PSI-Theorie (Kuhl)

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Die Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI-Theorie) von Julius Kuhl ist eine Theorie der willentlichen Handlungssteuerung, welche motivationale, volitionale, kognitive, entwicklungs- und persönlichkeitspsychologische Theorien zu integrieren versucht.

Dabei versucht Kuhl ein Grundproblem der etablierten persönlichkeitspsychologischen Schulen zu beseitigen, die nämlich oft versucht haben, die Persönlichkeit sehr einseitig anhand eines psychischen Systems (im Sinne der PSI-Theorie) zu beschreiben. Kuhl greift dabei auf bekannte Erkenntnisse verschiedener Schulen (Sigmund Freud, Carl Gustav Jung, Hans Jürgen Eysenck, George A. Kelly, Carl Rogers, Iwan Pawlow und Kurt Lewin) und aus der Gehirnforschung zurück und bietet eine systemtheoretische Persönlichkeits- und Motivationstheorie mit sieben Ebenen an. Er hebt sich auch in methodischer Hinsicht von den üblichen Typologien und faktoranalytischen Konzepten ab. Allerdings spielt in der PSI-Theorie gerade die Interaktion zwischen den Systemebenen eine große Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Systemebenen

  1. Automatische Steuerung (Lernen)
  2. Temperament (Aktivierung und Erregung)
  3. Affekt und Anreizmotivation
  4. Progression und Regression
  5. Basismotive
  6. Kognition (Denken vs. Fühlen)
  7. Bewusstsein und Wille (Selbstkontrolle, Selbstregulation und Volition)

Makrosysteme

Die Theorie nimmt an, dass die Verbindungen zwischen Systemebenen durch Veränderungen im positiven und negativen Affekt (A+ und A-) bzw. deren Hemmung (A(+) und A(-)) moduliert werden (Modulationsannahmen). Diese Dynamik wird durch die vier Makrosysteme aufgebaut:

  1. Extensionsgedächtnis (EG, A(-), Fühlen, rechts präfrontal): Kohärentes Kontext- und Selbstwissen, kongruenzbetonte, parallel-holistische Aufmerksamkeit.
  2. Intentionsgedächtnis (IG, A(+), Denken, links präfrontal): Aufrechterhaltung von Absichten, Abschirmung, Planen, sequenziell-analytische Aufmerksamkeit.
  3. Objekterkennung (OES, A-, Empfinden, links parietal): Inkongruenzbetonte Aufmerksamkeit.
  4. Intuitive Verhaltenssteuerung (IVS, A+, Intuieren, rechts parietal): Intuitive Verhaltensroutinen.

Modulationsannahmen

Wie das Zusammenspiel der einzelnen Wahrnehmungssysteme und der damit verbundenen Makrosysteme die einzelnen Affektlagen beeinflusst, wird durch die sieben Modulationsannahmen beschrieben. Dabei gelten die ersten beiden als Basismodulationsannahmen.

  1. Modulationsannahme (Willensbahnungs-Annahme): „Die Herabregulierung von positivem Affekt (A(+)) hemmt das Ausführungssystem (genauer: Hemmung der Verbindung zwischen IG und IVS) und bahnt damit die weitere Aufrechterhaltung und Bearbeitung einer Handlungsabsicht im Absichtsgedächtnis und assoziierter Hilfesysteme (z.B. analytisches Denken): Die Umsetzung von „Absichten“ im Sinne von explizit gewollter Handlungen wird durch fremd- oder selbstgenerierten positiven Affekt gebahnt („Willensbahnung“), der die Herabregulierung von positivem Affekt wieder aufhebt und das Absichtsgedächtnis samt assoziierter Hilfssysteme deaktiviert.“ (Kuhl, 2001, S. 164)
  2. Modulationsannahme (Selbstbahnungs-Annahme): „Die Herabregulierung negativen Affekts (A(-)) bahnt den hemmenden Einfluss integrierter Selbstrepräsentationen und anderer Kontextrepräsentationen auf das Erleben inkongruenter oder unerwarteter Objektwahrnehmungen und Empfindungen („Verdrängung“) und verhindert damit eine „Entfremdung“ von eigenen Interessen („Selbstbahnung“) und eine übermäßige Sensibilisierung selbst- oder erwartungsdiskrepanter Objektwahrnehmungen“ (Kuhl, 2001, S. 164 ff.)
  3. Modulationsannahme: Willenshemmung
  4. Modulationsannahme: Selbstberuhigung
  5. Modulationsannahme: Selbstmotivierung
  6. Modulationsannahme: Selbstverwirklichung
  7. Modulationsannahme: Penetration

