PMPO

PMPO

Der Begriff Musikleistung / P.M.P.O. ist ein nicht genormter und in der Werbung für Audiogeräte (Verstärker und Lautsprecher) sehr willkürlich verwendeter Begriff. Hierbei werden häufig durch Auswahl einer wenig seriösen Messmethode höhere Werte als Leistungsangabe erreicht.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Bis etwa zur Jahrtausendwende wurde dazu anstelle der Nennleistung die im angelsächsischen Raum verbreitetere Angabe der Sinusleistung oder die RMS-Leistung (engl. "Watts R.M.S.") angegeben, die gewöhnlich noch einigermaßen in der Nähe der Nennleistung (Faktoren in der Größenordnung von 1.5) lag und mit einer elektrisch genau definierten Methode ermittelt wird. Wegen der durch die Messmethode nach oben manipulierten Zahlen war die Zusatzangabe "R.M.S." auch wettbewerbsrechtlich faktisch zwingend. In den letzten Jahren wird in der Bewerbung von Geräten mit unseriöseren Leistungsangaben fast nur noch der nicht einmal mehr klar definierte Zusatz "P.M.P.O." verwendet. Dieser ermöglicht wettbewerbsrechtlich abgesichert die Angabe von Zahlen, die die Nennleistung eines Gerätes um mehrere Größenordnungen überschreiten können.

Seriöse Leistungsangaben für Lautsprecher und Verstärker basierten schon in den 1970er Jahren nicht auf der Musikleistung, sondern auf der Nennleistung nach DIN. Die heute maßgebliche Norm für die maximal zulässige Daueraufnahme- bzw. Abgabeleistung bei Speisung mit einem rosa Rauschen ist DIN 45324.

Demgegenüber wird insbesondere bei der heutigen Variante der "Musikleistung" ein kurzzeitig erreichbarer (Leistungs-) Spitzenwert pro Kanal angegeben, der allenfalls als Maß für die maximale Aussteuerbarkeit bei Lautstärkespitzen eines Musiksignales dienen kann, bei der das Signal ohne nennenswerte Verzerrungen (clipping) oder gar eben noch ohne Zerstörung der gemessenen Komponente verarbeitet wird. Seriöserweise wäre hier jedenfalls ein Bezugsklirrfaktor des verarbeiteten Signals anzugeben. Bei Messungen mit der Angabe P.M.P.O. wird dies nicht ohne Grund vermieden. Bei diesen ist auch nicht klar, ob überhaupt noch gemessen wurde. Zur Beurteilung der Qualität von Leistung und Signalverarbeitung in Geräten ist diese Angabe vollends weitgehend untauglich oder gar unwahr.

Konstruktiv wird die Musikleistung eines Verstärkers im Allgemeinen durch die Auslegung des Netzteils bestimmt, insbesondere der Netzteilkondensatoren, welche die Energie für die kurzzeitigen Stromspitzen zur Verfügung stellen müssen. Werte bis zu 50.000 µF sind durchaus gebräuchlich. Eine geringe Differenz zwischen der Nennleistung (Dauerleistung) und der Musikleistung stellt ein Gütemerkmal für die Auslegung des Netzteiles dar, da sich das Netzteil darin als dafür ausgelegt erweist, Ströme im Bereich der Spitzenlast auch dauerhaft zur Verfügung zu stellen.

Die sogenannte PMPO-Angabe

Bei Multimedia-Audiogeräten oder geringwertigen Verstärkern wird die abgegebene Leistung häufig mit PMPO angegeben. Die Abkürzung ist nicht genau festgelegt und kann Peak Music Power Output, Pulse Maximum Power Output, Peak Momentary Power Output oder Peak Maximum Power Output bedeuten. Scherzhafterweise ist manchmal auch von "Prae Mortem Power Output" (Prae Mortem lateinisch für "vor dem Tod", vergl. "post mortem") die Rede.
Bei Verstärkern ist PMPO oft in etwa der Quotient aus dem Quadrat der Leerlauf-Versorgungsspannung und der minimal zulässigen Lastimpedanz. Oft übersteigt die PMPO-Angabe jedoch sogar diesen Wert erheblich. Ebenso wie die Abkürzung ist auch die Größe selbst physikalisch nicht definiert (im Gegensatz zur Sinusleistung oder RMS-Leistung).

