MagiC

MagiC

MagiC mit seinen Varianten ist ein multitasking-fähiges, TOS-kompatibles Betriebssystem sowohl für Atari-Computer und einige Atari-Klone als auch, in Form von Emulationen, für Apple Macintosh-Computer und Windows-PCs.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Der Kernel von MagiC ist großteils in 68000-Assembler geschrieben und bietet u.a.:

Nachteile

  • MagiC ist als kommerzielles Produkt nicht kostenlos.
  • Da MagiC ein dem TOS nachempfundenes System ist, ist es nicht 100% kompatibel zu TOS. Auch wird die Hardware eines Atari ST/TT nicht emuliert, was vor allem Spiele daran hindert, unter MagiC zu funktionieren.
  • Treiber und Dateisysteme von MiNT können nicht verwendet werden.
  • Im Gegensatz zum kostenlosen Aranym-Emulator laufen MagiCMac bzw. MagiCPC nicht auf beliebigen Betriebssystemen, wie z. B. Linux.
  • Im Gegensatz zu den quelloffenen Systemen MiNT und XaAES wird MagiC offensichtlich nicht mehr weiterentwickelt. Zudem sind in XaAES die meisten der durch MagiC eingeführten, neuen Konzepte (wie Dialoge in Fenstern und standardisierte Druckdialoge) nachgebaut worden.
  • Für moderne Macintosh-Computer mit x86-Prozessoren gibt es, im Gegensatz zu den freien Emulatoren, keine native Version von MagiCMacX (s.u.). Die Emulation von 68k auf PowerPC läuft daher innerhalb der Rosetta-Emulation von PowerPC auf x86, d.h. mit nicht optimaler Geschwindigkeit.

Geschichte und Varianten

Atari

MagiC kam unter dem Namen Mag!X etwa 1992 in der Version 1.0 noch vor Ataris MiNT auf den Markt. Damals war es ein multitasking-fähiges TOS-kompatibles Betriebssystem, das ausschließlich auf dem Atari ST lief.

Über die Zwischenversion 1.1 bot erst die Version 2.0 richtiges, d.h. präemptives Multitasking, während MiNT technisch schon weiter war. Auch wurde der Atari TT nun unterstützt.

Die Version 3.0 brachte ein reentrantes DOS mit parallelem DMA-Transfer, eine 3D-Benutzeroberfläche auf Farbmonitoren, das Ikonifizieren von Fenstern und weitere MiNT-Funktionen und sollte eigentlich den Atari Falcon unterstützen, was aber nicht gelang; stattdessen wurden diverse andere Verbesserungen vorgenommen. Da alle anderen Atari-Geräte bereits technisch überholt und durch den Falcon abgelöst worden waren, konnten die Falcon-Besitzer MagiC nicht einmal einsetzen. Ab der Version 3.0 heißt das Programm nun MagiC statt Mag!X.

Die Version 4.0 bot endlich die lang versprochene Unterstützung für den Atari-Falcon. Einige Falcon-Besitzer klagten aber über Instabilitäten und Abstürze.

Die im Jahr 1995 erschienene Version 5.0 bot nachladbare Dateisysteme mit asychronen Dateizugriffen über DMA, ein VFAT-Dateisystem mit langen Dateinamen, Threads, Signale und wurde, mit Emulator-Unterbau, sowohl auf den Apple Macintosh als auch ein Jahr später auf den Windows-PC portiert. Ab dieser Zeit hatte, durch den Niedergang von Atari, die native, d.h. die Atari-Variante, keine große Bedeutung mehr.

Atari, Mac und Windows-PC

Die Emulationen heißen MagiCPC bzw. MagiCMac und bestehen aus einem „nativen“ Emulatorteil, der beim klassischen Mac aufgrund des verwendeten 68k-Prozessors aber die CPU nicht zu emulieren braucht, und einem Atari-Teil in 68k-Code. Die Anfang 1995 erschienene Version MagiCMac 1 ließ die Atari-Programme lediglich in der aktuellen Auflösung des Mac laufen und unterstützte zusätzlich nur die Schwarzweiß-Auflösung des ST („ST hoch“), die Einbindung ins Wirts-Betriebssystem war noch unvollständig.