Die PSI-Theorie bietet anhand der verschiedenen Systemebenen (die verschiedenen psychologischen Schulen entsprechen) unterschiedliche Erklärungen für das Korrumpierungsphänomen an, bei dem intrinsische Motivation zerstört wird. Wenn ein Verhalten, welches eigentlich intrinsisch motiviert war, plötzlich durch äußere Anreize (Anweisungen, Belohnung) gesteuert wird, sinkt die innere Beteiligung (siehe hierzu auch Lepper, Greene & Nisbett, 1973; Deci, 1975; Deci & Ryan, 1991). Dadurch wird die Selbstmotivierungsfunktion, die für das Erlebnis sorgt, dass die Freude der Tätigkeit selbst entspringt (Flow), außer Kraft gesetzt. Mit diesem Beispiel und deren ganz verschiedenen Erklärungen, durch die jeweiligen Systemebenen, soll gezeigt werden, dass alle bekannten persönlichkeitspsychologischen Schulen durchaus ihre Berechtigung zur Erklärung von Verhalten haben, jedoch um ein vollständiges Bild der Persönlichkeitsstruktur zu erhalten, alleine betrachtet viel zu einseitig sind. Um seine Annahmen zu untermauern, greift er dabei oftmals auf neue Erkenntnisse der neurophysiologischen Forschung zurück.

Unterschiedliche individuelle Fähigkeiten im Zugriff auf Selbststeuerungsfunktionen unter Stress bezeichnet Kuhl mit Handlungs- und Lageorientierung. Genauer wird dabei zwischen der Fähigkeit unterschieden, Entscheidungen zu fällen und entsprechende Absichten umzusetzen (prospektive Handlungs- versus Lageorientierung: HOP/LOP) oder wie leicht oder schwer es fällt, nach Misserfolgen oder in bedrohlichen Situationen aversive Gefühle und Gedanken zu kontrollieren (Handlungs- versus Lageorientierung nach Misserfolg: HOM/LOM).

Dabei geht Kuhl davon aus, dass diese Fähigkeiten eher sozialisiert als denn vererbt sind, was sich in der Systemkonditionierungs-Hypothese, die als Zusatz zu den Modulationsannahmen gesehen werden kann, widerspiegelt. Gemeint ist damit eine Form der klassischen Konditionierung in der Kindheit, indem die Mutter auf die Bedürfnisse des Kleinkindes in einer zeitlich und inhaltlich abgestimmten Weise reagiert. Dadurch werden die Verbindungen zwischen dem Selbstsystem (EG) und den betreffenden affektgenerierenden Systemen gebahnt, so dass das Kind diese Verbindungen später selbstgeneriert erzeugen kann und somit nicht mehr auf den affektregulierenden Einfluss der Mutter angewiesen ist.

Hohe Relevanz erhält in diesem Zusammenhang das Extensionsgedächtnis, welches auch als Kernstück des Selbst bezeichnet werden kann. Menschen mit gutem Zugang zu ihrem Selbst zeichnen sich durch erhöhte Flexibilität, Durchsetzungsfähigkeit und innerer Harmonie aus, während Menschen mit geringer ausgeprägtem Zugang zum Selbst eher rigide und unausgeglichen wirken. Kuhl bezeichnet die Fähigkeit zur Integration neuer Erfahrungen in das Extensionsgedächtnis als "emotionale Dialektik".

STAR-Modell: Persönlichkeitsstile auf Grundlage der PSI-Theorie

Das STAR-Modell beschreibt acht (Persönlichkeits-)Stile auf der Grundlage der unterschiedlichen Koalitionen der vier psychischen Systeme:

Extensionsgedächtnis (EG), Intentionsgedächtnis, Objekterkennungssystem und intuitive Verhaltenssteuerung (IVS) bilden kurzzeitige Allianzen. Zum Beispiel bilden EG und IVS - moduliert durch eine Dämpfung des negativen Affekts und ein Vorhandensein positiven Affekts - den ehrgeizigen Stil..

Unterschieden werden folgende Stile:

Persönlichkeitsstil Affektlage
Selbstbestimmter Stil A{+} / A(-)
Eigenwilliger Stil A(+) / A(-)
Zurückhaltender Stil A(+) / A{-}
Selbstkritischer Stil A(+) / A-
Sorgfältiger Stil A{+} / A-
Ahnungsvoller Stil A+ / A-
Liebenswürdiger Stil A+ / A{-}
Ehrgeiziger Stil A+ / A(-)

Legende:

A + positiver Affekt
A(+) gedämpfter positiver Affekt (Bedrohung)
A - negativer Affekt (Belastung)
A(-) gedämpfter negativer Affekt
{ } Affekt ist weder ausgeprägt noch gedämpft

Siehe auch

Literatur

  • Julius Kuhl und Jürgen Beckmann (Hrsg.): Volition and Personality. Action versus state orientation. Hogrefe und Huber, Göttingen 1994, ISBN 3-8017-0338-X.
  • Julius Kuhl: Motivation und Persönlichkeit. Interaktionen psychischer Systeme. Hogrefe, Göttingen 2001, ISBN 3-8017-1307-5.
  • Falko Rheinberg und Joachim Stiensmeier-Pelster (Hrsg.): Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept. Hogrefe, Göttingen 2003, ISBN 3-8017-1674-0.
  • Heinz Heckhausen: Motivation und Handeln. Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-50746-9.

Weblinks


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