Begriff

Zu dem Begriff PMPO gibt es keine anerkannten Definitionen und Messverfahren. Vornehmlich für Verkaufsaussagen soll diese wirklich „abgeschätzte“ Leistungsangabe hohe Werte suggerieren. Grundlage ist eine geschickte „Verrechnung“ von Werten unter optimalen Annahmen, wie: Kurzzeitimpuls, Schätzung des theoretischen Maximalwerts, Verzerrungen 5% und mehr, bei Mehrkanalsystemen Addition sämtlicher Kanäle usw. Eigentlich bezieht sich diese Angabe auf die Ausgangsleistung (output power) eines Verstärkers, wird aber auch für die Kennzeichnung der Eingangsleistung von Lautsprechern verwendet.

In einem Vergleich mehrerer Einzellautsprecher wurden Faktoren von 8 bis zu 50 zwischen den PMPO-Leistungsangaben und der genormten Nennleistungen eines Lautsprechers festgestellt. Bei Addition aller Kanäle eines Mehrkanalsystems kann dieser Faktor mehr als 100 betragen. Ein Beispiel ist die Angabe „300 W PMPO“ für ein Stereo-Lautsprecherpaar, bestehend aus zwei Lautsprechern mit einer Nennleistung von jeweils 3 W, was man schon durch die Leistungsangabe am Stecker-Netzteil als für die Musikwiedergabe irrelevant erkennen kann.

PMPO bei Lautsprechern

Mit PMPO bezeichnet man die theoretisch höchste Spitzenleistung, die ein Lautsprecher aufnehmen kann, ohne zerstört zu werden. Der Wert sagt allerdings nichts darüber aus, wie lange eine solche Maximalbelastung bestehen kann, ohne das Produkt zu zerstören. PMPO wird von manchen Lautsprecherherstellern im sogenannten Multimedia-Bereich verwendet, um ein Produkt mit einer verkaufsfördernden großen Leistungszahl auszustatten.

Üblicherweise wird die Nennleistung von Lautsprechern für die maximal zulässige Daueraufnahmeleistung bei Speisung mit einem rosa Rauschen nach DIN 45324 angegeben. Dieses Messverfahren stellt die beste Annäherung an die Anforderungen bei Musikwiedergabe dar.

PMPO bei Verstärkern

Weiter beschreibt die PMPO-Leistungsangabe bei Verstärkern die rechnerisch maximale Ausgangsleistung. Dazu wird als Berechnungsgrundlage angenommen, dass die symmetrische Versorgungsspannung auch bei erheblicher Last nicht einbricht und der maximale theoretische Spannungshub, den der Verstärker von sich geben kann, zwar nur für einen Bruchteil einer Sekunde anliegt, er aber existent ist. Die daraus berechnete Leistungsangabe wird dann mit der Anzahl der Kanäle multipliziert. Somit hat man die PMPO-Leistung errechnet. Vergessen wird aber hierbei, dass der Spannungshub nicht der Effektivspannung entspricht und ein Netzteil eines Verstärkers nicht 100% laststabil ist. Erst recht nicht, wenn man den Verstärker auf allen Kanälen voll belastet. Eine Umrechnung auf aussagekräftigere Leistungsangaben ist wegen der uneinheitlichen hypothetischen Berechnungsgrundlagen nicht möglich.

Fazit

In der Regel ist davon auszugehen, dass allein das Vorhandensein einer PMPO-Angabe ein Merkmal für minderwertige Multimedia-Geräte (low end) ist. Von Kritikern wird die PMPO-Leistung zutreffend als reine Schätz- oder Wunschleistung der Hersteller der Produkte bezeichnet. Der Anwender wird über das wahre Leistungsvermögen im Unklaren gelassen. Im Allgemeinen werden nur leistungsschwache und billige Komponenten mit einer PMPO-Angabe beworben.

Für hochwertige Komponenten wird die wesentlich aussagekräftigere Sinusleistung oder die Nennleistung nach DIN 45324 (maximale Dauerleistung bei Speisung mit einem rosa Rauschen) angegeben.

