Dammgraben

Dammgraben
Der Dammgraben

Der Dammgraben ist der längste künstlich angelegte Graben im Oberharz. Sein Zweck war es, Oberflächenwasser für den Betrieb der oberharzer Montanindustrie aus weit entfernten niederschlagsreichen Gebieten (insbesondere vom Bruchberg- und von Teilen des Brockenmassivs) abzuleiten. Er wurde ab 1732 angelegt und bis 1827 immer weiter in Richtung Osten verlängert. Seine ursprüngliche Gesamtlänge betrug etwa 25 km; diese konnte durch den Bau von Wasserläufen in den Jahren 1820 bis 1861 sukzessive auf etwa 19 km abgekürzt werden. Er ist zentraler Bestandteil des Oberharzer Wasserregals. Seinen Namen hat er vom Sperberhaier Damm, mit dem eine Geländesenke überbrückt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dammgraben bei Altenau

Die Geschichte des Dammgrabens hängt zunächst eng mit der Geschichte des Sperberhaier Dammes zusammen. Erst mit dessen Fertigstellung 1734 konnten mit dem Großen und Kleinen Gerlachsbach ergiebigere Gewässer östlich von Clausthal erschlossen werden. In den Folgejahren wurde der Dammgraben immer weiter in Richtung Osten verlängert: die erste Verlängerung erfolgt 1736 bis zur Kleinen Oker. 1742 erfolgte der Bau des Nebengrabens Morgenbrodtstaler Graben, der die Große und die Kleine Söse in Richtung Dammgraben umleitete. 1774 erfolgte die Verlängerung bis zur sogenannten Wiege des Dammgrabens und 1820 konnte nach Auffahrung der beiden Kellwasser Wasserläufe und Anlage des Blochschleifegrabens das Kellwasser und die Blochschleife an das Dammgrabensystem angeschlossen werden. Der letzte Ausbau erfolgte im Jahre 1827, als mit Anlage des Clausthaler Flutgrabens, des Flörichshaier Grabens und des Abbegrabens weitere Abflüsse im Osten des Bruchberges und im Westen des Brockens für den Oberharzer Bergbau nutzbar gemacht werden konnten. Eine weitere Verlängerung wäre zwar möglich gewesen, wurde aber nicht mehr diskutiert. Man versuchte nun, das Energieproblem im Oberharzer Bergbau durch den Bau von tieferen Wasserlösungsstollen (Ernst-August-Stollen) grundlegender zu beherrschen. Darüber hinaus wurden ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch andere Energieformen (Dampfmaschine) zunächst zusätzlich zur Wasserkraft eingesetzt.

Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte aber noch eine Optimierung im Bereich des 10 km langen Abschnittes zwischen Sperberhaier Damm und Clausthal: Durch die Anlage von Wasserläufen (Wasserüberleitungsstollen) konnten mehrere Bergumfahrungen des Grabens erheblich abgekürzt werden. Neben deutlichen Vorteilen bei der Unterhaltung und im Winterbetrieb dürfte hierbei auch die Erhöhung des Gefälles (kürzere Distanz bei gleichem Höhenunterschied) und damit auch der hydraulischen Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle gespielt haben. Zu diesen um 1850 errichteten Oberharzer Wasserläufen zählen der Rothenberger Wasserlauf, der Coventhaier Wasserlauf, der Dietrichsberger Wasserlauf und der Bielenwieser Wasserlauf.

In mittleren Jahren konnte der Dammgraben bis zu 13 Mio. Kubikmeter Wasser pro Jahr über den Sperberhaier Damm auf die Clausthaler Hochebene leiten. Er galt damit als eine der wichtigsten Lebensadern des Oberharzer Bergbaus.

Nach Stilllegung des Bergbaus diente der Dammgraben noch bis etwa 1978 der Stromerzeugung im Clausthaler Kaiser-Wilhelm-Schacht. Seit 1978 wird das Wasser des Dammgrabens über das am Ende des Dammgraben gelegene Mönchstal der Okertalsperre zugeführt, wo es ebenfalls Turbinen zur Stromerzeugung antreibt und anschließend zur Trinkwasserversorgung der Harzwasserwerke zur Verfügung gestellt werden kann.

Bis etwa 2000 diente der Dammgraben auch noch der Trinkwasserversorgung der Bergstadt Altenau. Diese Nutzung wurde eingestellt, da die Rohwasserversorgung insbesondere in strengen Wintern sehr unsicher war und die Qualität des Wassers sehr schnell wechseln konnte.

Betreiber des Dammgrabens sind heute die Harzwasserwerke GmbH.

Einzugsgebiet

Zulauf des Großen Gerlachbaches in den Dammgraben zwischen Altenau und Dammhaus

Der Dammgraben bezieht sein Wasser aus dem Gebiet von insgesamt sechs harzer Flüssen:

  • Söse über den Morgenbrodstaler Graben (1715–1718; Länge 3.970 m)
  • Sieber über den Clausthaler Flutgraben (auch Rotenbeeker Graben genannt) (1797; Länge 3.900 m)
  • Oder über den Clausthaler Flutgraben und den Flörichshaier Graben (1826; Länge 1.050 m)
  • Ecker über den Abbegraben (1827; Länge 1.540 m)
  • Radau über den Abbegraben
  • Oker über den Dammgraben (1725–1840; Länge 14.690 m)

Damit überwindet das System des Dammgrabens mehrere Wasserscheiden.

Zahlen und Größenordnungen

Insgesamt ist der Dammgraben in seinem heutigen Zustand 19 km lang. Davon sind 15,4 km offene Gräben und 3,6 km untertägige Wasserläufe (Wasserüberleitungsstollen). Je nach Zählweise können seinem assoziierten Grabensystem bis zu 49 km Gesamtlänge zugeordnet werden. Dabei überwindet er über die meiste Verlaufstrecke lediglich eine Höhendifferenz von rund 60 m. Sein Volumenstrom liegt im Maximum bei ungefähr 1 m³/s.

Sonstiges

Entlang des Dammgrabens verläuft der Harzer Hexenstieg, der von Osterode nach Thale führt.

Literatur

  • Martin Schmidt: Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus (= Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft. Heft 13). 3. ergänzte Auflage. Harzwasserwerke, Hildesheim 2002, ISBN 3-00-009609-4.
  • Martin Schmidt; Harzwasserwerke GmbH (Hrsg.): WasserWanderWege. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Kulturdenkmal Oberharzer Wasserregal. Überarbeitet und aktualisiert von Justus Teicke und Rainer Tonn. Mit landschaftsökologischen Hinweisen von Helmut R. Kessler. 3. überarbeitete Auflage. Pieper, Clausthal-Zellerfeld 2007, ISBN 3-923605-49-1 (formal falsche ISBN).

Weblinks

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