Oligohydramnion

Oligohydramnion
Klassifikation nach ICD-10
O41.0 Oligohydramnion
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Von einem Oligohydramnion wird in der Pränatalmedizin gesprochen, wenn bei einer Schwangerschaft die Menge des Fruchtwassers 200 bis 500 ml unterschreitet. Anders ausgedrückt werden ein Fruchtwasserindex (AFI) von weniger als 5,1 cm oder Fruchtwasserdepots unter 2 cm zwischen Fetus, Plazenta (Mutterkuchen) und Gebärmutterwand als Oligohydramnion bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

Oligohydramnie tritt bei etwa 0,5 bis 4 % aller Schwangerschaften auf. Im letzten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) liegt bei ca. 3 bis 5 % aller Schwangerschaften eine verminderte Fruchtwassermenge vor. Der ICD-10-Code O41.0 wird angegeben bei der Betreuung der werdenden Mutter beim Vorliegen eines Oligohydramnions (ohne Blasensprung).

Hinweise

Als Hinweiszeichen auf Oligohydramnie gelten insbesondere eine mit Blick auf das Gestationsalter (sprich: Schwangerschaftswoche) unüblich kleine Gebärmutter und die Reduzierung der Kindsbewegungen (aufgrund der beengten Raumverhältnisse).

Ursachen

Die meist offenkundigste Ursache ist der (vorzeitige) Fruchtblasensprung, durch den das Fruchtwasser die Gebärmutter verlässt.

Daneben wird ein Oligohydramnion häufig verursacht durch

  • eine verminderte Urinproduktion bzw. -ausscheidung des heranwachsenden Kindes, beispielsweise beim Potter-Syndrom
  • eine sehr starke Wachstumsverzögerung des Babys
  • eine Plazentainsuffizienz (Leistungsschwäche des Mutterkuchens) beispielsweise bei deutlicher Überschreitung des errechneten Geburtstermins (Übertragung)
  • eine Ungleichheit der Blutverteilung durch den Mutterkuchen bei monochorialen, diamnoten Mehrlingen, vor allem beim fetofetalen Transfusionssyndrom
  • sonstige Funktionsstörungen der Plazenta (z. B. aufgrund von Bluthochdruck oder Nikotinkonsum der Schwangeren), durch die die Nieren des ungeborenen Kindes weniger gut durchblutet werden und darum weniger Fruchtwasser bilden können

Ein Oligohydramnion bedingt eine vergleichsweise schlechte Leitung der Ultraschallwellen (je weniger Fruchtwasser, desto schlechter die Schallleitung) und gilt als sonografischer Softmarker für:

Eine länger bestehende und frühe Oligohydramnie kann insbesondere eine Schiefhalsbildung, eine Klumpfußbildung und die Entstehung von Lungenhypoplasie durch den Mangel an Lungenflüssigkeit begünstigen. Die Unterentwicklung der Lunge kann zu erheblichen Lungenfunktionsbeeinträchtigungen nach der Geburt führen. Bei einem Oligohydramnion vor der 24. Schwangerschaftswoche beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Lungenhypoplasie etwa 24 bis 40 %.

Oligohydramnion-Sequenz

Als Oligohydramnion-Sequenz wird eine Reihe von Auswirkungen beschrieben, die durch diese ungenügende Produktion von Fruchtwasser während der Schwangerschaft eingeleitet werden und als erste von Edith Louise Potter (1901–1993), einer US-amerikanischen Pathologin beschrieben und ihr zu Ehren zunächst als Potter-Syndrom oder renofaziale Dysplasie bezeichnet wurde.

Behandlung

Wenn keine sonstigen Ursachen für die geringe Fruchtwassermenge vorliegen, kann die Schwangere oftmals durch eine ausreichende Trinkmenge (insbes. Wasser) zu einer quantitativen Verbesserung der Fruchtwassermenge beitragen. Gleicht sich die Menge des Fruchtwassers nicht wieder aus und sind durch die Oligohydramie Schädigungen des Kindes zu erwarten, wird die Möglichkeit einer Fruchtwasserauffüllung (Amnioninfusion) in Erwägung gezogen. Bei dieser Maßnahme wird der Fruchtwasserraum mit einer Zucker-Kochsalz-Lösung durch eine Nadel bzw. einen Katheter aufgefüllt. Die Spritze bzw. der Katheter wurden zuvor unter Ultraschallkontrolle durch die Bauchwand bis in die Amnionhöhle vorgeschoben. Ist der Allgemeinzustand des Kindes schlecht oder verschlechtert sich oder ist eine Übertragung die Ursache des Oligohydramnions, ist das Mittel der Wahl in der Regel die Entbindung des Kindes. Je nach Schwangerschaftswoche sollte zuvor eine Lungenreifungsinduktion durchgeführt werden und je nach Schwangerschaftswoche kann die Entbindung vaginal oder muss per Kaiserschnitt erfolgen.

Weblinks

Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • OLIGOHYDRAMNION — OLIGOHYDRAMNION, олигогидрамнион (от греческ. oligos малый, hydor вода и amnion внутренняя оболочка зародыша), маловодие, неправильное развитие плодного яйца, при к ром количество околоплодной жидкости меньше 500 см3, а в наиболее резких степенях …   Большая медицинская энциклопедия

  • Oligohydramnion — mažas vaisiaus vandenų kiekis statusas T sritis gyvūnų raida, augimas, ontogenezė, embriologija atitikmenys: lot. Oligohydramnion ryšiai: platesnis terminas – vandenmaišio trūkumas sinonimas – oligohidramnionas …   Veterinarinės anatomijos, histologijos ir embriologijos terminai

  • Oligohydramnion — mažas vaisiaus vandenų kiekis statusas T sritis embriologija atitikmenys: lot. Oligohydramnion ryšiai: platesnis terminas – vaidenmaišio trūkumas …   Medicininės histologijos ir embriologijos vardynas

  • Oligohydramnion-Sequenz — Klassifikation nach ICD 10 Q60 Nierenagenesie und sonstige Reduktionsdefekte der Niere Q60.6 Potter Syndrom 041.0 …   Deutsch Wikipedia

  • маловодие — (oligohydramnion) малое количество околоплодной жидкости (меньше 500 мл при доношенной беременности); часто сочетается с аномалиями развития плода …   Большой медицинский словарь

  • Малово́дие — (oligohydramnion) малое количество околоплодной жидкости (меньше 500 мл при доношенной беременности); часто сочетается с аномалиями развития плода …   Медицинская энциклопедия

  • Fruchtwassermangel — Klassifikation nach ICD 10 O41.0 Oligohydramnion …   Deutsch Wikipedia

  • Singuläre Umbilicalarterie — Der Ausdruck sonografischer Softmarker wird in der Pränataldiagnostik gebraucht und bezeichnet solche Besonderheiten, deren vorgeburtlicher (pränataler) Nachweis durch Ultraschalluntersuchungen gestellt wird und die mit einer statistisch gesehen… …   Deutsch Wikipedia

  • Sonografischer Softmarker — Der Ausdruck sonografischer Softmarker wird in der Pränataldiagnostik gebraucht und bezeichnet solche Besonderheiten, deren vorgeburtlicher (pränataler) Nachweis durch Ultraschalluntersuchungen gestellt wird und die mit einer statistisch gesehen… …   Deutsch Wikipedia

  • Potter-Sequenz — Klassifikation nach ICD 10 Q60 Nierenagenesie und sonstige Reduktionsdefekte der Niere Q60.6 Potter Syndrom 041.0 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”