Norjak

Norjak
Fahndungsbild aus dem Jahre 1972 von D. B. Cooper

D. B. Cooper (alias „Dan Cooper“) ist ein Pseudonym für einen berüchtigten Flugzeugentführer, der am 24. November 1971 über dem Pazifischen Nordwesten, irgendwo über der Gebirgskette der südlichen Kaskaden, aus einer Boeing 727 sprang, nachdem er zuvor ein Lösegeld in Höhe von 200.000 Dollar erhalten hatte.

Über Coopers Verbleiben tauchten nie schlüssige Anhaltspunkte auf, und es gibt etliche sich widersprechende Theorien darüber, was nach diesem berühmten Absprung geschah. Die einzigen Hinweise, die in diesem Fall erschienen, sind mehrdeutig: etwa 5.800 Dollar, die vom Columbia River ans Ufer gespült wurden, wurden von Kindern gefunden und ein Teil eines Schildes, das vermutlich von der hinteren Treppe stammt, von der Cooper absprang. Die Art und Weise von Coopers Flucht und die Ungewissheit über sein Schicksal beschäftigt immer noch so manchen. Bis heute ist der Fall Cooper, Kodename „Norjak“ beim FBI[1], ungelöst. Am 31. Dezember 2007 belebte das FBI den Fall wieder und hofft aufgrund neuer Informationen auf eine Klärung von Coopers Identität.[2]

Inhaltsverzeichnis

Die Entführung

D.B. Coopers mutmaßliche Alterung

Eine Aktentasche mit einer Bombe

Am 24. November 1971, dem Vorabend des Thanksgiving, um 16:35 entführte in den USA ein unter dem Namen Dan Cooper reisender Mann eine Boeing 727-051 der Fluggesellschaft Northwest Orient Airlines, indem er mit einer Bombe drohte – er hatte eine Aktentasche voller Drähte und roter Stangen.

Cooper hatte zuvor in Portland in Oregon das Flugzeug in Richtung Seattle mit 36 anderen Passagieren und sechs Crewmitgliedern bestiegen. Er trug einen schwarzen Regenmantel, Slipper, einen dunklen Geschäftsanzug, ein sauber gebügeltes weißes Hemd, eine schmale schwarze Krawatte und eine Krawattennadel aus Perlmutt. Weiter trug er eine schwarze Sonnenbrille.

FBI Fahndungsplakat von D.B. Cooper

„Das ist eine Entführung“

Das Flugzeug war kaum in der Luft, als er eine Stewardess, Florence Schaffner, die in der Nähe saß, wegen einer Getränkebestellung herbeirief. Beim Bezahlen gab er ihr auch einen Umschlag. Da sie dachte, er würde ihr seine Telefonnummer geben, steckte sie ihn ungeöffnet in ihre Tasche. Cooper lehnte sich näher und sagte: „Fräulein, Sie schauen sich den Zettel besser an! Ich habe eine Bombe.“ Im Umschlag war ein Zettel, auf dem stand: „Ich habe eine Bombe in meiner Aktentasche. Falls nötig, werde ich von ihr Gebrauch machen. Ich möchte, dass Sie sich neben mich setzen. Das ist eine Entführung.“

Nachdem die Flugbegleiterin das Cockpit über Cooper und seinen Zettel benachrichtigt hatte, kontaktierte Pilot William Scott die Flugsicherung des internationalen Flughafen Seattle/Tacoma. Diese gab die Anweisung, mit Cooper zu kooperieren. Scott wies Schaffner an, zu Dan Cooper zurückzukehren und sich neben ihn zu setzen. Der Entführer öffnete seinen Koffer einen Spalt, lange genug, damit Schaffner die roten Zylinder und die Drähte sehen konnte. Er befahl ihr, dem Piloten zu sagen, dass er nicht landen solle, bevor nicht das Geld und die Fallschirme in Seattle-Tacoma bereit wären. Schaffner ging zurück zum Cockpit und gab Coopers Anweisungen weiter.

Freilassung der Geiseln im Tausch gegen seine Forderungen

Als das Flugzeug um 17:45 Uhr an seinem Zielort Seattle-Tacoma landete, ließ er die Passagiere im Austausch gegen 200.000 Dollar und vier Fallschirme, bestimmt für die vier Personen an Bord, den Piloten, Copiloten, eine Stewardess und Cooper selbst, frei. Es wird vermutet, dass Cooper damit sicherstellen wollte, dass die Fallschirme nicht manipuliert waren. Um 19:40 Uhr zwang er die Flugbesatzung, erneut abzuheben und bei relativ niedriger Geschwindigkeit und Höhe, etwa 10.000 Fuß, im Gegensatz zur normalen Flughöhe von 25.000 bis 37.000 Fuß, Richtung Mexiko zu fliegen, mit ausgefahrenem Fahrwerk und Landeklappen auf 15 Grad. Irgendwann während des Fluges sprang er dann von der hinteren Treppe des Flugzeuges mit dem Geld und den Fallschirmen ab. Das FBI vermutet, dass der Absprungzeitpunkt um 20:11 Uhr über dem Südwesten des Bundesstaates Washington war, denn zu diesem Zeitpunkt schlug die Treppe gegen das Flugzeug. Wegen der schlechten Sicht konnte sein Absprung nicht von den verfolgenden F-106-Kampfflugzeugen beobachtet werden.

