- Oberharzer Wasserläufe
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Die Oberharzer Wasserläufe sind ein Teil des Oberharzer Wasserregals. Unter einem Wasserlauf versteht man den unterirdisch verlaufenden Teil der Gräben (vgl. Oberharzer Gräben) des historischen Oberharzer Silberbergbaus, die zur Versorgung der Bergwerke mit Kraftwasser ab dem 16. Jahrhundert angelegt worden sind. Im Bereich des Oberharzer Wasserregals gibt es über 35 Wasserläufe mit insgesamt etwa 30 km Länge.
Inhaltsverzeichnis
Bautechnik
Obwohl der Sprengstoff bereits im 17. Jahrhundert im Oberharzer Bergbau eingesetzt wurde, hat man die Wasserläufe noch wesentlich länger von Hand, das heißt mit Schlägel und Eisen aufgefahren: Da man mit der richtigen Dosierung des Schwarzpulvers Schwierigkeiten hatte, befürchtete man an den oberflächennah verlaufenden Wasserläufen Tagesbrüche oder aber eine Zerklüftung des Gebirges und damit Undichtigkeiten. Fast alle Wasserläufe wurden im Gegenortvortrieb aufgefahren. Bis zum 18. Jahrhundert folgten die Bergleute beim Auffahren dem weichesten Gestein und erzeugten dadurch mitunter einen Zick-Zackparcours, der von der Luftlinie erheblich abwich. Erst ab dem 19. Jahrhundert wurden die Wasserläufe mit einer strikt geraden Trassierung und unter Einsatz von Sprengstoff angelegt.
Das für die Fließbewegung erforderliche Gefälle beträgt oft weniger als 1 ‰ (das heißt, weniger als 1 m Höhenunterschied auf 1000 m Länge). Der Querschnitt der Strecken betrug bei den alten Wasserläufen mit Schlägel- und Eisenarbeit mitunter nur 1,20 m Höhe bei 0,80 m Breite, bei den neueren aber meistens 2 m Höhe und 1 m Breite.
Wasserläufe hatten gegenüber Gräben den wesentlichen Vorteil, dass das weiterzuleitende Wasser unter Tage nicht einfrieren konnte. Sie wurden vornehmlich angelegt, um eine lange Bergumfahrung abzukürzen. Die Abkürzung bewirkte gleichzeitig ein höheres Gefälle (kürzere Distanz bei gleichem Höhenunterschied ergibt mehr Gefälle). Dadurch erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit und damit dann auch die hydraulische Leistungsfähigkeit der Grabentour. Der Nachteil der Wasserläufe waren die hohen Investitionskosten.
Liste der aktiven Oberharzer Wasserläufe
Reihenfolge nach der letzten Sortierung der Preussag, die sich anhand der Nutzungen in den Kraftwerken richtete.
Name Baujahr Länge Verlauf Kellwasser Wasserlauf I 1821 170 m Dammgr. (Blochschleife) zum Nabetal Kellwasser Wasserlauf II 1821 229 m Blochschleife zur Wiege des Dammgrabens Rothenberger Wasserlauf 1868 775 m Dammgraben: Durchquerung des Rothenberges Coventhaier Wasserlauf 1852 540 m Dammgraben: Durchquerung des Coventhaies Dietrichsberger Wasserlauf 1863 1.044 m Dammgraben vom Fortuner Teich zum "Fenster" Bielenwieser Wasserlauf 1864 357 m Dammgraben vom "Fenster" zur "Teilung" (Mönchstal) Mönchstaler Wasserlauf 1677 474 m Dammgraben vom Mönchstal in den Oberen Hausherzberger Teich Franz Auguster Wasserlauf 1832 632 m Dammgraben von der Teilung in den Unteren Pfauenteich Jägersbleeker Wasserlauf 1771 132 m Träncke-Graben zum Jägersbleeker Teich Huttaler Wasserlauf 1763 783 m Hirschler Teich zur Huttaler Widerwaage Fortuner Wasserlauf 1785 777 m Jägersbleeker Graben in den Mittleren Pfauenteich Prinz-Walliser Wasserlauf um 1740 563 m Nassenwieser Graben in den Johann-Friedricher Wasserlauf Johann-Friedricher Wasserlauf 1673 805 m vom Johann-Friedricher Teich zum Dorotheer Kehrradsgraben Kellerhalser Wasserlauf 1842 501 m vom Mittl. Kellerhalst. zum Neuen Kellerhalser Graben, später Nutzung im Zuge des Zellerfelder Kunstgrabens Winterwieser Wasserlauf vor 1690 488 m vom Zellerfelder Kunstgraben in den Jungfrauer Graben / Mittl. Zechenteich Bremerhöher Wasserlauf 1704 732 m Bremerhöher Graben zum Rosenhöfer Revier Bärenbrucher Wasserlauf 1949 940 m vom Bärenbrucher