- Observatorium Sonnblick
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Zittelhaus und das ObservatoriumSonnenscheinautograph in 3100 Metern Höhe auf der Observatoriums-Plattform
Das Observatorium Sonnblick ist eine Einrichtung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf dem zur Salzburger Marktgemeinde Rauris gehörenden Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern.
Es ist das höchstgelegene meteorologische Observatorium Österreichs (3.106 m ü. A.). Eigentümer ist seit 1892 der Sonnblickverein.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Durch die Initiative des Meteorologen Julius von Hann und die Unterstützung des Raurisers Ignaz Rojacher konnte auf dem Hohen Sonnblick das höchstgelegene ganzjährig betriebene Observatorium der Welt errichtet und am 2. September 1886 eröffnet werden, nachdem der ursprünglich bereits für das Jahr zuvor geplante Bau des Höhenobservatoriums noch an der Finanzierung gescheitert war. Die Idee bei der Gründung war einen Vergleichswert zu Bodenmessungen, sowie damals immer mehr aufkommenden Ballonmessungen im Hochgebirge zu bekommen. Die Finanzierung erfolgte schlussendlich aus Geldmitteln privater Hand bzw. des ÖGM. Die Kosten betrugen damals knappe 5700fl. 1891 wurde ein Wetterhaus – die Hann-Warte – errichtet. Aufgrund von windgeschützten Standortverhältnissen musste diese jedoch versetzt werden.
Das Observatorium Sonnblick wird von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betrieben. Durch die ganzjährige Beobachtung besitzt das Observatorium vollständige Datenreihen auch aus einer Zeit, als diese noch nicht automatisch aufgezeichnet und gespeichert werden konnten. Aus diesen Daten ergibt sich die längste ununterbrochene Klimazeitreihe für das Hochgebirge. Genaue Datenreihen über lange Zeiträume sind zur Erfassung von Klimaveränderungen wichtig.
Messungen und Klimaeigenschaften
Bereits seit Beginn der Aufzeichnungen wurden neben einer Vielzahl von meteorologischen Messungen (Temperatur, Feuchte, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Niederschlag, Luftdruck, Sonnenscheindauer) unter anderem auch luftelektrische Erscheinungen, kosmische Höhenstrahlung, Gletscherwuchs und -veränderung durchgeführt.
Das Gestein am Gipfel ist von Rissen durchzogen und wird gekittet durch Permafrost, der durch klimatische Erwärmung seit 1980 auftaut und sich zurückzieht, so dass der Berg zu bröckeln beginnt. Daher wurden 2003 und 2004 Betonklammern mit Felsankern seitlich am Gipfel angelegt, um ihn als Basis für die Wetterstation und das Zittelhaus ausreichend stabil zu erhalten.
Aber nicht nur die Meteorologie bedient sich des höchstgelegenen Observatoriums Österreichs. Unter anderem wird in folgenden Gebieten am Observatorium geforscht: Meteorologie, Glaziologie, Chemie, Strahlung, Radioaktivität, Geologie, Biologie, Geodäsie
Zurzeit wird am Sonnblick-Observatorium an mehr als 30 Forschungsprogrammen gearbeitet. Weiters nimmt das Observatorium unter der Schirmherrschaft der ZAMG am internationalen Projekt Global Atmosphere Watch (Kurz GAW) teil, bei dem unter anderem Informationen über die chemische Zusammensetzung (Spurengase, Aerosole, usw.) gesammelt werden.
Das Observatorium am Sonnblick maß am 1. Jänner 1905 mit −37,4 °C die tiefste jemals in Österreich gemessene Temperatur.[1] Die größte österreichische Schneehöhe von 11,9 m wurde am 9. Mai 1944 erreicht.
Klimatabelle
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für SonnblickJan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Max. Temperatur (°C) -9 -10 -8 -6 -1 2 5 5 2 -2 -6 -8 Ø -3 Min. Temperatur (°C) −14 −14 -13 -10 -6 -3 0 0 -3 -6 -10 -13 Ø -7,7 Niederschlag (mm) 127,5 110,1 152,2 159,0 139,1 146,0 164,4 147,9 116,9 120,0 145,2 144,6 Σ 1.672,9 Sonnenstunden (h/d) 3,88 4,7 4,47 4,27 4,86 4,85 5,72 5,8 5,36 5,26 3,91 3,45 Ø 4,7 Regentage (d) 15 14 18 19 17 18 18 16 14 13 15 16 Σ 193 N
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Literatur
- Reinhard Böhm: Der Sonnblick. Die 100jährige Geschichte des Observatoriums und seiner Forschungstätigkeit. Wien 1986, ISBN 3-215-05956-8.
- Edmund Josef Bendl: Der Sonnblick ruft - Eine Erzählung aus Österreichs Bergen. Pfad Verlag, Salzburg 1954.
- Ingeborg Auer, Reinhard Böhm, Martin Leymüller und Wolfgang Schöner: Das Klima des Sonnblicks. Wien 2002, ISSN 1016-6254.
- Meteorologische Zeitschrift, 4 JG, Berlin 1887.
- Julius Hann: Die neue Wetterwarte auf dem Obirgipfel und einige Ergebnisse ... 1892, Artikel in: Carinthia II 83/3, pp73-80, Klagenfurth 1893.
- Reinhard Böhm, Ingeborg Auer, Wolfgang Schöner: Labor über den Wolken. Die Geschichte des Sonnblick-Observatoriums. Böhlau Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-205-78723-5.
Weblinks
- Webpräsenz des Sonnblickobservatoriums
- Webpräsenz des Sonnblickvereins
- Sonnblick Wetterwarte (Tourismusverband Rauris)
- http://www.bmwf.gv.at/startseite/mini_menue/presse_und_news/news_details/cHash/dbbeac216cffc887b84675a6279e0a03/article/sonnblick-observatorium-karlheinz-toechterle-labor-in-den-wolken-leistet-unverzichtbaren/ Tagung 125 Jahre Sonnblickobservatorium, 29. August 2011, Salzburg
Einzelnachweise
- ↑ Wetterrekorde. Der österreichische Kälterekord. www.zamg.ac.at, abgerufen am 1. September 2011.
47.05403712.9575523106Koordinaten: 47° 3′ 14,5″ N, 12° 57′ 27,2″ OKategorien:- Rauris
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