Spurlos verschwunden

Cooper benutzte zur Flucht die Gangway am Heck der 727. Sie war nicht dazu konstruiert, um während des Fluges heruntergelassen zu werden and wurde durch Schwerkraft bewegt, d. h. sie fiel nach unten und blieb bis zur Landung des Flugzeugs in diesem Zustand.

Trotz einer 18-tägigen Suchaktion in der ausgerechneten Landezone wurde nie eine Spur von Dan Cooper oder seinem Fallschirm gefunden. Es wird viel diskutiert, ob er den Sprung und den darauffolgenden Fußmarsch überlebte. Das FBI befragte einen Mann namens D. B. Cooper und ließ ihn dann wieder frei. Dieser Mann wurde nie als dringend tatverdächtig angesehen. Wegen eines Missverständnisses mit den Medien wurden seine Initialen aber fest mit dem Entführer verknüpft, und so ist jener heute bekannt als D. B. Cooper.

Nach drei ähnlichen, aber weniger erfolgreichen Flugzeugentführungen verlangte die Federal Aviation Administration, dass alle Boeing 727 mit einem mechanischen aerodynamischen Keil, bekannt in Amerika als „Cooper vane“, ausgerüstet werden, der verhindert, dass die hintere Treppe während eines Fluges herabgelassen werden kann. Metalldetektoren wurden an den Flughäfen installiert und es kam zu einigen Flugsicherheitsregeln.

Am 13. Februar 1980 fand eine Familie, die einen Picknickausflug machte, 5.800 Dollar am Ufer des Columbia River, 8 Kilometer nordwestlich von Vancouver (Washington). Die Bündel konnten dem Lösegeld zugeordnet werden, da die Seriennummern notiert worden waren. Der Rest des Geldes wurde nie gefunden.

Verdächtige

Richard McCoy, Jr.

Vier Monate nach D. B. Coopers Flugzeugentführung entführte Richard McCoy am 7. April 1972 ein Flugzeug. McCoy stieg dem Flug United Flight 855 während eines Zwischenhaltes in Denver zu. Die Maschine war wie im Fall von Cooper eine Boeing 727 mit Hecktreppe; McCoy nutzte sie für seine Flucht, nachdem er der Flugzeugbesatzung Anweisungen in der Art von Cooper gegeben hatte. McCoy hatte eine Handgranatenattrappe und eine ungeladene Pistole bei sich. Da er auf einem Magazin, das er während des Fluges gelesen hatte, seine Fingerabdrücke hinterließ und auch seine handgeschriebenen Zettel vergaß, konnte ihn das FBI identifizieren.

Die Polizei befragte McCoy auf den Hinweis eines Autofahrers hin. Der Autofahrer hatte McCoy, der einen Fallschirmspringeranzug und Kleidersack trug, per Anhalter mitgenommen.

McCoy war verheiratet und Vater zweier Kinder. Er war an einer Mormonensonntagsschule Lehrer und studierte Jura an der Brigham Young University. Er sprach mit einer Zahl von Leuten darüber, wie einfach es wäre, ein Flugzeug zu entführen. Als begeisterter Fallschirmspringer und Hubschrauberpilot in einer Spezialeinheit war er als Vietnamveteran ausgezeichnet. Sein Traum war es, FBI- oder CIA-Agent zu werden.

Aufgrund der Übereinstimmung der Fingerabdrücke und der Handschrift wurde McCoy zwei Tage nach der Entführung inhaftiert. Ironischerweise war McCoy als Hubschrauberpilot der Nationalgarde an der Suche nach dem Entführer beteiligt gewesen. In seinem Haus fand das FBI den Fallschirmspringeranzug und den Kleidersack, der mit Geld in der Höhe von 499.970 US-Dollar gefüllt war. McCoy plädierte auf unschuldig, wurde vor Gericht aber der Flugzeugentführung überführt und zu einer Haftstrafe von 45 Jahren verurteilt. Eine Berufung ging bis zum Supreme Court.

In der Haft nutzte er seinen Zugang zum Gefängniszahnlabor zum Modellieren einer Handfeuerwaffe aus zahnmedizinischer Paste. Zusammen mit Mitgefangenen entkam er im August 1974, indem sie ein Müllauto stahlen und damit das Haupttor durchbrachen. Das FBI benötigte drei Monate, um McCoy in Virginia aufzuspüren. Vermutlich eröffnete McCoy das Feuer auf die FBI-Agenten, und dem Bericht zufolge wurde er in dem folgenden Schusswechsel von dem Polizisten Nicholas O'Hara mit einem Gewehr erschossen. Andere Zeugen bestreiten diese Aussage.