Teich in den "Oberer Rosenhöfer Fall" Oberer Schwarzenbacher Wasserlauf 1808 760 m "Oberer Rosenhöfer Fall" zur Hasenbacher Widerwaage Oberer Hasenbacher Wasserlauf 1811 638 m "Oberer Rosenhöfer Fall" ab Hasenbacher Widerwaage Oberer Flambacher Wasserlauf 1763 780 m "Oberer Rosenhöfer Fall" vom Flambach zum Johannistal Oberer Johannistaler Wasserlauf 1839 1.014 m "Oberer Rosenhöfer Fall" Johannistal zum Kleinen Clausthal Oberer Klein-Clausthaler Wasserlauf 1776 492 m "Oberer Rosenhöfer Fall" vom Kleinen Clausthal zum Rosenhöfer Revier Ziegenberger Wasserlauf 1847 413 m "Unterer Rosenhöfer Fall" Vom Ziegenberger Teich zum Schwarzenbach Unterer Schwarzenbacher Wasserlauf 1870 524 m "Unterer Rosenhöfer Fall" vom Schwarzenbach zum Hasenbach Unterer Hasenbacher Wasserlauf 1845 959 m "Unterer Rosenhöfer Fall" vom Hasenbach zum Flambach Unterer Flambacher Wasserlauf 1844 973 m "Unterer Rosenhöfer Fall" vom Flambach zum Johannistal Unterer Johannistaler Wasserlauf I 1835 558 m "Unterer Rosenhöfer Fall" vom Johannistal zum Kleinen Clausthal Unterer Johannistaler Wasserlauf II 1835 234 m "Unterer Rosenhöfer Fall"(Fortsetzung vom Johannistaler Wasserlauf I) Unterer Klein-Clausthaler Wasserlauf 1792 791 m "Unterer Rosenhöfer Fall" vom Kl. Clausthal zum Rosenhöfer Revier Dorotheer Rösche vor 1771 325 m Entwässerung der Radstube Kehrrad Grube Dorothea Geseher Wasserlauf 1698 722 m Rehberger Graben zum Gesehr / St. Andreasberg Schulte Stollen 1838 1.220 m von der Innerste zur Wiemannsbucht (Bad Grund) Oberer Eichelberger Wasserlauf 1889 1.110 m von Wiemannsbucht bis Schönhofsblick Unterer Eichelberger Wasserlauf 1855 230 m Ableitung vom Knesebeckschacht Liste der passiven Oberharzer Wasserläufe
"Passiv" sind alle außer Betrieb befindlichen Wasserläufe. Zum Teil sind sie noch vollständig erhalten, teilweise aber weitgehend verfallen. Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Name Baujahr Länge Verlauf Alter Dietrichsberger Wasserlauf 1662 260 m Dammgraben: Umfahrung des Dietrichsberges, wurde mit Bau des Neuen Dietrichsberger Wasserlaufes 1863 überflüssig. Alter Oberer Klein-Clausthaler Wasserlauf 120 m Ob. Rosenhöfer Fall: Umfahrung des Hüttenkopfes Alter Unterer Klein-Clausthaler Wasserlauf 200 m Unt. Rosenhöfer Fall: Umfahrung des Hüttenkopfes Benedikter Wasserlauf 100 m Ob. Kehrzuggraben in den Hirschler Teich Kalte Küche Wasserlauf 1821 410 m Dammgraben: Durchquerung des Rothenberges, Wasserlauf wurde mit Bau des Rothenberger Wasserlaufes 1868 stillgelegt. Kranicher Wasserlauf 1878 600 m vom Grundablass Kranicher Teich (Hahnenklee) zum Unteren Flößteich (Bockswiese) Langer Wasserlauf vor 1815 150 m Kleine Beileitung aus dem Okergebiet zum Langer Teich Nassenwieser Wasserlauf 250 m vom Nassenwieser Graben zum Johann-Friedricher Wasserlauf Pisstaler Wasserlauf 1732 1.100 m Stadtweger Graben (vom Stadtw. Teich) nach Bockswiese Polsterberger Wasserlauf 1767 1,23 km Ursprünglich ein Stollen des Eisensteinbergbaus: Zwischen 1767 und 1813 Verbindung vom Polsterberger Hubhaus zum Huttaler Teich Schwarzenberger Wasserlauf 1813 730 m Verbindet das Abflußgebiet der Söse mit der Oker Tannhaier Wasserlauf 1875 430 m Verbindung Kellerhalsteich, Kellerhalser Wasserlauf nach Bockswiese, Wäschegraben Literatur
- Walter Knissel, Gerhard Fleisch: Kulturdenkmal „Oberharzer Wasserregal“ – eine epochale Leistung. Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld 2004, ISBN 3-89720-725-7.
- Martin Schmidt: Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus. 3. Auflage. Harzwasserwerke, Hildesheim 2002, ISBN 3-00-009609-4 (Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft e. V., Heft 13).
- Martin Schmidt: Das Kulturdenkmal Oberharzer Wasserregal. Harzwasserwerke, Clausthal-Zellerfeld 2005 (PDF).
Weblinks
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