- Ophioglossum vulgatum
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Gewöhnliche Natternzunge Systematik Abteilung: Gefäßsporenpflanzen (Pteridophyta) Klasse: Psilotopsida Ordnung: Natternzungenartige (Ophioglossales) Familie: Natternzungengewächse (Ophioglossaceae) Gattung: Natternzungen (Ophioglossum) Art: Gewöhnliche Natternzunge Wissenschaftlicher Name Ophioglossum vulgatum L. Die Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) ist eine Art der Farne in der Gattung der Natternzungen.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Gewöhnliche Natternzunge bildet unterirdisch bis zu 20 Wurzeln aus, deren Durchmesser 0,3 bis 0,9 mm beträgt und die radial von der Sprossachse weg wachsen. Den Wurzeln fehlen die Wurzelhaare, deren Funktion wahrscheinlich von Mykorrhizapilzen übernommen wird. Das unterirdische Prothallium ist in der Regel chlorophylllos.
Der Stängel erreicht eine Wuchshöhe von bis zu einem Zentimeter und einen Durchmesser von circa 3 mm. Er trägt nur ein Laubblatt, das sich im Frühjahr oder Frühsommer bildet. Das Blatt ist wie bei allen Natternzungenarten zweigeteilt. Das sterile Trophophyll ist ungeteilt. Es ist gestielt, wobei der Stiel etwa 5 mm lang wird. Es steht aufrecht oder leicht geneigt. Die Farbe ist dunkelgrün glänzend. Das Trophophyll ist bei einer gesunden Pflanze glatt. Die Form ist eiförmig oder eiförmig-spatelig, es wird bis zu 10 cm lang und an der breitesten Stelle bis zu 4 cm breit. Sein Grund umfasst das fertile Sporophyll scheidig, die Spitze ist abgerundet. Die Nervatur ist sehr komplex netzförmig, mit freien Venchen in Areolen.
Das Sporophyll beginnt auf Bodenhöhe und wird zwei- bis viermal so hoch wie das Trophophyll. Auf ihm sitzen zwei vertikale Reihen aus 10 bis 35 Sporangien, die 20 bis 40 mm lang werden und zwischen 1 und 4 mm breit sind. Das Apiculum, die kurze Spitze des Sporophylls, wird 1 bis 1,5 mm lang.
Verbreitung
Die Gewöhnliche Natternzunge liebt schattige Sekundärwälder, bewaldete Hänge oder Täler sowie Wälder, die regelmäßig überflutet werden. In Deutschland findet sie sich gerne auf Moorwiesen und feuchten, lückenhaften Magerwiesen. Der Boden muss nährstoffarm sein. Die Gewöhnliche Natternzunge gilt als Verbandscharakterart der Pflanzensoziologischen Einheit der Pfeifengraswiesen (Molinion caeruleae), eines ursprünglichen Wiesentyps mit auffälligen Grasarten. Der Bestand in Deutschland ist rückläufig, gilt jedoch als gesichert.
Die Art ist in Eurasien, im Süden der Vereinigten Staaten und in Mexiko in Höhenlagen zwischen 0 und 800 m verbreitet.
Systematik
Neben der Nominatform O. vulgatum var. vulgatum existiert noch eine Varietät O. vulgatum var. pycnostichum Fernald, die von Áskell und Doris Benta Maria Löve zuerst als eigene Art Ophioglossum pycnostichum beschrieben wurde.
Nächster Verwandter der Gewöhnlichen Natternzunge scheint Ophioglossum pusillum zu sein, die sich aber durch eine ledrige basale Blatthülle und kleinere Sporen unterscheidet.
Exemplare der Gewöhnlichen Natternzunge aus Europa oder Indien haben zwei Kopien des Genoms (2n) auf ihren Sporen und die DNA ist auf 2n = 480 Chromosomen verteilt. In den Appalachen findet sich aber ein Bestand mit besonders großen Sporen, die 2n = circa 1320 Chromosomen aufweisen, dies ist eine der höchsten Chromosomenzahlen im gesamten Pflanzenreich.
Kultur
Volkstümlich wird die Gewöhnliche Natternzunge „Unseres Herren Spärkraut“ genannt, nach dem Speer, der dem am Kreuz hängenden Jesus in die Seite gestoßen wurde. Auch wird die Art vor allem um Friedberg (Hessen) „Fieberkräutchen“ genannt. Nach einem Brauch wird an Christi Himmelfahrt die Pflanze gepflückt mit den Worten: „Hier ess ich neue Frucht! – Bewahr mich Gott vor Fieber und gelber Sucht“ gegessen.
Literatur
- Urania Pflanzenreich. Band 2: Moose, Farne, Nacktsamer, 1. Auflage 1992, Urania-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-332-00495-6
Weblinks
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