„D. B. Cooper: Der wahre McCoy“, geschrieben von Bernie Rhodes und dem früheren FBI-Agenten Russell Calame, wurde im Jahre 1991 veröffentlicht. Das Buch trug Beweise zusammen, dass Cooper und McCoy dieselbe Person seien. Sie verwiesen auf die gleichen Methoden der Entführung, die Krawatte und das Brigham Young Medaillon mit McCoys Initialen auf der Rückseite, die von Cooper im Flugzeug zurückgelassen wurden. Die Autoren sagen, dass McCoy nie zugab oder bestritt, dass er Cooper sei. Und als McCoy direkt gefragt wurde, ob er Cooper sei, gab er zu Antwort: „Darüber möchte ich nicht reden“. Der Polizist, der wohl McCoy erschoss, wird mit den Worten zitiert „Als ich Richard McCoy erschoss, habe ich auch zugleich D. B. Cooper erschossen“. Die Witwe von Richard McCoy, Karen Burns McCoy, kam mit den Buchautoren überein, dass das Buch mit der Theorie, McCoy sei Cooper, nicht verfilmt werden solle.

Duane Weber

Im Juli 2000 brachte U.S. News and World Report einen Artikel über eine Witwe aus Pace in Florida namens Jo Weber und ihre Behauptung, dass ihr verstorbener Mann Duane Weber vor seinem Tod im Jahr 1995 ihr gegenüber gestanden hätte, „Ich bin Dan Cooper“. Sie schöpfte Verdacht und begann, seine Vergangenheit zu überprüfen. Duane Weber hatte im zweiten Weltkrieg in der Armee gedient und später in einem Gefängnis in der Nähe des Flughafens Portland gearbeitet. Mrs. Weber erinnerte sich daran, dass ihr Mann einst einen Alptraum hatte und im Schlaf davon sprach, aus einem Flugzeug zu springen und „die Fingerabdrücke auf der Hecktreppe zu hinterlassen“. In seinen Unterlagen hatte sie auch einmal ein altes Flugticket gefunden mit dem Kürzel SEA-TAC (Seattle-Tacoma Airport). Jo Weber erinnerte sich, dass kurz vor seinem Tod Duane ihr gesagt hätte, seine alte Knieverletzung stamme „von einem Sprung aus einem Flugzeug“.

Mrs. Weber erzählte auch von einem Urlaub, den das Paar in Seattle verbrachte, „einer sentimentalen Reise“ wie Duane ihn nannte. In diesem Urlaub gingen sie auch zum Columbia River und sie erinnerte sich, wie Duane seltsamerweise zu den Ufern des Flusses hinunterging, genau vier Monate bevor der Teil von Coopers Beute in der gleichen Gegend gefunden wurde. Frau Weber berichtete, dass sie ein Buch über den Fall Cooper in der örtlichen Bibliothek anschaute und darin in Aufzeichnungen die Handschrift ihres Gatten wiedererkannte. Frau Weber begann einen Schriftwechsel mit FBI Agent Ralph Himmelsbach, dem Vorsitzenden der Untersuchungskommission des Fall Coopers. Himmelsbach sagte, dass Duane Weber einer der Meistverdächtigten sei. Obwohl man die Übereinstimmung von den Fahndungsbilder und Photographien von Duane Weber als nicht beweiskräftig ansehen muss, hat jüngst eine Gesichtserkennungssoftware ihn als beste Übereinstimmung ausgemacht.

Es gibt weiter eine positive Identifikation durch Robert Knoss aus Minneapolis, Minnesota, ein früherer Bekannter von Duane Weber, er sei bekannt gewesen als Dan Cooper, wohnhaft in Bloomington, Minnesota, wo er auch als geübter Fallschirmspringer trainierte, drei Jahre vor der Entführung.

Aufgrund einer DNA-Analyse, entnommen aus der im Flugzeug zurückgelassenen Krawatte, kann Duane Weber als Täter jedoch ausgeschlossen werden. [3]

John List

Im Jahr 1971 wurde der Mehrfachmörder John List der D.-B.-Cooper-Entführung verdächtigt, die direkt nach der Ermordung seiner Familie geschah. Lists Alter, seine Gesichtszüge und sein Körperbau passten auf den mysteriösen Flugzeugentführer. Lists Schulden entsprachen genau der damaligen Beute von Cooper. Aus dem Gefängnis heraus bestritt er jedoch hartnäckig, Cooper zu sein, und das FBI betrachtet ihn nunmehr nicht mehr als Verdächtigen.

Einzelnachweise

  1. Ralph P. Himmelsbach, Worcester, Thomas K.: Norjak: The Investigation of D. B. Cooper, S. 135, West Linn, Oregon: Norjak Project 1986, ISBN 0-9617415-0-3
  2. FBI - D.B. Cooper
  3. FBI - D.B. Cooper

Weblinks


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