- Oxford English Dictionary
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Das Oxford English Dictionary (OED) ist ein sehr umfangreiches englisches Wörterbuch, das den englischen Wortschatz und die Sprachentwicklung des letzten Jahrtausends umfasst. Ähnlich wie das Grimmsche Wörterbuch der deutschen Sprache enthält es sowohl die Etymologie als auch den Gebrauch der Wörter (Betonung, Zitate, Zeitraum des Gebrauchs). Herausgegeben wird das Oxford English Dictionary von Oxford University Press (OUP). Es enthält etwa 600 000 Schlagwörter mit etwa 2,5 Millionen Anwendungsbeispielen in Zitaten. In diesem Wörterbuch wird der Versuch unternommen, soweit wie möglich alle bekannten Verwendungen und Varianten englischer Wörter aufzuzeichnen, beginnend von den frühesten Überlieferungen der englischen Sprache bis in die Gegenwart. An den Ausarbeitungen waren mehrere Generationen von Sprachforschern beteiligt, unter ihnen J.R.R. Tolkien und William C. Minor. Das Wörterbuch ist auch online zu erreichen, allerdings nicht kostenlos. Frei verfügbar ist das „Wort des Tages“, in dem täglich ein anderes Wort und seine Erklärung zitiert wird.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
In England wurde das erste Dictionarius, das eine Sammlung lateinischer Wörter enthielt, 1225 veröffentlicht. Ab 1538 erschien in London eine Reihe lateinisch-englischer Wörterbücher, von denen einige alphabetisch angeordnet waren, andere arrangierten das Vokabular nach Wortfeldern. Das erste rein englische Wörterbuch A Table Alphabeticall wurde 1604 veröffentlicht und enthielt 2500 Einträge. Seinem Herausgeber Robert Cawdrey kam es vor allem darauf an, schwierige Wörter zu erläutern (“hard usual English words“). Während des 17. Jahrhunderts kamen insgesamt sieben große Wörterbücher auf den Markt. Sie enthielten meist nur ein Synonym des zu erläuternden Begriffs und beschränkten sich durchweg auf schwierige, ungebräuchliche Wörter.
Das Wörterbuch von Nathaniel Bailey beanspruchte zum ersten Mal, ein umfassendes Inventar der englischen Sprache zu liefern. Außerdem enthielt es Angaben zur Entstehungsgeschichte der Stichwörter. Baileys Universal Etymological Dictionary erschien 1721 und erlebte 25 Auflagen. Das bedeutendste Wörterbuch vor dem Oxford English Dictionary stammt aber von Samuel Johnson. Sein Dictionary of the English Language stellte zum ersten Mal ein Belegwörterbuch dar. Obwohl Johnson es ablehnte, die englische Sprache normieren zu wollen, definierte sein Wörterbuch die Standardsprache, regelte die Rechtschreibung und lieferte Hinweise zur Aussprache. Johnson wertete literarische Werke aus, die aus dem Zeitraum zwischen 1586, als Sir Philip Sidney gestorben war, bis zu den seinerzeit jüngst verstorbenen Schriftstellern stammten. 1755 erschienen die beiden Bände; es war das letzte Mal, dass eine einzelne Person ein umfassendes Wörterbuch der englischen Sprache vorlegte.
Geschichte
Am 5. November 1857 rief Richard Chenevix Trench, Dekan von Westminster Abbey, vor der Philological Society dazu auf, ein Wörterbuch der englischen Sprache zu schaffen. Sein Vortrag trug den Titel „Einige Mängel unserer englischen Wörterbücher“. Trench schwebte ein Inventar der gesamten englischen Sprache vor; ausdrücklich sollte dieses Wörterbuch nicht der Sprachpflege dienen: Lexikografen seien Historiker, keine Kritiker.
Trench war klar, dass eine einzelne Person solch ein Projekt nicht mehr bewältigen konnte. Er schlug deswegen ein Gemeinschaftsunternehmen vor, das auf der Arbeit von Freiwilligen aufbauen würde. Der Vorschlag – damals noch unter dem Namen New English Dictionary on Historical Principles – wurde von der Philological Society 1858 akzeptiert und Herbert Coleridge zum Herausgeber berufen. Coleridge starb bereits nach zwei Jahren, er hatte in dieser Zeit gerade mal die Belege für die Hälfte des Buchstaben A durchsehen können, und auch sein Nachfolger Frederick Furnivall erwies sich als überfordert, wie er schließlich selbst erkannte. Zwanzig Jahre nach dem Beginn stand das Projekt vor dem Scheitern.
