selbst hebt die Tatsache hervor, dass ihre Musik aus einem Spannungsverhältnis durch starre Programmierung in der Studioarbeit, bedingt durch wenige bis hin zu einem einzigen Beteiligten, und der Improvisation bei Live-Auftritten entsteht.[17]

Diskografie

  • Strange Orchestras (1984; MC) [18]
  • Second (1985; MC)
  • The Dancing Partner (1985; MC; Amigo)
  • Nervous Tract (1985; MC; Eigenproduktion)
  • Schizophrenic Party (1986; Mini-LP; Schuldige Scheitel Records)
  • Metropolis (1987; EP; Amigo)
  • Detailed (1988; MC; Amigo)
  • Champagne, Champagne and the Golden Rain (1988; EP, Amigo)
  • Hot in Hongkong (1988; LP, CD; Amigo)
  • Luna Messalina (1990; LP, CD; Vielklang)
  • All Shook Up (1990; EP; Vielklang)
  • Psycho IV[19] (1991; VHS; Vielklang)
  • Motor Psycho (1992; LP, CD; Vielklang)
  • Photosynthese (1999; CD; Sulphur Sonic Records)
  • Unlimited Years (1999; CD; Sulphur Sonic Records; Best Of Album der Periode 1984-1992)
  • Center Of Love (2001; Maxi CD; Sulphur Sonic Records)
  • Edge City (2001; CD; Apollyon/EFA)
  • Mystifier (2003; CD; Sulphur Sonic Records)
  • What’s Your Blow (2008; CD; Parergon; Best Of Album der Periode 1987-1992)
  • Weinheim Tea Party (2008; CD; Parergon)

Arbeiten als Produzent (Auswahl)

  • The Sulphur Sonic Open Air 2004 (2004; Compilation-CD; Sulphur Sonic Records)
  • The Sulphur Sonic Open Air 2005 (2005; Compilation-CD; Sulphur Sonic Records)
  • Zauberfinger – Live at Sulphur Sonic (2005; CD; Sulphur Sonic Records)
  • The Leroy – Frogs & Snails (2005; CD; Sulphur Sonic Records)

ausgewählte Performances, Film- und Videoprojekte

  • Die Sonne gefriert vor Heldentaten (2007; DVD; Soundtrack[20])
  • Nachtwandel (2008; Live Vertonung des Films King Kong und die weiße Frau)
  • Stahloper (Oper in 11 Akten von Norbert Schwefel; Uraufführung 2008)
  • Sulphur Sonic Festival (seit 2003; veranstaltet von Norbert Schwefel)

Soloprojekte und Gastauftritte

Norbert Schwefel:

  • Le Tombeau – Retrospektive (1984; MC; Gitarre)
  • Charles Lemming & the Heart Attack - Night Serenade (1990; LP; Gesang)
  • Gutter Sluts – Bitches Of Quality (1998; CD)

Leroy Hartmann:

  • The Leroy – Frogs & Snails (2005; CD; Sulphur Sonic Records)

Martin Buchholz (als Horacz Bluminth)[21]:

  • Die schönen Sachen (1985; CD; Adult Music)
  • Der Berg kommt (1985; CD; Adult Music)
  • Wir werden ferne Weiten sehn (1991; CD; Adult Music)
  • Marsch Obskur (1996; CD; Adult Music)
  • Big Room Empty (2000; CD; Adult Music)
  • Frühere Spuren 1984-2006 (2006; CD; Adult Music)

