Oberleitungsbus Erfurt

Oberleitungsbus Erfurt
Ein Obus auf dem Anger, 1969

Der Oberleitungsbus Erfurt war ein Oberleitungsbusbetrieb in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt, der zwischen dem 26. Februar 1948 und dem 7. November 1975 in Betrieb war. Betreiber waren die Erfurter Verkehrsbetriebe (EVB, heute als EVAG tätig). Er war einer von vier Obusbetrieben in Thüringen, weitere gab es noch in Gera, Greiz und Weimar.

Inhaltsverzeichnis

Streckennetz

Der Erfurter Obusbetrieb bestand aus drei Streckenästen:

  • Anger – Daberstedt – Melchendorf (in Betrieb von 1948 bis 1973, ab 1983 Straßenbahn (Linie 3))
  • Anger – Brühlervorstadt – Hochheim (in Betrieb von 1951 bis 1975, ersetzt durch Bus (heutige Linie 51))
  • Anger – Leipziger Straße – Ringelberg (in Betrieb von 1953 bis 1975, seit 2000 Straßenbahn (Linie 2))

Geschichte

Škoda 9 Tr (in Eberswalde)

Wie in vielen anderen Städten Deutschlands plante man auch in Erfurt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Aufbau eines Oberleitungsbusnetzes in Ergänzung zum Netz der Straßenbahn. Als die Bauarbeiten 1948 abgeschlossen waren, konnte eine erste Linie zwischen dem Anger und dem südöstlichen Stadtteil Daberstedt den Betrieb aufnehmen. In diesen Stadtteil führte nie eine Straßenbahn. Das Obusdepot wurde in der Breitscheidstraße/Magdeburger Allee im Norden Erfurts neben dem Depot der Straßenbahn angelegt. Eine Besonderheit war hierbei, dass der Obus zwischen Anger und dem Betriebshof die Oberleitung der Straßenbahn mitnutzte, da es dorthin keine eigene Obus-Trasse gab. 1949 wurde die Obuslinie vom Anger über Daberstedt bis nach Melchendorf im Südosten verlängert, um auch diesen Stadtteil besser an den ÖPNV anzubinden. Am 30. April 1951 erhielt auch der im Südwesten Erfurts gelegene Ort Hochheim eine Obuslinie zum Anger. 1953 wurde eine weitere Linie für den Betrieb eröffnet. Sie verband den Anger mit der Ringelberg-Siedlung im Osten Erfurts (Stadtteil Krämpfervorstadt). Die EVB kauften 1956 fünf dreiachsige Doppelstock-Obusse aus Hamburg an und baute sie zu einstöckigen Obussen um. 1960 wurde die Linienführung der Hochheimer Linie geringfügig verändert, außerdem entstand hier in der Wartburgstraße eine neue Zwischenwendeschleife. Im selben Jahr kauften die EVB vier neue Škoda-Obusse des Typs 8 Tr. Im Jahr 1962 kaufte man erstmals den Nachfolger des 8 Tr, der als 9 Tr bezeichnet wurde. Insgesamt wurden von diesem Typ bis 1968 13 Fahrzeuge beschafft. Eine Netzergänzung erfolgte 1966 als eine direktere Streckenführung der Melchendorfer Linie durch Daberstedt angelegt wurde. Eine weitere kleine Streckenerweiterung vom Ringelberg bis zur Ringelbergtreppe ging im August 1967 in Betrieb. 1973 wurde das Erfurter Verkehrsnetz neu strukturiert. Dabei wurde die Obuslinie Anger–Melchendorf stillgelegt und später (ab 1983) in ihrem Endabschnitt durch eine Straßenbahnlinie ersetzt. Zu dieser Zeit entstanden viele neue Wohngebiete im Südosten Erfurts, für deren Anbindung eine Straßenbahnlinie geeigneter erschien als eine Obuslinie. Außerdem wurde der Schmidtstedter Knoten, eine verkehrsreiche Kreuzung in Bahnhofsnähe, gebaut und dabei schien der Obus (wie die im gleichen Zeitraum wegfallende Straßenbahnlinie 4) im Weg. Weiterhin wurde der von allen Linien befahrene Anger in eine Fußgängerzone umgestaltet. Mit der Verabschiedung des dritten Generalverkehrsplans der Stadt Erfurt im Jahr 1975 wurde auch das Ende der letzten Erfurter Obuslinie vom Ringelberg nach Hochheim besiegelt; die Einstellung des Restbetriebs erfolgte im November 1975. Der Abschnitt Anger – Ringelberg wird seit Frühjahr 2000 von einer Straßenbahnlinie bedient; nach Hochheim und Daberstedt verkehren diesel- und erdgasbetriebene Omnibusse.

Fahrzeugeinsatz

Insgesamt gab es beim Erfurter Obus 34 Fahrzeuge und 14 Anhänger in fortlaufender Nummerierung.

Nr. Hersteller Typ Baujahr ausgemustert/verkauft
1–5 Henschel & Sohn, Kassel Einheitsobus Typ II 1947 1961–1966
6 LOWA Werdau W 600 A 1950 1966
7/8 LOWA Werdau W 601 A 1952 1968/1970
9/10 LOWA Werdau W 602 A 1954/56 1969/1970
11 Waggonbau Halle-Ammendorf W 602 A 1956 1968
12–16 Fahrzeugwerke Bremen 562 DD 1953¹ 1961–1965
17–20 Škoda Pilsen 8 Tr 1960 1973
21/22
24–30
Škoda Pilsen 9 Tr 1962
1964/65
1975
23 Lowa Werdau W 602 A 1952² 1970
31–34 Škoda Pilsen 9 Tr 2 1967/68 1975

¹ kamen 1957 nach Erfurt, vorher beim Obus in Hamburg-Harburg im Einsatz
² kam 1964 nach Erfurt, vorher beim Obus in Weimar im Einsatz

Anhänger

Nr. Hersteller Baujahr ausgemustert/verkauft
120–127
129/130
Schumann/LOWA Werdau 1949
1948
1962–1968
128 Waggonbau Bautzen 1952 1966
131 LOWA Werdau 1951 1967
132/133 Schumann Werdau 1942¹ 1962/1965

¹ kamen 1959 nach Erfurt, vorher beim Obus in Zwickau im Einsatz

Literatur

  • Hans Wiegard: Die Erfurter Straßenbahn – Nahverkehr in Thüringens Hauptstadt. GeraMond Verlag, München 2001, ISBN 3-7654-7190-9.

Siehe auch


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