Offizierslager II C

Offizierslager II C

Das Offizierslager II C (Oflag II C) war ein deutsches Kriegsgefangenenlager des zweiten Wehrkreiskommandos II am südwestlichen Stadtrand von Woldenberg, dem heutigen Dobiegniew. Es lag in neumärkischen Teil der Provinz Pommern, im Landkreis Friedeberg Nm., an der Bahnstrecke Posen–Stettin.

Inhaltsverzeichnis

Lager-Museum

Vom polnischen Staat wurde das Gefangenenlager als Geschichtszeugnis anerkannt und deshalb in einem kleinen Teilbereich erhalten. Es wurden einige Baracken, Zäune und ein Wachturm restauriert. Dieser museale Komplex befindet sich etwa zwei Kilometer westsüdwestlich vom Bahnhof am Stadtrand. Historische Dokumente und Materialien zur Lagergeschichte werden dort in einem Museum gezeigt, welches in einem der Gebäude eingerichtet wurde. Der überwiegende Teil der Baracken und Anlagen, sowie zahlreiche weitere Bauwerke, die sich in Waldstücken nordwestlich der Stadt, auf einer Länge von etwa zehn Kilometer parallel zur Bahnstrecke befanden, sind nach Kriegsende abgerissen worden.

Ausstattung und Belegung

Die Größe des Lagers betrug etwa 25 Hektar mit 25 Baracken und weiteren Administrations- und Wirtschaftsgebäuden. Im Lager wurden zumeist polnische Offiziere gefangengehalten. Die Anzahl der Gefangenen betrug etwa 6.000 Offiziere und 1.000 Unteroffiziere und Mannschaften zu deren Bedienung (nach Vogt: maximal 6.800).

Geschichte

Das Lager wurde am 21. Mai 1941 eröffnet, am 21. Januar 1945 verließen die letzten Gefangenen das Lager. Berichten zufolge seien die Offiziere zuvor in Braunschweig gewesen. Dort war auch ein OFLAG XI B, dessen Insassen am 20. Juni 1940 nach Dössel zum Aufbau des OFLAG VI B verlegt wurden (so Vogt).

Lagerleben

Deutschland hatte die Genfer Konvention bezüglich Kriegsgefangene unterzeichnet. Demnach sollten kriegsgefangene Unteroffiziere und Mannschaften ihre Ernährung durch „Arbeit“ verdienen, während Offizieren der gleiche Sold wie einem Offizier gleichen Ranges der gewahrsamnehmenden Nation auszuzahlen sei. Mit anderen Worten: Wenn ein deutscher Hauptmann des Heeres z.B. 400 RM im Monat erhielt, so sollten einem (polnischen) Offizier ebenfalls 400 Mark ausgezahlt werden. Damit aber nach einem erfolgreichen Fluchtversuch kein Geld in deutscher Währung zur Verfügung stand, wurde in „Lagermark“ ausgezahlt, die innerhalb des Lagers zur Bezahlung diente.

Im Lager wurden zahlreiche „Clubs“ und soziale Einrichtungen geschaffen, um den Insassen Möglichkeit zur geistigen und körperlichen Tätigkeit zu geben. 80 Offiziere, welche im zivilen Leben dem Lehrberuf angehörten, gaben Unterricht unter anderem in Philosophie und Rechtwesen, Französisch und Englisch. Prof. Jezy Hryniewiecki lehrte Mathematik. Es wurden Kurse von Universitäts-Niveau gehalten, deren Abschluss-Zeugnisse später von den polnischen Universitäten anerkannt wurden. Zwei Insassen, welche im Lager arabisch (?) gelernt hatten, waren später im Dienst des Außenministeriums im Nahen Osten tätig. Es gab eine Anzahl von Theater-Aufführungen unter der Leitung der bekannten Regisseure Kazimierz Rudzki und Jan Kocher. Einige Stücke wurden neu geschrieben, einschließlich eines Dreiakters mit dem Titel "Maly" (Die Kleine). Dieses Drama stammte aus der Feder des Warschauer Autors Andrzej Nowicki. Unter der Leitung von Jozef Klonowski spielte ein Symphonie-Orchester.

1942 wurde aus eingeschmuggelten Teilen ein Radio zusammengesetzt und die empfangenen Nachrichten kursierten in Zeitungen.

