Nummulitenkalk

Nummulitenkalk
Nummuliten
Nummulitenkalk. Die Gehäuse zeigen die typische planspiralig gewundene, runde Gestalt und den durch Zwischenwände gekammerten inneren Bau (Bildausschnitt 3 x 4 cm)

Nummulitenkalk. Die Gehäuse zeigen die typische planspiralig gewundene, runde Gestalt und den durch Zwischenwände gekammerten inneren Bau (Bildausschnitt 3 x 4 cm)

Systematik
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
ohne Rang: Rhizaria
ohne Rang: Foraminifera
Ordnung: Rotaliida
Überfamilie: Rotaliacea
Familie: Nummuliten
Wissenschaftlicher Name
Nummulitidae
de Blainville 1827

Nummuliten (Nummulitidae, von lat. nummulus - kleines Geldstück, im Volksmund auch „Münz(en)steine“ genannt) sind eine Familie kreisrunder oder elliptisch geformter Einzeller aus der Gruppe der Kammerlinge (Foraminifera), in der Ordnung der Rotaliida.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Bei den Nummuliten handelt es sich um Großforaminiferen, die typischerweise 1 bis 2 cm im Durchmesser erreichen können, ausnahmsweise können es bis zu 10 Zentimeter sein. Die für Einzeller ungewöhnliche Größe und die kreisrunde Gestalt der Gehäuse hat der Familie zu ihrem Namen verholfen. Die rezenten (heute lebenden) Nummuliten bewohnen die Bodenregion (Benthal) tropischer und subtropischer Meere, bevorzugt im flachen Küstenbereich. Alle Arten, die rezenten und wahrscheinlich auch die ausgestorbenen, gehen Symbiosen mit verschiedenen Mikroalgen ein.

Fossile Nummuliten

Die Familie tritt in der obersten Kreide fossil in Erscheinung und erlebte ihre Blütezeit im frühen Tertiär, hier vor allem in der Tethys. In den Sedimentgesteinen dieses Zeitabschnitts ist diese formenreiche Gruppe als Leitfossil von großer Bedeutung.

Die kalkigen Schalen der Nummuliten konnten sich nach ihrem Tod in erdgeschichtlicher Vergangenheit zu so großen Massen anhäufen, dass sie gesteinsbildend wurden, so beispielsweise bei den Nummulitenkalken aus dem Alttertiär. Steinbrüche in der Nähe lieferten die Blöcke aus eozänem Nummulitenkalkstein, mit dem annähernd 60 % der Pyramiden von Gizeh erbaut wurden. Als Herodot Ägypten besuchte, hielt er die Nummuliten für versteinerte Linsen, Reste der Mahlzeiten der Pyramidenarbeiter. Diese Deutung als steinerne Linsen ist auch in Mitteleuropa belegt, etwa in Guttaring in Kärnten, wo man sehr leicht unzählige Nummuliten im Lehmboden findet und ein sogenanntes Feld der steinernen Linsen ausgewiesen ist.

Natursteinsorten

Im Voralpengebiet in Bayern wurden Nummulitenkalksteine für historische Bauwerke verwendet. Es waren dies der sogenannte Enzenauer Marmor und der Rosenheimer Granitmarmor.

Systematik

Gattungen in der Familie (Auswahl):

  • Assilina (d'Orbigny, 1839)
  • Camerina (Bruguière, 1789) †
  • Cycloclypeus
  • Heterocyclina (Hottinger, 1977)
  • Heterostegina (d'Orbigny, 1825)
  • Nummulites (Lamarck 1801) †
  • Operculina (d'Orbigny, 1826)
  • Planocamerinoides (Cole, 1957)
  • Planoperculina (Hottinger, 1977)
  • Planostegina (Banner and Hodgkinson, 1991)
  • Sindulites (Eames, 1968)
  • Spiroclypeus †

(† ausgestorbene Gattung)

Quellen

  • Volker Storch, Ulrich Welsch: Kurzes Lehrbuch der Zoologie. 8. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag, 2004, ISBN 3-8274-1399-0
  • Johann Hohenegger, Elza Yordanova und Akio Hatta: Remarks on West Pacific Nummulitidae (Foraminifera) - The Journal of Foraminiferal Research, 30 (1), S. 3-28

Weblinks


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