Experten lehnen die PMPO-Leistungsangabe daher ab, da diese selbst bei wahrheitsgemäßer Angabe eine nur geringe Aussagekraft für die Eignung der Geräte zur Musikwiedergabe ist. Über Klangqualität oder die mögliche Maximallautstärke sagt die Zahl nichts aus.

Anerkannte Kennwerte

Bei Geräten für höhere Ansprüche stellen seriöse Hersteller ausführliche Datenblätter zur Verfügung und werben mit genormten, nachvollziehbaren Kennwerten.

Ausgangspunkt zur Dimensionierung zuverlässiger Systeme sind technisch fundierte Angaben unter Bezugnahme auf die einschlägigen Normen. International genormte Definitionen und Messverfahren für Kennwerte elektroakustischer Geräte (z. B. Mikrofone, Lautsprecher, Verstärker) sind in den Normen der Reihe DIN EN 60268 bzw. DIN IEC 60268 festgelegt.

Zur Beschreibung der elektrischen Leistung sind folgende Werte üblich: Bei Verstärkern sind das die Nenn-Rauschleistung (die maximal an der Nennimpedanz lieferbare Dauerleistung bei Speisung mit einem rosa Rauschen nach DIN 45324) und die Sinusleistung (Sinus-Dauerton in die Nennimpedanz).

Bei Lautsprechern sind die maximale Langzeit-Eingangsleistung und die maximale Kurzzeit-Eingangsleistung kennzeichnend. Lautsprecherboxen können insbesondere bei hohen Frequenzen auch nicht annähernd deren Nennleistungen als Sinuston wiedergeben, ohne zerstört zu werden. Das ist kein Qualitätsmangel, sondern beruht auf dem geringeren Leistungsinhalt hoher Töne bei gleicher Lautstärke. Lautsprecher werden daher zweckmäßigerweise mit einem rosa Rauschen zu Bestimmung der Nennleistung nach DIN 45324 gespeist, das den größten Leistungsinhalt bei niedrigen Frequenzen hat.

Diese Werte charakterisieren nur das elektrische Leistungsaufnahmevermögen eines Lautsprechers und enthalten noch keine Aussage über dessen Nutzleistung und Wiedergabequalität in Form des abgestrahlten Schallsignals. Die Größe des Nutzsignals ist zusätzlich als mittlerer Schalldruck bzw. Schalldruckpegel (Kennschalldruckpegel) in einem angegebenen Frequenzband (z. B. 1 kHz in 1 m Abstand) angegeben.

Hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Lautsprechern. Bei gleicher Leistungsaufnahme kann sich der Schalldruck unterschiedlicher Lautsprecher um den Faktor 10 und mehr unterscheiden. So kann ein Lautsprecher, der an einen Verstärker mit einer Nenn-Ausgangsleistung von 5 W angeschlossen ist, denselben Lautstärkeeindruck hervorrufen wie ein zweiter Lautsprecher, der an einen Verstärker mit 50 W angeschlossen ist. Der erste Lautsprecher hat hierbei jedoch einen um 10 dB höheren Wirkungsgrad als der zweite. Der sogenannte Kennschalldruckpegel ist z. B. 95 dB gegenüber 85 dB des zweiten Lautsprechers.

Zur Beurteilung der Eignung von Lautsprechern zur Musikwiedergabe sind weiterhin der Frequenzgang, der Übertragungsbereich, das Richtdiagramm und der Klirrfaktor entscheidend.

Weiterhin ist die naturgetreue Impulswiedergabe wichtig, d. h. dass ein Impuls zeitrichtig ohne Ein- und Ausschwingvorgänge wiedergegeben wird.

Die Messverfahren für die Kennwerte sind in DIN EN 60268-5 „Elektroakustische Geräte - Teil 5: Lautsprecher“ beschrieben

Zur Charakterisierung hochwertiger Lautsprecher im Heimbereich wird nur ein Teil der in DIN EN 60268-5 festgelegten Kennwerte benötigt. Die für diesen Einsatzbereich anzugebenden Kennwerte legt die Norm fest: DIN EN 61305-5 „Hi-Fi-Geräte und -Anlagen für den Heimgebrauch - Verfahren zur Messung und Angabe der Leistungskennwerte - Teil 5: Lautsprecher“.


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