Quellen / Fußnoten

  1. Auf seiner Homepage findet sich sonst schwer zugängliches Material über Norbert Schwefels musikalische Karriere aus den Jahren vor der Bandgründung.
  2. heute bei Xavier Naidoo am Mischpult
  3. auch Bandmitglied bei Stereo MC's und Evolver
  4. Zur Begriffsklärung: Wenn nicht anders erwähnt, ist bei der Nennung „Schwefel“ die Band gemeint. Obwohl auch Soloprojekte unter diesem Namen veröffentlicht wurden und eine Trennung überhaupt schwer ist, da die Besetzung außer Norbert Schwefel häufig wechselt.
  5. Zunächst sprang vor allem Charles Lemming aus Norbert Schwefels früheren Bands Dr. Paranoia und 16 Kitchen ein, mit dem er ab 1980 ein paar Tapes und Samplerbeiträge veröffentlichte. Quelle: Homepage von Charles Lemming
  6. Künstlerbiografie auf der Homepage seiner aktuellen Plattenfirma. Vor seiner Karriere als Musiker war er als Gärtner tätig, Quelle: Straight 5/88.
  7. N. Schwefel: „Wenn Edge City Schwefels schwarzes Album war, dann ist Mystifier das weiße.“ Quelle: Interview von Gerald Merkel von 2003.
  8. Die Idee dazu kam Schwefel durch ein vergleichbares Projekt der Gruppe Ton Steine Scherben. Quelle: Interview von Gerald Merkel von 2003. Zum Ton Steine Scherben Projekt vergleiche http://www.rock-links.de/gruppen/scherben/tarot.html.
  9. Auch international wurden Schwefel, wenn auch weniger ausgeprägt, wahrgenommen. Dave Henderson schrieb etwa im Londoner Underground Magazine (7/1987) zu Schizophrenic Party: „Great debut mini album from German based Schwefel.“
  10. Sandra Grether in Straight 5/88; auf dem Titelblatt ist die Schlagzeile „Schwefel – Der neue Gott des Underground?“ gedruckt.
  11. Bravo 5/1987. Auch später wurden Schwefel hier noch rezensiert, etwa in der Ausgabe 8/1988 die EP Champagne, Champagne and the Golden Rain und 1992 das Album Motor Psycho.
  12. http://www.norbertschwefel.de/files/bio.htm
  13. „die beste deutsche Pop-Platte des Jahres 1988.“ (Helge Birkelbach, Hype Magazine, 11/1988); „eine der besten deutschen Pop-LPs des Jahres '88“ (Thomas Noga, Prinz, 1/1989); „eines der gelungensten Pop-Alben des vergangenen Jahres“ (C. Gasser, Berner Woche, 4/1989); „Besser geht's nicht.“ (Rainer Unruh, Hamburger Morgenpost, 26. Dezember 1988); „ein ausgereiftes Langspielrillenwerk“ (Mario Scherrer, züri-tip, 31. März 1989); „Wenn es denn nach Rio Reiser einen neuen König von Deutschland gibt, ist dies Schwefel, der als neuer Gott des Undergrounds gekürt und gefeiert wird.“ (Katz Magazin, Trier, 2/1989); – zitiert nach Presseinfo von Parergon
  14. Diese wurden von der Ladenkette W. O. M. (World Of Music) anhand von Verkaufszahlen in den einzelnen Filialen aufgestellt und z. B. auch im Magazin Spex veröffentlicht. Quelle: offizieller Pressetext von Mirko Krüger (Parergon Records)
  15. „Mein Hero war schon damals Marc Bolan“ Quelle: Interview von Gerald Merkel von 2003.
  16. Das Heavy Metal Magazin Rock Hard vergibt die Höchstnote 10 für das Album, siehe Ausgabe Rock Hard 60/1992, Rezension von Mike Seifert. Das Album wurde von dem Gitarristen der schwedischen Band The Leather Nun, Bengt Aron Aronsson produziert.
  17. „Das muss man betonen, dass Schwefel auf zwei Schienen fährt.“, Interview mit Ralph Laubscher auf dem Psycho IV Video
  18. Für die gesamte Diskografie: http://www.mannheim.de/ und http://www.norbertschwefel.de/files/discography.htm
  19. Ein Auftritt in der Thingstätte (Heidelberg)
  20. DVD koproduziert von loudhouse.de Quelle: [1]
  21. Die Alben sind teilweise auf der Homepage des Künstlers als Gratis Download erhältlich.

Weblinks


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