Olsberger Hütte

Olsberger Hütte
Die Olsberger Hütte, Gemälde von Engelbert Seibertz, 1832
Die Olsberger Hütte um 1855, Litho von T. Wildmann

Olsberger Hütte (heute Olsberg Hermann Everken GmbH), traditionsreiches Unternehmen der Eisenindustrie in Olsberg, ehemals Hüttenwerk, heute Lohngießerei und Produktion von Heiztechnik.

Erste Erwähnung findet das Unternehmen im Jahr 1577 in den Akten von Schloss Schellenstein. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Anfänge möglicherweise um ein bis zwei Jahrhunderte zurückdatiert werden müssen. Zunächst war das Unternehmen ein reiner Verhüttungsbetrieb. Im Jahr 1717 bestand der Betrieb dann bereits aus dem eigentlichen Hüttenwerk zur Produktion von Eisen und einem angeschlossenen Hammerwerk zur Herstellung von Schmiedeeisen. Neben Hilfskräften waren zwei Reidemeister und drei Hüttenschmiede beschäftigt. Darüber hinaus gab der Betrieb direkt oder indirekt Bergleuten, Holzhauern, Köhlern, Fuhrleuten und Tagelöhnern Beschäftigung.

Zu Beginn der Industrialisierung passte sich das Werk durchaus erfolgreich an die neuen Techniken an, und der Betrieb wurde 1823 von Grund auf neu errichtet. An die Stelle der gegenüber den Puddelwerken nicht mehr konkurrenzfähigen Hammerwerke trat (wie bei anderen eisenindustriellen Werken des Sauerlandes auch) der Übergang zur Gießereitechnik. Im Jahr 1823 verfügte die Olsberger Hütte nunmehr über einen Hochofen, ein Formgusswerk und ein Schleifwerk. Im Jahr 1825 wurde der Betrieb vom Oberberghauptmann besichtigt und als vorbildlich bezeichnet.

Seit 1854 kam eine Dampfmaschine und ein so genannter Kupolofen hinzu. Aus Roheisen konnte so wesentlich ergiebiger als zuvor Gusseisen hergestellt werden. Allerdings hatte das Unternehmen auch Rückschläge zu verkraften. Insbesondere nach dem Anschluss des oberen Sauerlandes an die Eisenbahn konnten die Hochöfen in Bredelar und Olsberg nicht mehr mit der übermächtigen Großindustrie des Ruhrgebiets konkurrieren, daher wurden beide Hochöfen (als die letzten im Sauerland) 1881 ausgeblasen. Durch die vorangegangene Schwerpunktverlagerung hin zur Gießereitechnik wirkte sich dies jedoch nicht als existenzgefährdend aus.

Im Wesentlichen produzierte das Unternehmen Kesselöfen für die Landwirtschaft (zur Herstellung von Viehfutter). Zeitweise war die Olsberger Hütte in diesem Produktionssegment der größte Hersteller in Europa. Hinzu kamen Kohlekästen, Waffeleisen, Bügeleisen, Grabkreuze und andere Waren aus Gusseisen. In der Mitte der 1870er Jahre ging man zur Herstellung von (damals modernen) Zimmeröfen und Kochherden über. Im Jahr 1895 wurde dem Werk eine Emaillierabteilung angegliedert.

Während des Zweiten Weltkriegs produzierte die Olsberger Hütte zwar weiter Öfen, lieferte aber vor allem an die Wehrmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Elektrospeicherheizungen. Daneben wurde die Gießerei zu einer modernen Kundengießerei weiterentwickelt.

Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurde die Hütte zu einem Entstehungspunkt der Arbeiterbewegung im katholischen Sauerland. Bereits 1897 schlossen sich die Arbeiter mehrheitlich zunächst dem christlichen Bergarbeiterverband an, ehe sie nach der Jahrhundertwende zum Christlichen Metallarbeiterverband übergingen. Im Jahr 1910 kam es zu einem langen Streik, der erst nach Monaten und durch Vermittlung von dritter Seite beendet werden konnte.

Literatur

  • Tanja Bessler-Worbs, Klaus Pradler: Entdeckungen. Dokumente aus firmengeschichtlichen Sammlungen des südöstlichen Westfalen. Arnsberg 2001, S. 116.
  • Jens Hahnwald: Schwarze Brüder in rotem Unterzeug ... Arbeiter und Arbeiterbewegung in den Kreisen Arnsberg, Brilon und Meschede. In: Ebd., ISBN 3-87023-192-0, S. 266f.
  • Heinz Lettermann: Kurfürst Maximilian kam persönlich nach Olsberg. Die Geschichte der Olsberger Hütte und ihre Entwicklung. In: Jahrbuch Hochsauerland, Jg. 1987, S. 84–87.

Weblinks


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