Orchideenproblem

Orchideenproblem

Orchideenfach ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für ein ausgefallenes, ungewöhnliches, seltenes Studienfach[1][2], das nur von wenigen Studenten belegt wird.[3][4][5]. Das Gegenteil eines Orchideenfaches ist das Massenfach.

Orchideenfächer besitzen meist einen hohen Spezialisierungsgrad[6] und bieten aufgrund der geringen Studentenzahlen eine gute Betreuungsrelation, also das zahlenmäßige Verhältnis von Dozenten und Studenten.[7] Im Regelfall besteht kein Numerus clausus auf diesen Fächern.

In der Kritik stehen diese Fächer oft von den geldgebenden Stellen. Es wird kritisiert, dass es sich wirtschaftlich nicht lohne, einen Professor und seine Mitarbeiter für so wenige Studenten zu bezahlen. In diesem Zusammenhang wird Orchideenfach auch als abwertender Begriff für einen Studiengang verwendet, dem man Weltfremdheit, mangelnden gesellschaftlichen Nutzen und fehlende Berufsperspektiven unterstellt und ihn daher auch mit hoher Arbeitslosigkeit assoziiert.[6]

Aktuelle Beispiele für Orchideenfächer sind Sorabistik[8], Onomastik[9], Afrikanistik[6], Christliche Archäologie[10], Keltologie[5], Tibetologie[5], Kristallographie[5] und Diakoniewissenschaften[11]. Es ist jedoch zu beachten, dass sich die Einordnung eines Faches als Orchideenfach aufgrund sich verändernder Studienangebote und Belegzahlen ändern kann. So wurden zu Beginn der 70-er Jahre Studiengänge im Bereich der Kulturpädagogik oft als Orchideenfächer betrachtet, was seit den 80-er Jahren jedoch nicht mehr der Fall ist.[12] Weiteres Beispiele für eine solche veränderte Einordnung sind die Sinologie und die Meteorologie, die zu Beginn der 70-er Jahre ebenfalls als Orchideenfächer angesehen wurden.[6][13][14] Noch im 18. Jahrhundert hatte auch die Physik den Ruf eines Orchideenfaches.

Der Begriff Orchideenfach wird nicht nur auf Studiengänge oder Fachbereiche selbst angewandt, sondern auch auf seltene oder exotische Spezialisierungen innerhalb eines Faches. So wurde im frühen 20. Jahrhundert die Quantenphysik als Orchideenfach innerhalb der Physik angesehen. Im Schulbereich wird der Begriff auch für seltene oder unübliche Schulfächer verwendet, die aber im Hochschulbereich keineswegs den Status einen Orchideenfaches besitzen müssen.

Begriffsherkunft

Orchideen sind in der westlichen Kultur mit die frühesten und bekanntesten Luxuszierpflanzen. Sie benötigen viel Pflegeaufwand und haben keinen praktischen Nutzen. Dies führte zu der Analogie ein aufwendiges Studienfach, welches wenig konkreten Nutzen hat, als Orchideenfach zu bezeichnen.[15][4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag im Duden
  2. Kleines Uni-ABC der Fachschaft Psychologie (Uni Bonn)
  3. Orchideenfach auf student-online.net
  4. a b Orchideenfach im Uni-Dschungel-Glossar auf focus.de
  5. a b c d Affengriff & Zwiebelfisch – Aus dem Tier- und Pflanzenreich entliehene Begriffe im Lexikon der Codes (Webseite)
  6. a b c d Was ist ein Orchideenfach auf abendblatt.de vom 2.9.2006
  7. Julian Nida-Rümelin: Die hochschulpolitische Lage und die Zukunft der Geisteswissenschaften in Deutschland im Sonderheft Hochschulpolitik „Aus Politik und Zeitgeschehen“ (Beilage zu „Das Parlament“, Heft 48/2006)
  8. Christian Werner: ORCHIDEENFACH SORABISTIK. Bloß keine Ostereier auf Spiegel Online vom 27.5.2005
  9. Carsten Heckmanm: ORCHIDEENFACH ONOMASTIK. Auf dem Friedhof der Wörter auf Spiegel Online vom 27.6.2001
  10. Uni Bonn erhält Stiftungsprofessur für Christliche Archäologie (Informationsdienst Wissenschaft)
  11. Kilian Kirchgeßner: Orchideenfächer. Die guten Manager in der Zeit vom 11.7.2007
  12. Bernd Wagner: Vom Orchideenfach zum Numerus Clausus. Hochschulstudienangebote für kulturelle Praxisfelder. In: Werner Thole, Peter Cloos: Kultur – Pädagogik studieren. Georg Olms Verlag, 1997, ISBN 3487105055.
  13. Philipp Bleckmann: Die chinesische Sprache – Schwierig, aber nicht unmöglich auf China Heute
  14. Pressemitteilung der Uni Hamburg vom 1.4.2005
  15. Orchideen-Blüte an den Unis. Artikel auf Der Standard. 2008.

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