Die Emulation erlaubt es, „sauber“ geschriebene TOS-Programme, bzw. für Ataris geschriebene Programme, auf dem Wirtssystem auszuführen. Programme, die direkt auf die Hardware des Atari ST/TT/Falcon zugriffen, liefen nicht auf dem Emulator. Somit waren alle Musikprogramme wie Cubase, Notator SL und Audiotracker nicht lauffähig.

Weiterhin konnten die Emulatoren natürlich für die Konvertierung von in Signum, Script, Phoenix und QED (Texteditor) erstellten Dateien verwendet werden, um mit den Daten „nativ“ auf dem Macintosh oder Windows-PC weiterzuarbeiten.

Im Sommer 1996 erschien MagiCMac 2 mit unverändertem Atari-Kernel (Version 5), jedoch mit deutlich verbesserter Integration ins Mac OS. Außerdem wurden nun auch die farbigen Original-Auflösungen des Atari ST emuliert.

Ebenfalls im Sommer 1996 und ebenfalls mit demselben Atari-Kernel erschien MagiCPC. Emuliert wurde der Atari unter Windows 95 und NT 4.

Und jetzt auch noch Klone

Die Version 6.0 erschien 1998 und bot einen neuen Fenstermanager im 3D-Design, beliebige, auch proportionale Systemzeichensätze und „Shared Libraries“. Zudem wurde der Boot-Vorgang optisch aufgewertet. Die Version 6.1 mit Unterstützung von VFAT32-Partitionen und weitergehender MiNT-Kompatibilität (1999) wurde zusätzlich noch auf den Atari-Klone Hades (mit 68060 Prozessor) von Medusa Computer Systems portiert. Zu dieser Zeit war der Atari-Markt aber bereits sehr klein, auch der für Klone.

Die letzte Version für Atari, nur noch mit internen Verbesserungen und Fehlerkorrekturen der Vorgängerversion, ist „6.2“, und dieser Kernel wurde auch weiterhin in den Emulationen eingesetzt. Das bedeutet, daß der Kernel seit 2001 nicht mehr gepflegt wird.

Nur noch Mac OS X

Da MagiCMac tief in das Betriebssystem des Macintosh eingriff, war das Programm unter Apples neuem Unix-Betriebssystem Mac OS X nicht mehr lauffähig. 2001 erschien von MagiC die Variante MagiCMacX für alle Apple-Computer mit Mac OS X. Dieser neu geschriebene Emulator war wesentlich langsamer als sein Vorgänger MagiCMac, was zu heftigen Kritiken führte.

2004 erschien die nächste Aktualisierung – die Version 1.2 – für MagiCMacX.

Seit September 2009 ist für Version 1.2 ein kostenloser Aktualisierer (MagicMacX2Update) verfügbar. MagicMacX 2.0 benötigt mindestens Mac OS X 10.4 „Tiger“ und ist ein Universal Binary, d.h. läuft nativ – ohne Geschwindigkeitseinbußen – sowohl auf PowerPC- als auf Intel-Macs. Außerdem wurden die Dialogfenster überarbeitet und kleinere Fehler behoben.

MagiCDesk

Alle Versionen von MagiC wurden mit einem grafischen Datei- und Programmanager, der sogenannten Shell, geliefert. Beim Windows-PC heißt dieser üblicherweise Explorer, beim Mac traditionell Finder, und beim Atari heißt er Desktop. MagiCDesk oder (früher) MagxDesk bietet die üblichen Funktionen wie paralleles Kopieren/Verschieben/Löschen/Formatieren usw., beherrscht lange Dateinamen und Aliase (= symbolische Links), Verwaltung von Farbicons, kann jedoch im Funktionsumfang (allerdings auch beim Speicherbedarf) mit den alternativen Desktops jinnee und Thing nicht mithalten.

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