Die entscheidende Wende kam 1877, als einerseits auf Furnivalls Vorschlag James Murray eingestellt wurde und andererseits Oxford University Press als Verlag gewonnen wurde. Murray veröffentlichte 1879 einen Aufruf, den zahlreiche Buchhändler ihren Büchern beilegten. Bemerkenswerterweise richtete er sich dabei nicht nur an seine Landsleute, sondern auch an Amerikaner und die Bewohner der britischen Kolonien: Tatsächlich sollte die gesamte englische Sprache, die inzwischen zur Weltsprache aufgestiegen war, dokumentiert werden.
Die Methode, Belege zu sammeln, war bereits von Samuel Johnson ausgearbeitet worden. Auf einem Streifen Papier wurde das Wort, die Fundstelle und ein Zitat herausgeschrieben, das den Gebrauch dieses Wortes illustrierte. Johnson hatte auf diese Weise versucht, die Bedeutung eines Wortes zu vermitteln. Trench ging weit darüber hinaus: Er wollte durch Belege die gesamte Geschichte eines Wortes illustrieren, gleichsam eine Biographie vom ersten Auftauchen in der englischen Sprache bis zu dessen Verschwinden schreiben, wobei auch jeder Bedeutungswandel durch ein Zitat untermauert werden sollte.
Um das Projekt zu finanzieren, wurde das Wörterbuch in zahlreichen Lieferungen publiziert. Der erste Faszikel erschien am 1. Februar 1884 mit den Stichwörtern a – ant. Das Projekt war gesichert, als Königin Viktoria erlaubte, ihr den Band mit dem Buchstaben C zu widmen. Nach siebzig Jahren wurden die zwölf Bände des New English Dictionary schließlich 1928 abgeschlossen. Bis dahin waren 414.825 Wörter definiert und dafür 1.827.306 Belege angeführt worden. Bei der Arbeit war ein einziges Stichwort – bondmaid (deutsch: Leibeigene) – verloren gegangen. Allerdings entwickelte sich die englische Sprache schneller als das Wörterbuch, so dass 1933 bereits ein erster Ergänzungsband notwendig wurde. Erst seitdem ist das Wörterbuch unter dem Namen Oxford English Dictionary bekannt. Nach insgesamt fünf Ergänzungsbänden wurde 1989 die zweite, vollkommen neu bearbeitete Ausgabe in 20 Bänden veröffentlicht.
Eine weitere Neuausgabe ist mit Stand August 2010 zu 28 Prozent fertiggestellt[1]. Voraussichtlich soll sie nicht mehr bei Abschluss gedruckt werden, sondern nur noch - fortlaufend aktualisiert - gegen Gebühr über das Internet verfügbar bleiben.[2]
Aufbau eines Artikels
Das Oxford English Dictionary wurde mit Hilfe Tausender freiwilliger Mitarbeiter erstellt, die insgesamt sechs Millionen Belege einsandten. Die Belege wurden zunächst alphabetisch sortiert, dann innerhalb desselben Stichworts nach Wortarten: etwa bell als Substantiv, Adjektiv und Verb. Dann wurden die Belege nach der Zeit sortiert, aus der sie stammten und schließlich nach verschiedenen Bedeutungen.
Ein Stichwort enthält zunächst Aussprache und Etymologie – ursprünglich hatte Oxford University Press sich dagegen ausgesprochen, weil sie ein eigenes etymologisches Wörterbuch publizieren wollte. Dann folgt die Definition und schließlich die Belegstellen. Grundsätzlich sollen die Zitate den Gebrauch des Stichworts illustrieren. Das erste Zitat soll möglichst auch das erste Auftauchen des Wortes in der englischen Sprache nachweisen. Danach reicht ein Zitat pro Jahrhundert, bei starkem Bedeutungswandel können es auch mehr sein.
Die Definition sollte besagen, wozu ein Wort gehört. Dabei sollten keine Wörter verwendet werden, die komplizierter oder wahrscheinlich weniger bekannt als das zu definierende Wort sind. Eine Definition sollte nicht sagen, was ein Wort nicht bedeutet. Alle verwendeten Wörter müssen anderswo im Wörterbuch zu finden sein. Und wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, müssen diese genannt werden.
Bedeutung
Das Oxford English Dictionary ist das bedeutendste Wörterbuch der englischen Sprache und damit weltweit das bedeutendste Wörterbuch überhaupt. „The OED says …“ ist zu einer stehenden Redewendung in allen Zweifelsfällen geworden. Das Oxford English Dictionary wurde häufig wegen seines angeblichen Sexismus, Rassismus und seiner imperialen Haltung kritisiert, aber auch die Vehemenz der Kritik ist nur ein weiterer Beleg für seine überragende Stellung. Unter Lexikografen ist es ein beliebter Sport geworden, den Erstnachweis eines Stichworts im OED zu widerlegen.
