Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg

Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg
Haus der Gewerkschaft, Esch-sur-Alzette
Place Clairefontaine 2008, Internationale Kundgebung gegen EU-Richtlinie

Der Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg (dt.: Unabhängiger Gewerkschaftsbund Luxemburg), „OGBL“ oder „OGB-L“, ist eine prinzipiell für alle Arbeitnehmer und Rentner in Luxemburg offene unabhängige Gewerkschaft mit Sitz in Esch/Alzette.

Der OGBL ist laut Statut unabhängig:

Der OGBL ist weder an eine Religion noch an eine Weltanschauung gebunden. Er ist parteipolitisch unabhängig und beeinträchtigt dadurch weder die politische noch die weltanschauliche Freiheit des Einzelnen. Im Sinne der parteipolitischen Unabhängigkeit ist das Mandat als Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des OGBL unvereinbar mit einem nationalen oder europäischen Abgeordnetenmandat, sowie einem Bürgermeister oder Schöffenratsposten. OGBL-Mitglieder dürfen bei politischen Wahlen keine parteipolitische Propaganda mit OGBL-Geldern und -Mitteln betreiben. Parteipolitische Unabhängigkeit ist jedoch nicht gleichzustellen mit politischer Abstinenz.[1]

Auch wenn Luxemburg die zwei wesentlichen Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über den Sozialdialog noch nicht ratifiziert hat, ist dieser im luxemburgischen Recht in verschiedenster Weise bereits verankert und institutionalisiert. Hierbei handelt es sich um die Übereinkommen Nr. 144 über die dreigliedrigen Beratungen über internationale Arbeitsnormen (1976) und über das Übereinkommen Nr. 154 über Tarifverhandlungen (1981).[2]

Mit mehr als 58.000 Mitgliedern ist der OGBL heute mit Abstand die größte sowie nach den gesetzlich festgesetzten Kriterien „national repräsentative“ Gewerkschaft und damit Verhandlungspartner von Patronat (Arbeitgebern) und Staat.

Der OGBL hat seine Wurzeln in den verschiedenen Berg-, Hüttenarbeiter- und Metallarbeiter-Verbänden des vergangenen Jahrhunderts sowie in seiner Vorgängerorganisation, dem LAV, der 1944 aus diesen entstand.

Achtzig Berufskraftfahrer hatten am 7. August 1930 die Association Professionelle et de Secours Mutuels des Conducteurs d'Automobiles du Grand-Duché de Luxembourg, kurz „ACAL“, gegründet. Diese Organisation zählte am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs über tausend Mitglieder. Ab 1955 war sie dem Landesverband angeschlossen, bis dann am 26. Juni 2002 eine Kooperation mit dem OGBL vereinbart wurde. Die ACAL hat ihren Sitz heute in Bartringen/Helfenterbrück. Mit über 2600 Mitgliedern verfügt sie über vier hauptamtliche Sekretäre.[3]

Inhaltsverzeichnis

Organisationsstruktur und Programmatik

Die Organisationsgrundsätze des OGBL sind demokratisch. Am Arbeitsplatz können die OGBL-Mitglieder in den betreffenden Betriebssektionen mitarbeiten, die sich in 15 Berufssyndikate gliedern, welchen die Mitglieder gemäß ihrem Beruf angehören. Daneben gibt es 8 Abteilungen, um besondere Gruppeninteressen auf überbetrieblicher Ebene wahrzunehmen. Am Wohnort gehört jedes Mitglied einer Lokalsektion an. 71 Ortssektionen sind in 6 Regionalverbände aufgeteilt.

Das oberste Gremium des OGBL ist der Nationalkongress, der alle fünf Jahre einberufen wird. Der Nationalvorstand, der vom Nationalkongress bestimmt wird, ist das oberste beschließende Organ des OGBL. Innerhalb dieses Gremiums gibt es einen Exekutivvorstand und einen Geschäftsführenden Vorstand, die gegenüber dem Nationalvorstand verantwortlich sind. Die Überwachung dieser Gremien obliegt der Überwachungskommission, deren Mitglieder vom Kongress gewählt werden.

Auf dem 6. ordentlichen Gewerkschaftskongress 2009[4] wurde Jean-Claude Reding mit großer Stimmenmehrheit[5] zum Präsidenten gewählt. Generalsekretär wurde André Roeltgen.

Reding berief sich in seiner Rede auf das überragende Ergebnis für den OGBL bei den letzten Sozialwahlen zu den Gremien in der Sozialversicherung[6] sowie der Chambre des Salariés[7] und auf die Demonstration vom 16. Mai 2009[8]. Bei der Tripartite, die Anfang 2010 stattfinden soll, werde es „den sozialen Frieden nicht zum Nulltarif“ geben. Die Zustimmung zur Abänderung des Indexsystems für Löhne und Gehälter („Indexmanipulation“) war vom OGBL-Nationalvorstand 2006 lediglich mit 61% der Stimmen gegeben worden.[9]

Nachdem Alain Kinn zur Chambre des Salariés übergewechselt ist, hat die Nachfolge als Verhandlungssekretär für die Stahlindustrie und angegliederte Bereiche Raymond Kapuscinsky angetreten, seit 1993 Personalvertreter, seit 2000 Präsident der Personalvertretung, ab 2008 Präsident des Zentralausschusses von ArcelorMittal. Ein großer Erfolg war das Abkommen Lux2011[10], das bis 2011 in den Luxemburger Werken Personalabbau sowie Lohnreduzierung verhindert.[11]

Für die Beratung der Mitglieder in Arbeitsrecht, Sozialrecht und Mietrecht wurde am 3. November 2005 der Informatiouns- a Berodungsservice vum OGBL Asbl gegründet. Er hat ein Jahr nach der Gründung 20.000 Telefonkontakte, 7.000 schriftliche Reaktionen und 13.000 persönliche Beratungen während der ständigen Beratungsstunden verzeichnet. 2.976 Akten zur weiteren Bearbeitung wurden angelegt.[12] Für Grenzgänger wurden auch Zweigbüros in den angrenzenden Ländern geschaffen. Für die Beratung der Grenzgänger in Steuerfragen finden auch jenseits der Grenzen besondere Treffen statt.

Der OGBL ist Herausgeber der mehrsprachigen Mitglieder-Zeitschrift „Aktuell“[13].

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statuten des OGBL
  2. Der Sozialdialog.
  3. Etwas Geschichte.
  4. CONGRES 2009 (französisch)
  5. Grundsatzreferat des Präsidenten. (luxemburgisch)
  6. [1] Soziale Sicherheit (Website)
  7. La Chambre des Salariés (Website, französisch); Arbeitnehmerkammer (OGBL)
  8. 16 MAI 2009 : Grande manifestation contre le démantèlement social.
  9. Blog. d'Lëtzebuerger Land, 11. Dezember 2009. S. 4.
  10. jm, Das Strategieprogramm Lux2011. Luxemburger Wort, 4. März 2010.
  11. Aktuell-Interview 6/2009, S. 22.
  12. Premier rapport d'activités. OGBL aktuell 9/2006. S. 21.
  13. Mitgliederzeitschrift Aktuell

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