- Nulldefizit
-
Das Nulldefizit war ein von der schwarz-blauen Bundesregierung in Österreich propagiertes Budgetziel. Es bezeichnet einen ausgeglichenen Staatshaushalt ohne Neuverschuldung. Die Einnahmen und die Ausgaben des Staates sollen demnach genau gleich hoch sein.
Nach der Wahl 1999 entwickelte sich das Nulldefizit zum geflügelten Wort in Politik und Medien. Vor allem Finanzminister Karl-Heinz Grasser präsentierte es als sein oberstes Ziel.
Die größte Oppositionspartei SPÖ kritisierte die "Verschlagwortung" der Politik anfangs harsch und setzte sich für ein ausgeglichenes Budget über den Konjunkturzyklus ein (bei schlechter Wirtschaftslage Neuverschuldung, bei guter Wirtschaftslage Überschuss). Grasser machte es genau umgekehrt und erzielte in konjunkturell guten Jahren Defizite, während er im wirtschaftlichen Krisenjahr 2001 einen leichten Überschuss verbuchen konnte. Insgesamt wurde das Ziel eines ausgeglichenen Staatshaushaltes in der Amtszeit Grassers verfehlt.
Im Jahr 2001 wurde das Nulldefizit – allerdings einmalig – erreicht. Manche Experten meinen, dass das ausgeglichene Budget nur zustande kam, weil Länder und Gemeinden einen Budgetüberschuss erwirtschafteten und der Bund einige Staatsbetriebe verkaufte. Ein wichtiges Element zur vorübergehenden Erreichung des Budgetziels war der Umstand, dass Österreich – als einziges Land der EU – just im Augenblick der konjunkturellen Krise die Steuer- und Abgabenquote erhöhte, die 2001 mit 46,5 % den Rekordwert der Zweiten Republik erreichte.
In der Tat konnte das Budgetziel, entgegen der Ankündigung der Regierung, nie mehr erreicht werden; bereits 2003 lag man mit einer Defizitquote von 1,7 % (2005: 1,6 %) nur noch leicht unter den Werten der Schlussjahre der Großen Koalition (Koalition von ÖVP und SPÖ), mit 2,1 % im Durchschnitt 1997, 1998 und 1999.
Die Defizitquote für das Jahr 2007 betrug in Österreich 3,7 %, was, entgegen der von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser getätigten Vorhersage, die bisher größte Defizitquote der letzten 10 Jahre für Österreich darstellte.
Aufgrund der enormen Medienpräsenz wurde der Begriff zum österreichischen Wort des Jahres 2001.
Wikimedia Foundation.