Vergleichbare Wörterbücher in anderen Sprachen werden meist von Akademien getragen: Die Accademia della Crusca in Florenz schuf bereits 1612 das erste Wörterbuch der italienischen Sprache. In Frankreich brachte die Académie Française ab 1694 das Dictionnaire de l'Académie heraus, wobei sie ihre Aufgabe auch darin sieht, Normen zu setzen. In Spanien erfüllt die Königlich Spanische Akademie eine vergleichbare Funktion. Ihr Diccionario de Autoridades – ebenfalls ein Belegwörterbuch – erschien zwischen 1726 und 1739; das daraus entstandene Diccionario de la lengua española kommt allerdings ohne Belege aus. Das Deutsche Wörterbuch wurde von den Brüdern Grimm in den 1830er Jahren begonnen und erst 1960 abgeschlossen; gegenwärtig wird an der Revision der Buchstaben A-F gearbeitet. Von den weiteren, zumeist im 19. Jahrhundert begonnenen vielbändigen Nationalwörterbüchern liegen diejenige Dänemarks (Ordbog over det danske Sprog) und der Niederlande (Woordenboek der Nederlandsche Taal) abgeschlossen vor, wogegen diejenigen Schwedens (Svenska Akademiens ordbok) und der deutschsprachigen Schweiz (Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache) noch nicht vollendet sind. Für den US-amerikanischen Sprachraum von Bedeutung ist schließlich Webster's Dictionary (eigentlich: An American Dictionary of the English Language), dessen maßgebliche Fassung zuerst 1828 erschien.
Kürzere Versionen und CD-ROM-Ausgaben
Neben der 20 bändigen Standardausgabe gibt es auch eine einbändige Kleindruckausgabe mit 2402 Seiten,[3] sowie gekürzte Versionen. Als umfangreichste der gekürzten Ausgaben ist das zweibändige Wörterbuch The Shorter Oxford English Dictionary (6. Auflage 2007) anzuführen, mit dem sämtliche Literatur, auch die moderne wissenschaftliche, zu erschließen ist. Von dieser Ausgabe gibt es eine kopiergeschützte CD-ROM Ausgabe von Oxford University Press, sowie eine herunterladbare Applikation von WordWeb. Dazu gehören auch das einbändige The Pocket Oxford Dictionary, das im Umfang etwa dem Duden entspricht. Für den Englischunterricht in deutschen gymnasialen Oberstufen ist das (einsprachige) Oxford Advanced Learner’s Dictionary verbreitet.
Die CD-ROM des Oxford English Dictionary in der Version 4.0 enthält neben dem Text der 20-bändigen 2. Ausgabe die 3 Ergänzungsbände und etwa 7000 Einträge ab 1997. Eine Onlineversion ist ebenfalls verfügbar.
Weblinks
- Homepage
- AskOxford: the free online dictionary resource from OUP (Compact Oxford English Dictionary)
- Word of the day (täglich wechselndes Beispiel eines Eintrages im Oxford English Dictionary)
- On some Deficiencies in our English Dictionaries, Vortrag von Richard Chenevix Trench, mit dem er den Anstoß zum OED gab
Literatur
- K. M. Elisabeth Murray: Caught in the Web of Words. James Murray and the Oxford English Dictionary. New Haven/London, 1977, ISBN 0-300-02131-3
- Donna Lee Berg: A Guide to the Oxford English Dictionary. The essential companion and user’s guide. Oxford, New York 1993, ISBN 0-19-869179-3
- Simon Winchester: The Surgeon of Crowthorne. A tale of murder, madness and the love of words. London 1998, ISBN 0-670-87862-6. In den USA als: The Professor and the Madman. A Tale of Murder, Insanity, and the Making of The Oxford English Dictionary. New York 1998, ISBN 0-06-017596-6. Deutsch: Der Mann, der die Wörter liebte. München 1998, als Taschenbuch München 2000, ISBN 3-442-72643-3. (Über William C. Minor und James Murray)
- Simon Winchester: The Meaning of Everything. The Story of the Oxford English Dictionary. Oxford, 2003, ISBN 0-19-860702-4
- Lynda Mugglestone: Lost for words. The hidden history of the Oxford English dictionary. New Haven/London, 2005, ISBN 0-300-10699-8
Einzelnachweise
- ↑ Statement on the OED and dictionary publishing at Oxford University Press. Oxford University Press, 31. August 2010, abgerufen am 31. August 2010 (englisch).
- ↑ telegraph.co.uk: Oxford English Dictionary will not be printed again (englisch), abgerufen am 15. Oktober 2010
- ↑ J. A. Simpson, E. S. C. Weiner (Hrsg.): The Compact Oxford English Dictionary. 2 Auflage. Oxford University Press, Oxford 1991, ISBN 978-0-19-861258-2, S. 2402 (Einbändige Kleindruckausgabe).
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