Fluchtversuche

Von verschiedenen Versuchen waren nur zwei erfolgreich: Anfang 1942 konnten sich drei Offiziere in leeren Kisten verstecken, in denen Lebensmittel angeliefert worden waren. Heiligabend 1942 inszenierte eine Anzahl von Offizieren einen Kampf vor einer Baracke. Während die Wachen den Kampf zu beenden versuchten und ihn mit ihren Lampen beleuchteten, konnten drei Offiziere durch den Stacheldraht ins Freie gelangen. 1943 missglückte ein groß angelegter Fluchtversuch von etwa 150 Offizieren durch einen Tunnel von einer der Umzäunung nächstgelegenen Baracke. Kurz vor seiner Fertigstellung wurde er entdeckt.

Auflösung

Am 21. Januar 1945 um 09:00 Uhr erfolgte zunächst der Abmarsch des Lagerteils „West“ in sechs Kolonnen, die sich später weiter aufteilten. Von diesen kam eine Gruppe von rund 400 Mann am 21. März 1945 im OFlag VII-A in Murnau an, wo sie von den anderen Insassen separiert untergebracht wurden. Sie gaben dort drei Briefmarken und einen Block heraus, die gegen Lebensmittel für die Kranken abgegeben wurden.

Der Lagerteil „Ost“ verblieb noch im Lager und am 30. Januar 1945 wurden etwa 4.000 Gefangene von sowjetischen Truppen befreit.

Lagerpost

Dauer der Lagerpost: 7. Mai 1942 bis 20. Januar 1945

Anzahl der Ausgaben: 23 Ausgaben mit insgesamt 51 Briefmarken; 1 Dienstmarke; 4 Portomarken; 6 Postkarten. Verwendet wurden 4 verschiedene Tagesstempel und 21 Sonderstempel. Von den Marken wurden meist Farbproben angefertigt und nach der Außerkurssetzung wurden vom entwerteten Druckstock eine Anzahl von Abzügen in schwarz angefertigt, dem Protokoll beigegeben und zur Illustration eines Kataloges verwendet. Über die Ausgaben, ihre Farben, Papiere, Anzahl wurde sorgfältig Protokoll geführt, das noch heute erhalten ist. Außerdem sind 2 Entwürfe, 4 Vignetten und 1 Tauschmarke bekannt. Dazu kommen von der Lagerdruckerei: 45 Bildpostkarten (Ansichtskarten) in teils verschiedenen Farben; 17 Blindprägungen und 14 Drucke. Vom Sammlerclub im Lager wurde auch ein „Katalog“ (der Marken) hergestellt, von dem nur noch 6 Stück bekannt sind.

Sonderstempel der Lagerpost zum 400. Todestag Nikolaus Kopernikus

Die Lagerpost wurde ins Leben gerufen, um den Austausch der traditionellen Osterglückwünsche zu erleichtern. Sie hatte einen derartigen Erfolg, dass aus der für kurze Zeit geplanten „Osterpost“ eine „Lagerpost“ wurde, die bis zum Ende des Lagers bestand. Wie sehr sie angenommen wurde, lässt sich daraus ersehen, dass fast alle der rd. 40.000 gedruckten Marken (der Osterpost und der 1. Ausgabe der Lagerpost) verkauft worden sind.

Der Reinerlös der Lagerpost (auch die Zuschläge von Marken) ging an den Fonds „FWS“ für die Witwen und Waisen des Krieges. Als er von den Deutschen verboten wurde, arbeitete er im Geheimen weiter. Bis 1945 wurden etwa 250.000 Mark auf illegalen Wegen nach Polen transferiert.

Nach Bekanntwerden der Existenz einer „Lagerpost“ in Woldenberg sind in drei anderen Lagern mit polnischen Offizieren: II D- Groß-Born; II E - Neubrandenburg und VII A - Murnau ebenfalls „Lagerpost“-Anstalten ins Leben gerufen worden, mit sehr unterschiedlichen Ausgaben, was Quantität und Qualität betrifft.

Die Ausgaben der Lagerpost dieses Lagers (und der anderen Lager) werden von den polnischen Philatelisten als „vollwertige Briefmarken“ anerkannt, die auch international ausgestellt werden dürfen, während die Oberen der deutschen Verbands-Philatelie sie negieren. Deshalb gibt es derzeit nur einen (deutschen) Prüfer dafür, der dem deutschen Prüfer-Verein nicht angehört.

Literatur

  • Gianfranco Mattiello, Wolfgang Vogt: Deutsche Kriegsgefangenen- und Internierteneinrichtungen 1939–1945. Handbuch und Katalog. Lagergeschichte und Lagerzensurstempel. Band 2: Oflag, BAB, Dulag etc. Eigenverlag, Mailand u. a. 1987.
  • Manfred G. Heber: Katalog der Lagerpost um 1945. Eigenverlag, Elmshorn 1983.
  • Manfred G. Heber: Handbuch der Lagerpost um 1945. Eigenverlag, Maspalomas 1995.

Weblinks

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