Ortlerstellung

Ortlerstellung
Ortler
Königspitze, Monte Zebrù und Ortler (von links nach rechts) von Südosten aus gesehen

Königspitze, Monte Zebrù und Ortler (von links nach rechts) von Südosten aus gesehen

Höhe 3.905 m s.l.m.
Lage Südtirol (Italien)
Gebirge Ortlergruppe, Alpen
Geographische Lage 46° 30′ 38″ N, 10° 32′ 31″ O46.51055555555610.5419444444443905Koordinaten: 46° 30′ 38″ N, 10° 32′ 31″ O
Ortler (Italien)
DEC
Ortler
Erstbesteigung 27. September 1804 Josef Pichler
Normalweg von der Payerhütte über Nordgrat

Der Ortler (ital. Ortles) ist mit 3.905 Metern der Hauptgipfel der Ortlergruppe in den Ortler-Alpen im Grenzgebiet Südtirols zur Schweiz zwischen Vinschgau, Val di Sole und oberem Addatal. Er ist der höchste Berg der Region Tirol.

Inhaltsverzeichnis

Der Ortlergipfel

Der Ortler ist ein massiger Berg mit vier markanten Graten: Nordgrat (Tschierfeck-Grat), Südgrat (Hochjochgrat), Nordostgrat (Martlgrat) und Südost- oder Hintergrat. Ein fünfter Grat, der Stickle-Pleiß-Grat (nach Westen), gehört zwar optisch zum Ortler und trägt mit dem Meraner Weg auch eine bekannte Route, endet jedoch nicht am Gipfel, sondern vereinigt sich am Hochjoch mit dem Südgrat. Auf seiner Nordwestabdachung zwischen Stickle-Pleiß- und Tschierfeck-Grat liegt eine mächtige Eiskappe.

Der Ortler besteht aus Sedimenten des zentralalpinen Mesozoikums, dem Ortler-Dolomit. Der Unterschied zum bekannten Dolomit besteht darin, dass Ortler-Dolomit unter Einfluss von Druck und Hitze bereits gewisse Veränderungen des ursprünglichen Sedimentgesteins (Kalk-Dolomit) erfahren hat. Seine Farbe ist deutlich dunkler als der rein sedimentierte Dolomit.

Einer Sage nach handelt es sich beim Ortler um einen versteinerten Riesen.

Die Erstbesteigung des Ortlers gelang dem Passeirer Gämsenjäger Josef Pichler („Pseirer-Josele”) am 27. September 1804 im Auftrag des Erzherzog Johann von Österreich. Der Aufstieg erfolgte über die schwierige Nordwestflanke der „Hinteren Wandeln” von Trafoi aus. Zwischenzeitlich wurde diese Route nicht mehr begangen, doch 2004 wurde ein neuer Weg von Trafoi aus angelegt, genannt Meranerweg.[1] Im Jahr darauf entdeckte Josef Pichler den von Sulden ausgehenden, heute häufig begangenen Hintergrat. Der heutige Normalweg zum Gipfel folgt im Wesentlichen dem Nordgrat von der Payerhütte aus.

Die Ortlergruppe

Der Ortler ist der höchste und mächtigste Gipfel der nach ihm benannten Ortlergruppe, einem Bergstock von 50 km Länge und 40 km Breite mit fast 100 Gletschern (zu den größten von ihnen zählen der Suldenferner und der Laaser Ferner). Die Ortlergruppe gruppiert sich um den Monte Cevedale bzw. die ihm nördlich vorgelagerten Zufallspitzen, die das Dreiländereck der italienischen Provinzen Trentino, Sondrio und Südtirol markieren. Der Ortler selbst steht nordwestwärts vorgeschoben und ganz auf Südtiroler Territorium. Zu den Hauptgipfeln der Ortlergruppe zählen neben dem Ortler und dem Cevedale die Königspitze, der Monte Zebrù, die Thurwieserspitze und die Trafoier Eiswand sowie Palòn de la Mare und Punta San Matteo. Insgesamt hat das Ortlergebiet über 70 Dreitausender. Die Ortlergruppe gehört geologisch – mit Ausnahme des Ortlers selbst – zum Altkristallin der Ostalpen.

Geschichte

Historische Karte des Ortlers mit eingezeichneten Routen, etwa 1860
Wiener Bergsteiger mit Führer am Gipfel (23. Juli 1891)

1805 bis 1814 war das Land Tirol Teil Bayerns, der Ortler damit für diese Zeit der höchste Berg Bayerns. Bis zum Jahre 1919 war der Ortler der höchste Berg Österreich-Ungarns.

Im Gebirgskrieg 1915-1918 verlief die österreichisch-italienische Front entlang der heutigen Provinzgrenze Südtirol-Sondrio, wenige Kilometer südwestlich des Ortlers, in dessen Eiskappe sich eine das ganze Jahr über besetzte österreichische Stellung befand. Sogar auf dem Gipfel wurde ein Geschütz aufgebaut. Letzteres wurde von italienischen Artilleriestellungen unter Feuer genommen, deren Überreste sich noch heute westlich des Stilfser Jochs im Bereich der Forcola di Rims befinden.[2] Die beiden 1918 auf den Ortlergipfel und die Kreilspitze gezogenen zwei 10,5 cm-Geschütze[3][4] waren die höchstgelegene Stellung Europas.[5] Eines der Geschütze wurde in den späten 90er-Jahren wiedergefunden[6] und ist heute im Rahmen des Sentiero della Pace (Friedensweg) öffentlich zugänglich.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.seilschaft.it/ortler%20meranerweg.htm
  2. Stilfserjoch, 2758m – Rötlspitze, 3026m – Überblick über die Ortlerfront aus Schweizer Sicht
  3. Sebastian Marseiler, Udo Bernhart, Franz J. Haller: Zeit im Eis. Athesia, 2001, ISBN 978-88-7014-912-8 – Franz Haller war der Bergführer, der die Expedition mit etwa 20 russischen Kriegsgefangenen ausführte
  4. Il Capitano sepolto nei Ghiacci, Alpinia-Verlag; Abbildungen: Österreichische Geschütze, In: Der Grosse Krieg Italien gegen Österreich-Ungarn 1915 - 1918, www.i-a-1915-1918.com, Militärfriedhof / Bahnhof Sponding, In: Kriegerdenkmäler in den Alpen und Bayern zum 1.WK, www.moesslang.net
  5. Höhergelegen sind nur die Stellungen des Kargil-Kriegs zwischen 5000 und 6000 m; Die Berge des Himalaya, www.himalaya-info.org
  6. Ortlergeschütz, www.moesslang.net

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