OpenGEM

OpenGEM
Die GEM-Version von 1984
Die funktional eingeschränkte PC-Version (1986)
Der GEM-Desktop (2004)

Der Graphical Environment Manager, kurz GEM, war eine grafische Benutzeroberfläche von Digital Research, die vor allem durch den Rechner Atari ST unter dem Betriebssystem TOS bekannt wurde. Es gab auch Versionen für den IBM-PC sowie eine Unix-Variante. Bei GEM handelt es sich weitgehend um eine Nachbildung der Macintosh-Oberfläche. Der Dateimanager „Desktop“ entspricht dabei der Apple-Applikation „Finder“.

Digital Research wurde wegen GEM von Apple verklagt und musste den Dateimanager „Desktop“ der PC-Variante deutlich verändern. Insbesondere die überlappenden Fenster sowie der Papierkorb wurden entfernt. Zu diesem Zeitpunkt gewann die konkurrierende Benutzeroberfläche Microsoft Windows an Bedeutung. Das Urteil, dass es ein Copyright auf Benutzerschnittstellen gebe, führte zu einem zeitweiligen Apple-Boykottaufruf durch die Free Software Foundation. Später verklagte Apple ohne Erfolg die Firma Microsoft. Nicht betroffen von den Einschränkungen war die Atari-Version, da deren Entwicklung in der Verantwortung von Atari lag.

Auf den Atari-Rechnern der ST-Serie bestand das TOS zudem aus dem ebenfalls von Digital Research entwickelten GEMDOS, das sich stark an den bereits bestehenden CP/M und MS-DOS orientierte.

Inhaltsverzeichnis

Interner Aufbau

Die Oberfläche GEM besteht üblicherweise aus folgenden Komponenten:

  • Das Virtual Device Interface (VDI) stellt geräteunabhängige Zeichenfunktionen zur Verfügung (vergleichbar mit Microsofts GDI). Es untergliedert sich in folgende Unterkomponenten:
    • Treiber für Bildschirm, Drucker, Metadateien etc. (geräteabhängig)
    • Geräteunabhängige Schicht (GDOS)
  • Darauf aufbauend stellen die Application Environment Services (AES) Routinen für die Darstellung verschiedener Bedienelemente bereit (Menüs, Fenster, Dialoge etc.), außerdem für die Programmverwaltung, Accessories etc.
  • Der Desktop ist der Dateimanager und Programmstarter, der wie eine Schreibtisch-Arbeitsfläche aussieht. Der Desktop 2.x hat aufgrund des Rechtsstreits mit Apple nur noch zwei Fenster fester Größe, aber es ist möglich, Desktop 1.x mit GEM 2.x zu verwenden.

Applikationen

Zu GEM lieferte Digital Research vorwiegend visuell orientierte Software. Dies waren unter anderem die Textverarbeitung „GEM Write“, das Vektorprogramm „GEM Draw“, das Pixelprogramm „GEM Paint“, die Balkengrafikanwendung „GEM Graph“, den Präsentationssoftware-Vorläufer „Wordchart“.

Später wurde die Textverarbeitung „1st Word Plus“ zu einem der beliebtesten Programme.

Auf dem Schneider PC1512 wurde die Programmiersprache und graphische Entwicklungsumgebung Locomotive_BASIC2 mitgeliefert, die es 1986 schon ermöglichte, einfache Programme mit Fenstern, Grafik, Mausunterstützung u.a. zu schreiben.

PC-Version

Nach der Übernahme von Digital Research durch Caldera wurde die PC-Version unter die GPL gestellt. Einige Enthusiasten machten daraufhin die Einschränkungen rückgängig (z. B. ließen sie das Desktop-Programm 1.x unter GEM 2.x laufen) und sammelten alte Anwendungen, so dass PC-GEM heute wieder eine einigermaßen brauchbare Benutzeroberfläche für einfache, weniger leistungsstarke PCs darstellt. Der verwendbare Arbeitsspeicher ist noch immer auf 640 KByte begrenzt.

Unter dem Namen ViewMAX integrierte Digital Research eine funktionsreduzierte Version von GEM in DR DOS 5.0 – etwa zeitgleich lieferte Microsoft dessen Pendant DOS Shell mit MS-DOS aus.

Atari-Version

Die Atari-Version von GEM wird seit dem Verschwinden der Firma Atari nicht mehr weiterentwickelt und ist auch keine freie Software. Stattdessen wurde das Betriebssystem TOS, einschließlich GEM, komponentenweise als freie Software neuimplementiert (siehe auch: MiNT, fVDI, XaAES, TeraDesk). Ebenso entstanden kommerzielle Projekte (siehe auch: MagiC bzw. Mag!X, N.AES), die z.T. das TOS sogar vollständig ersetzen und nur noch zum Hochfahren („Booten“) benötigen.

Durch diese neuen Projekte bietet es nun auch Multitasking-Funktionalität. Der Wechsel zwischen den einzelnen gleichzeitig laufenden Programmen kann dabei, ähnlich wie beim „klassischen“ Mac OS von Apple (d.h. bis einschließlich Mac OS 9), über Einträge in der Menüleiste erfolgen.

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